Lot 3214 - A189 Impressionismus & Moderne - Freitag, 28. Juni 2019, 17.00 Uhr
ALFRED SISLEY
(Paris 1839–1899 Moret-sur-Loing)
Autour de la forêt, juin. Um 1885.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Sisley. Verso auf dem Keilrahmen betitelt.
54 x 72,7 cm.
Wir danken dem Comité Sisley, Brame & Lorenceau, für die Bestätigung der Authentizität des Werkes, Paris, 2. Mai 2019.
Provenienz:
- Jean-Baptiste Faure, Paris.
- Durand-Ruel, Paris, am 1. März 1900 von obigem erworben.
- Halstead.
- Matthiesen Ltd, London.
- Privatsammlung Schweiz, in obiger Galerie erworben und durch Erbschaft an die heutigen Besitzer.
Ausstellungen:
- Paris 1912, Exposition d'Art moderne, Galerie Les Arts, Paris, Juni - Juli 1912, Nr. 9.
- Bremen 1914, Internationale Ausstellung, Kunsthalle Bremen, 1. Februar - 31. März 1914, Nr. 313 (verso mit Etikett).
Literatur: Daulte, François: Alfred Sisley, Catalogue Raisonné de l'oeuvre peint, Paris, 1959, Nr. 593 (mit Abb.).
Alfred Sisley wird 1839 als Sohn eines erfolgreichen englischen Geschäftsmannes in Paris geboren. Er wird von den Eltern für eine kaufmännische Ausbildung nach London geschickt, wo er mit Werken von bedeutenden englischen Landschaftsmalern wie William Turner und John Constable in Berührung kommt. 1862 kehrt er mit dem Wunsch Maler zu werden nach Paris zurück und beginnt seine künstlerische Ausbildung. Er lernt Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Frédéric Bazille kennen. Mit ihnen beginnt er in der freien Natur zu malen und eignet sich im Laufe der Jahre den impressionistischen Malstil an.
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 ist für Alfred Sisley in mehrfacher Hinsicht eine tragische Wendung: Die Zerstörung seines Ateliers in Bougival bei Paris bedeutet den Verlust seines bisherigen Oeuvres. Hinzu kommt, dass sein Vater erkrankt, und dass seine Familie durch die Aufgabe des väterlichen Geschäfts fast ihr gesamtes Vermögen verliert, mit welchem sie bislang auch Alfreds Lebensunterhalt finanzieren konnten.
Zu dieser Zeit hält sich Alfred Sisley in London auf, wo er die Bekanntschaft des Kunsthändlers Paul Durand-Ruel macht, der zu seinem wichtigsten Förderer werden sollte. Als Mitbegründer der Gruppe der Impressionisten beteiligt sich Sisley 1874 mit sechs Gemälden an der ersten Impressionisten-Ausstellung. Er nimmt an insgesamt vier der acht eigens organisierten Ausstellungen der Gruppe teil, zuletzt 1882 mit 27 Gemälden. Seit Ende der 1870er Jahre entstehen Landschaftsgemälde aus der Gegend um Paris, Marly, Bougival und Louveciennes, in denen der Einfluss Claude Monets deutlich spürbar ist. Es sind Darstellungen von Strassen und Plätzen kleiner Orte, Flüssen und Kanälen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, in denen er der Vegetation, der Bewegung des Wassers und der Wolken besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Ende der 1870er Jahre beginnt eine schwierige Zeit für die Impressionisten. Sie werden von Paul Durand-Ruel, und damit ihrem wichtigsten Händler, für einige Zeit aufgegeben. Claude Monet und Alfred Sisley entscheiden sich, Renoirs Beispiel zu folgen und ihre Werke 1879 wieder im Salon zu präsentieren, anstatt an der vierten Impressionisten-Ausstellung teilzunehmen. 1880 werden sie von ihrem Freund Émile Zola in drei Artikeln attackiert (Le Naturalisme au Salon, Le Voltaire, 18.-22. Juni 1880). Die Bedeutung des Impressionismus zwar anerkennend behauptet er, dass es den Malern nicht gelinge Meisterwerke zu schaffen, die den Lauf der Zeit überdauern werden. Dies verursacht, dass sich viele der Impressionisten neu orientieren. Monet, Pissarro und Renoir lassen sich durch Aspekte der Japanischen und der Klassischen Kunst, und später auch von den Pointillisten beeinflussen. Alfred Sisley jedoch bleibt unbeirrt dem impressionistischen Programm treu, nimmt aber auch technische Neuerungen seines Stils vor. Sein Pinselduktus wird noch lockerer und die Umsetzung der Lichtreflexe in Farbe wird noch differenzierter. Die Landschaften erhalten noch mehr Tiefe, da er im Vorder-, Mittel und Hintergrund je andere Pinseltechniken verwendet, was man in unserer Sommerlandschaft sehr schön erkennen kann: Belebtere, kreuzquer gesetzte Striche für die Vordergründe, im Mittelgrund ruhigere, gemässigtere Striche, die meist vor einem relativ statischen, flachen Hintergrund stehen. Letzterer besteht oft aus dem für seine Werke sehr wichtigen Himmelbereich. Mit diesem, so sagte Sisley, beginnt er stets seine Werke. Insofern gilt Alfred Sisley neben Claude Monet als der wohl konsequenteste der impressionistischen Maler, der sich weder durch finanzielle noch ideelle Schwierigkeiten beirren liess.
Von 1883 bis 1889 lebt Sisley in Moret bei dem Wald von Fontainebleau, dessen Umgebung er in einer Reihe von Landschaftsgemälden festhält. Sisley schätzt die Schönheit und Ruhe dieser Gegend, die zu einer wichtigen Inspirationsquelle wird. Ab nun gewinnt Sisley durch den Verkauf seiner Bilder langsam etwas finanzielle Sicherheit. Für das vorliegende Gemälde, „Autour de la Foret, juin“, welches im Juni 1885 entsteht, entscheidet sich Sisley als Sujet für den Rand des Waldes an einem hellen Sommertag, mit einem fast wolkenlosen Himmel und intensiver Sonneneinstrahlung. Die gesamte Szene ist in ein warmes Licht getaucht.
Hier ist es die Umgebung eines Waldes, die Sisley in den flimmernden Effekten des beginnenden Sommers einfängt. Im Vordergrund ruht ein Heuhaufen. Dieses Motiv begegnet uns mehrfach in Landschaften des Künstlers sowie wiederholt in den Werken anderer Maler der Zeit wie in jenen von Vincent van Gogh, Camille Pissarro oder in den berühmten Serien von Claude Monet.
Während ihm seine Malerkollegen schon zu Lebzeiten grosse Bewunderung schenken, erfährt Sisley von den Kunstkritikern Ablehnung. Er kämpfte aber bis zuletzt für seine Sache, auch wenn er zunehmend an Depressionen leidet. Seine Frau und er erkrankten an Krebs. Nachdem sie verstirbt schreibt er einem Freund, dass er bis an sein Ende kämpfen wird. Er stirbt in ärmlichen Verhältnissen am 29. Januar 1899 an Kehlkopfkrebs. Schon bald nach seinem Tod steigt der Wert seiner Bilder sprunghaft. Hatte er selbst immer nur ein paar Hundert Francs für seine Landschaften erhalten, so erzielt eines der Bilder von der „Überschwemmung in Port-Marly“ im Jahr 1900 bereits 43.000 Francs. Heute zählen seine Gemälde zu den Meisterwerken der impressionistischen Malerei, die auf zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert werden und in den Sammlungen vieler grossen Museen zu finden sind.
In der Beurteilung seiner Zeitgenossen ist Sisley der harmonische, vorsichtige, poetische Impressionist, Van Gogh beschreibt ihn in einem Brief an seinen Bruder 1888 als „der sensibelste und taktvollste der Impressionisten“ und zugleich gilt er als „kompromissloses Talent“.
" Sisley […] est un maître égal aux plus grands“
Monet über Sisley (Brief an von Monet an Geffroy, 29. Januar 1899.)
" Un Cézanne est un moment de l’artiste tandis qu’un Sisley est un moment de la nature "
Matisse über Sisley (Henri Matisse, Écrits et propos sur l’art, Paris 1972, S. 44)
Provenienz:
- Jean-Baptiste Faure, Paris.
- Durand-Ruel, Paris, am 1. März 1900 von obigem erworben.
- Halstead.
- Matthiesen Ltd, London.
- Privatsammlung Schweiz, in obiger Galerie erworben und durch Erbschaft an die heutigen Besitzer.
Ausstellungen:
- Paris 1912, Exposition d'Art moderne, Galerie Les Arts, Paris, Juni - Juli 1912, Nr. 9.
- Bremen 1914, Internationale Ausstellung, Kunsthalle Bremen, 1. Februar - 31. März 1914, Nr. 313 (verso mit Etikett).
Literatur: Daulte, François: Alfred Sisley, Catalogue Raisonné de l'oeuvre peint, Paris, 1959, Nr. 593 (mit Abb.).
Alfred Sisley wird 1839 als Sohn eines erfolgreichen englischen Geschäftsmannes in Paris geboren. Er wird von den Eltern für eine kaufmännische Ausbildung nach London geschickt, wo er mit Werken von bedeutenden englischen Landschaftsmalern wie William Turner und John Constable in Berührung kommt. 1862 kehrt er mit dem Wunsch Maler zu werden nach Paris zurück und beginnt seine künstlerische Ausbildung. Er lernt Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Frédéric Bazille kennen. Mit ihnen beginnt er in der freien Natur zu malen und eignet sich im Laufe der Jahre den impressionistischen Malstil an.
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 ist für Alfred Sisley in mehrfacher Hinsicht eine tragische Wendung: Die Zerstörung seines Ateliers in Bougival bei Paris bedeutet den Verlust seines bisherigen Oeuvres. Hinzu kommt, dass sein Vater erkrankt, und dass seine Familie durch die Aufgabe des väterlichen Geschäfts fast ihr gesamtes Vermögen verliert, mit welchem sie bislang auch Alfreds Lebensunterhalt finanzieren konnten.
Zu dieser Zeit hält sich Alfred Sisley in London auf, wo er die Bekanntschaft des Kunsthändlers Paul Durand-Ruel macht, der zu seinem wichtigsten Förderer werden sollte. Als Mitbegründer der Gruppe der Impressionisten beteiligt sich Sisley 1874 mit sechs Gemälden an der ersten Impressionisten-Ausstellung. Er nimmt an insgesamt vier der acht eigens organisierten Ausstellungen der Gruppe teil, zuletzt 1882 mit 27 Gemälden. Seit Ende der 1870er Jahre entstehen Landschaftsgemälde aus der Gegend um Paris, Marly, Bougival und Louveciennes, in denen der Einfluss Claude Monets deutlich spürbar ist. Es sind Darstellungen von Strassen und Plätzen kleiner Orte, Flüssen und Kanälen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, in denen er der Vegetation, der Bewegung des Wassers und der Wolken besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Ende der 1870er Jahre beginnt eine schwierige Zeit für die Impressionisten. Sie werden von Paul Durand-Ruel, und damit ihrem wichtigsten Händler, für einige Zeit aufgegeben. Claude Monet und Alfred Sisley entscheiden sich, Renoirs Beispiel zu folgen und ihre Werke 1879 wieder im Salon zu präsentieren, anstatt an der vierten Impressionisten-Ausstellung teilzunehmen. 1880 werden sie von ihrem Freund Émile Zola in drei Artikeln attackiert (Le Naturalisme au Salon, Le Voltaire, 18.-22. Juni 1880). Die Bedeutung des Impressionismus zwar anerkennend behauptet er, dass es den Malern nicht gelinge Meisterwerke zu schaffen, die den Lauf der Zeit überdauern werden. Dies verursacht, dass sich viele der Impressionisten neu orientieren. Monet, Pissarro und Renoir lassen sich durch Aspekte der Japanischen und der Klassischen Kunst, und später auch von den Pointillisten beeinflussen. Alfred Sisley jedoch bleibt unbeirrt dem impressionistischen Programm treu, nimmt aber auch technische Neuerungen seines Stils vor. Sein Pinselduktus wird noch lockerer und die Umsetzung der Lichtreflexe in Farbe wird noch differenzierter. Die Landschaften erhalten noch mehr Tiefe, da er im Vorder-, Mittel und Hintergrund je andere Pinseltechniken verwendet, was man in unserer Sommerlandschaft sehr schön erkennen kann: Belebtere, kreuzquer gesetzte Striche für die Vordergründe, im Mittelgrund ruhigere, gemässigtere Striche, die meist vor einem relativ statischen, flachen Hintergrund stehen. Letzterer besteht oft aus dem für seine Werke sehr wichtigen Himmelbereich. Mit diesem, so sagte Sisley, beginnt er stets seine Werke. Insofern gilt Alfred Sisley neben Claude Monet als der wohl konsequenteste der impressionistischen Maler, der sich weder durch finanzielle noch ideelle Schwierigkeiten beirren liess.
Von 1883 bis 1889 lebt Sisley in Moret bei dem Wald von Fontainebleau, dessen Umgebung er in einer Reihe von Landschaftsgemälden festhält. Sisley schätzt die Schönheit und Ruhe dieser Gegend, die zu einer wichtigen Inspirationsquelle wird. Ab nun gewinnt Sisley durch den Verkauf seiner Bilder langsam etwas finanzielle Sicherheit. Für das vorliegende Gemälde, „Autour de la Foret, juin“, welches im Juni 1885 entsteht, entscheidet sich Sisley als Sujet für den Rand des Waldes an einem hellen Sommertag, mit einem fast wolkenlosen Himmel und intensiver Sonneneinstrahlung. Die gesamte Szene ist in ein warmes Licht getaucht.
Hier ist es die Umgebung eines Waldes, die Sisley in den flimmernden Effekten des beginnenden Sommers einfängt. Im Vordergrund ruht ein Heuhaufen. Dieses Motiv begegnet uns mehrfach in Landschaften des Künstlers sowie wiederholt in den Werken anderer Maler der Zeit wie in jenen von Vincent van Gogh, Camille Pissarro oder in den berühmten Serien von Claude Monet.
Während ihm seine Malerkollegen schon zu Lebzeiten grosse Bewunderung schenken, erfährt Sisley von den Kunstkritikern Ablehnung. Er kämpfte aber bis zuletzt für seine Sache, auch wenn er zunehmend an Depressionen leidet. Seine Frau und er erkrankten an Krebs. Nachdem sie verstirbt schreibt er einem Freund, dass er bis an sein Ende kämpfen wird. Er stirbt in ärmlichen Verhältnissen am 29. Januar 1899 an Kehlkopfkrebs. Schon bald nach seinem Tod steigt der Wert seiner Bilder sprunghaft. Hatte er selbst immer nur ein paar Hundert Francs für seine Landschaften erhalten, so erzielt eines der Bilder von der „Überschwemmung in Port-Marly“ im Jahr 1900 bereits 43.000 Francs. Heute zählen seine Gemälde zu den Meisterwerken der impressionistischen Malerei, die auf zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert werden und in den Sammlungen vieler grossen Museen zu finden sind.
In der Beurteilung seiner Zeitgenossen ist Sisley der harmonische, vorsichtige, poetische Impressionist, Van Gogh beschreibt ihn in einem Brief an seinen Bruder 1888 als „der sensibelste und taktvollste der Impressionisten“ und zugleich gilt er als „kompromissloses Talent“.
" Sisley […] est un maître égal aux plus grands“
Monet über Sisley (Brief an von Monet an Geffroy, 29. Januar 1899.)
" Un Cézanne est un moment de l’artiste tandis qu’un Sisley est un moment de la nature "
Matisse über Sisley (Henri Matisse, Écrits et propos sur l’art, Paris 1972, S. 44)
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