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Lot 1202* - A157 Mobilier, Porcelaine & Décoration - jeudi, 23. juin 2011, 10h00

CLOCK WITH ORGAN and plinth,Louis XVI, the case attributed to D. ROENTGEN (David Roentgen, maitre 1780), the movement signed PETER SCHMITT A MAINZ (Peter Schmitt, court clockmaker, according to traditional sources from 1784), German circa 1785/90. Flame mahogany with exceptionally fine brass fluting. Enamel dial, fine anchor escapement with rack striking mechanism and hour striking on bell, the barrel and 18 wooden pipes and 7 melodies triggered on the hour. Exceptionally fine, matte and polished bronze and brass mounts. 40x24x89 cm.

Louis XVI, das Gehäuse D. ROENTGEN (David Roentgen, Meister 1780) zuzuschreiben, das Werk sign. PETER SCHMITT A MAINZ (Peter Schmitt, Hofuhrmacher, quellenmässig überliefert seit 1784), deutsch um 1785/90.
Mahagoni geflammt und mit ausserordentlich feinen Messingkannelüren. Tempelförmiges Gehäuse mit Vasenaufsatz und frei stehenden Ecksäulen auf profiliertem, gestuftem Fuss mit markant eingezogenem, kannelierten Sockel mit Abschlusszapfen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Feines Ankerwerk mit Rechenschlagwerk und Stundenschlag auf Glocke, beim Stundenschlag die Walze und 18 Holzpfeifen und 7 Melodien auslösend. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronze- und Messingbeschläge.
40x24x89 cm.

Hervorragender, revidierter Erhaltungszustand. Der Galerie liegt ein ausführlicher Restaurationsbericht vor.

Eine in der Formgebung analoge Wanduhr ist abgebildet in: A. Büttner et al., Edle Möbel für höchste Kreise, Ausstellungskatalog, Neuwied 2007; A. 146 (Abb. 11.8). D. Roentgen, Sohn des nicht minder berühmten Abraham Roentgen, erhielt seine Meisterwürde 1780. Bereits ein Jahr später konnte er, ein begnadeter Kaufmann, aufgrund lukrativer Aufträge eine neue Zweigstelle eröffnen. Zarin Katharina II wurde seine beste Kundin und beschwerte sich laut zeitgenössischen Quellen über die "horrenden Preise", bestellte im Laufe der Zeit aber trotzdem eine Vielzahl von Prunkmöbeln, die noch heute grösstenteils Bestand der russischen Paläste und Museen sind. Die Dekorationssprache D. Roentgens wurde in den 1780er Jahren schlichter, was die "künstlerische Abnabelung" von seinem Vater Abraham bedeutet. D. Fabian schreibt dazu Folgendes: "...schlichte und geradlinige klassizistische Formen, Marketerien verschwinden, ausgewählte Mahagonifurniere, feuervergoldete Bronzen, Perl- und Riffelleisten, Säulen, Galerien, Vasen, Girlanden, Hängegriffe in Form gewundener Tücher..."1779 fertigte D. Roentgen für Steuerzwecke ein Verzeichnis der Mitarbeiter an, das von grosser Bedeutung ist. Es zeigt die Grösse des Betriebes und die starke Anziehungskraft, welche die Werkstatt damals auf die Tischler ausgeübt haben muss. Aus allen Himmelsrichtungen kamen die Gesellen an den Rhein: aus Leipzig, aus der Franche Comté, aus Königsberg, Ungarn usw. Einige wurden später Meister und leiteten D. Roentgens Filialbetriebe, andere wanderten aus oder kehrten in die Heimat zurück und trugen so den Stil der Werkstatt in alle Gegenden. 1791 gründete D. Roentgen mit königlichem Privileg eine Tochterwerkstatt in Berlin, mit deren Leitung er David Hacker beauftragte. Aus dieser Werkstatt dürften die D. Roentgen ausserordentlich nahe stehenden Möbel aus dem Marmorpalais stammen. Eine Berliner Eigenheit scheint die Verwendung von blauen Wedgwood-Tafeln und auffallend dicken Marmorplatten zu sein. Der aus Baden-Baden oder Strassburg stammende Heinrich Gambs lässt sich in der Roentgen-Werkstatt zwar nicht nachweisen, es befindet sich jedoch ein Möbel in der Eremitage in Leningrad, handschriftlich als ein Werk Gambs' bezeichnet und mit 1815 datiert, das den Werken D. Roentgens so nahe steht, dass an einer engen Verbindung zwischen Gambs und Roentgen nicht gezweifelt werden kann. Wie sehr der Spätstil D. Roentgens das Empire vorweg zu nehmen imstande war, zeigt das aufwendige Möbel der Eremitage, das in reinen Roentgenformen konzipiert und ausgeführt wurde. Die Begehrtheit und Beliebtheit von Roentgenmöbeln trug dazu bei, dass sich dieser Stil in den Jahren um 1800 über ganz Deutschland ausbreitete. Selten hat ein Meister so sehr auf seine Zeit eingewirkt und eine ganze Generation von Tischlern in seinen Bann gezogen. Zahlreiche Möbel in Schlössern und Museen sind Zeugen dieser fruchtbaren Epoche, vor allem jene in den Schlössern von Berlin, Regensburg, Dyck bei Neuss und im Neuen Palais von Potsdam. Es war Roentgens Spätstil, der die Schönheit der glatten Form und den Reiz des dichten Holzes in Deutschland sehen und empfinden gelehrt hatte. Dieser Meister prägte den Möbelstil um die Jahrhundertwende in einer Weise, wie es in Deutschland zuvor noch niemand getan hatte. In Neuwied scheint die Tradition, die D. Roentgen dort begründet hatte, später wieder aufgenommen worden zu sein.

Lit.: J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977; S.560 (biogr. Angaben zu P. Schmitt). D. Fabian, Abraham und David Roentgen - Leben und Werk, Bad Neustadt/Saale 1996. J.M. Greber, Abraham und David Roentgen - Möbel für Europa, Starnberg 1980. H. Huth, Abraham und David Roentgen und ihre Neuwieder Werkstatt, München 1974. P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 718-728 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 396 und 413 (biogr. Angaben).

CHF 40 000 / 70 000 | (€ 41 240 / 72 160)


Vendu pour CHF 105 600 (frais inclus)
Aucune responsabilité n'est prise quant à l´exactitude de ces informations.