STAUFFER, FRED ARNOLD
* 29.8.1892 GÜMLIGEN, † 6.9.1980 THÖRISHAUS
Maler und Grafiker.
Fred Stauffer wächst als Sohn einer Bäuerin und eines Lehrers in Gümligen und Bern auf. 1908–1912 Lehrerseminar in Hofwil. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer in Kapf bei Eggiwil entschliesst er sich zu einer Laufbahn als Maler und besucht 1913–1914 die Zeichenklasse von Walter Georgi an der Karlsruher Akademie. Bei Kriegsausbruch Rückkehr nach Bern und Weiterführung des Lehrberufes in Breitenrain. 1915 zieht er nach München, Schüler von Franz von Stuck an der Akademie. Dort Freundschaft mit den Malern Alfred Glaus und Augustin Meinrad Bächtiger. Während er dem Unterricht an der Akademie wenig abzugewinnen vermag, begegnet er in der Galerie Thannhauser erstmals der zeitgenössischen französischen Kunst sowie dem Werk von Edvard Munch. 1916 Rückkehr ins bernische Aeschiried. Abendkurse im Aktzeichnen bei Ernst Linck in Bern. Tritt ab 1917 gelegentlich als Mundartdichter an die Öffentlichkeit. 1921 Heirat mit der Bernerin Ruth Classen, die 1936 ebenfalls eine Laufbahn als Malerin einschlagen wird. 1922 Reise nach Berlin und Holland.
Mit dem Umzug nach Wichtrach 1921 setzt eine von häufigen Wechseln des Wohnortes geprägte Lebensphase ein mit Stationen in Köniz (1923–1927), auf dem Beatenberg (1927–1932), in Arlesheim (1932–1938), Spiez (1938–1943) und Wabern (1943–1944). Schliesslich Übersiedlung ins Wylergut nach Bern. Ab 1938 regelmässiger Aufenthalt im Sommer in Lauenen bei Gstaad. Lange Reihe von Aufträgen für Wandgemälde und Glasfenster in Schulen, Wohnsiedlungen, Kirchen und Privathäusern vorwiegend in der Region Bern. 1952 und 1962 umfassende Einzelausstellungen in der Kunsthalle Bern. 1972 gemeinsame Retrospektive mit seiner Frau Ruth Stauffer-Classen, veranstaltet von der Kunstsammlung der Stadt Thun.
Die Begegnung mit dem Werk Munchs in München sowie die Auseinandersetzung mit dem französischen Nachimpressionismus und dem deutschen Expressionismus, die Stauffer während seiner Arlesheimer Zeit durch den Besuch wichtiger Ausstellungen in der Basler Kunsthalle weitertreibt, bleiben von prägender Wirkung. In seiner Berner Heimat findet er früh die Themen, die das gesamte Werk bestimmen werden: vertraute Landschaften im Wandel der Stimmungen und Jahreszeiten mit einer Vorliebe für die Zeit der Schneeschmelze, städtische Bauplätze und Vorstadtszenen, Porträts von Menschen aus seiner Umgebung, Selbstbildnisse, die einen wachsamen, selbstkritischen Künstler zeigen, sowie Figurenbilder. Das Leitthema bildet die Landschaft, aufgefasst als grosszügig strukturierte Farb- und Formkomposition ohne Berücksichtigung narrativer Details.
Mit der Ölmalerei, der Gouache, dem Aquarell und der Farblithografie – nach 1946 auch mit dem Ölstift – gelangen Techniken zum Einsatz, die eine expressive Farbigkeit und freie Malgesten ermöglichen, wobei gelegentlich ein dunkeltoniges Kolorit als Reminiszenz an das frühe Schaffen bestehen bleibt. Mit einem schwankenden Abstraktionsgrad und Rückgriffen auf die Zentralperspektive ist sein umfangreiches Werk insgesamt von einer uneinheitlichen stilistischen Entwicklung geprägt. Im Kontext des späten Schweizer Expressionismus stellt es eine spezifisch bernische Variante dar und bildet einen bedeutenden Aspekt innerhalb der schweizerischen Landschaftsmalerei nach Ferdinand Hodler. Die starke Bindung an die ländliche Heimat, die den wesentlichen Teil seines Werkes bestimmt, steht im Einklang mit der heute stark von dieser Region geprägten Rezeption.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Silvan Faessler, 1998, aktualisiert durch die Redaktion, 201; https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4005639/in/sikart
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