Ort:
Koller Auktionen München
Maximiliansplatz 20, 80333 München
Tel: +49 89 – 22 80 27 66
Ausstellung verlängert bis 13. Dezember 2019, Öffnungszeiten Mo – Fr. 10 - 17 Uhr
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3. Ausstellung: Klasse Prof. Pia Fries, Frühjahr 2020
Im Rahmen von KOLLERNOW kuratiert von Dina Renninger
für das Auktionshaus Koller Auktionen, München
Klasse Prof. Wermers/Karstiess /Prangenberg
bis 13. Dezember 2019
In der dritten Ausstellung der Reihe KollerNOW werden Studenten aus der Bildhauerklasse von Prof. Nicole Wermers sowie Absolventen von Prof. Karstiess und Prof. Prangenberg vertreten sein: Sonja Allgaier, Thomas Breitenfeld, Daniel Huss und Keiyona Stumpf. In den unterschiedlichen Materialien – Holz, Bronze, Keramik, Glas, Fotografie – zeigt sich das kreative Potential der Bildhauerklasse. Hier dominiert der haptische Reiz in gleichem Maße wie der raumgreifende Aspekt. Das virtuose Ringen um natürlich und künstlerisch Geschaffenes spiegelt sich in allen Arbeiten wieder.
Sonja Allgaiers (*1978) Arbeiten bezaubern den Betrachter auf den ersten Blick durch das Wechselspiel zwischen dem sakral anmutenden Goldgrund und der blanken Realität der Fotografie. Dabei stellt ihre installative Präsentation eine aufmerksame Untersuchung unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit und den dahinter liegenden Strukturen dar. Wie äußert sich Wandel, die Machtverhältnisse, der Wahrheitsanspruch in unserer Gesellschaft?
Thomas Breitenfeld (*1983) vorrangiges Material ist das Holz, welches den transformatorischen Prozess seiner Arbeitsweise sichtbar werden lässt. Die amorphen Formen der Holzskulpturen, die dynamisch aus der Wand oder dem Boden erwachsen, entstehen im Einklang mit dem Material. Breitenfeld testet immer wieder die Grenzen des Material und dessen Beschaffenheit als Impulsgeber für den kreativen Prozess. Auch seine Bronzearbeiten faszinieren durch die sichtbaren, materialimmanenten Eigenheiten und das dem Schaffensprozess innewohnende Zufallselement.
Der Künstler und Musiker Daniel Huss (*1986) lässt seine charismatischen Figuren aus verschiedenen Elementen entstehen, lässt sie wachsen und sich entwickeln, wobei der kontrollierte Zufall eine große Rolle spielt. Gips, Holz oder Glas dienen dabei als strukturgebende Körper, wobei die rohe Materialität oft einen spannungsreichen Gegenpol zur cartoonhaften Form und poppigen Glasur bildet.
Keiyona Stumpfs (*1982) Skulpturen und Reliefs faszinieren durch ein gestalterisches Spiel von großer Komplexität. In ihrer Formensprache greift sie die wuchernde, organische Lebendigkeit der Natur auf und fängt sie in einem ornamentalen Netz aus fließenden Übergängen, glänzenden Lasuren und verschachtelten Zwischenräumen ein. Aus ihren Werken in Porzellan, Keramik und Glas erwachsen assoziative Erinnerungen an organische Formen, Mikrostukturen oder Fabelwesen. Natur und Kultur ringen um die Vorherrschaft im Raum, wobei dieser unentschiedene, dynamische Zweikampf den Betrachter stets involviert.
Für weitere Informationen über KollerNOW, bitte clicken Sie hier.
KOLLERview erscheint viermal jährlich,
die nächste Ausgabe folgt im Dezember 2019
Als PDF lesen Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde unseres Hauses
Im Jahr 1990 begann ich als 23jähriger Jüngling in unserem Auktionshaus zu arbeiten, das mein Vater 1958 aus dem Nichts gegründet und aufgebaut hatte. Das Vertrauen, das mein Vater mir bereits in diesen frühen Jahren entgegenbrachte, und die Freiheit, die er mir bei der Umsetzung neuer Ideen von Anfang an gewährte, waren bestimmend für unsere ganze zukünftige Zusammenarbeit. Offenheit der älteren Generation gegenüber der jüngeren und Respekt der Jungen gegenüber den Erfahrungen der Älteren – das war die auf den Punkt gebrachte Zauberformel für das weitere erfolgreiche Gedeihen unseres Auktionshauses in den folgenden Jahrzehnten. Für alle diese Jahre bin ich zutiefst dankbar!
Das Leben meines Vaters, das am 21. Juni 2019 zu Ende ging, war bis zum letzten Tag aufs Engste verwoben mit seiner Galerie Koller. Sein grösstes Interesse galt bis zum Schluss unserem Auktionshaus. Und so hätte er mir an dieser Stelle mit Sicherheit geraten, nach gebührender Danksagung auf die Höhepunkte unserer kommenden Auktionen hinzuweisen.
Die Hauptwerke unserer Altmeister-Auktion sind zwei zur gleichen Zeit entstandene, in ihrer Auffassung aber diametral verschiedene Tafeln. Das eine entstand in Florenz, das andere in Mechelen. Die Toskana und Flandern, zwei der im 15. und 16. Jahrhundert wirtschaftlich und kulturell führenden Regionen, standen in regem Kontakt und Austausch miteinander. Und dennoch sehen wir im «Narrenbildnis» des Meisters von 1537 und in der «Madonna» von Pier Francesco di Jacopo Foschi zwei Ideenwelten aufeinanderprallen. Von natürlich realistischer, der Welt zugewandter, den Betrachter regelrecht herausfordernden Art das eine – in idealisierend subtiler Komposition und Farbgebung gestalteter Manier, dem Himmlischen dienend, das andere.
Die Faszination für mechanische Perfektion und Zurschaustellung moderner Technik im 18. und 19. Jahrhundert dokumentieren einerseits eine in Paris um 1780 entstandene Skelettpendule und andererseits zwei maschinell in Seide gewobene Bücher. Deren Herstellung wurde 1878, also rund hundert Jahre nach der Produktion der genannten Skelettpendule, mit Hilfe von Tausenden von Lochkarten automatisiert. Die Programmierung von Jacquard-Webstühlen für die Herstellung detailreicher Bücher war bahnbrechend, entspricht doch ihr hochkomplexer Binärcode einem der Grundprinzipien des späteren Computers.
Mehrere italienische Tafelbilder aus dem 14. und 15. Jahrhundert und viele weitere, über sämtliche Fachgebiete verteilte Objekte stammen aus einer erlesenen Tessiner Sammlung, die ein italienischer Connaisseur während vieler Jahre liebevoll und kenntnisreich zusammengetragen hat.
Schliesslich stellen wir auch in dieser Ausgabe von KOLLERview einige Objekte und Kunstwerke vor, die wir in den letzten Monaten erfolgreich versteigern konnten.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine informative Lektüre.
Ihr Cyril Koller
MEISTER VON 1537 / FRANS VERBEECK (?)
Bildnis eines Narren. Um 1550.
Öl auf Holz.
33,9 × 24,6 cm.
Schätzung: CHF 500 000 / 700 000
Narren sagen, was Kluge denken
Vorschau auf die Auktion für Gemälde Alter Meister vom 27. September 2019
Der Narr begegnet uns als symbolträchtige Figur immer wieder in der Literatur sowie in den bildenden und darstellenden Künsten, so auch in der flämischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Damals lieferten etwa Quentin Massys (1466–1530) oder Lucas van Leyden (1494–1533) herausragende Beispiele für dieses Sujet. Eng verwandt zeigt sich ein kolorierter Einblatt-Farbholzschnitt von Heinrich Vogtherr d. J., um 1540 (siehe Abb. unten). Der für seine sprichwörtlichen Freiheiten bekannte Hofnarr ist unter den Dargestellten die wohl ikonischste Figur, doch zeigt sich gerade in ihm der ambivalente Charakter seiner Rolle am ausgeprägtesten: Zwar hatte der Narr bei Hofe durch seine Nähe zur Macht ein vergleichsweise gutes Auskommen, fiel er jedoch in Ungnade, war die schöne Zeit vorbei, ihm drohte gar der Tod. Das Leben des Hofnarren war also immer eine riskante Gratwanderung, ein fortwährendes Vabanquespiel zwischen der Leichtigkeit des Seins und dem Absturz.
© akg-images
Das in der Altmeisterauktion vom 27. September 2019 angebotene Narrenbildnis befand sich seit 2010 als Leihgabe im Musée départemental de Flandre in Cassel. Auf ihm sind etablierte Attribute des Narren unschwer wiederzuerkennen: das gelbrote Kostüm sowie die Narrenkappe mit Eselsohren und Hahnenkamm. Der Narrenstock rechts erinnert an ‹Marotten› genannte Stabpuppen. Hier zeigt der Stabkopf das Konterfei seines Trägers, womit auf dessen Selbstverliebtheit, womöglich auch die Gottlosigkeit der Narren angespielt werden sollte. Die Darstellung vor einem schwarzen Hintergrund und der Verzicht auf einen Bildkontext konzentriert die Komposition – und damit den Blick des Betrachters – auf Mimik und Habitus des Narren. In dieser Porträtform stellt die dargebotene Arbeit eine Rarität im 16. Jahrhundert dar. Zur Entschlüsselung seiner eigenwilligen Geste gelangt man unweigerlich auf eine im Niederländischen bis heute gebräuchliche Redewendung: «iets door de vingers zien». «Etwas durch die Finger sehen» steht für den Wunsch, die Augen vor etwas zu verschliessen, etwas zu erdulden, grosszügig zu sein. Offenbar verweist der Künstler darauf, dass man anderen – und damit auch den Narren – Fehler nachsehen sollte. Die Brille gilt für gewöhnlich als Zeichen der Gelehrsamkeit. Hier steht sie vermutlich für Blendung und Betrug, denn Augengläser, wie die hier gezeigte hölzerne Bügelbrille, herzustellen, war eine technische Herausforderung. Da die Brillen nicht überall von gleichwertiger Qualität waren, galten ihre Verkäufer mitunter als Scharlatane.
Das eindrucksvolle Narrenbildnis wurde dem ‹Meister von 1537› zugeschrieben, der – zwischen 1520 und 1570 in Mechelen tätig – seinen Notnamen aufgrund einer so datierten Tafel erhielt, die die Heilige Familie darstellt. Jüngste kunsthistorische Untersuchungen legen nahe, dass es sich beim Meister von 1537 um Frans Verbeeck (vor 1530 – um 1570) handeln könnte. Auf Basis einer dendrochronologischen Untersuchung der Holztafel kann das vorliegende Gemälde auf eine Entstehungszeit nach 1548 datiert werden, die intensivste Schaffensphase Verbeecks. Verwandt sind dessen Arbeiten mit jenen von Jan Sanders van Hemessen (1500–1566) und Pieter Coeck van Aelst (1502–1550), wobei Verbeeck einen eigenen Stil entwickelte, der sich durch exaltierte Gesichtszüge, übersteigerte Posen und einzigartige Bildkompositionen auszeichnet. Seine Sujets enthalten oft satirische Charakteristiken. Chronologisch und stilistisch stellen Verbeecks Malereien eine Verbindung zwischen den Werken von Hieronymus Bosch (um 1450–1516) und Pieter Bruegel d. Ä. (um 1525/30–1569) her. Auch in diesem Kontext ist das vorliegende Narrenbildnis ein exzellentes Beispiel für die hochstehende flämische Porträtmalerei des 16. Jahrhunderts.
BALTHASAR VAN DER AST
Stillleben mit Früchten in einem Flechtkorb.
Öl auf Holz.
29,7 × 52,3 cm.
Schätzung: CHF 180 000 / 280 000
Johannes – Lieblingsjünger, Hoffnungsträger und Stadtpatron
Vorschau auf die Auktion für Gemälde Alter Meister vom 27. September 2019
Innig nah beieinander und vom Künstler gekonnt im Bildraum verschränkt – so zeigen sich Maria mit dem Kind und der Johannesknabe auf einem grossformatigen Gemälde, das als eines der Hauptwerke von Pier Francesco di Jacopo Foschi (1502–1567) bezeichnet werden kann. Foschi, dessen Vater ein Schüler Botticellis war, zählte bereits zu Lebzeiten zu den gefragten und erfolgreichen Künstlern seiner Zeit, blieb hingegen der späteren kunsthistorischen Forschung weitgehend unbekannt. Erst 1953 wurde sein bedeutsames Werk vom renommierten italienischen Kunsthistoriker Roberto Longhi wiederentdeckt. Heute gilt Foschi als einer der führenden florentinischen Maler des 16. Jahrhunderts. Das qualitätsvolle und sehr gut erhaltene Werk ist in jene Schaffensphase zwischen 1530 und 1540 zu datieren, in der der Künstler insbesondere mit und unter Jacopo da Pontormo (1494–1557) arbeitete. Während Foschis künstlerischer Stil in seinen frühen Werken massgeblich von der Malweise seines Lehrmeisters Andrea del Sarto (1486–1530) geprägt war, gibt er in dieser Zeit die deskriptiv-narrativen Elemente zugunsten einer Betonung des Mystisch-Religiösen auf. Stilistisch dem Manierismus verpflichtet, erscheint der Bildraum durch die ineinandergreifende Anordnung der Figuren dicht komprimiert. Die wohlrhythmisierte Komposition der Blicke, Hände und geschwungenen Körper verleiht dem Motiv eine lebhafte Dynamik. Abgerundet wird die meisterhafte Darstellung durch den gezielten Einsatz von Farben und das äusserst zart gehaltene Inkarnat der Figuren. Vergleichbare Darstellungen zählten bereits im 15. Jahrhundert beim Florentiner Bürgertum und Adel zu den beliebten Andachtsmotiven, insbesondere weil Johannes der Täufer, hier neben dem Christuskind als Junge dargestellt, schon damals Stadtpatron von Florenz war und es bis heute geblieben ist.
THEOBALD MICHAU
Belebte Dorfszene vor weiter Landschaft.
Öl auf Holz.
42 × 62 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
MÄRKISCHE SCHULE, 1. HÄLFTE DES 15. JAHRHUNDERTS
Kreuzigungsszene.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
42 × 30,2 cm.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
Das Leiden Christi am Kreuz zählt zu den zentralen Sujets christlicher Kunst. Auf dieser aus der Epoche der Hochgotik stammenden, bisher nie veröffentlichten Bildtafel ist jener Moment festgehalten, in dem Christus kurz vor seinem Tod Maria seinen Lieblingsjünger Johannes als Sohn anempfiehlt – Weib, siehe hier: Dein Sohn und Du, sieh hier Deine Mutter. Diese Episode inszeniert der Künstler subtil: Die Muttergottes nimmt den knienden Johannes bei der Hand und hüllt ihren Mantel schützend um ihn. Hinter beiden sieht man, gleichsam als Zeuge dieses hochemotionalen Geschehens, den Heiligen Franziskus von Assisi der das Kreuz berührt. Auffallend dekorativ und nobilitierend sind der reiche Goldgrund des Himmels mit seinen eingeritzten Pflanzenranken und das faszinierend geführte Licht auf den vier Figuren, ihren Kleidern und der dunkel gehaltenen Felsenlandschaft. Die Tafel kleinen Formats aus dem frühen 15. Jahrhundert ist vermutlich in den Marken nahe Fabriano oder San Severino entstanden. «In diesen Regionen bildete sich im 15. Jahrhundert eine Bildwelt, welche den verspielten hochgotischen Stil Norditaliens, der Lombardei, der Visconti und des Veneto einerseits und die Eleganz der klassischen, plastischeren Formenwelt der Toskana andererseits zur Synthese verband» (Zitat: Prof. Dr. Gaudenz Freuler).
PIER FRANCESCO DI JACOPO FOSCHI
Madonna mit Kind und dem Johannesknaben.
Öl auf Holz.
109 × 85 cm.
Schätzung: CHF 400 000 / 600 000
SEIDENBUCH -
Lamartine, Alphonse de.
Les Laboureurs, poème tiré de Jocelyn reproduit en caractères tissés avec
license des propriétaires éditeurs, en souvenier de l'exposition de Paris 1878.
Schätzung: CHF 80 000 / 120 000
Vorläufer der Computertechnik
Vorschau auf die Auktion für Bücher vom 24. September 2019
Was haben die amerikanische Freiheitsstatue, die Braille-Blindenschrift, das Telefon und das elektrische Licht gemeinsam? Sie alle zählten im Jahr 1878 zu den Exponaten der 3. Weltausstellung in Paris, deren Fokus auf «Neue Technologien» gerichtet war. Neben den genannten prominenten Ausstellungsstücken gab es eine ausgesprochen exotisch anmutende Innovation zu sehen, die mit enormem technischem Aufwand umgesetzt wurde: Ein ganzes Buch sollte vollständig aus Seide hergestellt werden. Geistiger Vater und Realisator dieses visionären Projekts war der Lyoner Seidenfabrikant Joseph-Alphonse Henry (1836–1913). Es ist nicht bekannt, wie viel Zeit und fruchtlose Versuche Henry und sein Atelier unternommen haben, um an ihr Ziel zu gelangen. Fest steht: Die Herstellungskosten müssen exorbitant gewesen sein und liessen sich wohl nur durch den aussergewöhnlichen Werbeeffekt rechtfertigen, den die Pariser Weltausstellung versprach.
SEIDENBUCH -
Buchseite aus dem Livre de Prières.
Tissé sur soie d’après les enluminures
des manuscrits du XIVe au XVIe siècle.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
SEIDENBUCH -
Livre de Prières.
Tissé sur soie d’après les enluminures
des manuscrits du XIVe au XVIe siècle.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
Dieses allererste programmiert produzierte Textilbuch wurde auf einem Jacquard-Webstuhl hergestellt. Joseph-Marie Jacquard (1752–1834) entwickelte die Idee für seine Erfindung bereits 1790. Er experimentierte mit Lochkarten, um das Weben weitgehend zu automatisieren. Bis 1801 perfektionierte der Erfinder die Prozesse und konnte mit Hilfe von Tausenden Lochkarten komplexe Endlosmuster herstellen. Auf diese Weise schuf Jacquard einen Vorläufer moderner Computerprogramme.
Die gewobenen Exemplare mit Alphonse de Lamartines Gedicht ‹Les Laboureurs› waren nicht für den Handel bestimmt. Heute sind nur drei Exemplare aus dem Jahr 1878 bekannt: Das Exemplar der Bibliothèque Nationale de Paris sowie jenes des Musées des Tissus in Lyon kommen dem von uns angebotenen Exemplar – dem veritablen Prototyp («Exemplaire No1») – am nächsten, weisen jedoch keine Nummerierung auf. Ein weiteres, besonders reich verziertes Exemplar wurde später vom Comte de Paris, Philippe d’Orléans, bestellt, unter der Bedingung, dass keine weitere Kopie produziert wird. Dieses Exemplar wird im Musée Louis-Philippe du château d'Eu aufbewahrt. Gleichwohl ist ein weiteres Exemplar bekannt, das jedoch einen abgeänderten Titel trägt – mit reicher Bordüre, neuer Adresse der Atéliers J. A. Henry und mit dem eingewobenem Datum 1883.
Auf den Zehntelmillimeter genau
In unserer Auktion vom 24. September 2019 kommt icht nur das einzige in privater Hand befindliche Stück der Ur-Exemplare unter den Hammer, sondern auch der perfektionierte zweite Versuch, ein Buch zu weben: Livre de Prières. Tissé d’après les Enluminures des Manuscrits du XIVe au XVIe Siècle, Lyon 1886/87. Es wurde ebenfalls von Joseph-Alphonse Henry hergestellt und ist von bestechender Qualität; die Detailgenauigkeit dieses Buches sucht ihresgleichen. Mehr als fünfzig Versuche in einem Zeitraum von über zwei Jahren waren notwendig, um zum Erfolg zu gelangen. Die Seiten sind mit aufwendigen Bordüren ausgestattet. Der ausgezeichnet lesbare Text wird von vier Miniaturen, drei davon ganzseitig, künstlerisch gesteigert. Um die Produktion der seidenen Buchseiten zu kodieren, waren vermutlich 300’000 bis 400’000 Lochkarten nötig. Zum präzisen Weben von 400 Schussfäden pro Quadratzoll für Typografie und Abbildungen mussten Maschinenbewegungen von nicht mehr als einem Zehntelmillimeter realisiert werden! Da die Seiten nur mit einer Schauseite gewoben werden können, wurden Vorder- und Rückseiten separat gewoben, der anschliessende Prozess zum Verkleben war sehr fehleranfällig. Das Stundenbuch ‹Livre de Prières› wurde 1889 auf der Weltausstellung in Paris präsentiert.
Es sind weltweit keine weiteren Experimente in dieser aussergewöhnlichen Technik bekannt. Dass nun diese beiden überragenden technologische Meisterwerke in einer Auktion angeboten werden können, ist ein Glücksfall für Sammler, Institutionen und Museen. Neben diesem singulären Buchpaar werden zwei handschriftlich verfasste Bücher über Seidenweberei von 1855 und 1880 versteigert.
HENRI ADOLPHE SCHAEP
Nächtliche Arbeit in den Docks. 1856.
Öl auf Leinwand.
47,7 × 69 cm.
Schätzung: CHF 15 000 / 20 000
In Licht getaucht
Vorschau auf die Auktion für Gemälde des 19. Jahrhunderts vom 27. September 2019
Nachdem bereits im März mehrere Kunstwerke aus der renommierten Sammlung von Jef Rademakers bei Koller zur Versteigerung kamen, folgt nun der zweite Teil mit Werken der niederländischen und belgischen Romantik des 19. Jahrhunderts, darunter auch ‹Dorf am Fluss im Mondschein› von Theodorus Jacobus Abels (1803–1866). Mit derartigen nächtlichen Flusslandschaften, die vor allem im Spätwerk zu seinem charakteristischen Merkmal wurden, wetteiferte Abels mit den grossen Vorbildern aus dem 17. Jahrhundert, etwa jenen seines Landsmannes Aert van der Neer (1603–1677).
JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT
Naples – le Mont Saint-Elme et partie de la ville. 1828.
Öl auf Papier auf Holz.
20,6 × 40,4 cm.
Schätzung: CHF 70 000 / 90 000
THEODORUS JACOBUS ABELS
Dorf am Fluss im Mondschein.
Öl auf Holz.
74,3 × 95,7 cm.
Schätzung: CHF 12 000 / 18 000
Abels Mondscheinbilder finden sich in den königlichen Sammlungen der Niederlande und Belgiens.
Abels Zeitgenosse Henri Adolphe Schaep (1826–1870) erlangte als Marinemaler grosse Bekanntheit. Daneben begeisterte er sich für in dramatisches Mondlicht getauchte Flusslandschaften, wie sein Gemälde ‹Nächtliche Arbeit in den Docks› belegt. Eine seiner wichtigsten Inspirationsquellen war die von grossen Schonern befahrene Schelde zwischen Antwerpen und der Mündung in die Nordsee.
Zur September-Auktion steuert Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) eine lichtdurchflutete und in Pastelltönen gehaltene Aussicht über Neapel mit Blick zum Mont Saint-Elme bei. Der Künstler sammelte 1825 bis 1828 erste Eindrücke in Italien, als er Rom und die Campagna sowie Neapel besuchte. Das vorliegende Gemälde ist eine frühe Freilichtmalerei des gebürtigen Parisers, der als einer der Wegbereiter des Impressionismus gilt. Mit besonderem Augenmerk auf die Erfassung von Licht und Atmosphäre schuf Corot bereits in seinem Frühwerk die Grundlagen für ein neues künstlerisches Verständnis der Landschaftsmalerei seiner Zeit. Seine frühen, en plein air erstellten Ölskizzen und Gemälde leben von leuchtenden Farben und flüssigem Duktus und wirkten auf die nachfolgende Künstlergeneration mit grossem Nachdruck. Die hier angebotene, vielfach ausgestellte Landschaft bei Neapel von 1828 zählte einst zur Sammlung des einflussreichen Pariser Kunsthändlers und Galeristen Paul Durand-Ruel.
Einen exklusiven Einblick in das Leben der Mönche bietet Eduard Grützners «Heimliche Studie» von 1892, die drei Geistliche beim Studium in einer Klosterbibliothek zeigt. Mit grösster Detailvielfalt ausgeführt, ist diese charakteristische Arbeit Teil einer Werkgruppe, die unter dem Titel «Mönche oder Priester bei der Lektüre und anderer Freizeitgestaltung» erschien. Der Künstler – 1886 zum Professor der Münchner Akademie ernannt und 1916 in den Adelsstand gehoben – zählt neben Carl Spitzweg (1808–1885) und Franz von Defregger (1835–1921) zu den bedeutendsten Münchner Genremalern in der Gründerzeit.
PEDUARD GRÜTZNER
Heimliche Studie. 1892.
Öl auf Leinwand.
79,5 × 60,5 cm.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
SELTENE UND SCHÖNE PRÄZISIONS-SKELETTPENDULE
MIT DATUM, WOCHENTAG, STERNZEICHEN UND SEKUNDE
Louis XVI/Directoire, Paris Ende 18. Jh.
42 x 20 x 62 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 50 000
Technische Eleganz
Vorschau auf die Auktion für Möbel, Skulpturen, Silber und Porzellan vom 26. September 2019
Skelettpendulen vereinen in sich zwei ganz verschiedene Metiers: das der Uhrmacherkunst und das der Produktgestaltung. Im ausgehenden 18. Jahrhundert steckte die Industrielle Revolution zwar noch in ihren Kinderschuhen, doch das Interesse an faszinierender Technik wuchs rasant. Die in jener Zeit aufwändig von Hand produzierten Pendulen, wie die nun zur Auktion angebotene französischen Skelettpendule, zeigen sich weniger als raumschmückende Accessoires in aufwändig gestalteten Gehäusen wie in früheren Epochen, sondern als selbstbewusst zur Schau gestellte technische Meisterwerke. Stolz präsentierten die Manufakturen das raffinierte mechanische Zusammenspiel in den hochfeinen und präzisen gearbeiteten Uhrwerken. Das Zifferblatt war keine grosse weisse Email-Scheibe mehr, sondern auf einen Ring reduziert – damit blieb das Zentrum der Front offen und gab den Blick frei auf das bewegte Innenleben. Die meisten der wertvollen Skelettuhren dieser Zeit, so auch die hier angebotene, zeichnen sich durch eine sehr exakte Gangart aus. Eine Besonderheit dieser in Paris gefertigten Pendule ist ein Kompensationspendel, das durch Temperaturunterschiede bedingte Gangdifferenzen ausgleichen kann.
DIE VIER ERDTEILE
Meissen. Modelle J.F. Eberlein.
Um 1746 / 1763.
H 25 / 30 cm.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
PAAR BEDEUTENDE ROKOKOAPPLIKEN
Deutschland, Franken um 1765.
Holz geschnitzt und polychrom gefasst.
H 58,5 cm.
Schätzung: CHF 20 000 / 30 000
Ein Paar prachtvoller Leuchterappliken im Stil des Rokoko kann auf eine spannende Provenienz verweisen: Sechs dieser fränkischen Appliken aus der Zeit um 1765 vermittelte der renommierte Münchner Kunsthändler Karl Fischer-Böhler dem US-amerikanischen Sammlerehepaar Shaefer, das sie dem Metropolitan Museum in New York schenkte, wo sie heute ausgestellt sind. Zwei weitere Exemplare aus dieser Folge, die Fischer-Böhler für sich selbst behielt, werden nun in Zürich zur Versteigerung ausgerufen. Die beiden naturalistischen Appliken erinnern in der Feinheit ihres polychrom gefassten Schnitzwerks, aber auch in der Einzigartigkeit ihres Entwurfes an die bedeutenden, zeitgleich entstandenen Sitz- und Ziermöbel aus dem Schloss Seehof, ehemals im Besitz des Fürstbischofs von Würzburg, Adam Friedrich von Seinsheim (1708–1779). Vermutlich zählten die Leuchterappliken ebenfalls zum dortigen Interieur, das heute – ebenfalls als Schenkung der Shaefer Collection – dem Met gehört.
Frühe Beispiele aus der berühmten Meissener Manufaktur mit der Schwertermarke zählen zu den gefragtesten Stücken auf dem Markt für historisches Porzellan. Die nun angebotenen grossen Allegorien der vier Kontinente Europa, Amerika, Asien und Afrika aus der Zeit von 1745 bis 1763, gehen zurück auf Modelle, die 1745 von der russischen Zarin Elisabeth Petrowna in Auftrag gegeben wurden. Die Vorlagen für die personifizierten Darstellungen lieferte der erfahrene Porzellanmodelleur Johann Friedrich Eberlein (1695–1749). Bereits 1741 hatte Elisabeth I. umfangreiche Meissener Lieferungen vom Sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. erhalten und bestellte in den Folgejahren noch weiteres «Weisses Gold» aus der ‹Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur›, das sich heute im Besitz der Petersburger Ermitage befindet. Damit setzte sich gut etablierte Familienbande fort: Schon beide Väter – Zar Peter der Grosse und August der Starke, Kurfürst von Sachsen und nach eigenem Bekunden von der maladie de porcelaine befallen – hatten die gute Beziehung zwischen beiden Ländern gepflegt, wozu auch der Austausch diplomatischer Geschenke zählte.
RGROSSE KOMMODE "À LA GRECQUE"
Transition, Paris um 1765/70.
Signiert S. OEBEN.
Amarant und Tulpenholz eingelegt
Schätzung: CHF 80 000 / 120 000
01 1 PAAR FLASCHENHALTER
Mailand 20. Jh. Meistermarke Buccellati.
In Form von Schwänen. Mit herausnehmbarem Einsatz für Flaschen.
H 28,5 bzw. 34 cm. Zus. 2960 g.
Schätzung: CHF 4 000 / 8 000
PreView
01 Das Mailänder Traditionshaus Bucellatti feiert 2019 sein einhundertjähriges Bestehen. Einer der prominenten Kunden war der Schriftsteller Gabriele D´Annunzio.
02 PETER BINOIT
Glasvase mit Blumenstrauss, Maikäfer, Schnecke und anderen kleinen Insekten.
Öl auf Holz.
33,8 × 24 cm.
Schätzung: CHF 80 000 / 120 000
03 ALBRECHT DÜRER
Die apokalyptischen Reiter, um 1497/98.
Holzschnitt auf Bütten.
39 x 27,5 cm. Gerahmt.
Schätzung: CHF 15 000 / 20 000
04 ORIENT -
David Roberts. Egypt & Nubia.
From Drawings made on the spot by David Roberts, R.A. 2 Teile in 3 Bänden.
London, F. G. Moon, 1846–1849.
Schätzung: CHF 25 000 / 40 000
02 Das Blumenbouquet des deutschen Malers zeigt sich zeittypisch vor dunklem Hintergrund und in beinahe fotorealistischer Manier.
03 Dürers 16 Motive umfassende «Apokalypse» sind ein Höhepunkt der europäischen Druckgrafik, die Darstellung der apokalyptischen Reiter gehört zu bekanntesten Holzschnitten überhaupt.
04 Die enzyklopädischen Darstellungen von Gebäuden und Monumenten fertigte David Roberts während seiner Nilreisen 1838 und Aufenthalten in Kairo und Alexandria 1839.
05 Das IJ war Amsterdams direkte Verbindung zum Meer. Neben Winterbildern waren dramatisch in Abendlicht getauchte Himmel Leickerts Markenzeichen.
06 De Noters Gemälde gibt nicht nur Einblick in das Alltagsleben im 19. Jahrhunderts, er verbindet die Genreszene zugleich mit Details, die das Werk mit kleinen Stillleben bereichern.
05 CHARLES HENRI JOSEPH LEICKERT
Das IJ mit Amsterdam in der Ferne.
Öl auf Holz.
30 × 40,8 cm.
Schätzung: CHF 25 000 / 35 000
06 DAVID EMIL JOSEPH DE NOTER
Kücheninterieur. 1845.
Öl auf Holz.
76,5 × 58 cm.
Schätzung: CHF 20 000 / 30 000
07 JOHANN RUDOLF BYS
Gegenstücke: Grosse exotische Seeschnecke mit Blumen und Fink /
Grosse Jakobsmuschel mit Blumen und Stieglitz. 1694.
Öl auf Leinwand. Je 44,5 × 35 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 100 000
07 Der Schweizer Bys malte unter anderem im Auftrag des Kaisers Leopold I. aus dem Hause Habsburg und für den Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn. Die Pendanthängung von Gegenstücken war in vielen privaten Sammlungen beliebt, so vermutlich auch für diese beiden Muschelstillleben.
08 NICCOLÒ DA VOLTRI (UMKREIS)
Madonna mit Kind mit den Heiligen Petrus, Paulus, Johannes d. Täufer und Antonius Abbas.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
46,4 × 33,4 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 50 000
09 SELTENE TAPISSERIE "TOBIAS MIT DEM FISCH"
Brüssel, um 1530/40.
Nach Vorbildern eines Nachfolgers von Bernard van Orley.
350 × 430 cm.
Schätzung: CHF 10 000 / 15 000
08 Diese kleinformatige Marienbild aus der Zeit um 1400 dürfte in Ligurien oder der Toskana entstanden sein und ursprünglich der privaten Andacht gedient haben.
09 Die Tapisserie zeigt eine Szene aus dem alttestamentarischen Buch Tobit. Tobits Sohn Tobias wird auf einer Reise vom Erzengel Raphael begleitet, der ihm hilft, seinen blinden Vater mithilfe einer Fischgalle wieder sehend zu machen.
10 Der namentlich unbekannte Meister, dessen Werke in Norditalien nachgewiesen sind, stand unter dem stilistischen Einfluss des bedeutenden Florentiner Malers Domenico Ghirlandaio. Dieses Madonnenbild brilliert durch die strenge Komposition wie auch den sublimen Duktus.
11 Seine Zeit rühmte Huysum als «Phönix der Blumen- und Fruchtmaler», weil Feinheit und Präzision seiner Gemälde unübertroffen blieben.
12 Die römischen Aristokraten schätzten den aus einfachen Verhältnissen stammenden Piancastelli als Porträtmaler wie auch als künstlerischen Berater.
10 MEISTER VON MARRADI
Madonna mit Kind umgeben von Erzengeln. Um 1500.
Tempera auf Holz.
67 × 44,5 cm.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
11 JAN VAN HUYSUM
Blumenvase in einer Nische. Um 1725-28.
Feder in Braun, schwarze Kreide, grau und braun laviert, auf leicht braunem Papier.
24,2 x 18,5 cm. Gerahmt.
Schätzung: CHF 15 000 / 20 000
12 GIOVANNI PIANCASTELLI
Gegenstücke: Emigrazione dell' Agro Romano – Partendo und Tornando.
Öl auf Holz.
59,7 × 99,8 cm / 59,1 × 99,9 cm.
Schätzung: CHF 180 000 / 250 000
PRÄCHTIGES PHÖNIX-BECKEN (2019)
China, 17./18. Jh.
H 24 cm, B 59 cm, Gewicht 22,3 kg.
Bronze mit vergoldetem Reliefdekor.
Ergebnis: CHF 4,8 Mio
4,8 Millionen für ein Weihrauchbecken
Spitzenergebnisse für asiatische Kunst
Grosser Fund im letzten Herbst! Dem Hause Koller wurde ein grosses Räucherbecken angeboten, das sich schon seit Generationen in Familienbesitz befand und dort mittlerweile als Behälter von Tennisbällen und anderem Krimskrams diente. Was die Besitzer ganz offenbar nicht ahnten: Bei dem zweckentfremdeten Gefäss handelte sich um ein bedeutendes chinesisches Weihrauchbecken, ausgeführt in der Zeit um 1700 in teilvergoldeter Bronze. Versteigert wurde dieses kapitale Exponat nun an der Asiatica-Auktion im Juni und erzielte dort den Rekordpreis von 4,8 Millionen Franken.
BUDDHA SHAKYAMUNI (2017)
Nordostindien, Pala, 8./9. Jh.
H 16,5 cm.
Bronze mit Silber- und Kupfereinlagen.
Ergebnis: CHF 1,17 Mio.
CLOISONNÉ-TELLER (2017)
China, Ming-Dynastie, 1. Hälfte 15. Jh.
D 26 cm.
Flache Rundschale mit türkisgrundigem Lotosdekor.
Ergebnis: CHF 144 000
Schon im Mai war das reich geschmückte Becken der Star der Antiquitätenmesse in Hong Kong, wo Koller es im Vorfeld der Auktion zusammen mit weiteren Highlights präsentiert hatte. An der Auktion in Zürich beteiligten sich die wichtigsten asiatischen Sammler persönlich im Auktionssaal oder via Telefon und lieferten sich einen regelrechten Bieterwettkampf um das Becken. Mehr als 30 Interessenten gaben ihre Gebote für das aussergewöhnliche Stück ab. Den Zuschlag erhielt schliesslich ein Sammler aus China, der derzeit in Bejing ein Privatmuseum einrichtet. Dabei hätte das wertvolle Stück schon in den 1960er-Jahren in einem wichtigen Museum für Ostasiatische Kunst landen können, dem die Besitzer es zum Kauf anboten. Das Museum lehnte damals dankend ab. Und auch eine Versteigerung in London in den 1970er-Jahren kam nicht zustande, weil ein dortiges Auktionshaus eine Kopie aus dem 19. Jahrhunderts vor sich wähnte. Der Transport «würde sich wohl kaum lohnen», hiess es.
Phönix und Päonien
China gilt als antike Hochburg des Bronzegusses. Hier wurde diese Technik nicht nur früh entwickelt, sondern über Jahrtausende hinweg immer weiter perfektioniert. Der für das Räucherbecken erzielte Preis von CHF 4,8 Mio. ist Rekord für ein solches Objekt, zu dem es in Bezug auf Grösse und Qualität keine vergleichbaren Stücke gibt. Seine Gestaltung ist einzigartig: Die seitlich angebrachten Köpfe zweier Phönixe, deren Schwingen in Pfingstrosen (Päonien) übergehen und das Gefäss umfassen, dienen als Henkel. Der Phönix gilt in China als Königin unter den Vögeln, die Päonie als Königin unter den Blumen. Ihre Symbolkraft durchzieht alle Sparten der chinesischen Kultur. So trägt eines der berühmtesten Opernstücke der Ming-Zeit, geschrieben von Tang Xianzu, einem Zeitgenossen von Shakespeare, den Titel «Päonien-Pavillon». Der Phönix steht zugleich für die chinesische Kaiserin, 1weshalb vermutet werden darf, dass das Becken – 60 Zentimeter im Durchmesser und 22 Kilogramm schwer – für einen kaiserlichen Palast oder Tempel geschaffen wurde. Im Fuss des Gefässes befindet sich eine Xuande-Sechszeichenmarke. Ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend, wurden solche Gefässe mit Reisasche gefüllt, in die man glimmende Räucherstäbchen steckte. China kennt seit Jahrtausenden einen ausgeprägten familiären Ahnen- und Totenkult, der seit jeher von Räucherwerk begleitet wird. Bei den damit verbundenen Zeremonien ehrte man Vorfahren und Götter, in dem man in Tempeln oder vor Hausaltären Räucherstäbchen spendete.
Der für die Weihrauchschale erzielte Preis ist der Höhepunkt in einer ganzen Reihe von Spitzenergebnissen, die Koller in jüngerer Zeit für bedeutende asiatische Kunstwerke erreichen konnte. So erzielte das Auktionshaus für eine tibetische Bronze der Gottheit Panca Raksha CHF 3,24 Mio. Eine kaiserliche Wand aus geschnitztem Holz erreichte 2017 CHF 940’000. Im gleichen Jahr konnte Koller eine Bronzeskulptur des Buddha Shakyamuni auf einem Löwenthron für CHF 1,17 Mio. verkaufen und eine kaiserlich-chinesische Bronze-Glocke wurde für CHF 1,2 Mio. in neue Hände vermittelt.
SANG DE BOEUF-VASE (MEIPING) (2018)
China, Qianlong-Marke und aus der Periode.
H 30 cm.
Vase für Pflaumenblütenzweige , überzogen mit einer dunklen Kupferglasur.
Ergebnis: CHF 102 000
01 RENÉ MAGRITTE
Les voies et moyens. 1948.
Gouache und Gold auf Papier.
40,5 × 32,8 cm.
Ergebnis: CHF 439 000
ReView
01 Mit einer an Karikaturen orientierten und von beissender Kritik durchzogenen Porträtserie provozierte Magritte 1947/48 «tout Paris».
02 PIERO DORAZIO
Mimet. 1962.
Öl auf Leinwand.
46 × 33 cm.
Schätzung: CHF 88 000
03 FERDINAND HODLER
Schreitende. Um 1910.
Öl auf Leinwand.
46,5 × 40 cm.
Ergebnis: CHF 340 000
04 MAGNUM PHOTOS
"Selection Esther Woerdehoff", 1947-2007.
Portfolio mit 15 Original-Photographien.
Blattgrösse 28 x 35,5 cm bis 40 x 50 cm (diverse Hoch- und Querformate)
Ergebnis: CHF 45 000
02 Phänomene des Lichts und der Farbe übersetzte Dorazio in energiegeladene, flirrende Kompositionen.
03 Mit Variationen symbolistisch aufgeladener Ganzfigurenbildern wie dieser tänzerisch bewegten Dame – dargestellt ist das Modell Giulia Leonardi – feierte Hodler in den Jahren um 1900 in ganz Europa grosse Erfolge. Diese Frauenfi guren wurden nicht nur zum Markenzeichen des Künstlers, sondern zu Ikonen der Schweizer Kunst der Moderne.
04 Anlässlich des 60. Geburtstags der Agentur veröff entlichte die Galer istin Woerdehoff eine Auswahl weltberühmter Magnum-Aufnahmen.
05 Mit "Abend am See mit roten Wolken“ schafft Dietrich seinen ersten Sonnenuntergang zu dem sich in den folgenden Jahren noch etwas mehr als zwanzig Bilder des gleichen Themas gesellen. Die Ausgewogenheit von Komposition und Kolorit, die Ruhe und Harmonie, welche von diesem Werk ausgehen und die sich dem Betrachter erst vor dem Original ganz erschliessen, sind umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Dietrich diese Landschaft fast gänzlich frei von Einflüssen älterer oder zeitgenössischer Kunst schuf.
06 Sisley beschreibt nicht das Drama der Natur, sondern zeigt dem Betrachter im scheinbar Gewöhnlichen das Besondere.
05 ADOLF DIETRICH
Abend am See mit roten Wolken. 1915.
Öl auf Karton.
28 × 38,5 cm.
Ergebnis: CHF 183 000
06 ALFRED SISLEY
Autour de la forêt, juin. Um 1885.
Öl auf Leinwand.
54 x 72,7 cm.
Ergebnis: CHF 800 000
07 ROBERT MANGOLD
Red with Green Ellipse / Black frame. 1988/89.
Acryl und Bleistift auf Leinwand (Diptychon).
140 x 210 cm.
Ergebnis: CHF 315 000
07 In Mangolds voluminösen Doppelbildern rücken Farbe und Material in den Raum und es entsteht über diese Ausdehnung des Bildes ins Dreidimensionale eine eigene Beziehung zum Betrachter. Der Künstler thematisiert in seinen Arbeiten den Dialog zwischen Unsicherheit und Überzeugung, zwischen Intuition und Analyse.
08 JEAN FAUTRIER
La passoire. 1947.
Öl auf Papier auf Lein- wand.
46 x 55 cm.
Ergebnis: CHF 207 000
09 OSKAR KOKOSCHKA
Ann Windfohr. 1960.
Öl auf Leinwand.
91 x 70 cm.
Ergebnis: CHF 146 000
08 Fautriers ‹art informel›-Gemälde leben vom pastosen Farbauftrag und der Konzentration auf ein isoliertes, gegenstandsloses Motiv.
09 Kokoschkas Können als Porträtist war gefragt, hier malte er die US-amerikanische Kunstsammlerin Ann Windfohr.
10 Dieser Skiläufer oberhalb von Maloja war eines der letzten Bilder, die Giacometti für seine Auftraggeberin Anna von Planta ausführte.
11 Ungezählte Künstlerinnen und Künstler waren fasziniert von der einzigartigen Landschaft der bretonischen Steilküsten, so auch Moret. In seiner Malerei verbindet er den Synthetismus der Schule von Pont-Aven mit dem Impressionismus.
12 Bugattis Bronzen – überwiegend Tierdarstellungen und Figuren wie dieser Akt – markieren den Übergang vom Jugendstil zum Art Déco.
10 GIOVANNI GIACOMETTI
Skiläufer. 1899.
Öl auf Leinwand.
65,5 × 102 cm.
Ergebnis: CHF 488 000
11 HENRY MORET
Falaises, côte de Bretagne. 1910.
Öl auf Leinwand.
64 x 79 cm.
Ergebnis: CHF 110 000
12 REMBRANDT BUGATTI
SKULPTUR "Le Réveil", um 1907.
Bronze braun patiniert.
H: 34.5 cm.
Ergebnis: CHF 195 000
13 KEITH HARING
Pop Shop I-IV. 1988.
Los von 4 Farbserigrafien. 183/200.
Variierende Darstellungsmasse auf Vélin 30,5 x 38 cm.
Ergebnis: CHF 56 000
13 Diese Folge von vier Farbserigrafien entstand in jenen Jahren, als Haring in New York seinen Pop Shop betrieb, in dem er seine eigenen Werke und Vervielfältigungen davon verkaufte. Der Stil seiner Figurenbilder, die er in grosser Zahl auch an Hauswände und Werbeflächen malte, ist unverkennbar.
14 CUNO AMIET
Die Obsternte. 1912.
Öl auf Leinwand.
103 × 115 cm.
Ergebnis: CHF 775 000
15 LOUISE NEVELSON
Cloud II. 1984.
Holz, bemalt.
84 x 115 x 6,5 cm.
Ergebnis: CHF 73 000
14 Apfeldarstellungen haben Amiet während seines ganzen Künstlerlebens beschäftigt. Viele Studien und Variationen des Themas verdichten sich im Laufe weniger Jahre bis etwa 1915 zu einer veritablen Werkgruppe, zu der auch diese grossformatige Arbeit zählt. In dieser Fassung der Obsternte ist der Künstler auf der Höhe der künstlerischen Hauptströmungen jener Epoche: des Expressionismus von Fauve und Brücke und des Kubismus. Das Werk stammt aus der Sammlung von Eugen Loeb, mit dem Amiet bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden war.
15 Die Künstlergeneration um Louise Nevelson trug mit ihren genuinen Bildfindungen zur Emanzipation der jungen US-amerikanischen Kunst von europäischen Strömungen bei.
FRANZ GERTSCH (2018)
Dominique. 1988.
Farbiger Holzschnitt. 7/18.
103 x 115 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
Swiss Printmakers
Resultate für Schweizer Grafik
zinierende Spuren in der Kunstgeschichte vor allem der letzten rund 150 Jahre hinterlassen. Die Traditionslinie spannt sich dabei von den Holzschnitten und Radierungen eines Félix Vallotton über die Lithografien Alberto Giacomettis bis zu den Linolschnitten von Lill Tschudi und den Holzschnitten von Franz Gertsch. In ihren Werken fächert sich der schier endlose Variantenreichtum druckgrafischer Ausdrucksmöglichkeiten auf. Besonders faszinierend ist dabei, welch unterschiedliche Ergebnisse mittels der gleichen Techniken erzielt wurden: So nutzen zwar Vallotton und Gertsch die des Holzschnittes, ihre Bildwelten könnten sich jedoch kaum st ärker voneinander unterscheiden.
LILL TSCHUDI (2018)
Guards. 1936.
Linolschnitt in Rot.
Darstellung 16 x 20,2 cm auf dünnem Japan 22,5 x 28 cm.
Ergebnis: CHF 2 500
Félix Vallotton (1865–1925) bedient sich in seinen Einzelblättern und Grafikfolgen kraftvoller, flächiger Schwarz-Weiss-Kontraste, um seine signethaften Motive zu formulieren. Mit nur wenigen perfekt platzierten Schnitten in den hölzernen Druckstock gelingen ihm zeitlose Bildfindungen. Interessant ist der Kontrast der Holzschnitte zu den stilistisch völlig anders angelegten Zeichnungen und Gemälden des Künstlers
Ganz anders zeigt sich dies bei Alberto Giacometti (1901–1966), dessen Lithografien und Radierungen aufs Engste verwandt sind mit seinen Zeichnungen und Gemälden. Motivisch und im Duktus unterschieden sich die Steinzeichnungen Giacomettis nicht von seinen Unikaten auf Papier und Leinwand. Das charakteristische Oeuvre wird dominiert von Porträts, Landschaftsdarstellungen und Innenansichten des Ateliers. In dem 1969 erschienenen Buch ‹Paris sans fin› beweisen 150 von Giacometti angefertigte Abbildungen dessen ganzes Können als Steinzeichner. Die in kleiner Auflage erschienene Publikation ist ein Meilenstein der druckgrafischen Kunst des 20. Jahrhunderts.
Lill Tschudi (1911–2004), die Ende der Zwanzigerjahre an der innovativen und einflussreichen Grosvenor School of Modern Art in London studierte, sorgte vor allem mit ihren plakativen Linolschnitten für Furore. Zweifellos zählte Pablo Picasso zu jenen Künstlern, die diese Technik in der Kunst der Moderne etabliert haben. Claude Flight führte die aus dem Glarus stammende Künstlerin in die Technik des Linolschnitts ein, Wegbegleiter wie André Lhote, Gino Severini und Fernand Léger erweiterten ihren künstlerischen Horizont. Im Unterschied zu den meisten anderen ihrer Zeitgenossen hat sich Lill Tschudi vollständig auf den Linolschnitt konzentriert und nur in dieser Technik gearbeitet. Vor allem ihre Sujets der Zwischenkriegsjahre spiegeln den Zeitgeist eindrucksvoll: Ihre Motive sind geprägt vom technischen Fortschritt, von der Intensität und dem Tempo, aber auch von der Anonymität und der sich abzeichnenden Krise der ‹Roaring Twenties›.
Als zeitgenössischer Vertreter reiht sich Franz Gertsch (*1930) in diese Traditionslinie ein. Monumentale Holzschnitte nehmen in seinem Werk zweifellos eine zentrale Rolle ein. In den Jahren 1986 bis 1994 widmete sich Gertsch ausschliesslich dieser traditionsreichen Technik und stiess dabei zu völlig eigenständigen Ausdrucksformen vor. In einer bis dahin unerreichten Präzision, nicht zuletzt bei der Herstellung der zu bedruckenden Japanpapiere, ist Gertsch an die Grenzen des im Holzschnitt Machbaren gestossen und hat diesem klassischen Medium eine neue Dimension erschlossen. Sein druckgrafisches Werk ist dominiert von monochromen, formatfüllenden Porträts von Frauen aus seinem Umfeld und faszinierenden Details aus Landschaften, zu denen der Künstler einen speziellen Bezug hat. Mit einfachsten Mitteln aber in meisterlicher Ausführung verleiht Gertsch seinen Werken unvergleichliche Plastizität und Dynamik.
FÉLIX VALLOTTON (2017)
Les Trois Baigneuses. 1894.
Holzschnitt. 85/100.
Darstellung 18,3 x 11,2 cm auf Vélin 30,5 x 20 cm.
Ergebnis: CHF 9 500
ALBERTO GIACOMETTI (2019)
Autoportrait. 1963.
Lithografie. 64/75.
Darstellung 53,7 x 34 cm auf Vélin 65,4 x 50,5 cm.
Ergebnis: CHF 10 000
Gründer und Grandseigneur
Pierre Koller ist im Alter von 94 Jahren verstorben
Wer die Galerie Koller an der Rämistrasse gleich neben der «Kronenhalle» betrat, wurde vom Patron empfangen, als wäre er Stammkunde. Wer es war, fühlte sich hier stets willkommen, und wer es nicht war, ebenfalls. Denn Pierre Koller machte kaum einen Unterschied zwischen Neukunden und langjährigen Kunstsammlern, wenn er, die Arme ausgebreitet, mit einem «Bonjour, Monsieur», «Guten Tag, Madame» einem entgegenstürzte. Sein Charme war so legendär wie sein Witz, mit dem er während langer Versteigerungssitzungen die Bietenden im Saal stets bei bester Laune hielt.
Pierre Koller war ein Grandseigneur guten alten Stils, ein Kunstfreund mit einem französischen Hang zum Prunkvollen, und vor allem auch ein ausgezeichneter Verkäufer. Von Hause aus Jurist, eröffnete er im Jahr 1958 an der Zürcher Dufourstrasse eine Bildergalerie mit Spezialisierung auf «Equitation». Denn angetan hatte es dem damals 34-Jährigen die Kunst der Pferdedarstellungen. Er sollte sein Hobby zum Beruf machen. Und so erweiterte Pierre Koller zusammen mit seiner Schwester Antoinette, die 1959 zum Unternehmen stiess und einen Blick für Keramik, Silber und asiatische Kunst hatte, das Galerieprogramm rasch. 1961 erfolgte der Umzug an die Rämistrasse 8, wo bald ein stattliches Auktionshaus auf fünf Etagen entstand. International machte sich Pierre Koller einen Namen für die Expertise kostbarer antiker Möbel und Objets d'Art vor allem französischer Provenienz. Die erste Auktion führte er 1960 im Zürcher Kongresshaus durch, als sich ihm die Gelegenheit bot, einige wichtige Sammlungen, darunter eine Uhrenkollektion aus Augsburger Privatbesitz, zu akquirieren. Und so versteigerte Koller an der Rämistrasse bald regelmässig wertvolle Kunstobjekte aller Sparten und immer wieder ganze Kollektionen.
Einen Höhepunkt in Pierre Kollers Vita als Kunsthändler und Auktionator stellte 1995 die Versteigerung einer epochalen Privatsammlung von Napoleonica dar, auf welche sich Koller spezialisiert hatte. Der erste Zuschlag von über einer Million Franken in der Geschichte des Auktionshauses Koller erfolgte 1973 für ein Dora-Maar-Porträt von Picasso. Und einer der letzten unter unzähligen von Pierre Kollers Versteigerungs-Erfolgen am Auktionspult war ein Schreibtisch des berühmten Ebenisten André-Charles Boulle aus dem Jahr 1720, den er im September 2014 im hohen Alter von 90 Jahren für 3 Millionen Franken einem Privatsammler aus London zuschlagen konnte.
wuchsen rasch zu einem kleinen Imperium. 1975 entstand im Schloss Lucens in der französischen Schweiz eine Dépendance für Auktionen, die schliesslich 1980 nach Genf an die Rue de l'Athénée verlegt wurde. Mit «Koller Tiefenbrunnen» versteigerte man ab 1977 auch mittel- und tiefpreisige Kunstgegenstände. Bald erfolgte die Betreuung dieses Segments unter dem Namen »Koller West» an der Hardturmstrasse. 1991 verliess die Galerie Koller die Rämistrasse und richtete ihren Hauptsitz an der Hardturmstrasse in Zürich-West ein, als noch niemand ahnte, dass dort ein Galerien-Mekka entstehen würde. 2004 übergab Pierre Koller seinem ältesten Sohn Cyril die Geschäftsleitung des Familienbetriebs.
Bei Pierre Koller in die «Schule des Handels mit Kunst» sind nicht zuletzt zahlreiche später in Zürich bekannte Galeristen und Auktionatoren gegangen. Der Gründer des heute grössten Schweizer Auktionshauses hatte eine wichtige Schrittmacherfunktion für den Schweizer Kunsthandel inne. Am 23. Juni ist Pierre Koller im Alter von 94 Jahren gestorben.
Dieser Nachruf von Philipp Meier erschien in der NZZ vom 26. Juni 2019.
EINLADUNG ZUM KÜNSTLERGESPRÄCH
Dienstag, 16. Juli 2019 um 19 Uhr
Abendöffnung von 18 bis 21 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung:
Junge Künstler der Akademie der Bildenden Künste München
mit Andrej Auch, Jenny Foster, Stefanie Hofer, Steffen Kern, Martin Spengler und Felix Rehfeld
Absolventen und Studenten der Klasse Prof. Karin Kneffel
Ausstellung kuratiert von Dina Renninger
Ort:
Koller Auktionen München
Maximiliansplatz 20, 80333 München
Tel: +49 89 – 22 80 27 66
Ausstellungsdauer noch bis 19. Juli 2019, Öffnungszeiten Mo – Fr. 10 - 17 Uhr
Save the Date
Neue Ausstellungsreihe KOLLERNOW 2019 kuratiert von Dina Renninger
für das Auktionshaus Koller Auktionen, München
3. Ausstellung: Klasse Wermers/Karstiess/Prangenberg:
Eröffnung 10. Oktober 2019
11. Oktober – 15 November 2019
KOLLERview erscheint viermal jährlich,
die nächste Ausgabe folgt im September 2019
Als PDF lesen Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde unseres Hauses
Ferdinand Hodlers elegische Frauenfiguren sind nicht nur zum Markenzeichen des Künstlers, sondern längst zu Ikonen der Schweizer Kunst der Moderne geworden. Sie wurden in Hodlers fortwährender Suche mehr und mehr zu Schicksalsdarstellungen. Der Künstler suggeriert mit diesen Werken Empfindungen und huldigte zugleich der Unendlichkeit und dem Schönen. Hodler malte unser Titelmotiv «Die Schreitende» um 1912, auf dem Zenit seiner Künstlerkarriere. Das Bild, das Hodlers Modell Giulia Leonardi zeigt, ist eines der Lose unserer Juni-Auktion Schweizer Kunst, die einen umfassenden Überblick über die hiesige Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bietet. Kaum einer der grossen Namen fehlt.
Mit dem vierteiligen Engadin-Panorama von Giovanni Giacometti kommt ein kapitales Werk zum Ausruf. Das vierteilige Gemälde zeigt einen Rundblick vom Muottas Muragl auf die schneebedeckten Gipfel und grünen Bergtäler des Engadin – so weit das Auge reicht. Wie Hodler und Giacometti stand auch deren Zeitgenosse Cuno Amiet in der Gunst privater Kunstsammler. So erwarb der Kaufhausunternehmer und mit Amiet befreundete Eugen Loeb zahlreiche Werke des Künstlers von der Oschwand, darunter die expressive «Apfelernte in Blau und Rot».
Im Rahmen unserer Juni-Auktionen kommen auch Werke des Impressionismus und der Klassischen Moderne zum Ausruf. Hauptwerk dieser Versteigerung ist eine wunderbare Landschaft des grossen Impressionisten Alfred Sisley.
Nationale und internationale Kunst der letzten 70 Jahre versteigern wir einen Tag später in unserer Auktion PostWar & Contemporary. Deren Offerte zeigt unter anderem, wie sich die Kunst der amerikanischen Avantgarde in den Nachkriegsjahrzehnten von ihren europäischen Wurzeln und Vorbildern emanzipierte. Mit Werken von Hans Hofmann, Alfred Julio Jensen und Theodoros Stamos sowie Robert Mangold und Andy Warhol werden verschiedene Entwicklungslinien vom Abstrakten Expressionismus über den Minimalismus bis zur Pop Art sichtbar.
Vom 20. bis 25. Juni können Sie in unseren Ausstellungsräumen das umfassende Angebot unserer Hauptauktionen besichtigen, das – neben internationaler und Schweizer Kunst der letzten 200 Jahre – von Schmuck und Armbanduhren über Designobjekte und Vintage bis zur Photographie reicht. Gleichzeitig haben Sie Gelegenheit, auch alle Angebote der Koller ibid online only Auktionen in Augenschein zu nehmen. Seit 2018 versteigern wir dekorative Kunstobjekte in tieferen Preislagen online.
Ich freue mich, Sie während unserer Vorbesichtigung an der Hardturmstrasse begrüssen zu dürfen, und wünsche Ihnen eine unterhaltsame und anregende Lektüre. Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen beim Kauf und Verkauf von Kunstwerken gern beratend zur Seite.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Cyril Koller
ADOLF DIETRICH
Abend am See mit roten Wolken. 1915.
Öl auf Karton.
28 x 38,5 cm.
Schätzung: CHF 150 000 / 200 000
In der formalen Ausgewogenheit und dem faszinierenden Kolorit erkennt man Adolf Dietrich als einen der bedeutendsten Schweizer Künstler des frühen 20. Jahrhunderts. Dieser Sonnenuntergang ist der erste einer ganzen Reihe, die Dietrich ab 1915 malte. Pastellstudien in der Natur folgte die Arbeit an der Leinwand im Atelier. Hier zeigt sich der Künstler völlig eigenständig und von äusseren Einflüssen unberührt.
01 ALFRED JULIO JENSEN
Temple of Numbers at Paestum. 1961.
Öl auf Leinwand.
186,5 x 136,5 cm.
Schätzung: CHF 250 000 / 350 000
Amerikanische Avantgarde nach 1945
Vorschau auf die Auktion PostWar & Contemporary vom 29. Juni 2019
Der Deutsch-Amerikaner Hans Hofmann (1880–1966), von den Nationalsozialisten als «entartet» verfemt, war nach seiner Emigration eine prägende Lehrerfigurder New York School und Impulsgeber für die erste Generation des Abstrakten Expressionismus. Seine Gouache «The Tree» (08) lebt von intensiven Farbklängen, die sein Spätwerk prägen. Der US-Kunstkritiker Clement Greenberg hielt fest: «Hofmann behandelt die Bildfläch nicht als ein trägpassives, sondern als ein empfänglich reagierendes Objekt …»
02 ROBERT MANGOLD
Red with Green Ellipse / Black frame. 1988/89.
Acryl und Bleistift auf Leinwand (Diptychon).
140 x 210 cm.
Schätzung: CHF 180 000 / 240 000
03 THEODOROS STAMOS
Hovering Yellow Sun Box. 1967.
Acryl auf Leinwand.
143 x 132 cm.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
Emanzipation von Europa
Hofmann beeinflussteeine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die – zunehmend losge-löst von den europäischen Strömungen und mit neuen Bezügen zu indigener und sogenannt «primitiver» Kunst – ihre eigenen Wege gingen. In den Verzweigungen der nordamerikanischen Bewegung findenetwa Theo-doros Stamos (1922–1997) oder Hofmann-Schüler wie Alfred Jensen (1859–1953) oder Louise Nevelson (1899–1988) genuine Formulierungen, die zur Emanzipation der jungen Kunst in den USA beitrugen. Ihnen folgten Protagonisten wie Jasper Johns oder Robert Rauschenberg, die das Bindeglied zur späteren Pop Art bildeten.23© 2019, ProLitteris, ZurichGeometrische Formen auf monochromem Grund bilden «Hovering Yellow Sun-Box» (03) des US-Amerikaners Theodoros Stamos, einem der führenden Abstrakten Expressionisten der ersten Generation. Das Motiv ist Teil der seit Anfang der Sechzigerjahre entstandenen Serie von Sun-Box-Gemälden. Alfred Jensens monumentale Arbeit «Temple of Numbers at Paestum» (01) entstand in jenem Jahr 1961, in dem ihm das Guggenheim Muse-um New York eine grosse Einzelausstellung widmete. Der Künstler mit deutsch-dänischer Abstammung wurde bekannt durch seine geometrisch-abstrakten Malereien in dickem Impasto, denen ab Ende der 1950er-Jahre vor allem Farbspektren und mathematische Zahlensysteme zugrunde lagen.
Eine ebenfalls höchst individuelle Spur legt der Minimalist Robert Mangold (geb. 1937). Sein Diptychon «Red with Green Ellipse/Black Frame» von 1988/89 (02) hat tektonischen Charakter. In ihm rücken Farbe und Material in den Raum und es entsteht über diese Ausdehnung des Bildes ins Dreidimensionale eine eigene Beziehung zum Betrachter. Die markante Diptychon-Kombination von Ellipse und schwarzem Rahmen taucht um 1990 in einer Werkgruppe auf, zu der Mangold konstatierte: «Ich wollte, dass diese fast gegensätzlichen Strukturen, die an einer Kante oder sogar nur an einem Punkt verbunden sind, ein einziges Werk ergeben. Es war dieser Kampf zwischen Trennung und Einheit, der mich interessierte.» Obwohl Mangolds abstraktes Werk Vielen als Inbegriffdes Re-duktionismus und Minimalismus gilt, erweist es sich in sei-nen Quellen und Ambitionen als komplexer. Der Künstler stützt sich vor allem auf den Dialog zwischen Unsicherheit und Überzeugung, zwischen Intuition und Analyse.
04 Der gelernte Glasmaler Polke (neue Glas- und Achatfenster im Zürcher Gross-münster, 2006–2009) gründete 1963 mit Gerhard Richter und Konrad Lueg den ‹Kapitalistischen Realismus›. Viele seiner Werke reagieren ironisch auf den etablierten Kunstbetrieb.
05 Die monumentalen Farbholzschnitte Gertschs sind nicht nur handwerklich herausragend, sondern ebenso als erstaunliche Zeugnisse seiner intensiven, ja meditativen Beschäftigung mit der Natur und ihren Geheimnissen.
04 SIGMAR POLKE
Ohne Titel. 1999.
Aquarell und Gouache auf Vélin.
70,2 x 99,7 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
05 FRANZ GERTSCH
Gräser I. 2000.
Farbiger Holzschnitt.
Schätzung: CHF 40 000 / 50 000
06 JEAN FAUTRIER
La passoire. 1947.
Öl auf Vélin auf Leinwand.
46 x 55 cm.
Schätzung: CHF 100 000 / 200 000
06 Fautriers Gemälde leben vom pastosen Farbauftrag und der Konzentration auf ein isoliertes Motiv. Der Franzose gilt als wichtigster Vertreter seines Landes in der gegenstandslosen, nicht-geometrischen ‹art informel›.
07 Im Werk des kanadischen Action-Painters Riopelle finden sich enge Bezüge zu Werken der Pariser Automatisten und Tachisten.
07 JEAN-PAUL RIOPELLE
Ohne Titel. 1958.
Öl auf Vélin auf Leinwand.
79,5 x 59 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
08 HANS HOFMANN
The Tree. 1944.
Öl und Gouache auf Vélin (doppelseitig).
73,5 x 58,5 cm.
Schätzung: CHF 35 000 / 45 000
09 Diese Gouache lebt durch den subtilen Kontrast zwischen den tiefschwarzen Balken und dem kräftigen, dazwischen aufleuchtendem Blau. Mit Gummirakeln strukturiert Soulages seine Bildfläche und legt die unter dem deckenden Schwarz liegenden Farbflächen frei. Diese in die Tiefe der Malschichten vordringende Schabtechnik dynamisiert die Bildkompositionen und fördert effektvolle Farbklänge zutage. Die auf diese Weise entstehenden Werke werden als Outrenoir-Bilder bezeichnet, also Arbeiten jenseits von Schwarz.
10 Roths Barwagen vereint in sich die vom Bauhaus geprägte Formenwelt und die bevorzugten Materialien des modernen Produktdesigns der frühen 1930er-Jahre. Vor allem die strenge Chromstahlkonstruktion verweist unmittelbar auf Möbelentwürfe von Mart Stam, Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe.
11 Lichtensteins plakative, am zeitgenössischen Comic orientierten Motive der Sechzigerjahre sind zu Ikonen der Nachkriegskunst geworden.
09 PABLO PICASSO
Tête au masque. 1956.
Teller. Keramik mit Relief.
Schätzung: CHF 5 000 / 7 000
10 JEFF KOONS
Animals II. 2019.
3 Multiples. Porzellan.
Schätzung: CHF 25 000 / 30 000
11 PIERO DORAZIO
Mimet. 1962.
Öl auf Leinwand.
46 x 33 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 40 000
12 JOHANNES ITTEN
Quadrate in Bewegung. 1958.
Öl auf Hartfaserplatte.
70 x 100 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
12 Itten stellte in seiner Zeit als Bauhaus-Lehrer eine ganze Farbtypenlehre auf, in deren Zentrum das Verhältnis von Farbe und Form sowie der Farben untereinander stehen. Abstraktionen wie diese Quadrate prägen sein Werk bis in die Nachkriegszeit.
13 SIGMAR POLKE
Ohne Titel. 1999.
Tinte, Aquarell und Gouache auf Vélin.
70,2 x 100 cm.
Schätzung: CHF 80 000 / 140 000
14 ANDY WARHOL
Apple. 1985.
Farbserigrafie. 165/190.
Blattmass 96,5 x 96,5 cm
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
13 Polke beschäftige sich während Jahrzehnten mit Aquarell- und Gouachemalerei und wechselte dabei vielgestaltig und metaphorisch aufgeladen zwischen Abstraktion und Figuration.
14 1985 entstand eine Serie von zehn «Advertising»-Motiven, in denen Warhol berühmte Markenlogos – wie hier das von Apple – als Symbole des Massenkonsums nutzte.
LE CORBUSIER (CHARLES-ÉDOUARD JEANNERET)
Femme endormie. 1945.
Öl auf Holz.
24 x 33 cm.
Schätzung: CHF 80 000 / 120 000
Magritte provoziert Paris
Vorschau auf die Auktion für Impressionismus und Klassische Moderne vom 28. Juni 2019
René Magritte war schwer verärgert. Dem Belgier, der sich jahrelang um die Gunst seiner Künstlerkollegen und des Publikums in Paris bemühte, wurde immer wieder die kalte Schulter gezeigt. 1931 kehrte er der Stadt, die nichts weniger als die Hauptstadt des Surrealismus war, endgültig den Rücken. Doch 1948 erhielt er Gelegenheit, sich auf besondere Art zu revanchieren. In nur fünf Wochen um den Jahreswechsel 1947/48 entstehen für Magrittes Ausstellung in der Pariser Galerie du Faubourg 17 Ölgemälde und 20 Gouachen, die es in sich hatten. Basierend auf einem für Magritte neuen, schnellen und in gewisser Weise aggressiven Malstil – inspiriert von populären Quellen wie Karikaturen und Comics und durchsetzt mit stilistischen Anleihen bei Künstlern wie James Ensor und Edouard Manet, Henri Matisse und Joan Miró – entstanden innerhalb weniger Wochen knapp vierzig Werke. Die grellen, expressiven ja aufrührerischgrotesken Bilder zeitigten eine neue künstlerische Façette im OEuvre des Belgiers.
MAX ERNST
Paysage de Corbières. Um 1949.
Öl auf Holz.
33 x 23,8 cm.
Schätzung: CHF 100 000 / 150 000
OSKAR KOKOSCHKA
Ann Windfohr. 1960.
Öl auf Leinwand.
91 x 70 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
Beissender Spott
Die Werkfolge der kurzen «Période vache», zu der das im Juni von uns angebotene «Les voies et moyens» gehört, zeigt sich in einer für Magritte ungewohnten Bildsprache. Magritte nahm die Übersteigerung des Kolorits von den Fauvisten auf, um seine mit beissendem Spott durchzogenen Bilder zu malen. Mit dem unerwartet kruden Stil konterkariert der Künstler sein eigenes Werk, aber auch die Malerei der Moderne. Die Bezeichnung «Période vache», die Magritte dieser kurzen aber intensiven Schaffensphase selbst gegeben hat, sollte ironischerweise auf die Kunst der Fauvisten anspielen, die aufgrund ihrer Farbpalette und expressiven Malweise abwertend als «wilde Tiere » apostrophiert wurden. Doch im Französischen bedeutet «vache» nicht nur Kuh, sondern ebenso gemein oder böse; «vacherie» steht für einen bösen Trick.
Magritte stellte eine Ausstellung zusammen, die nichts anderes als eine Provokation für das Pariser Publikum sein musste. Durch mehr oder minder subtile Anspielungen nahm er die Hauptstädter in ihrem «bornierten Pariser Selbstverständnis als Bastion der Hochkultur» auf die Schippe und machte sich zugleich über seine französischen Künstlerkollegen lustig. «Es sind Werke von funkelnder Freiheit, in der die tollkühnsten Gedanken, die Handschrift und die Illuminierung verängstigt Lärm schlagen, wo Flegelhaftigkeit sich mit Esprit vermischt, Empörung mit Verblüffung, Gewalt mit Zärtlichkeit, Weisheit mit Jux.» (Louis Scutenaire).
Die Galerie verkaufte damals – wenig überraschend – kein einziges Werk der Schau. Sein Ziel erreichte der Künstler dennoch: Die Pariser zeigten sich entsetzt von den knapp 40 Werken, die Presse zerriss die Exposition. Alle Bilder der «Période vache» verschwanden danach für Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit, bevor sie – als modernes kunstkritisches Manifest neu bewertet – seit den 1980er-Jahren auch in Einzelausstellungen wieder gezeigt werden, etwa 2009 in der Frankfurter Kunsthalle Schirn.
RENÉ MAGRITTE
Les voies et moyens. 1948.
Gouache und Gold auf Papier.
40,5 x 32,8 cm.
Schätzung: CHF 250 000 / 400 000
ALFRED SISLEY
Autour de la forêt, juin. Um 1885.
Öl auf Leinwand.
54 x 72,7 cm.
Schätzung: CHF 700 000 / 1 000 000
En plein air mit Alfred Sisley
Vorschau auf die Auktion für Impressionismus und Klassische Moderne vom 28. Juni 2019
Vielen von Sisleys Landschaftsgemälden, so auch dem vorliegenden «Autour de la Forêt, Juin», wohnt eine tiefe Stille inne. Der Künstler beschreibt nicht das Drama von Natur und Elementen, stattdessen nimmt er den Betrachter behutsam an die Hand, entführt ihn, um ihm im scheinbar Gewöhnlichen das Besondere zu zeigen.
HENRY MORET
Les Brisants. 1898.
Öl auf Leinwand.
51 x 65 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
HENRY MORET
Falaises, côte de Bretagne. 1910.
Öl auf Leinwand.
64 x 79 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
Wie die meisten anderen Gemälde Sisleys aus dieser Zeit, entstand sicherlich auch «Autour de la Forêt» en plein air, also unter freiem Himmel. Mit den damals neuartigen Ölfarben in Tuben zog es die Künstler hinaus aus ihren Pariser Ateliers, sie eroberten sich die pittoresken Landschaften der nahen Île-de-France mit Pinsel und Leinwand. Sisleys Obsession galt dabei insbesondere der Darstellung des Himmels: «Ich fange ein Bild immer mit dem Himmel an.» Exemplarisch für Sisleys Handschrift jener Jahre ist – neben der lichten Palette – die unterschiedliche Behandlung der verschiedenen Bildpartien. Während er die sommerlichen Wolkenformationen zart lasiert, formuliert er die Pflanzen, Wege und Wiesen mit gekonnt gesetzten pastosen Pinselstrichen. Dadurch wirken Bäume, Felder und die hoch aufgehäufte Strohmiete im Vordergrund intensiver und lebendiger. Sisley hält das Flüchtige, das Atmosphärische und Substanzlose fest – als «Impressionist», der seine Begeisterung für Turner und Constable nie verleugnete
Fernab vom Zeitgeist
Bereits Anfang der 1870er-Jahre etablierte sich Sisley im Kreis der später abschätzig als «Impressionisten» oder «Intransigeants» bezeichneten Malerinnen und Maler um August Renoir und Claude Monet, Paul Cézanne, Edgar Degas und Berthe Morisot. Sisley gehörte 1873 zu den Gründungsmitgliedern der ‹Société anonyme des artistes, peintres, sculpteurs, graveurs›, deren Werke zuvor vom konservativen ‹Salon de Paris› abgelehnt wurden. An der ersten Impressionisten-Ausstellung im Atelier des Fotografen Nadar im Frühling 1874 beteiligte sich Sisley mit zwei Landschaften; im Katalog der Gruppenschau von 1882 fanden sich nicht weniger als 27 seiner Gemälde. Anschliessend zog sich der 1839 in Paris geborene Engländer mehr und mehr zurück. Dass ihn seine engen Freunde Renoir und Monet bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1899 begleiteten, dürfte ihm Trost gewesen sein. Gleichwohl erkannten nur wenige Zeitgenossen Sisleys Rang unter den Malern des Lichts – wie etwa sein Malerkollege Camille Pissarro oder der umtriebige Kunsthändler Galerist Paul Durand-Ruel an der Rue Laffitte. Erst in jüngerer Zeit widmeten sich einzelne Institutionen wie das Von der Heydt-Museum in Wuppertal, das Bruce Museum in Greenwich oder das Hôtel de Caumont in Aix-en-Provence dem «wahren Impressionisten» Sisley.
EDWARD CUCUEL
Nach dem Bade. Vor 1912.
Öl auf Leinwand.
80 x 90 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 50 000
GIOVANNI GIACOMETTI
Panorama von Muottas Muragl. 1898.
Öl auf Leinwand.
Grösse total: 67 x 510 cm
Schätzung: CHF 2 800 000 / 4 000 000
So weit das Auge reicht: Giovanni Giacomettis Engadin
Vorschau auf die Auktion Schweizer Kunst vom 28. Juni 2019
An einem Oktobermorgen des Jahres 1897 machten sich die Maler Giovanni Segantini und Giovanni Giacometti in aller Früh zu Fuss in Begleitung eines Fotografen auf den Weg nach Muottas Muragl, einem Ausflugberg mit einer Höhe von 2453 südöstlich von Samedan. Der Bergrücken, der zehn Jahre später bequem mit einer Standseilbahn – der ersten überhaupt im Engadin –, erreicht werden konnte, bietet einen atemberaubenden Ausblick über das Oberengadin mit der Engadiner Seenplatte. Grund ihres Ausflugs war das Anfertigen von Skizzen für ein gigantisches Rundgemälde, das an der Pariser Weltausstellung von 1900 präsentiert werden sollte. Segantini hatte sich ein Gesamtkunstwerk ausgedacht, das in einem Rundbau die Schönheit des Engadins nicht nur mittels der Malerei, sondern mit Versatzstücken wie Bäumen und Alpenrosen, Wasserfällen sowie Brücken evozieren und das Erlebnis mit Windmaschinen sowie Licht- und Toneffekten verstärken sollte. Giovanni Giacometti, für den der zehn Jahre ältere Segantini ein Mentor war, hatte begeistert seine Mitarbeit zugesagt, auch Cuno Amiet und Ferdinand Hodler waren als Mitschaffende vorgesehen. Das von den Fremdenverkehrsorganisationen unterstützte Projekt musste jedoch aus finanziellen Gründen aufgegeben werden. Segantini zeigte in Paris als reduziertes Projekt das Triptychon "Werden – Sein – Vergehen" (La Vita – La Natura – La Morte), wobei La Natura den Ausblick von der Segantini-Hütte etwas oberhalb von Muottas Muragl wiedergibt.
GIOVANNI GIACOMETTI
Skiläufer. 1899.
Öl auf Leinwand.
65,5 x 102 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
GIOVANNI GIACOMETTI
Adler mit Engadiner Landschaft. 1898.
Öl auf Leinwand auf Holz.
44,5 x 82 cm (Halbkreis).
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
Vier Motive für das Herzstück
Giovanni Giacometti konnte seine auf Muottas Muragl gemachten Studien für einen anderen Auftrag verwenden: Noch im Oktober 1897 bat ihn Anna von Planta, ihr Chalet in St. Moritz-Bad auszugestalten. Von den zehn Bildern, die Giacometti in der Folge malte, bildet das vierteilige Panorama von Muottas Muragl, das im Juni bei Koller Auktionen versteigert wird, das für das Esszimmer bestimmte Herzstück. Das erste Bildfeld gibt den Blick von Muottas Muragl in südlicher Richtung auf das Rosegtal wieder. Zwischen dem Piz Chalchan links und dem Piz Surlej rechts erhebt sich die schneebedeckte Sellagruppe mit den damals noch markanten Gletscherzungen des Sellaund Roseggletschers. Giacometti malte die Ansicht in der divisionistischen Stricheltechnik, wie er sie von seinem Vorbild Segantini gelernt hatte. Besonders deutlich zeigt sich dies in den Waldpartien, deren sattes Grün mit komplementärem Rot durchsetzt ist. Die Felspartien, die nicht aus stumpfem Grau, sondern aus einer reichen Palette von Gelb, Grün, Blau und Rosa aufgebaut sind, weisen den Schöpfer als Meister der Farbe aus.
Auf dem zweiten Bildfeld blickt rechts ein Hirte mit einer Herde herunter auf den St. Moritzersee mit St. Moritz und Sankt Moritz-Bad. Darüber erhebt sich das 3380 m hohe Juliermassiv und rechts davon der etwas zu massig geratene Piz Bever. Auch sonst hat sich der Maler für die Topografie in diesem Bildfeld reichlich künstlerische Freiheiten herausgenommen. So wird der St. Moritzersee von Muottas Muragl aus als diagonal liegende, nicht als horizontale Fläche wahrgenommen. Die Unterschiede zur Realität erklären sich womöglich teilweise dadurch, dass Giovanni Giacometti die Gemälde im Winter 1897/98 auf der Oschwand bei seinem Freund Cuno Amiet und nicht vor Ort ausgeführt hat. Zwar bat er Ende 1897 Giovanni Segantini um die auf Muottas Muragl gemachten Fotografien, doch ging es ihm nicht um die sklavische Wiedergabe der Wirklichkeit, denn er schrieb in einem Brief: «Als Motiv für die Komposition habe ich die Aussicht von Muottas Muragl gewählt, wenigstens was die Bergkette und die Wälder betrifft.» Eine Studie kommentierend, vermutete die Auftraggeberin Anna von Planta gar, dass Giacometti den Vordergrund ungefähr beim Hahnensee (Lej dals Chöds) unterhalb des Piz Surlej ansetzte, womit es sich bei den beiden Dörfern um Silvaplana und Champfèr handeln würde.
Der Vordergrundstreifen des dritten Bildfelds wird von einem Hirten dominiert, der die ihn umstehenden Schafe füttert. Der Blick geht nun Richtung Westen, wo am linken Rand der Piz Saluver erscheint und rechts davon der Piz Ot mit 3246 m den höchsten Punkt dieser Gegend markiert.
Das letzte Bildfeld schliesst das Panorama mit dem Blick ins Val Bever ab. Hier wird die Horizontlinie links durch den Piz Üertsch markiert, im Zentrum durch die Crasta Mora und rechts durch den Piz Blaisun und das hochaufragende Massiv des Piz Kesch. Auffallend ist das Fehlen des Fernblicks auf Silvaplanersee, Silsersee und die Bergeller Berge – ein Segment, dass man eigentlich zwischen dem ersten und zweiten Bildfeld erwartet. Die Gründe dafür sind unbekannt. Im Briefwechsel mit Anna von Planta wird ausdrücklich von vier Bildfeldern gesprochen. Eine Studie in Privatbesitz legt jedoch nahe, dass Giacometti den Blick auf die Seen zunächst vorgesehen hatte. Der Bruch im Raumkontinuum wird vom Betrachter allerdings kaum bemerkt und schadet dem einheitlichen Bildeindruck keineswegs. Giacometti gelingt dies durch das Durchziehen des Terrains im Vordergrund und durch die horizontalen Streifen der topografisch frei platzierten Seen sowie durch die symmetrisch auf das Zentrum mit dem Hirten bezogenen Schafe.
Im Dialog mit der Auftraggeberin
Die Briefe Anna von Plantas an Giacometti widerspiegeln die grosse Anteilnahme am Fortgang der Arbeiten. Es scheint, dass der Maler die Kritik der Auftraggeberin an den Skizzen bei der Ausführung der Bilder teilweise berücksichtigt hat. So schreibt sie: «Der Hintergrund von hohen Bergspitzen ist sehr hübsch, die Bergspitzen dürften aber meinem Gefühl nach ruhigere Formen haben & weniger zackig & zerklüftet sein, mehr dem Character unserer Engadinerberge entsprechend. In Bezug auf das détail des Vordergrunds, möchte ich auch nicht gar zu viele Alpenrosen wünschen. Eine oder zwei kräftige, blühen¬de Pflanzen in der untern Ecke des 4ten Feldes würden wohl genügen.» Ausserdem wünschte sich Anna von Planta Ziegen statt Schafe, doch dazu liess sich Giacometti nicht erweichen.
Wenige Jahre nach dem Panorama von Muottas Muragl hat Giacometti der Schönheit der Bündner Berge mit dem Panorama von Flims ein weiteres Denkmal gesetzt. Die dreiteilige Komposition wurde 2016 von Koller Auktionen versteigert und kann heute in der Fondation Saner in Studen bewundert werden.
Paul Müller, Co-Autor des Werkverzeichnisses Giovanni Giacometti
GIOVANNI GIACOMETTI
Ruscello alpestre. Um 1917.
Öl auf Leinwand.
61,5 x 51 cm.
Schätzung: CHF 150 000 / 250 000
CUNO AMIET
Die Obsternte. 1912.
Öl auf Leinwand.
103 x 115 cm.
Schätzung: CHF 600 000 / 800 000
Cuno Amiet aus der Sammlung Loeb
Vorschau auf die Auktion Schweizer Kunst vom 28. Juni 2019
Den Künstler Cuno Amiet (1868–1961) und den Warenhaus-Unternehmer und Kunstsammler Eugen Loeb (1877–1959) verband ab Beginn der Dreissigerjahre eine enge Freundschaft. Loeb, der wie sein Bruder Arthur eine bedeutende Kunstkollektion aufgebaut hatte – unter anderem mit Werken von Vallotton, Barraud, Varlin und Gubler, daneben Monet, Pissarro und Renoir – kaufte Dutzende Gemälde und Zeichnungen beim Künstler von der Oschwand. Amiet schätzte Loebs Sachverstand und dessen sichere Hand bei der Auswahl der Werke: «Nie möchte ich etwas bei Ihnen wissen von mir, von dem ich nicht glaubte, dass es ganz gut ist.», schrieb der Künstler dem Sammler am 19. Okt ober 1936.
CUNO AMIET
Blaue Landschaft. Um 1910.
Aquarell auf Papier.
23,5 x 29,7 cm.
Schätzung: CHF 10 000 / 15 000
Die Begeisterung der Loebs für Amiets Schaffen reichte so weit, dass die Brüder zum Teil von Amiet selbst wie wohl auch über den Kunsthandel aus den ganz frühen Jahren wie mit der «Obsternte» («Apfelernte in Blau und Rot») oder mit den «Häusern in der Sonne» bedeutende Werke aus vorangehenden Schaffensperioden erwarben.
«Befreiung vom Naturmalen»
Apfeldarstellungen haben Amiet während seines ganzen Künstlerlebens beschäftigt. Ab 1907 tritt das Motiv der Apfel- oder Obsternte in seine Bildwelt ein, wiederkehrende Studien und zahlreiche Variationen des Themas verdichten sich im Laufe weniger Jahre bis etwa 1915 zu einer veritablen Werkgruppe, zu der auch die vorliegende grossformatige Arbeit in Öl auf Leinwand zählt, die als «Obsternte» oder «Apfelernte in Blau und Rot» betitelt wurde. Der Mensch in der Landschaft belegt ganz offenkundig Amiets ikonografische Bezüge zu Bildern von Cézanne, Gauguin und Matisse. In der Wahl des intensiven Rots – «die hellste und zugleich tiefste Farbe, die die Idee des Reichtums zum Ausdruck bringen kann», wie der Künstler selbst konstatierte – lehnt sich Amiet an Werke von Emile Bernard an. Amiets Palette wechselt in den verschiedenen Schaffensphasen: «So müsste, allein was die Farbgebung betraf, von einer frappierenden Wandlungsfähigkeit gesprochen werden. Sie würde auch in frühern Epochen nachzuweisen sein, beispielsweise in jenen monochromen Darstellungen der Apfelernte, die, meist auf Rot abgestimmt, zu den kühnsten und eigenwilligsten Schöpfungen Amiets zählen», konstatierten die Basler Nachrichten 1961 in ihrem Nachruf auf den verstorbenen Künstler. Eberhard Grisebach sah bereits 1912 in den monochromen Motiven einen grossen «Fortschritt, eine Befreiung vom Naturmalen » und einen «Übergang zum schöpferischen dekorativen Stil». Viola Radlach stellte darüber hinaus fest, dass die vereinfachten, konturierten Silhouetten den Cloisonismus oder Synthetismus der Schule von Pont-Aven um Paul Gauguin in Erinnerung rufen.
Unsere Gemälde repräsentiert den intensiven Prozess der Bildfindung für Amiets Werkgruppe «Obsternte», der in drei monumentale Fassungen mündete, die ihrerseits bedeutende Mosaiksteine einer wichtigen Schaffensphase des Künstlers sind. Das vorliegende Motiv ragt – zusammen mit den wenigen monochrom ausgeführten – als eigenständiges Werk aus dieser Folge heraus, weil Amiets spontaner expressiver Duktus in kontrastreichem Rot/Blau hier am stärksten überzeugt. Hier ist er auf Höhe der künstlerischen Hauptströmungen jener Epoche: des Expressionismus von Fauve und Brücke und des Kubismus.
Neben diesem gelangen weitere 16 Amiet-Werke aus der Sammlung Loeb im Juni zum Aufruf, darunter das 1910 entstandene kleinformatige Aquarell «Blaue Landschaft» und die beiden späteren Landschaften «Frühlingslandschaft mit gelb blühenden Bäumen» (1938) und «Gartent(h)or» (1931).
CUNO AMIET
Gartent(h)or. 1931.
Öl auf Leinwand.
85,5 x 65,5 cm.
Schätzung: CHF 70 000 / 100 000
Armband- & Taschenuhren | Schmuck & Juwelen
Patek Philippe, äusserst seltener Chronograph mit Ewigem Kalender, 1998.
Platin 950. Ref. 3970 E.
Schätzung: CHF 95 000 / 140 000
Patek Philippe, sehr seltene Jumbo Nautilus, ca. 1979.
Edelstahl. Ref. 3700/1.
Schätzung: CHF 40 000 / 60 000
Rolex Daytona Oyster Perpetual, 2012.
Edelstahl. Ref. 116520.
Schätzung: CHF 12 000 / 18 000
AQUAMARIN-DIAMANT-COLLIER, wohl RAYMOND C. YARD, um 1935.
Platin und Weissgold.
Schätzung: CHF 20 000 / 30 000
DIAMANT-ARMREIF, um 1880.
Roségold und Silber.
Schätzung: CHF 180 000 / 280 00
KASCHMIR-SAPHIR-DIAMANT-OHRHÄNGER.
Weissgold 750.
Schätzung: CHF 150 000 / 200 000
FRANÇOIS FERRIÈRE
Trompe-l'oeil: Puttenreigen.
Öl auf Karton auf Holz.
26 x 33,5 cm.
Ergebnis: CHF 44 000
Täuschend echt – echt täuschend
Rückblick auf die Auktion für Alte Kunst vom 29. März 2019
Das Auge zu täuschen – so lautet der erklärte Vorsatz der Trompe-l’oeil-Malerei. Schon die Antike kennt solcherlei Augentrug, wie Wandmalereien in Pompeji oder der berühmte, von Plinius d. Ä. überlieferte Wettstreit zwischen Parrhasios und Zeuxis belegen. Zwar lockte Zeuxis gemäss Plinius mit falschen Trauben Vögel an, doch liess er selbst sich von einem gemalten Vorhang des Parrhasios täuschen, den er aufzuziehen versuchte. Die Renaissance belebte vieles neu, darunter auch das Trompe-l’oeil. Neben raumillusionistischen Wand- und Deckenmalereien gehörte es zum guten Ton der malenden Zunft – etwa mit sogenannten «Quodlibet»-Bildern –, hyperrealistische Darstellungen zu meistern und die Betrachter damit in die Irre zu führen. Einer der Höhepunkte dieser Mode ist Cornelius Gijsbrechts «Rückseite eines Gemäldes» von 1670.
Das vorliegende Bildwerk stellt eine ausgesprochen originelle Spielart der illusionistischen Malerei dar, wie sie vor allem in der flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert in Frankreich auflebte. François Ferrière versucht hier mit allen Mitteln, den Betrachter zu täuschen. Nicht nur durch einen illusionistischen Schattenwurf soll ein dreidimensionales Objekt vorgegaukelt werden, sondern auch durch an den Kanten unregelmässig ausgebrochenen Bildträger. Auf den ersten, vielleicht sogar auf den zweiten Blick wirkt das zweidimensionale Gemälde wie ein Fragment einer einer Steinbildhauerei oder eines Gipses im Halbrelief – ein Eindruck , ganz im Sinne des Künstlers. Die scheinbar aus dem Bildgrund herausragenden Köpfe und Körper der Putti erscheinen verblüffend plastisch, obwohl sie nur zweidimensional dargestellt sind. Ferrière gelingt hier in meisterhafter Manier die Manipulation des Publikums.
ABRAHAM VAN DIEPENBEECK
Die Rettung des Heiligen Paulus nach dem Schiffbruch.
Öl auf Holz.
34,5 x 27,5 cm.
Ergebnis: 72 500
Von der Leinwand aufs Glasfenster
Rückblick auf die Auktion für Alte Kunst vom 29. März 2019
Das in unserer März-Auktion Alter Meister vermittelte Gemälde ist eine von mehreren detailreich ausgearbeiteten Vorstudien von Abraham van Diepenbeeck (1596–1675) für die zehn Glasfenster der 1571 geweihten Dominikanerkirche St. Paulus in Antwerpen. Die um 1638 ausgeführten und inzwischen verlorengegangenen Glasmalereien thematisierten das Leben des Heiligen Paulus von Tarsus. Glasfenster von van Diepenbeeck, dessen Vater schon als Glasmaler tätig war, haben sich unter anderem in der Loretto-Kapelle des Antwerpener Karmeliterklosters und im Rathaus der Stadt erhalten. In seinen Antwerpener Jahren ab 1620 arbeitete van Diepenbeeck eng mit seinem flämischen Malerkollegen Peter Paul Rubens (1577–1640) zusammen, dessen stilistischer Einfluss in den erhaltenen Ölstudien und Zeichnungen erkennbar ist.
Das vorliegende Bildmotiv nimmt die in der Apostelgeschichte des Lukas festgehaltene Legende von Paulus’ Fahrt als Gefangener nach Rom auf. Paulus, der im Jahr 59 oder 60 dort vor das kaiserliche Gericht gestellt werden sollte, ahnte den bevorstehenden Sturm und prophezeite einen Schiffbruch: «Ihr Männer, ich sehe, dass diese Fahrt mit Leid und grossem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben.» Der Sturm kam tatsächlich und das Schiff lief auf eine Sandbank und zerschellte, doch Paulus rettete sich wie alle anderen «zweihundertsechsundsiebzig Seelen» an die nahe Nordküste der Insel Malta, vermutlich in die Salina Bay vor dem Dorf Burmarrad. Van Diepenbeeck Gemälde hält jene Szene der Pauluslegende fest, in der der kraftlose «Völkerapostel» aus den Fluten gerettet und auf sicherem Boden aufgenommen wird. In der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main befindet sich eine lavierte und gouachierte Kreidezeichnung, die das gleiche Motiv im Querformat zeigt.
HANS WEIDITZ D. J. auch als PETRARCAMEISTER bekannt
Würfelnde Landstreicher und bäuerliches Paar, um 1525-30.
Feder in Schwarz, partiell laviert, auf Bütten. Mit Bütten alt hinterlegt.
18,1 x 22 cm. Gerahmt.
Ergebnis: CHF 120 500
Mit virtuos geführter Feder
Rückblick auf die Auktion für Alte Zeichnungen vom 29. März 2019
Ländliche Szenen wie die im März versteigerte – mit den links im Bild im Würfelspiel unterbrochenen Landstreichern und dem vorbeischreitenden Bauernpaar auf der rechten Flanke – waren in ihrer Entstehungszeit ausgesprochen en vogue: «Derbe Darstellungen dieses Themas erfreuten sich, von etwa 1520 an bis über die Jahrhundertmitte hinaus grosser Beliebtheit. Kupferstich und Holzschnitt trugen zu weiter Verbreitung bei. Bilder von bäuerlichen Drolerien und Kirchweih-Rummel waren in der Nachfolge Dürers bei den Nürnberger Kleinmeistern beliebt aber auch im schwäbischen Raum gefragt.» (Fritz Koreny) Offenbar erregt das Glücksspiel der am Wegrand lagernden Vagabunden bei dem Bauernpaar Missmut, wie der auf die Würfel deutende Zeigefinger und der grimmige Blick nahelegen. Der bei einem Gehöft aufgestellte Maibaum im Hintergrund und der geschmückte Hut des Bauern verweisen womöglich auf ein Fest, das das Paar zu besuchen gedenkt. Die Zeichnung entstand in einer Epoche, in der Künstlerpersönlichkeiten wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer und andere die Motivwelt und ebenso die druckgrafischen Techniken revolutionierten. Die auf einem mittelgrossen Büttenbogen festgehaltene lavierte Zeichnung besticht durch die virtuos geführte Feder ihres Schöpfers. Die Zuschreibung des vorliegenden Werks erfolgte anhand von Vergleichen mit Holzschnitten von Hans Weiditz, bei denen sich zahlreiche motivische und stilistische Verwandtschaften ausmachen liessen, so etwa in den Holzschnitten zu Francesco Petrarcas «Von der Artzney bayder Glück / des guoten vnd widerwertigen. Vnnd weß sich ain yeder inn Gelück vnnd vnglück halten sol» (Augsburg, 1532). Besonders auffällig sind hier wie dort die ausdrucksstarken, bis ins Detail qualitätvoll durchgebildeten Gesichtszüge und die mit äusserster Sorgfalt ausformulierten Kleider der dargestellten Figuren. Über den um 1500 in Straßburg oder Freiburg geborenen deutschen Zeichner Hans Weiditz d. J., mitunter auch Petrarcameister genannt, ist bisher wenig bekannt. Zu wenige seiner Werke können bisher sicher zugeordnet werden. Zu den Stationen seines Schaffens dürften Augsburg, Straßburg und schliesslich bis zu seinem für 1536 nachgewiesenen Tod Freiburg im Breisgau gehört haben. Zu den für Weiditz belegten Arbeiten gilt eine Folge von Pflanzenaquarellen, die – entstandenen im Jahr 1529 und anschliessend umgesetzt in Holzschnitte – die dreibändige Ausgabe der Kräuterbücher «Herbarum vivae eicones» (Straßburg, 1530–1536) von Otto Brunfels illustrierte. Diese Aquarelle wurden 1930 in der Sammlung des Botanischen Instituts Bern wiederentdeckt.
Ein bedeutendes Schweizer Kunstmuseum hat diese Weiditz-Zeichnung für seine Sammlung erworben.
1 BRILLANT-RING, um 1960.
Platin 950.
Ergebnis: CHF 137 300
ReView
1 Bei diesem klassischen Solitaire-Modell eines Platin-Brillantringes besticht der facettierte Diamant durch seine ausgesprochen feine Qualität.
2 Adam Willaerts, dessen Familie aus Antwerpen stammte und der in London geboren wurde, gilt als einer der bedeutendsten Marinemaler des Goldenen Zeitalters. Ende des 16. Jahrhunderts widmete er sich im Norden der Niederlande der Genre- und Marinemalerei.
2 ADAM WILLAERTS
Flussmündung mit Galeere. 1620.
Öl auf Holz.
41,5 x 69,7 cm.
Ergebnis: CHF 84 500
3 EMAIL-DIAMANT-SAPHIR-BRACELET, DAVID WEBB, um 1960.
Gelbgold 750 und Platin 900, 114g.
Ergebnis: 28 100
3 Die originellen Frosch-Zwillinge dieses grün emaillierten, äusserst dekorativen Armreifs vom New Yorker Juwelier David Webb (1925–1975) waren eine sehr erfolgreiche Kreation.
4 Das vermutlich für einen privaten florentinischen Palazzo angefertigte Gemälde stammt von einem Schüler Lorenzo di Credis, einem der einflussreichsten Künstler der Hochrenaissance, der sich bei Leonardo da Vinci ausbilden liess.
5 Dieses Salbengefäss mit einem Frauenporträt auf der Schauseite stammt aus einer berühmten Majolikagruppe von Apothekenbehältnissen. Einige dieser so genannten Albarelli tragen die Wappen der Orsini und Colonna, zwei der einflussreichsten römischen Familien des 15. und 16. Jahrhunderts.
6 Mit seinem Motiv bezog sich Arnold Böcklin 1889 auf Peter Paul Rubens’ «Schlacht der Amazonen» (um 1680). Die dynamisch-kraftvolle Komposition lässt sich als Auflehnung der christlichen Moral gegen die entfremdete, unterdrückte Masse des Römischen Reiches interpretieren – eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen und somit ein zeitloses Phänomen.
4 TOMMASO DI CREDI
Madonna mit Kind und Johannes d. Täufer.
Öl auf Holz.
57,3 x 53,2 cm.
Ergebnis: CHF 65 300
5 MAJOLIKA ALBARELLO DES "ORSINI-COLONNA" TYPUS
Castelli d'Abruzzo, Werkstatt Orazio Pompei (1507-1589).
Um 1545-1555.
Ergebnis: CHF 13 700
6 ARNOLD BÖCKLIN
Der Kampf auf der Brücke. 1889.
Öl auf Holz.
96 x 149,5 cm.
Ergebnis: CHF 240 500
7 ZOOLOGIE
Merian Maria Sibylla.
Dissertatio de generatione et
metamorphosibus insectorum Surinamensium.
Ergebnis: CHF 132 500
7 Maria Sibylla Merian, Tochter des Bildchronisten Matthäus Merian d.Ä., begeisterte sich früh für Zoologie. 1699 bis 1701 durchreiste sie die niederländischen Kolonie Surinam und hielt die dortige Flora und Fauna in einzigartigen Aquarellen fest.
8 In einer Privatsammlung konnte dieses Gemälde des Antwerpener Manieristen de Cock wiederentdeckt werden. Es zeigt den Heiligen Antonius, der Versuchung des Weines widerstehend, der ihm von einer edlen Dame angeboten wird.
8 JAN WELLENS DE COCK
Die Versuchung des Heiligen Antonius.
Öl auf Holz.
27,7 x 37,2 cm.
Ergebnis: CHF 168 500
9 Horae B.M.V.
Stundenbuch.
Lateinische Handschrift auf geglättetem Pergament.
Ergebnis: CHF 78 500
9 Sieben grosse Miniaturen in Farbe und Gold mit reicher Bordüre, 17 fünfzeilige Prachtinitialen sowie viele zweizeilige Initialen in Gold und Farben schmücken dieses illustrierte Stundenbuch, das um 1480 für eine franziskanische Auftraggeberschaft entstanden sein dürfte.
10 Hyperrealistisches Tischgeschirr wie diese Schauterrine zierten im 18. Jahrhundert die Tafeln der Adelsfamilien; Straßburg zählte zu den Zentren der Fayence-Kunst.
11 Diese atmosphärische Darstellung einer nächtlichen Winterlandschaft mit einer Art Buvettenbetrieb stammt aus der Sammlung des TV-Produzenten Jef Rademakers, die Meisterwerke der niederländischen und belgischen Hochromantik vereinte.
12 Meissoniers skulpturales Schaffen – etwa 20 Bronzen – wurde erst nach seinem Tod entdeckt. Das Wachsoriginal dieser Darstellung Napoléons wird im Musée d’Orsay verwahrt. 180 000 Franken bedeuten einen Auktionsweltrekord für den Künstler.
10 TROMPE L'OEIL FAYENCE TERRINE IN FORM EINER SCHNEPFE
Strassburg, Periode Paul Hannong.
Um 1745-1754.
Ergebnis: CHF 32 300
11 ANDREAS SCHELFHOUT
Eisvergnügen mit "Koek-en-zopie" bei Nacht. 1849.
Öl auf Holz.
31 x 42,5 cm.
Ergebnis: CHF 90 500
12 JEAN LOUIS ERNEST MEISSONNIER (1815-1891)
Bronzefigur, "Napoléon à cheval" oder "Le voyageur", um 1900.
Bronze mit dunkler Patina.
L 59, H 48 cm.
Ergebnis: CHF 180 500
LOUISE NEVELSON
Cloud II. 1984.
Holz, bemalt.
84 x 115 x 6,5 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
Zentrum für künstlerische Nachlässe
In Zürich widmet sich eine neu gegründete Institution Nachlässen aus Kunst, Musik und Literatur
Sammlerinnen, Künstler, Musikerinnen und Schriftsteller: Alle vererben sie einmal ihre materiellen und immateriellen Werke und alle haben sie sich dabei zum Teil mit ähnlichen Fragen auseinanderzusetzen: Wer soll dereinst die künstlerischen und die kommerziellen Entscheidungen über die vererbten Werke treffen? Wie kann eine Strategie aussehen, um den künstlerischen Nachlass auch für zukünftige Generationen relevant und interessant zu halten? Wie lässt sich der finanzielle Wert eines künstlerischen Nachlasses schätzen und wie ist mit den urheberrechtlichen Besonderheiten bezüglich der immateriellen Werke in einer Nachlasssituation umzugehen? Damit diese und weitere Themenkomplexe rund um Nachlässe der Bereiche Kunst, Musik und Literatur mehr Aufmerksamkeit erfahren, haben der Rechtsanwalt Dr. Florian Schmidt-Gabain und der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Strässle das «Zentrum für künstlerische Nachlässe» (ZKN) gegründet.
Florian Schmidt-Gabain (l.) und Thomas Strässle (r.) haben
das Zentrum für künstlerische Nachlässe gegründet und
leiten es gemeinsam als Präsident und Vizepräsident.
«Das ZKN ist ein wissenschaftliches Zentrum, das Konferenzen, Seminare und Vorträge organisieren wird», beschreibt der auf Kunst- und Erbrecht spezialisierte Florian Schmidt-Gabain den Tätigkeitsbereich der neu gegründeten Institution mit Sitz in Zürich. «Indem sowohl die (Bildende) Kunst als auch die Musik und die Literatur im Fokus des ZKN stehen », ergänzt Thomas Strässle, der unter anderem Präsident der Max Frisch-Stiftung ist, «wollen wir eine fächerübergreifende Perspektive ermöglichen». Beide Gründer des ZKN unterstreichen, dass sie in ihren beruflichen Tätigkeiten ein starkes Bedürfnis nach Information und Wissen im Bereich der künstlerischen Nachlässe feststellen würden. «Um diesem Bedürfnis zu entsprechen, haben wir das ZKN ins Leben gerufen.» Neben künftigen Erblassern und Erben richtet sich das ZKN auch an weitere mit künstlerischen Nachlässen in Verbindung stehende Personen und Institutionen wie z.B. Verlage, Museen, Galerien, Restauratoren, Archive und Anwälte.
Die offizielle Eröffnung des ZKN findet am 21. November 2019 mit einer Konferenz in Zürich statt. Im Grossen Vortragssaal des Kunsthauses setzen sich die Referentinnen und Referenten unter anderem mit den Nachlässen der erst kürzlich wiederentdeckten schwedischen Pionierin der abstrakten Malerei, Hilma af Klint (1862–1944), und eines der bekanntesten Sammler der Schweiz, Emil G. Bührle, auseinander. Anmeldungen für die Konferenz können über www.zkn.ch vorgenommen werden.
Die Koller Auktionen AG verfügt über eine grosse Erfahrung bei der Bewertung und beim Verkauf von Sammler- und anderen Kunstnachlässen. Sie begrüsst deshalb die Gründung des Zentrums für künstlerische Nachlässe sehr und freut sich, dieses als Sponsorin unterstützen zu dürfen.
KOLLERview erscheint viermal jährlich,
die nächste Ausgabe folgt im Juni 2019
Als PDF lesen Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde unseres Hauses
Mit Freude blicken wir auf ein erfolgreiches Auktionsjahr zurück, in dem wir in vielen von uns angebotenen Spezialbereichen nicht nur ausgezeichnete Zuschläge erzielen, sondern auch bemerkenswerte Verkaufsquoten verzeichnen durften.
Kees van Dongens «Ägypterin» ging im Juni für 1,75 Mio. Franken in eine deutsche Privatsammlung, nachdem wir dieses expressive Bildnis an Sondervorbesichtigungen in Genf, Düsseldorf, Zürich und Paris einem grossen Publikum vorstellen konnten. Und Emil Noldes 1918 entstandenes «Doppelbild (Sie seltsames Licht)» hat nach einem Bietergefecht, das schliesslich bei 1 Mio. Franken endete, sein neues Zuhause in einer bedeutenden Schweizer Kollektion gefunden (siehe S. 11).
Im März 2018 erreichten wir mit 538’000 Franken für ein Vanitas-Stillleben aus dem 17. Jahrhundert den zweithöchsten je an einer Auktion erzielten Preis für ein Gemälde von Carstian Luyckx. Für «Kiss» aus dem Jahre 1979 von John Chamberlain konnten wir im Juni den herausragenden Zuschlag von 530’000 Franken realisieren. Beide Ergebnisse illustrieren exemplarisch die viele Jahrhunderte umfassende Breite unseres Auktionsangebotes.
Zu den Tausenden Kunstwerken, die in den letzten zwölf Monaten durch unsere Hände gingen, gehörten unter anderem hervorragende Arbeiten von Lehmbruck, Boudin, Spitzweg, Dufy, Kirchner, Dix, Marquet, Renoir, Vlaminck, Chagall, Miró, Klee, Vasarely, Tobey, Warhol, Cragg, Soulages, Gertsch, Picasso, Poliakoff, Lichtenstein oder Haring bis zum Who’s who der Schweizer Malerei, das von Anker und Zünd über Hodler, Vallotton, Dietrich, Amiet, Giacometti, Segantini bis zu Itten, Lohse und Bill reichte. Dazu gesellten sich erfolgreiche Auktionen für seltene Kunstwerke aus China, für erlesene Möbel französischer Ebenisten, für Sammler-Silber, Juwelen und seltene Armbanduhren, für romanische und gotische Skulpturen sowie für Altmeister-Grafik und mittelalterliche Buchmalerei.
Vom 26. bis 29. März 2019 führen wir zum Auftakt des neuen Auktionsjahres unsere nächste Serie von Versteigerungen durch, die traditionell der alten Kunst gewidmet ist.
Im Juni 2019 folgen dann die Auktionen für Moderne und Zeitgenössische Kunst, Design, Art Déco und Jugendstil, Fashion und Sammleruhren, Schmuck und Schweizer Kunst, für die wir bis Mitte April Einlieferungen entgegennehmen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich mit Ihrem Anliegen an unsere Spezialisten in Zürich oder an eine unserer Zweigstellen in Genf, Mailand, Düsseldorf oder München wenden. Unsere Schätzungen und Offerten im Hinblick auf unsere Auktionen sind kostenlos und unverbindlich. Allfällige Transporte und Zollformalitäten organisieren wir ebenso für Sie wie ein internationales Marketing für Ihre uns anvertrauten Kunstobjekte.
Wir freuen uns, für Sie und mit Ihren Kunstwerken arbeiten zu dürfen!
Ihr Cyril Koller
1 Jan van Noordt.
Die Begegnung von Preziosa und Don Juan
eine amouröse Szene.
Öl auf Leinwand. 131,5 x 172,5 cm.
Schätzung: CHF 100 000 / 140 000
Kunstsinniger Kurfürst, sensibler Don Juan
Vorschau auf die Auktion für Gemälde Alter Meister vom 29. März 2019
Gleich sechs verschiedene Porträts schufen Lucas Cranach d. Ä. und die Gesellen seiner wohlorganisierten Werkstatt von seinem Förderer Herzog Friedrich dem Weisen (1463–1525), Kurfürst von Sachsen, Freund der Künste und Wissenschaften. Cranach diente dem Herzog auch, indem er dessen bedeutende Sammlung von 19’000 Reliquien inventarisierte und in Holzschnitten festhielt. Das vorliegende Bildnis auf Buchenholz (Abb. 2) entstand vermutlich 1525 und damit im Todesjahr des Regenten, zuletzt öffentlich gezeigt wurde es im Jahr 1974. Und nicht nur die Cranachs und ihre Werkstatt porträtierten den kunstsinnigen Regenten, sondern auch Albrecht Dürer.
2 Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt.
Bildnis des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise.
1525. Öl auf Buchenholz. 38,7 x 25,3 cm.
Schätzung: CHF 90 000 / 120 000
3 Peter Binoit.
Blumenstillleben in einer Engobevase.
Öl auf Kupfer. 20,5 x 15,8 cm.
Schätzung: CHF 80 000 / 120 000
Der in Frankfurt/Main und Hanau tätige Stilllebenmaler Peter Binoit (1590/91–1632) erinnert uns mit kleinen, beinahe versteckten Zeichen an die Vergänglichkeit unseres Daseins: In seinem opulenten Blumenbouquet (Abb. 3) finden sich neben ganz frisch erscheinenden Blüten auch solche, die bereits welken. Benoits meisterhafte Komposition und Pinselführung sowie die superbe Farbigkeit hauchen dem auf Kupfer gemalten Strauss Leben ein.
Jan van Noordt (1623–1681) bezieht sich in seiner grossformatigen «Begegnung von Preziosa und Don Juan» (Abb. 1) nicht auf künstlerische Vorbilder, sondern komponiert das Motiv völlig neu. Entgegen den Frauenheld-Klischees aus den literarischen Vorlagen erhält Don Juan auf diesem vielfach publizierten Ölgemälde weiche und verletzliche Züge.
Titelbild: Hans Weiditz d. J.
auch als PETRARCAMEISTER bekannt.
Würfelnde Landstreicher und bäuerliches Paar, um 1525-30.
Feder in Schwarz, partiell laviert, auf Bütten. 18,1 x 22 cm.
Schätzung: CHF 35 000 / 55 000
4 Arnold Böcklin.
Der Kampf auf der Brücke. 1889.
Öl auf Holz. 96 x 149,5 cm.
Schätzung: CHF 250 000 / 350 000
Böcklins Kraft und Rademakers Auge
Vorschau auf die Auktion für Gemälde des 19. Jahrhunderts vom 29. März 2019
Inspiration für sein monumentales Ölbild «Der Kampf auf der Brücke» (Abb. 4) holte sich der Schweizer Arnold Böcklin (1827–1901) bei Peter Paul Rubens. Wie in dessen «Schlacht der Amazonen» (um 1618) lässt Böcklin die wilde Kampfszene auf einer Brücke stattfinden, die es ihm erlaubt, die Bildfläche in verschiedene Zonen zu trennen. Der Kampf zwischen einem wohl germanischen Stamm gegen eine mutmasslich römische Armee füllt beinahe das gesamte Format aus. Damit rückt er den Betrachter nahe an das brutale und rohe Geschehen, die Pferde im Sprung sprengen fast den Rahmen. Böcklins Darstellung lässt sich als Auflehnung der christlichen Moral gegen die entfremdete, unterdrückte Masse des Römischen Reiches interpretieren.
5 Oswald Achenbach.
Fröhliche Gesellschaft in der Campagna mit Blick auf den Vesuv.
Öl auf Leinwand. 66,5 x 95 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 40 000
6 Carl Morgenstern.
Venedig mit Blick auf den Dogenpalast und Santa Maria della Salute. 1863.
Öl auf Leinwand. 54 x 89 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
Mit Carl Morgenstern (1811–1893) ist einer der Schüler Carl Rottmanns und zugleich einer der prägenden deutschen Italianisten in der Offerte vertreten. Auf zahlreichen Reisen sammelte Morgenstern Eindrücke, die er in atmosphärisch aufgeladene Darstellungen italienischer Küstenlandschaften und Stadtansichten wandelte. Seine jetzt angebotene Ansicht von Venedig mit Blick auf den Dogenpalast und Santa Maria della Salute (Abb. 6) entstand 1863. Sie ist ein veritabler Beleg für Morgensterns herausragende Fähigkeit, das Licht des Südens auf die Leinwand zu übertragen.
Sammlung Rademakers
Einige jetzt angebotene Meilensteine der niederländischen und belgischen Romantik des 19. Jahrhunderts stammen aus der Rademakers Collection. Die Sammlung des ehemaligen TV-Produzenten Jef Rademakers umfasst mehr als hundert Gemälde der Hochromantik von überwiegend niederländischen und belgischen Meistern. Zu den etlichen Glanzstücken, die jetzt in Zürich zum Aufruf kommen, zählen «Winterlandschaft mit ‹koek en zopie› bei Nacht» (Abb. 7) von Andreas Schelfhout (1787–1870) und ein von David Emil Joseph de Noter im Jahr 1847 vollendetes Prunkstillleben (Abb. gegenüber) in Kunstkammerformat. Bei beiden Künstlern wird die Beschäftigung mit der Kunst des 17. Jahrhunderts offenkundig.
7 Andreas Schelfhout.
Eisvergnügen mit "Koek-en-zopie" bei Nacht. 1849.
Öl auf Holz. 31 x 42,5 cm.
Schätzung: CHF 30 000 / 40 000
8 David Emil Joseph de Noter.
Prunkstillleben. 1847.
Öl auf Holz. 28,5 x 38,2 cm.
Schätzung: CHF 20 000 / 30 000
9 Prunkkassenschrank mit kaiserlichem Wappen.
sign. Haffner Frères, 8 passage Jouffroy Paris, wohl C.G. Diehl oder G. Grohe.
Paris, um 1860. 100 x 52 x 150 cm.
Schätzung: CHF 50 000 / 70 000
Virtuoses Handwerk, opulenter Dekor
Vorschau auf die Auktion für Möbel, Porzellan und Silber vom 28. März 2019
Die im 18. Jahrhundert in Norditalien und Südfrankreich perfektionierte Kunst der ‹Lacca povera› oder ‹Lacquer povera› berief sich auf asiatische Vorbilder. Chinesische und japanische Lackarbeiten gelangten in jener Zeit überaus zahlreich nach Europa und begeisterten zuerst die Handwerker und Auftraggeber in Venedig und Genua.
10 Trompe l’oeil Fayence Terrine in Form einer Schnepfe.
Strassburg, Periode Paul Hannong, um 1745-1754.
L 28, H 22 cm.
Schätzung: CHF 10 000 / 15 000
11 Seltene kreuzförmige Halsuhr mit Bergkristall.
wohl Conrad Kreizer, Deutschland, Ende 16. Jh.
4,5 x 3,3 x 1,7 cm.
Schätzung: CHF 60 000 / 80 000
Aus anfänglichen Nachahmungen entwickelte sich eine eigene Technik: Ausgeschnittene kolorierte Kupferstiche wurden auf Türblätter und Schubladen geklebt und dienten als Bildschmuck, nur das aufwändige Lackfinish in Sandarak-Naturharz erinnerte noch an Asien. Der figurative und florale Dekor der Aufsatz-Schreibkommode (Abb. 13) aus der März-Auktion ist exemplarisch: Vor idealisierten Landschaften geben sich die Abgebildeten vor allem den lieblichen Seiten des Lebens hin.
Ein prachtvoll dekorierter Kassenschrank von musealer Qualität und in perfekter Erhaltung kann dem in Paris tätigen Ebenisten Charles-Guillaume Diehl (1811–1885) zugeschrieben werden (Abb. gegenüber). Die handwerkliche Meisterschaft Diehls und seiner grossen Werkstatt sorgte an den Pariser Weltausstellungen von 1867 und 1878 für Furore. Die damals entstandenen Marketerie-Möbel finden sich heute in den weltweit wichtigsten Sammlungen. Der jetzt aufzurufende Prunkschrank soll im Jahr 1862 ein Geschenk der Stadt Paris an Kaiser Napoleon III. gewesen sein.
12 Schildpatt-Schmuckdose.
Basel 1714-1744. Meistermarke Hans Jakob D'Annone.
Silber, teilweise vergoldet, gegossen und graviert. Schildpatt. 12,4x9,2x8 cm.
Schätzung: CHF 6 000 / 10 000
13 Seltene Arte Povera Aufsatzschreibkommode.
Barock, Venedig, 18. Jh. 139 x 58 (92) x 238 cm.
Schätzung: CHF 100 000 / 150 000
14 M. S. Merian.
Dissertatio de generatione et metamorphosibus insectorum Surinamensium.
Den Haag 1726. / Histoire des Insectes de l'Europe, Amsterdam, 1730.
Schätzung: CHF 60 000 / 90 000
Exotische Fauna
Vorschau auf die Auktion für Bücher, Buchmalerei und Autographen vom 26. März 2019
und auf die Auktion für Zeichnungen und Aquarelle vom 29. März 2019
Das ausgehende 17. Jahrhundert war geprägt vom zunehmenden Interesse an der Natur. Maria Sibylla Merian (1647–1717) wuchs in einer künstlerisch tätigen Familie auf; ihr Vater, Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650), zählte zu den wichtigsten Bildchronisten seiner Zeit. Sie selbst interessierte sich früh für Zoologie. Dass sich Maria Sybilla Merian der Flora und Fauna der niederländischen Kolonie Surinam widmete, entsprang einer Empfehlung: Der dortige Gouverneur regte Merian dazu an, eine Forschungsreise durch den Küstenstaat zu wagen.
15 Rudolf von Alt.
Blick in ein Schlafzimmer, 1859.
Aquarell über Feder in Grau, Bleistift, weiss gehöht.
33 x 40 cm.
Schätzung: CHF 7 000 / 9 000
16 Horae Beatae Mariae Virginis.
Lateinische Stundenbuchhandschrift auf Pergament.
Wohl Flandern, um 1460.
Schätzung: CHF 70 000 / 90 000
Die in den Jahren 1699 bis 1701 vor Ort von Merian angefertigten Zeichnungen und gesammelten Objekte bildeten die Vorlagen für eine Serie von 60 Kupferstichen. 1726 veröffentlicht in ihrem opus magnum, «Dissertatio de generatione et metamorphosibus insectorum Surinamensium.» (Abb. 14 und S. 9), machten sie die Künstlerin in ihrer Heimat postum bekannt. Zwei Eigenheiten der vorliegenden Ausgabe sind erwähnenswert: Zum einen umfasst der Band die beiden Hauptwerke Merians, denn neben den Surinam-Insekten ist die ebenso berühmte Abhandlung «Histoire des Insectes de l’Europe » von 1730 eingebunden. Zum anderen hat sich das Exlibris erhalten – ein ebenfalls von Merian gefertigter Kupferstich, der auf einen Erstbesitzer aus ihrem Umfeld schliessen lässt.
Prachtvolles Stundenbuch
Aus einer ganzen Reihe wertvoller Buchpreziosen ragt ein um das Jahr 1460 in Flandern entstandenes «Livre d’heures» heraus. (Abb. 16) Geschmückt ist das Gebets- und Andachtsbuch mit 17 prachtvollen Miniaturen in Gold und Farben, acht kleineren Miniaturen sowie 32 Bordüren. Auffallend virtuos und kenntnisreich ausgeführt sind seine Architekturdarstellungen. Dieses sehr sorgfältig illuminierte Exemplar war seit knapp fünf Jahrzehnten nicht mehr im Handel und liegt in einem bemerkenswert sauberen und breitrandigen Zustand vor.
14 M. S. Merian
Dissertatio de generatione et metamorphosibus insectorum Surinamensium.
Den Haag 1726. / Histoire des Insectes de l'Europe,
Schätzung: CHF 60 000 / 90 000
17 Sylvie Fleury.
Be Amazing. 2003.
Multiple. 62/100. 20 x 30 cm.
Ergebnis: CHF 2 200
ReView
17 Die Schweizer Objektkünstlerin Fleury präsentierte ihre unmissverständliche und dennoch ironische Aufforderung «Be Amazing» bereits in verschiedenen Formen – hier im Stil eines noblen Türschildes aus Messing.
18 In expressivem Duktus, beinahe schon dreidimensional brachte Giovanni Giacometti die Farben für seine Ansicht der bis über 3000 Meter aufsteigenden Sciora-Bondasca-Gruppe auf die Leinwand und zeigt sich damit als Meister der Farbe auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Der virtuose Umgang mit Licht und Schatten der Bergwelt zwischen Malojapass und Chiavenna prägte sein Lebenswerk. Dieses Gemälde stammt aus einer Schweizer Privatsammlung, in die es durch einen Ankauf beim Künstler selbst gelangte.
18 Giovanni Giacometti.
Bergell mit Blick auf die Sciora-Gruppe. 1931.
Öl auf Leinwand. 75,5 x 80 cm.
Ergebnis: 310 000
19 Pierre Soulages.
Ohne Titel. 1973.
Gouache auf Papier auf Leinwand. 75 x 54,5 cm.
Ergebnis: 324 000
19 Diese Gouache lebt durch den subtilen Kontrast zwischen den tiefschwarzen Balken und dem kräftigen, dazwischen aufleuchtendem Blau. Mit Gummirakeln strukturiert Soulages seine Bildfläche und legt die unter dem deckenden Schwarz liegenden Farbflächen frei. Diese in die Tiefe der Malschichten vordringende Schabtechnik dynamisiert die Bildkompositionen und fördert effektvolle Farbklänge zutage. Die auf diese Weise entstehenden Werke werden als Outrenoir-Bilder bezeichnet, also Arbeiten jenseits von Schwarz.
20 Roths Barwagen vereint in sich die vom Bauhaus geprägte Formenwelt und die bevorzugten Materialien des modernen Produktdesigns der frühen 1930er-Jahre. Vor allem die strenge Chromstahlkonstruktion verweist unmittelbar auf Möbelentwürfe von Mart Stam, Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe.
21 Lichtensteins plakative, am zeitgenössischen Comic orientierten Motive der Sechzigerjahre sind zu Ikonen der Nachkriegskunst geworden.
22 260 Werke von Otto Dix wurden 1937 von den Nazis als «Entartete Kunst» diffamiert. Der Künstler widmete sich fortan vorwiegend der Landschaftsmalerei. «Wintertag in Randegg» aus dem Jahr 1933 steht für diese Zeit, in der sich Dix' Maltechnik auf historische Vorbilder bezieht. Das Schweizer Museum zu Allerheiligen Schaffhausen sicherte sich den Zuschlag für dieses exemplarische Gemälde.
20 Alfred Roth.
Barwagen, Modell «1952», Entwurf 1932 für Embru.
99 x 33 x 73 cm.
Ergebnis: CHF 60 000
21 Roy Lichtenstein.
Crying Girl. 1963.
Farboffset. 43,2 x 58,4 cm.
Ergebnis: CHF 31 000
22 Otto Dix.
Wintertag in Randegg. 1933.
Mischtechnik auf Holz.
Ergebnis: CHF 170 000
23 Emil Nolde.
Doppelbild (Sie seltsames Licht). 1918.
Öl auf Leinwand. 60,6 x 56,2 cm.
Ergebnis: CHF 1 Mio
23 In Emil Noldes Porträts spiegelt sich das besondere Interesse des Künstlers an der menschlichen Seele, seine intensive Suche nach dem psychologischen Abbild seiner Gegenüber.
24Diese normannische Landschaft entsteht auf dem Höhepunkt von Dufys Karriere. Typisch für jene Schaffensphase sind sowohl der lockere, von leichter Hand geführte Duktus als auch das friedvolle, naturverbundene Motiv aus einer ländlichen Gegend im französischen Norden.
24 Raoul Dufy.
Paysage en Normandie ou Le Poirier. 1930.
Öl auf Leinwand. 60 x 73cm.
Ergebnis: 115 000
25 Adolf Dietrich.
Abendstimmung am Untersee. 1926.
Öl auf Karton. 32,7 x 42,9 cm.
Ergebnis: 480 000
25 Dietrich begab sich immer wieder auf die Suche nach einer farblichen und motivischen Übersteigerung der abgebildeten Landschaft. Abendstimmungen kommen in ihrem intensiven Kolorit dieser Intension besonders entgegen und gehören zu den eindrucksvollsten Werken des Künstlers.
26 Picasso hat seine Liebe zu Keramik bei einem Besuch der Keramikwerkstatt Madoura in Vallauris 1946 entdeckt. Mit grosser Leidenschaft schafft er zwischen 1947 und 1971 ca. 600 Werke – Alltagsgegenstände wie Krüge, Vasen, Teller und Aschenbecher, aber auch Skulpturen und Bildnisse.
27 Pablo Picasso. Tête en Forme d'Horloge. 1956. Teller. Gegossen und herausgegeben von Pierre und François Hugo. Silber. 19/20. D: 42,5 cm. Ergebnis: CHF 36 000 Auch dieser in kleiner Auflage produzierte Teller offenbart Picassos Talent, mit minimalen Mitteln Grossartiges zu schaffen.
28 Sonnenuntergänge zählen zu den bevorzugten Motiven von Vallotton. Dieses frühe, bei Honfleur entstandene Gemälde besticht durch seine exquisite Farbigkeit. Dank reduzierter Formen konzentriert sich der Blick des Betrachters auf die kühn gesetzten, beinahe unwirklich erscheinenden Farbflächen.
26 Pablo Picasso.
Hibou. 1968.
Keramik. 59/500. H: 30 cm.
Ergebnis: CHF 20 000
27 Pablo Picasso.
Tête en forme d'horloge. 1956.
Teller. Gegossen und herausgegeben von Pierre und François Hugo. Silber. 19/20. D: 42,5 cm
Ergebnis: CHF 36 000
28 Félix Vallotton.
Coucher de soleil jaune et vert. 1911.
Öl auf Leinwand. 54 x 81 cm.
Ergebnis: CHF 880 000
29 Pierre Soulages.
Eau-forte XX. 1972.
Farbaquatintaradierung. 43/100. 50 x 66 cm.
Ergebnis: CHF 23 000
29 Soulages’ reduzierte Form ist eines von mehreren Motiven einer Aquatinta-Folge, die in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre entstand. Hier wird der Einfl uss kalligraphischer Schriftzeichen aus Fernost besonders deutlich, doch anders als in seinen Outrenoir-Bildern spielt hier der Kontrast zum Schwarz nur eine Nebenrolle.
30 Mit diesem kleinformatigen Farboff setdruck zitiert Richter sein eigenes Ölgemälde «Umgeschlagenes Blatt» von 1965. Zugleich bezieht er sich auf das reizvolle Spiel zwischen Illusion und Wirklichkeit in der Malerei früherer Epochen, in dem er dem Betrachter mit seiner Darstellung etwas vortäuscht, das so gar nicht existiert.
30 Gerhard Richter.
Blattecke. 1967.
Farboffsetdruck. 593/739. 24 x 18 cm.
Ergebnis: 5 000
31 Edouard Marcel Sandoz.
Groupe de chèvres. 1937.
Bronze. H: 42 cm.
Ergebnis: 54 000
34 Tiffany Studios New York.
Twelve-Light-Lily Stehlampe. Um 1910.
Bronze und Favrile-Glas. H: 141 cm.
Ergebnis: CHF 36 000
31 Sandoz trat insbesondere als Tierbildhauer in Erscheinung, sein Oeuvre umfasst mehr als 1800 Skulpturen und 200 Porzellanmodelle. Die beiden in Bronze gegossenen Ziegen des in Basel geborenen und ab 1910 in Paris tätigen Sandoz stehen exemplarisch für seine realitätsnahen Darstellungen mit Anleihen aus Jugendstil und Art Déco.
32 Dieser exklusive Zeitmesser wurde aus Anlass des 175jährigen Gründungsjubiläums von Patek Philippe in nur 400 Exemplaren angefertigt. Ausgestattet ist die Herrenuhr mit einem hochfeinen Automatik Flyback-Chronographenwerk, sein neues Kaliber ‹CH 28-520› zeigt beispielhaft die Verbindung von Tradition und Innovation.
33 Die Amerikanerin Marcia Hafif nennt ihren unverkennbaren Stil mit abstrakten geometrischen Kompositionen und monochromen Farbfl ächen «Pop Minimal». Dieses Werk entstand während Hafi fs Jahren in Italien, jetzt hat es ein Schweizer Museum zur Ergänzung seiner Sammlung erworben.
34 Die «Twelve-Light-Lily» steht exemplarisch für die vom floral-dekorativen Jugendstil geprägte Formensprache der berühmten New Yorker Tiff any Studios.
32 Patek Philippe.
Jubiläums-Chronograph. 2015.
Gelbgold 750. Ref. 5975 J.
Ergebnis: CHF 60 000
33 Marcia Hafif.
Brown-yellow. 1963.
Acryl auf Leinwand. 140 x 140 cm.
Ergebnis: CHF 19 000
35 Pablo Picasso.
Tête de Marie-Thérèse. 19. Zustand. 1933/1961.
Kaltnadelradierung. 18/50. 31,8 x 23 cm.
Ergebnis: CHF 26 000
35 Dass Picasso auch ein grossartiger Meister der Kaltnadelradierung war, belegen viele Einzelblätter und Radierfolgen. Was sich durch Zustandsdrucke nur bei den Grafiken nachvollziehen lässt, ist die Genese seiner Motive. Durch fortwährende Bearbeitung der Kupferplatten entstehen Schritt für Schritt Motive neuen Ausdrucks.
36 Die Theodore Lux Feininger, dem jüngsten Sohn des Malers Lyonel Feininger, zugeschriebene Aufnahme dokumentiert eine der berühmten Theateraufführungen am Dessauer Bauhaus. Die abgebildeten Kostüme und das Bühnenbild stammen aus dem Sketch «Olga-Olga» der 1928 zur Aufführung kam.
36 Theodore Lux Feininger.
Aufführung Bauhaus Dessau. 1928.
Silbergelatine-Abzug. Vintage. 29,8 x 23,7 cm
Ergebnis: 13 000
37 Hermann Scherer.
Mendrisiotto. Um 1925/1926.
Öl auf Leinwand. 112 x 120 cm.
Ergebnis: 200 000
38 Hermès Paris made in France.
SAC "Birkin" 35 cm aus orangem Taurillon Clemence Leder.
2013. 35 cm.
Ergebnis: CHF 16 000
37 An diesem Bild ist der Einfluss des deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner auf den Basler Künstler Hermann Scherer unschwer zu erkennen. Beide arbeiteten in Frauenkirch bei Davos gemeinsam und blieben bis zu Scherers frühem Tod befreundet. Das vorliegende Bild entstand im Tessiner Mendrisiotto.
38 Palladium Metallapplikationen. Mit Schlüssel, Schloss, Staubbeutel und Regenschutzhülle. In Originalbox. Neuwertig und in Originalverpackung.
39 Diese beiden mit feinen, weissen Naturperlen bestückten Ohrclips zitieren Jugendstilschmuck der Epoche um 1910. Jeder der Hänger ist mit vier kleinen Altschliff- sowie zehn Achtkant-Diamanten besetzt, deren Gesamtgewicht 2.20 ct. beträgt.
40 Gottardo Segantinis Farbpalette und Pinselführung lehnen sich eng an die Arbeiten seines Vaters Giovanni an. Beide widmeten sich immer wieder den Farbexperimenten des Divisionismus. Daneben einte beide Künstler die tief empfundene Verbundenheit mit ihrer Heimat, dem Engadin, das in diesem Bild über zwei seiner Oberengadiner Hausberge repräsentiert ist.
39 Naturperlen-Diamant-Ohrhänger.
Weissgold 750 und Platin 950, 25g.
Ergebnis: CHF 180 000
40 Gottardo Segantini.
Sera d'Inverno. 1919. Blick von Maloja gegen Piz Surlej und Corvatsch.
Öl auf Leinwand. 105 x 152 cm.
Ergebnis: CHF 140 000
Félix Vallotton
La Symphonie. 1897.
Holzschnitt. Probedruck. 32 x 43 cm.
Ergebnis: CHF 8 500
Eine Welt in Schwarzweiss
Félix Vallotton als Druckgrafiker
«Den knappsten Ausdruck für den grössten Inhalt.» Kein Geringerer als der deutsche Kunstpublizist Julius Meier-Graefe fasst 1898 in diesem Satz Félix Vallottons Handschrift als Grafiker zusammen. Bereits in jungen Jahren schafft es der 1865 in Lausanne geborene Vallotton, mit seinen Holzschnitten für Furore zu sorgen. Nicht zufällig befasst sich die erste Künstlermonografie über ihn ausschliesslich mit diesem Aspekt seines OEuvres. Zugleich währt die Phase der intensiven Arbeit an druckgrafischen Werken nur relativ kurz: Zwischen 1891 und 1898 entstehen rund 200 Holzschnitte und deutlich weniger Radierungen, Lithografien und Zinkografien – vornehmlich Porträts, Landschaften, Strassenbilder und Interieurs –, die damals sein Hauptbetätigungsfeld waren. Neben den freien Arbeiten schuf Vallotton eine grosse Zahl an Buch- und Magazinillustrationen sowie Karikaturen. Später sporadisch entstandene Grafiken erreichten nicht mehr das Niveau dieser frühen und enorm intensiven Schaffensphase.
Félix Vallotton.
Les Petites Baigneuses. 1893. Portfolio mit 10 Holzschnitten.
Vollständig. Je 12,5 x 16,5 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
Félix Vallotton.
Les Petites Baigneuses. 1893. Portfolio mit 10 Holzschnitten.
Vollständig. Je 12,5 x 16,5 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
Vallottons künstlerische Meisterschaft manifestiert sich in radikal gewählten Bildausschnitten, virtuos gesetzten Silhouetten und der ornamentalen Gesamtwirkung seiner Arbeiten. Er transformiert die Darstellung in Flächen, schöpft also unmittelbar eigene Bildwelten, die keine Abbilder sein wollen. So kommt unter anderem die zehnteilige Bildserie «Intimités» in den Jahren 1897/98 zu Papier und gilt als «krönender Abschluss seines Holzschnittwerks» (Rudolf Koella). Ähnlich meisterhaft ist die schon zuvor in Holz geschnittene Serie der «Instruments de Musique» (1896/97) und ebenso die jetzt verkaufte, frühe Holzschnitt-Folge «Les Petites Baigneuses» (1893). Zu jener Zeit kulminiert die Vallotton’sche Eigenart, sein virtuoser Umgang mit dem Flächenspiel von Schwarz und Weiss. Die Badenden strahlen dabei Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus – ganz im Unterschied zu den Interieurs der «Intimités». Dort erscheinen, spannungsvoll, wie im Rampenlicht, die zehn jeweils von einem Paar belebten Interieurs. Wie beiläufig nutzt Vallotton Hintergründe und Oberflächen für sein Spiel mit Ornamenten. «Auch diese Holzschnitte sind im Grunde nichts anderes als ein satirischer Sittenspiegel der Zeit, der maliziös aufzeigt, was sich in der Intimität bürgerlicher Salons alles abspielen konnte.» (Rudolf Koella) Vallotton feiert mit diesen Werken internationale Erfolge und wird vielfach zu Ausstellungen eingeladen.
Von der Schweiz hatte es ihn, erst siebzehnjährig, in die Metropole Paris gezogen. Sein Studium absolviert er an der privaten Académie Julian, wo er unter anderem auf Maurice Denis, Pierre Bonnard und andere trifft, die sich – gemeinsam mit Vallotton – 1889 zu ‹Les Nabis› zusammenschlossen. Vallotton war sich früh darüber im Klaren, welchen Rang der Holzschnitt in seinem Werk haben würde, als er 1892 an seinen Bruder schrieb: «Mes bois font paraît-il leur petit chemin dans le monde, et me font beaucoup connaître.» Und tatsächlich finden die in Paris entstehenden Grafiken weite Verbreitung und wirken nachhaltig auf seine Kollegen, etwa die Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff oder auch Wassily Kandinsky. Letzterer initiiert 1904 eine Ausstellung von Werken Vallottons in der Münchner ‹Phalanx›. Doch überzeugt nicht nur der Einfluss auf andere, sondern mindestens ebenso die Gültigkeit der Vallotton’schen Bildformeln als Spiegel einer Epoche: «Ist ein Stil so ungeheuer stark wie der Stil dieser Holzschnittvignetten, dann trägt er mehr als Buchillustration. Dann trägt er den ganzen Geschmack einer Zeit – einer Zukunft.» (Wilhelm Hausenstein)
Übrigens ging der Künstler nicht ganz so weit, wie Meier-Graefe ihm riet: «Vallotton hat aus dem Holzschnitt so viel gemacht, dass er getrost auf den Ehrgeiz verzichten könnte, auch als Maler zu zählen.» Vallotton bremste seinen Ehrgeiz nicht und reüssierte bis zu seinem Tod 1925 entgegen der Vermutung des Fachmanns auch als Maler.
Das in der Auktion vom 8. Dezember 2018 erzielte Ergebnis von CHF 168 000 für «Les Petites Baigneuses» bedeutet einen Auktionsweltrekord für eine Grafikfolge Vallottons.
Félix Vallotton.
Les Petites Baigneuses. 1893. Portfolio mit 10 Holzschnitten.
Vollständig. Je 12,5 x 16,5 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
Andy Warhol.
Mickey Mouse. 1981.
Farbsiebdruck mit Diamantstaub. 63/200. 96,5 x 96,5 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
Der Siegeszug von Mickey Mouse
Andy Warhol zeigt mit «Myths» amerikanische Ikonen der Moderne
Mit der zehnteiligen Siebdruck-Serie «Myths» von 1981 erweist sich Andy Warhol als profunder Kenner der Gesellschaft seiner Generation. Er zeigt moderne «Gottheiten» des 20. Jahrhunderts. Es sind zu Ikonen gewordene Repräsentanten einer Konsumgesellschaft, deren Inspirationsquellen vor allem die Medien und Hollywoods auf Hochtouren laufende Traumfabrik sind.
Robert J. Levin.
Andy Warhol with Myths, New York, 1981.
© Robert J. Levin.
Schon früh bewies Warhol ein untrügliches Gespür für die kraftvollen Motive seiner Zeit – Bilder, die die moderne Phantasie so vollständig erfassen, wie einst die Götter und Göttinnen der antiken Mythologie. Dabei versammelt seine Auswahl für «Myths» nicht nur vorbildliche Charaktere, sondern einen repräsentativen Querschnitt aus zwielichtigen, verwegenen, durchtriebenen, humorvollen und guten Typen, die durch Filme und Serien Berühmtheit erlangten: Mata Hari, Dracula, Superman und Santa Claus, aber auch typisch amerikanische Charaktere wie Howdy Doody, Mammy, Uncle Sam, The Wicked Witch of the West – und natürlich Mickey Mouse. Die meisten der Vorlagen stammen aus den 1940er- und 1950er-Jahren, als Warhol noch ein Kind war. Dass er sich mit einem Selbstporträt («The Shadow») wie selbstverständlich in diese prominente Folge einreiht, spricht Bände über sein Selbstverständnis
Der von Walt Disney und seinem frühen Wegbegleiter Ub Iwerks erfundene Mickey ist die weltweit wohl bekannteste Comicfigur. Am 15. Mai 1928 hat Mickey Mouse seinen ersten Auftritt im Stummfilm «Plane Crazy», im November folgt «Steamboat Willie», der bereits vertont in die Kinos kommt. Zwei Jahre später erscheint der erste Comic, der einen beispiellosen Siegeszug einleitet und Mickey Mouse zur Berühmtheit macht. Noch heute, 90 Jahre später, strahlt die «Marke Mickey Mouse» – und so wundert es nicht, dass sie um 1980 auch Andy Warhols Interesse weckte.
Filmische Wirkung
Warhol hatte einerseits einen sicheren Instinkt für Gegenstände der Alltagskultur, nahm aber wie ein sensibler Seismograph auch Ereignisse, Stars und Sternchen wahr, die seine Zeit prägten. Er unterzieht dieses «Rohmaterial» einer ganzen Epoche einer künstlerischen Metamorphose und schafft auf diese Weise neue Ikonen – nun sind es seine Ikonen. Der Farbsiebdruck erweist sich dabei als probates technisches Mittel, um schnell und effektiv zu vielfacher Repetition zu gelangen. Denkt man heute an Marilyn Monroe, hat man unweigerlich Warhols Porträtserie aus dem Jahr 1967 von ihr vor Augen. Fallen die Markennamen «Campbell’s» oder «Brillo», türmen sich im Geiste Suppendosen und Seifenboxen in Warhol-Manier auf.
Die technische bedingte Uniformität der Kompositionen hob der Künstler durch Überlappungen und Verwischungen der Vorlagen auf, was zu einer beinahe filmischen Wirkung der statischen Bilder führte. «Doch ist bei näherem Betrachten diese ‹sensation of time› genauso trügerisch wie in seinen ersten Filmen: Es handelt sich immer um die gleiche Einstellung und um die gleiche Siebdruckvorlage.» (Ernst Beyeler). Als Erwachsener erklärte Warhol, dass er eine Kulturikone wie Mickey Mouse sein wolle. Im Mickey-Mouse-Siebdruck taucht die Figur überraschenderweise das erste Mal in Warhols Werk auf. Vielleicht erhielt sie deswegen ein glamouröses Diamantenstaub-Finish.
Auktionsweltrekord
Heute ist das «Myths»-Portfolio eine der gefragtesten Werkgruppen von Andy Warhol. Das erste Mal ausgestellt wurden die zehn Motive 1981 in der Ronald Feldman Gallery in Manhattan. Um die Eröffnung dieser Schau herum begleitete der renommierte US-amerikanische Fotograf Robert J. Levin den Künstler im Auftrag des deutschen Magazins ‹Stern› und dokumentierte diese wichtige Ausstellungsstation.
Die hier abgebildete Mickey Mouse konnte an unserer Auktion vom 8. Dezember 2018 für CHF 168 500 in neue Hände vermittelt werden – ein neuer Auktionsweltrekord für diesen Farbsiebdruck.
Lina Augustin.
No key, no pressure. 2017/2018.
Acryl und Öl auf Papier.
83 x 62 cm.
KOLLERNOW 2019
Ausstellung junger deutscher Künstler der Akademie der Bildenden Künste München
Koller Auktionen startet in diesem Frühjahr eine neue Ausstellungsreihe in der Münchner Repräsentanz. Mit der neuen Ausstellungsreihe «KOLLERNOW» sollen junge Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zur bayrischen Landeshauptstadt gefördert werden.
Marc Avrel. Blinky da Vinci.
Die Waffe meines Ernstes nach K. Klapheck. 2018.
Mischtechnik.
80 x 50 x 52 cm.
Ralf Dereich.
Sculp019. 2014.
Gips, Pigment und Acryl.
37 x 36 x 36 cm.
In einem von Global Playern dominierten Kunstmarkt haben junge, Aufbauarbeit leistende Institutionen und Galerien einen immer schwierigeren Stand. Für junge Kunstschaffende wird es daher immer aufwendiger, erste Schritte in Richtung Wertschätzung und Marktetablierung zu gehen. Wie entscheidend die Möglichkeit auszustellen gerade zu Beginn einer künstlerischen Karriere ist, hat auch der New Yorker Galerist David Zwirner erkannt: Er schlug vor, junge Galerien auf den Kunstmessen finanziell zu entlasten, um ihnen künstlerische Experimente zu ermöglichen.
Neben den in Zürich stattfinden Auktionen für Zeitgenössische Kunst bietet Koller Auktionen mit «KOLLERNOW» Absolventen und Studierenden der Akademie der Bildenden Künste München die Gelegenheit, neue Werke zu zeigen. Die Kuratorin Dina Renninger lädt hierfür jeweils drei bis fünf Künstlerinnen und Künstler aus den Klassen von Prof. Markus Oehlen, Prof. Karin Kneffel und Prof. Nicole Wermers (ehemals Professur Karstiess/Prangenberg) ein.
In der ersten Ausstellung, die vom 14. März bis 12. April 2019 zu sehen sein wird, werden Marc Avrel, Ralf Dereich, Daniel Man und Lina Augustin – Absolventen und Studierende der Klasse Prof. Markus Oehlen – zu Gast sein. Mit einer spannungsgeladenen Begegnung denkbar unterschiedlicher Konzepte von Malerei, Skulptur und Zeichnung treten diese vier jungen Kunstschaffenden in einen temporären Dialog.
Marc Avrels (*1981) Verständnis des Crossover prägt sein Leben und seine Kunstwerke entscheidend. Mit grosser Radikalität und Leidenschaft verwischt er die Grenzen künstlerischer Disziplinen. Er hinterfragt, kommentiert und reflektiert aktuelle politische, gesellschaftliche, digitale und künstlerische Entwicklungen.
Ralf Dereichs (*1976) Werke entstehen durch spontane und subtile Arbeit. Kunstimmanent, sich auf malerische und bildhauerische Mittel beschränkend, entwickelt der Künstler eine Bildsprache, die universell und einzigartig zugleich ist. Seine Arbeiten eröffnen neue Bildräume und halten den Betrachter durch ihre Vielschichtigkeit und Impulsivität ständig in Bewegung.
Daniel Man (*1969) kommt aus der Graffiti-Szene, seine Arbeiten tragen bis heute die Handschrift der Streetart. Mans farbintensive und pulsierende Werke finden nicht mehr nur im urbanen Raum, sondern auch auf musealer Ebene Anklang.
Lina Augustins (*1986) Werke verbinden auf überzeugende Weise intensive Bilder mit einer einfachen und dabei eindringlichen Sprache. Poesiegeladene Bildwelten eröffnen im Zusammenklang mit Augustins Texten den Betrachtenden die Möglichkeit, eine imaginäre eigene Geschichte zu konstruieren.
Daniel Man.
Total mission. 2017.
Mischtechnik auf Leinwand.
130 x 190 cm.
LUCAS CRANACH D. Ä. UND WERKSTATT
Bildnis des sächsischen Kurfürsten
Friedrich der Weise. 1525.
Öl auf Buchenholz. 38,7 x 25,3 cm.
Ergebnis: CHF 264 000
AUKTIONSNACHBERICHT
Gemälde, Zeichnungen und Grafik Alter Meister und des 19. JahrhundertsMöbel und Dekorative Kunst – Schmuck & Juwelen – Bücher, Buchmalerei & Autographen
Auktionen in Zürich: 26. – 29. März 2019
VERKÄUFE VON ÜBER 100% DES SCHÄTZWERTS UND HOHE ZUSCHLÄGE:
DIE AUKTIONEN DER ALTEN MEISTER UND GEMÄLDE DES 19. JAHRHUNDERTS BEI KOLLER
Die Auktionen der Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts bei Koller in Zürich am 29. März spielten über 100% des Schätzwertes ein. Ein Porträt seines Förderers, des sächsischen Kurfürsten Friedrichs des Weisen, von Lucas Cranach und seiner Werkstatt, erzielte stolze CHF 264‘000, was nahezu eine Verdreifachung der Schätzung darstellt. Arnold Böcklins kraftvoll-dynamischer „Kampf auf der Brücke“ wechselte für CHF 240‘000 den Besitzer.
JAN WELLENS DE COCK
Die Versuchung des Heiligen Antonius.
Öl auf Holz. 27,7 x 37,2 cm.
Ergebnis: CHF 168 000
CARL MORGENSTERN
Venedig mit Blick auf den Dogenpalast
und Santa Maria della Salute. 1863.
Öl auf Leinwand. 54 x 89 cm.
Ergebnis: CHF 72 000
Zu dem weiteren Toplosen zählten eine wiederentdeckte Arbeit von Jan Wellens de Cock, die CHF 168‘000 einbrachte, und eine Arbeit von Gerrit Dou, die CHF 156‘000 realisierte. Unter den Gemälden des 19. Jahrhunderts wurden für Carl Morgensterns leuchtende Ansicht von Venedig CHF 72‘000 und für die humorvolle Darstellung eines Botanikers auf Schmetterlingsjagd von Carl Spitzweg CHF 114‘000 erzielt
Die Sammlung des niederländischen Filmemachers Jef Rademakers brachte ebenfalls sehr gute Ergebnisse, darunter CHF 90‘000 für eine nächtliche Eislaufszene von Andreas Schelfhout.
Auch die anderen Kapitel des Hauses erzielten in der Auktionswoche starke Verkaufsquoten, und in jeder Auktion wurden bedeutende Einzelzuschläge verzeichnet. Die Auktion für Bücher, Buchmalerei und Autographen vom 26. März etwa offerierte eine prächtig illustrierte Arbeit von Maria Sybilla Merian über die Insekten von Surinam, die ihre Vorverkaufsschätzung mit einem Zuschlag von CHF 132‘000 nahezu verdoppelte. Ein reich illustriertes botanisches Unikat von Johann Simon Kerner wurde – nach langem Bietgefecht – mit CHF 72‘000 für das sechsfache der Schätzung verkauft.
ANDREAS SCHELFHOUT
Eisvergnügen mit "Koek-en-zopie" bei Nacht. 1849.
Öl auf Holz. 31 x 42,5 cm.
Ergebnis: CHF 90 000
Ausgewählte Highlights
ARNOLD BÖCKLIN
Der Kampf auf der Brücke. 1889.
Öl auf Holz.
96 x 149,5 cm.
Ergebnis: CHF 240 000
GERRIT DOU
Eine Heringsverkäuferin mit Dienstmädchen in einer Nische.
Öl auf Holz.
46 x 36,2 cm.
Ergebnis: CHF 156 000
MARIA SYBILLA MERIAN
Dissertatio de generatione et metamorphosibus
insectorum Surinamensium.
Den Haag, 1726.
Ergebnis: CHF 132 000
CARL SPITZWEG
Der Schmetterlingsfänger (Botaniker). Um 1836/37.
Öl auf Leinwand.
29,8 x 24,5 cm.
Ergebnis: CHF 114 000
WEIDITZ, HANS D. J. auch als
PETRARCAMEISTER bekannt
Würfelnde Landstreicher und bäuerliches Paar.
Um 1525-30. Feder in Schwarz, partiell laviert.
Ergebnis: CHF 120 000
JEAN LOUIS ERNEST MEISSONNIER
Bronzefigur, “Napoléon à cheval” oder
“Le voyageur”, um 1900.
L 59 cm, H 48 cm.
Ergebnis: CHF 180 000
ÜBER KOLLER AUKTIONEN
Koller ist das führende Schweizer Auktionshaus mit Repräsentanzen in München, Düsseldorf, Mailand, Beijing und Moskau. Pro Jahr führt Koller über 80 Auktionen in 20 Fachbereichen durch. Das Spektrum an Sammelgebieten erstreckt sich dabei von Asiatica, Alter und Zeitgenössischer Kunst bis hin zu Schmuck und Fashion & Vintage. Regelmässig erzielt Koller Rekordpreise und kann sich eines international breit gefächerten Bieterpublikums erfreuen. Mit einem Team ausgewiesener Experten für jedes Fachgebiet vereinigt das Familienunternehmen die Vorteile eines international tätigen Auktionshauses mit Schweizer Effizienz und Verlässlichkeit.