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Lot 3209 - A188 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 29. März 2019, 16.00 Uhr

ARNOLD BÖCKLIN

(Basel 1827–1901 San Domenico bei Fiesole)
Der Kampf auf der Brücke. 1889.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: A. Böcklin pint 1889.
96 × 149,5 cm.

Provenienz:
- Max Linde, Lübeck, 1897.
- Kunsthandlung Herman & Co., Frankfurt am Main, 1901.
- Martin Flersheim, Frankfurt am Main, 1907.
- Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1938.
- Erben von Martin Flersheim (1950 vom Städelschen Kunstinstitut restituiert).
- Kunsthandlung Mario Uzielli, Basel, 1951.
- Kunsthandlung A. Weinmüller, München, 1961.
- Sammlung Georg Schäfer, Obbach über Schweinfurt, bis 1989.
- Sammlung Merz, von obiger Sammlung erworben.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.

Dieses Gemälde war Teil mehrerer Ausstellungen und wurde in den entsprechenden Katalogen publiziert:
- Akademie-Ausstellung von Werken Arnold Böcklins zur Feier seines 70. Geburtstages. Königliche Akademie der Künste, Berlin, 2.2.1897–16.1.1898, Nr. 82.
- Ausstellung von Werken Arnold Böcklins, veranstaltet zur Feier seines 70. Geburtstages. Kunsthalle und Kunstverein zu Hamburg, Februar 1898, Nr. 37.
- Ausstellung Böcklin–Lenbach. Frankfurter Kunstverein, 19.7.–30.9.1914, Nr. 38.
- Gemälde und Zeichnungen von Arnold Böcklin, ausgestellt zur Feier seines 100. Geburtstages, Nationalgalerie, Berlin, 16.10.1927–5.2.1928, Nr. 174.
- Arnold Böcklin. Ausstellung zum Gedächtnis an seinen 50. Todestag, veranstaltet vom Basler Kunstverein und von der öffentlichen Kunstsammlung Basel, Kunsthalle Basel, 23.6.–5.8.1951, Nr. 113.
- Arnold Böcklin, Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus, Römerberg, Frankfurt am Main, 6.6.–26.7.1964, Nr. 42 (mit Abb.).
- Arnold Böcklin, 1827–1901. Hayward Gallery, London, 20.5.–27.6.1971, Nr. 47.
- Arnold Böcklin, 1827–1901. Kunstmuseum Düsseldorf, 21.6.–11.8.1974, Nr. 60 (mit Abb.).
- Leihgabe Kunstmuseum Lichtenstein, Vaduz, 8.11.1999–31.7.2009.
- Retrospektive Arnold Böcklin, Kunstmuseum Basel, 19.5.–26.8.2001, Nr. 80.
- Réunion Arnold Böcklin. Musée d'Orsay, Paris, 1.10.2001–15.1.2002.
- Retrospektive Arnold Böcklin, Neue Pinakothek, München, 14.2.–26.5.2002.
- Götter im Exil, Kunsthaus Graz am Landesmuseum Joanneum, 4.3.–7.5.2006.

Literatur:
- Schmid, Heinrich Alfred: Verzeichnis der Werke Arnold Böcklins, München 1903, Nr. 360 (Der Kampf auf der Brücke, derselbe Vorwurf).
- Berger, Ernst: Böcklins Technik (Sammlung maltechnischer Schriften 1) München 1906, S. 130f.
- Schmid, Heinrich Alfred: Böcklin und die Alten Meister 2, in: die Kunst, 1918, S. 240.
- Ostini, Fritz von: Böcklin, Bielefeld 1925, S. 100 und 112.
- Kleineberg, Günther: Dissertation zur Entwicklung der Naturpersonifizierung im Werk Arnold Böcklins, Göttingen 1971, S. 161.
- Wichmann, Siegfried: Arnold Böcklin, 1827–1901, Schlachten, Amazonen- und Brückenkampf, Sindelfingen 1977, S. 12–43.
- Andree, Rolf: Arnold Böcklin. Die Gemälde, Basel 1998, Nr. 417, S. 487 (mit Abb.).

Auf einer Brücke, die fast im Wasser zu versinken scheint, treffen zwei Stämme kämpferisch aufeinander. Zum Teil zu Pferd überrennen sie bereits gefallene Krieger. Aus dem Wasser ragen Gestürzte sowie ein Pferdekopf. Die Krieger zur Linken auf der Brücke sind unbekleidet und strotzen vor Angriffslust und Dynamik, diejenigen zur Rechten sind in prächtige Rüstungen gekleidet.

Diese museale Kampfszene auf einer Brücke des Schweizer Malers Arnold Böcklins, die zuletzt 2006 anlässlich der Ausstellung „Götter im Exil“ in Graz öffentlich zugänglich war, zählt zu einer Serie von insgesamt drei Versionen, bei dessen Thema sich Böcklin von Peter Paul Rubens (1577–1640) Schlacht der Amazonen, heute in der Alten Pinakothek, München (Abb. 1), inspirieren liess. Allerdings ging es ihm nicht um die Heroisierung der Antike, sondern um das Aufeinandertreffen von verschiedenen Realitäten.

Die Fassung, die zuerst begonnen wurde (Andree, Rolf: Arnold Böcklin. Die Gemälde, Basel 1998, Nr. 418, S. 488), fand ihre Vollendung als letzte (Abb. 3.). Vermutlich war Böcklin mit der Erstfassung zunächst unzufrieden und legte sie zur Seite. Die beiden anderen, darunter auch unsere (ebd., Nr. 416–417, S. 486–487), tragen das Entstehungsdatum 1889. Zunächst hat sich Böcklin wohl in der Folge mit der grossen Steinbrücke befasst (ebd., Nr. 416, S. 486), heute ebenfalls in Privatbesitz und zuletzt 2012 auf dem Londoner Kunstmarkt angeboten, die in ihrer Skizzenhaftigkeit näher an die Rubensvorlage erinnert (Abb. 2.). Heinrich Alfred Schmid hebt hervor, welche Details Böcklin von Rubens übernahm, so beispielsweise den Leichnam, dessen nackter Arm über die Brücke herunterhängt (zitiert aus ebd., S. 486). Aber auch ein Zitat Raffaels (1483–1520) hat Böcklin aufgegriffen, wie die Figur, die sich links am Felsen herablässt. Sie erinnert an den Borgobrand in den Stanzen des apostolischen Palastes.

Bei unserer Version wählte Böcklin einen knapperen Ausschnitt in Nahsicht, wodurch die Brutalität und Rohheit des Gefechts und die Unmenschlichkeit des barbarischen Geschehens unterstrichen wird. Der Kampf zwischen einem urzeitlichen, blondhaarigen (wohl germanischen) Stamm gegen eine zivilisierte, organisierte und dunkelhaarige (römische) Armee bildet das Zentrum.

Zweifellos scheint eine Prägung der Subjektwahl von den damals gültigen Philosophien gegeben zu sein, wie der Verweis auf Nietzsches Vorstellung von der "blonden Bestie" zeigt (veröffentlicht in seiner Schrift „Zur Genealogie der Moral", 1887). Nietzsche, der sich von einer seiner Meinung nach schlaffen europäischen Kultur des 19. Jahrhunderts abzuwenden versucht, schlägt vor, dass die Zivilisationen und jeder aufkommende Groll zu einer kreativen Kraft werden und sich der Zähmung der Bestie widmen sollen.

Folglich lässt sich Böcklins „Kampf auf der Brücke“ als Auflehnung der christlichen Moral gegen die entfremdete, unterdrückte Masse des Römischen Reiches verstehen. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen ist gleichzeitig ein zeitloses Phänomen.

CHF 250 000 / 350 000 | (€ 257 730 / 360 820)


Verkauft für CHF 240 500 (inkl. Aufgeld)
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