BRÜGGER, ARNOLD
Maler, Zeichner und Grafiker.
Arnold Brüggers Vater ist der Gründer der familieneigenen Kunstanstalt Brügger in Meiringen. Der Familienbetrieb ist auf den Druck künstlerisch wertvoller Prospekte spezialisiert. Der zeichnerisch begabte Arnold absolviert hier seine Lehrzeit als Lithograf. Die Familie der Mutter ist von bäuerlicher Herkunft. Besonders beeinflusst wird Arnold von seinem Grossvater, einem angesehenen Bergführer, der ihm die Augen für die Natur öffnet. Nach Abschluss der Lehrzeit folgt bis 1912 die berufliche Weiterbildung. Brügger belegt bei Ernst Linck Kurse an der Kunstgewerbeschule in Bern, wo er Otto Morach kennenlernt.
Die nächsten beiden Jahre arbeitet er in Köln und Berlin als Zeichner-Lithograf und Plakatmaler und besucht abends Zeichenkurse. Berlin ist zu dieser Zeit ein lebendiges Kunstzentrum. In den Galerien Cassirer, Gurlitt und Der Sturm sieht er wichtige Bilder der Brücke-Maler sowie Werke von Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky und andern bedeutenden Künstlern. In München trifft Brügger Otto Morach, und die beiden Freunde entscheiden sich, zusammen mit Fritz Baumann den Winter 1912–13 in Paris zu verbringen. In diesen acht Monaten malt Brügger eine grössere Anzahl Porträts, darunter mehrere von Morach, aber auch Strassenbilder und Stadtlandschaften.An verschiedenen Akademien übt er sich im Aktzeichnen, zieht es jedoch vor, unauffällig in Strassencafés oder unter freiem Himmel zu skizzieren. Paris bedeutet für ihn den entscheidenden Schritt vom Zeichner-Lithografen zum freischaffenden Künstler.
Zurück aus Paris, zeichnet und malt er im Sommer 1913 während einiger Wochen mit Morach im Weiler Zaun ob Meiringen. Später schliesst sich Johannes Itten den Freunden an. Brügger, der von Geburt an nur einen Arm hat, ist während des Ersten Weltkriegs vom Militärdienst befreit und kann im Gegensatz zu Baumann und Morach das malerische Werk relativ ungestört weiterentwickeln. Die Kriegsjahre verunmöglichen geplante Auslandreisen. 1917–18 Aufenthalt in Genf; hier entstehen einige seiner wichtigsten Werke.
Im Herbst 1920 heiratet Brügger Hanny Leuthold; er wird Vater von zwei Söhnen. Die Hauptreiseziele der 1920er- und 1930er-Jahre sind vor allem Paris und der Süden Frankreichs. Bis 1939 weilt er jeweils im Spätherbst für zwei bis drei Monate in Paris, wo er engen Kontakt zum Lothringer Bildhauer Marc Leroy und zu Max Gubler pflegt. Lockere Freundschaften verbinden ihn mit Fritz Pauli, Serge Brignoni und dem Bildhauer Eduard Spörri. In der Schweiz konzentrieren sich die künstlerischen Kontakte vor allem auf das Ehepaar Victor und Marguerite Surbek sowie auf Ernst Morgenthaler. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird Brügger sesshaft und verlässt Meiringen nur noch für kürzere Reisen.
In seinem Frühwerk überrascht der in den Bergen aufgewachsene Brügger mit gekonnt gemalten, grossstädtischen Bildern. Nach längeren Aufenthalten in Köln, Berlin, München und vor allem Paris setzt er sich mit nächtlichen Stadtlandschaften und Porträts auseinander, die deutlich von der Malerei Cézannes geprägt sind. In späteren Bildern spürt man die Auseinandersetzung mit dem deutschen Expressionismus. August Macke besucht ihn noch vor der Kairouan-Reise zusammen mit Louis Moilliet in Meiringen und hinterlässt bei Brügger deutliche Einflüsse.
Während des einjährigen Genf-Aufenthaltes gelingen ihm stimmungsvolle Bilder wie Mann auf Bank oder Pont Montblanc. Daneben entwirft Brügger als gelernter Lithograf Plakate und Gebrauchsgrafik. Besonders die Lithografien für Tourismusprospekte aus den Jahren 1912–1921 zeugen von seinem Können. In den frühen Zeichnungen lernt man ihn von seiner persönlichsten Seite kennen. Stets trägt er ein kleinformatiges Skizzenbuch bei sich, in dem er mit wenigen Strichen eine ihn packende Situation festhält. Bei dem Vergleich von Skizze und später ausgeführtem Bild erstaunt die Präzision des schnell gefertigten Entwurfs.
In den 1920er- und 1930er-Jahren entstehen in erster Linie Landschafts- und Bergbilder sowie Darstellungen von Bauern, Holzern und Handwerkern bei der Arbeit. Brügger malt die Berge mit Vorliebe von Nebelschwaden umhüllt, in einer beinahe gespensterhaften Stimmung. Als guter Beobachter interessiert ihn das Spiel von Wolken und Wind, der Wechsel von Schatten und Licht. Nach einem Beinbruch und längerem Aufenthalt im Krankenhaus im Jahr 1945 kann er wieder an die Qualität seines Frühwerkes anknüpfen und mit der nicht immer sonderlich innovativen Entwicklung der vorangehenden Jahre brechen. Er verwendet nun gröbere Pinsel, und seine Farbpalette wird differenzierter.
In den bewegten 1910er-Jahren finden seine Werke in Ausstellungen im Kunsthaus Zürich und im Zürcher Kunstsalon Wolfsberg sowie in den Ausstellungen der Künstlergruppe Das Neue Leben grosse Beachtung. Das Frühwerk gerät jedoch in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit. Um so grösser ist die Überraschung, als Arnold Rüdlinger 1954 in der Kunsthalle Bern neben den bekannten Bergbildern Brüggers eine grosse Werkgruppe von frühen Arbeiten vorstellt. Durch die zahlreichen Ausstellungen – meist zusammen mit Otto Morach – wächst das Interesse an seinen Werken. Sie sind an wichtigen Gruppenausstellungen vertreten: 1975, Kunstmuseum Winterthur, Expressionismus in der Schweiz 1905–1930; 1990–91, Ferrara, Locarno, Ipotesi Helvetia – un certo espressionismo.
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