Lot 3009 - A190 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. September 2019, 14.00 Uhr
MEISTER VON MARRADI
(vor 1470 Toskana 1513)
Madonna mit Kind umgeben von Erzengeln. Um 1500.
Tempera auf Holz.
67 × 44,5 cm.
Gutachten: Prof. Aldo Bertini, 4.2.1975 (in Kopie vorhanden).
Provenienz:
- Auktion Frederik Muller & Cie, Amsterdam, 1954.
- Auktion Sotheby Parke Bernet, New York, 4.4.1973, Los 3.
- Aus einer erlesenen Tessiner Privatsammlung.
Ausstellung:
Arte Sacra dal XIV al XVII Secolo, Museo d`arte Sacra, Mendrisio, 17.3.1984–17.6.1984.
Literatur:
- Ausst. Kat. Arte Sacra dal XIV al XVII Secolo, hrsg. von Silvano Colombo, Mendrisio 1984, S. 1–19, Abb. 6.
- Everett Fahy: Some Followers of Domenico Ghirlandaio, New York 1976, S. 184.
Das Gemälde ist in der Fotothek des Zeri Archivs unter der Nummer 13634 verzeichnet.
Das anmutige florentinische Tafelbild mit der auf einer Blütenwiese unter einem goldenen Baldachin sitzenden Madonna, die, von vier Engeln angebetet, dem Betrachter ihren Jesusknaben zeigt, ist ein charakteristisches Werk des anonymen Florentiner Malers, der nach seiner auf 1498 datierten Pala in der Badia Santa Reparata al Borgo in Marradi, Maestro di Marradi benannt wird. Bereits 1976 wurde das Gemälde von Everett Fahy überzeugend diesem florentinischen Renaissancemaler zugewiesen (Fahy 1976, S. 184).
Die aufgegriffene Bildsprache, die einerseits mittelalterliche und frühe Quattrocento Malereimotive wiederaufleben lässt, greift gleichzeitig figurale Stilelemente eines Domenico Ghirlandaios (1448–1494) und dem späten Filippo Lippi (um 1406–um 1469) auf. Weder die genaue Herkunft unseres Malers noch sein Kundenkreis ist genauer nachvollziehbar, doch kann davon ausgegangen werden, dass seine Auftraggeber eher im Umkreis von Florenz zu verorten sind. Wenngleich der Meister hier, anders als in seinem datierten Tafelbild in Marradi, nicht auf den traditionellen Goldgrund zurückgreift, platziert er die Szene doch vor einem blauen, gold gepunkteten Sternenhimmel und somit an einen nicht weiter räumlich definierbaren Ort. Solche Ideen wurden in Florenz vom sogenannten Pseudo Pier Francesco Fiorentino (tätig um 1460–1499) vorgebildet und sind in weiteren Werken unseres Malers analog zu greifen. So etwa auf seiner vermutlich in denselben Jahren gemalten Anbetung des Kindes im Williams College Art Museum in Williamstown (Mass., vgl. Zeri Archiv Nr. 13672).
Die Platzierung des Geschehens auf eine Blütenwiese, wo am vorderen Bildrand in Anspielung an die Epiphanie die drei Geschenke der Weisen aus dem Morgenland zu erkennen sind, entspricht der Ästhetik der hochgotischen Malerei des ersten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts.
Trotz aller nostalgischen Rückgriffe auf die Malerei des Mittelalters – dazu gehören auch die mit Edelstein bestückten Goldnimben – ist das Bild in eine Zeit datierbar, in der in Florenz die Hauptwerke von Malern wie Leonardo da Vinci (1452–1519), Botticelli (1445–1510) und Ghirlandaio (1448–1494) bereits erschaffen waren oder sich im Prozess ihrer Entstehung befanden. Zweifellos schliesst sich das zartbesaitete schmale Madonnengesicht von Ghirlandaiesker Deszendenz an das jener Gemälde an, die in die Zeit vor 1500 zu datieren sind, so auch an die namengebende Tafel in Marradi von 1498. Trotz aller hier zutage tretender retrospektiver Nostalgie, ist dem Maler mit der vorliegenden Tafel ein höchst anmutiges Bild verträumter Poesie gelungen.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
Provenienz:
- Auktion Frederik Muller & Cie, Amsterdam, 1954.
- Auktion Sotheby Parke Bernet, New York, 4.4.1973, Los 3.
- Aus einer erlesenen Tessiner Privatsammlung.
Ausstellung:
Arte Sacra dal XIV al XVII Secolo, Museo d`arte Sacra, Mendrisio, 17.3.1984–17.6.1984.
Literatur:
- Ausst. Kat. Arte Sacra dal XIV al XVII Secolo, hrsg. von Silvano Colombo, Mendrisio 1984, S. 1–19, Abb. 6.
- Everett Fahy: Some Followers of Domenico Ghirlandaio, New York 1976, S. 184.
Das Gemälde ist in der Fotothek des Zeri Archivs unter der Nummer 13634 verzeichnet.
Das anmutige florentinische Tafelbild mit der auf einer Blütenwiese unter einem goldenen Baldachin sitzenden Madonna, die, von vier Engeln angebetet, dem Betrachter ihren Jesusknaben zeigt, ist ein charakteristisches Werk des anonymen Florentiner Malers, der nach seiner auf 1498 datierten Pala in der Badia Santa Reparata al Borgo in Marradi, Maestro di Marradi benannt wird. Bereits 1976 wurde das Gemälde von Everett Fahy überzeugend diesem florentinischen Renaissancemaler zugewiesen (Fahy 1976, S. 184).
Die aufgegriffene Bildsprache, die einerseits mittelalterliche und frühe Quattrocento Malereimotive wiederaufleben lässt, greift gleichzeitig figurale Stilelemente eines Domenico Ghirlandaios (1448–1494) und dem späten Filippo Lippi (um 1406–um 1469) auf. Weder die genaue Herkunft unseres Malers noch sein Kundenkreis ist genauer nachvollziehbar, doch kann davon ausgegangen werden, dass seine Auftraggeber eher im Umkreis von Florenz zu verorten sind. Wenngleich der Meister hier, anders als in seinem datierten Tafelbild in Marradi, nicht auf den traditionellen Goldgrund zurückgreift, platziert er die Szene doch vor einem blauen, gold gepunkteten Sternenhimmel und somit an einen nicht weiter räumlich definierbaren Ort. Solche Ideen wurden in Florenz vom sogenannten Pseudo Pier Francesco Fiorentino (tätig um 1460–1499) vorgebildet und sind in weiteren Werken unseres Malers analog zu greifen. So etwa auf seiner vermutlich in denselben Jahren gemalten Anbetung des Kindes im Williams College Art Museum in Williamstown (Mass., vgl. Zeri Archiv Nr. 13672).
Die Platzierung des Geschehens auf eine Blütenwiese, wo am vorderen Bildrand in Anspielung an die Epiphanie die drei Geschenke der Weisen aus dem Morgenland zu erkennen sind, entspricht der Ästhetik der hochgotischen Malerei des ersten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts.
Trotz aller nostalgischen Rückgriffe auf die Malerei des Mittelalters – dazu gehören auch die mit Edelstein bestückten Goldnimben – ist das Bild in eine Zeit datierbar, in der in Florenz die Hauptwerke von Malern wie Leonardo da Vinci (1452–1519), Botticelli (1445–1510) und Ghirlandaio (1448–1494) bereits erschaffen waren oder sich im Prozess ihrer Entstehung befanden. Zweifellos schliesst sich das zartbesaitete schmale Madonnengesicht von Ghirlandaiesker Deszendenz an das jener Gemälde an, die in die Zeit vor 1500 zu datieren sind, so auch an die namengebende Tafel in Marradi von 1498. Trotz aller hier zutage tretender retrospektiver Nostalgie, ist dem Maler mit der vorliegenden Tafel ein höchst anmutiges Bild verträumter Poesie gelungen.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)
Verkauft für CHF 67 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr