Eine Heringsverkäuferin mit Dienstmädchen in einer Nische.
Öl auf Holz.
Mit Signatur und Datum auf der Brüstung der Nische: G. DOUW.1651.
46 x 36,2 cm (oben abgerundet).
Provenienz: - Graf Lothar Franz von Schönborn ( 1655 - 1729 ), Pommersfelden, erworben vor 1719; aufgelistet im Inventar von R. Bys,1719, unter den Mahlereyen in dem Audienzzimmer des Churfürstlichen Privatschlosses zu Pommersfelden Nr.17: Eine Krämerin/ so Häring, Fisch und Krauter verkauffet. V. Gerard Dau ( 1/7; 1/3 ). - Auktion Graf Schönborn, Pommersfelden; Paris, 17. Mai 1867, Nr. 19 (ffrs 42.000). - Russische Sammlung Prinz B. Narischkine, Paris, erworben 1867 bis 1883. - Auktion Prinz B. Narischkine; bei Chevalier Paris, 5. April 1883, Nr. 11, mit Abb. (50.000 ffrs.). - Auktion Sydney Lamon, New York, bei Christie's London, 29. Juni 1973, Nr. 23, mit Abb. (11.000 gns. an Braendle). Ausstellung: Pittsburg, Carnegie Institute, Pictures of Every Day Life. Genre Painting in Europe 1500 - 1900, Oktober - Dezember 1954, Nr. 33, mit Abb. Literatur: Auktionskatalog Drouot, Paris, 17. Mai 1867, Lot Nr. 19. Auktionskatalog "Highly Important Pictures by Old Masters" Christie`s, London, 29. Juni 1973. Lot Nr. 23. Bys, R. (Hrsg. K. Bott, 1977): Fürtrefflicher Gemähld- und Bilderschatz. Die Gemäldesammlung des Lothar Franz von Schönborn in Pommersfelden, 1977, Nr. 191. Hantsch, H./Scherf, A.: Quellen zur Geschichte des Barocks in Franken unter dem Einfluss des Hauses Schönborn, 1931, S. 253. Hofstede de Groot, D.: A Catalogue Raisonne, etc., 1913, Nr. 193. Martin, W.: Het Leven en de Werken van Gerard Dou, 1901, S. 222, Nr. 254. Martin, W.: Gerard Dou. Des Meisters Gemälde, in: Klassiker der Kunst, 1913, S. 132, Abbildung des Stiches von Le Faivre. Druckgrafische Version: von Le Faivre. Gutachten: - Prof. Werner Sumowski, Stuttgart, 12. 02. 2006, nach Begutachtung des Originals. - Mikroanalytisches Labor Prof. E. und Dr. E Jaegers, Bornheim/Köln, 21.06.2006. - Dr. Albert Blankart hat im Juli 2007 nach Ansicht des Originals die Eigenhändigkeit dieses Gemäldes mündlich bestätigt. Gerrit Dou ist der berühmteste Schüler Rembrandts, durch welchen die Leidener Feinmalerei begründet und perfektioniert wurde. Aufgrund seiner ausserordentlichen qualitativen Fähigkeiten und den neu entwickelten Genreszenen - besonders die der Marktszenen in einer Nische - wurden seine Gemälde berühmt und von Sammlern sehr begehrt. Diese Heringsverkäuferin wurde zuletzt 1973 anlässlich der Auktion der Lamon Sammlung bei Christie's in London versteigert und tauchte vor einiger Zeit in einer deutschen Privatsammlung wieder auf. Die kürzliche Wiederentdeckung hat zu einer erneuten Beschäftigung mit der Frage nach der Eigenhändigkeit geführt. Aufgrund der malerischen Qualität sowie der Komposition haben sowohl Professor Werner Sumowski als auch Dr. Albert Blankert jeweils nach Begutachtung des Originals die Eigenhändigkeit des Gemäldes bestätigt. Auch der Auktionskatalog von 1883 beschreibt die herausragende Qualität: `Tableau de premier ordre dans l'oeuvre du maître. Finesse exquise. La tête de la jeune fille est fraîche et naïve. Tous les accessoires sont peints avec une délicatesse incomparable'. Sumowski beurteilt allerdings die Signatur und Datierung als von fremder Hand und datiert das Gemälde in die frühen 1670er Jahre in Analogie zu den Haushaltsläden (1672) aus der Sammlung H.M. The Queen, Buckingham Palace. Sowohl im Inventar von Schönborn von 1719 als auch im Schönborn Auktionskatalog von 1867 fand diese einzigartige und früh aufgetragene Signatur Erwähnung. Ein solcher früher Nachtrag ist nicht verwunderlich, da zahlreiche unsignierte und undatierte Werke von Dou existieren. Dr. Ronni Baer bleibt nach Ansicht von Fotos zu Signatur und Datierung verunsichert. Blankert gibt den teilweise nicht einwandfreien Zustand zwar zu bedenken, jedoch sieht er in diesem Gemälde das Original, nach welchem die beiden heute bekannten grafischen Kopien im Bridgewater House (HdG, Nr. 193 a, Martin 254 a) und in der Sammlung Graham Baron Ash, Wingfield Castle, Norfolk (HdG, Nr. 193 b) sowie das Gemälde in der Eremitage, St. Petersburg (HdG 192, Martin, 253) gefertigt worden sind. Diese Heringsverkäuferin mit Mädchen ist heute vor allem als interessantes kunsthistorisches Dokument zu betiteln. Denn die Komposition ist gelungen und vertritt sowohl im Ganzen als auch in den verschiedenen Details das Wesentliche im Werk Dous. Es lässt sich in der Komposition vor allem mit der Heringsverkäuferin im Puschkin Museum, Moskau, Nr. 640, vergleichen, welches von Katharina der Grossen 1770 erworben wurde. Gleichwohl ist unser Gemälde entsprechend seiner Entstehung in den frühen 1670er Jahren wesentlich reichhaltiger ausgestattet. Die zahlreichen prominenten europäischen wie russischen Provenienzen bestätigen Dous besondere Attraktivität. Die Sammlergeschichte dieser Heringsverkäuferin mit Mädchen fängt bei Graf Lothar Franz von Schönborn (1655 - 1729) in Pommersfelden an, der es wahrscheinlich durch seinen Agenten Jan Joost van Cossiau auf einer Auktion in den Niederlanden Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb. Die Erwerbung muss auf jeden Fall vor 1719 stattgefunden haben, da es in diesem Jahr von R. Bys im Inventar des Schlosses Weissenstein bei Pommersfelden im Audienzzimmer erwähnt wird. Im gleichen Raum hingen die zwei Gemälde von Sir Anthony van Dyck, "Achilles bei der Tochter von Lycomedes" und "Amaryllis und Mirtillo" (in situ; S.J. Barnes u.a., Van Dyck. A Complete Catalogue of His Paintings, 2004, Nr. III 58 und III 59, mit Abb.), die ursprünglich für die Empfangsräume von Stadthalter Frederik Hendrik in Den Haag gemalt und 1713 in Amsterdam versteigert wurden. Weitere Meisterwerke in Pommersfelden waren zum Beispiel Johannes Vermeers "Dame sitzend am Spinett", heute in der National Gallery, London, und Hendrik Terbrugghens "Melancholia", heute in Toronto. Die Schönborner Sammlung gilt als eine der bedeutendsten Sammlungen des 18. Jahrhunderts. Installiert als Prunkjuwel im Schloss Weissenstein bei Pommersfelden, diente die Sammlung dem Zweck der Repräsentation und der Machtdarstellung des Grafen Lothar Franz, um sich mit den fürstlichen Häusern in Wien und München messen zu können. 1867 wurde das Gemälde als Teil der Schönborn Sammlung in Paris versteigert. Die Katalogbeschreibung lobt das Gemälde als von feinster Qualität und beschreibt es als ein Hauptwerk des Meisters. Dieselbe Beschreibung wird 1883 verwendet, als das Gemälde erneut, dieses Mal als Teil der russischen Sammlung Narischkine, zur Auktion angeboten wird. Im Vorwort wird dieses Werk von Dou speziell erwähnt als dasjenige Gemälde 'que W. Burger appellait a juste titre un chef d'oeuvre'. Die damalige hohe Bewertung des Gemäldes hatte sicherlich mit der Tatsache zu tun, dass das Gemälde in jedem Detail exemplarisch ist für die Kunst von Gerrit Dou. Marktszenen, wie diese, gehören zu Dous beliebtesten Themen und sind unter anderem auch in Gemälden im Louvre, früher in der Sidney van den Bergh Sammlung, Wassenaar (HdG, 194), in der Eremitage (HdG, Nr. 190), im Pushkin Museum und in der Sammlung H.M. The Queen, Buckingham Palace (HdG, Nr. 187), zu sehen. Wie bei R. Baer, Gerrit Dou (1613 - 1675). Master Painter in the Age of Rembrandt, 2000, S. 39 erwähnt wird, führte Dou die Marktszene um 1650 in die Holländische Malerei ein. Das Motiv der Fensterrahmung wurde von Dou zum ersten Mal in seinem Gemälde des Küchenmädchens von 1652 in der Staatlichen Kunsthalle, Karlsruhe, verwendet. Wie bei P. Hecht erwähnt, gab diese Erfindung Dou wunderbare Möglichkeiten, die von ihm so geliebten illusionistischen malerischen Spielereien umzusetzen (Hecht, P.: Art beats Nature, and painting does so best of all. The paragone competition in Duquesnoy, Dou and Schalcken, in: Simiolus, 2002, S. 186). Es ging ihm dabei um die Wiedergabe von überzeugenden Szenen der Wirklichkeit, die mit der Natur selbst konkurrieren konnten. Bald nach der Einführung des Fenstermotivs hat Dou zum ersten Mal François Duquesnoys Relief "Putti und mit einer Ziege" als Dekoration seiner Fensterbrüstung verwendet. Die Gemälde vom Geigenspieler von 1653 in Vaduz und vom Quacksalber aus dem gleichen Jahr in der Gemäldegalerie Wien sind die frühesten bekannten Beispiele dieses Motivs. Das Relief wurde danach immer wieder von Dou in seinen Kompositionen verwendet; eines der letzten Beispiele ist das Gemälde der Haushaltsläden von 1672 in der Sammlung der H.M. The Queen. Wie Hecht (ebd., S. 190/196) beschreibt, verwendete Dou das Relief von Duquesnoy, um die Überlegenheit der Malerei über die Bildhauerei darzustellen und im Speziellen die Überlegenheit seiner eigenen Malerei. Die Heringsverkäuferin mit Mädchen, so wie auch die anderen genannten Beispiele zeigen dies wie folgt: Während bei Duquesnoy die Putti sich bemühen eine Zi
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