KLEE, PAUL
* 18.12.1879 MÜNCHENBUCHSEE, † 29.6.1940 MURALTO
Maler, Zeichner und Kunstpädagoge.
Paul Klee wuchs als zweites Kind des deutschen Musikpädagogen Hans Klee und der Sängerin Ida Klee, geborene Frick aus Basel, 1880–1898 in Bern auf. Erste Anleitungen im Zeichnen und Kolorieren erhielt er im Alter von drei bis fünf Jahren von seiner Grossmutter. Als Gymnasiast betrieb er intensive Zeichenstudien in Bern und Umgebung und zeigte grosse Begabung für das Violinspiel sowie nachhaltiges Interesse für Literatur, Musik und Theater. Seine persönliche und künstlerische Entwicklung hielt er 1898–1918 in einem Tagebuch fest. Im Anschluss an die Münchner Studienzeit (Oktober 1898 bis Juni 1901) trat er mit seinem Jugendfreund Hermann Haller einen halbjährigen Studienaufenthalt in Italien an. Danach lebte er bis 1906 in der Abgeschiedenheit des Berner Elternhauses. 1905 erste Reise nach Paris.
Klee heiratete 1906 die Münchner Pianistin Lily Stumpf und übersiedelte mit ihr nach München, wo 1907 der Sohn Felix geboren wurde. Paul kümmerte sich um Haushalt und Erziehung, während Lily ein gutes Jahrzehnt mit Klavierunterricht den Lebensunterhalt der Familie bestritt. 1910–11 erste Einzelausstellungen in Bern, Zürich, Winterthur und Basel. Nach jahrelanger Arbeit in künstlerischer Isolation fand Klee noch vor dem Ersten Weltkrieg Anschluss an die Avantgarde; er befreundete sich 1911 mit Alfred Kubin, August Macke und Wassily Kandinsky, 1912 mit Franz Marc und Alexej von Jawlensky, suchte 1912 Robert Delaunay und Henri Le Fauconnier in Paris auf und trat folgenden Künstlervereinigungen bei: Die Walze, 1907; Sema, 1911; Der Blaue Reiter, 1912; Der Moderne Bund, 1912; Neue Münchner Secession, 1914. Im April 1914 unternahm er mit August Macke und Louis Moilliet eine Studienreise nach Tunesien. 1916 wurde er zur deutschen Armee eingezogen und in Fliegerschulen hinter der Front eingesetzt. 1917–19 Durchbruch zum Erfolg auf dem deutschen Kunstmarkt. Aus der Armee entlassen, übertrug Klee 1919–1925 die Generalvertretung seiner Werke dem Münchner Galeristen Hans Goltz, der zwei umfassende Gesamtschauen (1920, 1925) veranstaltete. 1920–21 verfassten Hermann von Wedderkop, Leopold Zahn und Wilhelm Hausenstein die ersten Monografien.
Klee folgte Ende 1920 dem Ruf an das Staatliche Bauhaus in Weimar, wo er als künstlerischer Leiter 1921–22 der Buchbinderwerkstatt, ab 1922 dem Atelier für Glasmalerei vorstand. 1921 übersiedelte er mit der Familie nach Weimar und 1926 in die Stadt Dessau, die das Bauhaus nach dessen politisch erzwungener Schliessung in Weimar übernommen hatte. In Dessau unterrichtete er ab 1926 eine freie Malklasse und ab 1927 auch Gestaltungslehre für Weberei. In der anregenden Gemeinschaft der Bauhäusler verlebte er seine produktivste Zeit. Erste Einzelausstellungen in den USA 1924, in Frankreich 1925, Belgien 1928 und Grossbritannien 1934 zeugen vom wachsenden künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg, den Klee in Europa mit Unterstützung der Kunsthändler Alfred Flechtheim, Berlin, und Rudolf Probst, Galerie Neue Kunst Fides, Dresden, und in den USA als Mitglied der von Emmy Scheyer vertretenen Ausstellungsgemeinschaft Die Blaue Vier (Klee, Lyonel Feininger, Jawlensky und Kandinsky) erzielte. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er 1929–1930 mit den Jubiläumsausstellungen zu seinem 50. Geburtstag in Dresden, Berlin, Düsseldorf und Saarbrücken, einer Einzelpräsentation im Museum of Modern Art, New York, sowie mit zwei weiteren Monografien von Will Grohmann und René Crevel.
Klee verliess 1931 das Bauhaus und übernahm eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, wo er Maltechnik unterrichtete. Als «entarteter Künstler» von seinem Lehramt am 21.4.1933 beurlaubt und am 1.1.1934 entlassen, emigrierte er mit Lily Ende 1933 von Düsseldorf nach Bern. 1935 erste umfassende Werkschauen in der Schweiz (Kunsthallen Bern und Basel). Von der im selben Jahr ausgebrochenen schweren Krankheit – postum als Sklerodermie diagnostiziert – sollte Klee sich trotz mehrerer Kuraufenthalte in der Schweiz nicht mehr erholen; er lebte fortan zurückgezogen für sein Werk. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten 1937 aus deutschen Museen über 100 seiner Werke, wovon sie eine Auswahl in der Wanderausstellung Entartete Kunst (1937−1941) zeigten und sie gegen Devisen ins Ausland verkauften. Klee war ab 1938 auf allen wichtigen Gegenmanifestationen zur deutschen Femeschau in Europa und den USA vertreten.
Er strengte 1939, zum frühestmöglichen Termin, den Erwerb des Schweizer Bürgerrechts an, starb jedoch vor Gutheissung des Gesuchs 1940 während eines Kuraufenthalts. Private Sammler in Deutschland und der Schweiz erwarben ab 1905 Werke von Klee; die bedeutendsten unter ihnen traten der 1925 vom Braunschweiger Sammler Otto Ralfs gegründeten Klee-Gesellschaft bei. Ab Mitte der 1920er-Jahre wandten sich auch amerikanische und französische Sammler Klee zu. Die Museen tätigten erste namhafte Ankäufe in Deutschland Anfang der 1920er, in der Schweiz Anfang der 1930er, in den USA und in Frankreich Ende der 1930er-Jahre.
Nach 1945 entstanden auch in Italien und Japan umfangreiche private und öffentliche Klee-Sammlungen. 1946 kauften vier Berner Sammler kurz vor Lily Klees Tod den künstlerischen Nachlass mit etwa 6000 Werken für 120 000 Schweizer Franken, um ihn der drohenden Liquidation zugunsten der Alliierten gemäss Washingtoner Abkommen zu entziehen. Sie errichteten 1947 mit der Hälfte der Werke die Paul-Klee-Stiftung, die von 1952 − dem Zeitpunkt der Anerkennung der Paul-Klee-Stiftung durch den Alleinerben Felix Klee − bis 2004 im Kunstmuseum Bern domiziliert war. 2004 fusionierte die Paul-Klee-Stiftung mit der neugegründeten Stiftung Zentrum Paul Klee und überführte das Stiftungsgut in das 2005 eröffnete Zentrum Paul Klee in Bern. Bereichert um die Schenkung Livia Klee-Meyer und die Leihgaben der Familie Klee sowie weiterer privater Sammler verfügt das Zentrum Paul Klee mit rund 4000 Werken Paul Klees weltweit über den umfangreichsten Bestand dieses Künstlers.
Klee ist eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Obwohl er den Kubismus, Orphismus, Konstruktivismus und Surrealismus mit Interesse verfolgte, ist sein Werk keiner der dominierenden Stilrichtungen zugehörig. Als extremer Individualist brachte er ein technisch, formal, inhaltlich und ikonografisch äusserst vielfältiges Œuvre hervor, das zusammen mit den kunstpädagogischen Schriften das Kunstschaffen von Zeitgenossen bis zu Gegenwartskünstlern massgeblich prägte. Sein Leitsatz: «Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar» erlangte epochale Bedeutung. Mit wohl einzigartiger Konsequenz eignete er sich bis 1914 systematisch die bildnerischen Grundelemente Linie, Hell-Dunkel und Farbe an. Zu einem persönlichen Stil fand er erstmals in elf allegorisch-satirischen Radierungs-Inventionen (1903–05). Von den zuvor geschaffenen Werken nahm er in das 1911–1940 geführte Werkverzeichnis nur einige Kinderzeichnungen, nicht aber die minutiösen Landschaftsdarstellungen und die dem Jugendstil verhafteten Karikaturen der frühen Jahre sowie die akademischen Skizzen der Studienzeit auf.
Er verarbeitete bis 1906 in Figurenzeichnungen «ohne Natur» Anregungen aus Rodins Aktskizzen und experimentierte 1905–1912 mit Hinterglasmalerei. Nach der Natur gezeichnete Motive in einem an van Gogh und Ensor geschulten impressionistischen Stil von 1907–1910 zeugen vom Streben nach Abstraktion von der Naturvorlage, das durch die Auseinandersetzung mit Cézanne und dem Kubismus Picassos noch gefestigt wurde. Tonale Schwarzaquarelle (ab 1908) bereiten den Gebrauch der Farbe vor. 1911–12 Illustration von Voltaires satirischem Meisterwerk Candide. Angeregt durch ausschnitthafte impressionistische Kompositionen und ostasiatische Kunst, vollendete Klee 1911–1940 über 200 Kompositionen mit der Schere (Ausschnittwahl, Teilung und Neuanordnung der Teilstücke). Auf der Suche nach den Quellen seines Schaffens erarbeitete er, ausgehend von seinen Kinderzeichnungen und dem Gedankengut des Blauen Reiters, das Konzept einer Kunst im Kinderstil (Reduktion der menschlichen Figur zu Puppenwesen). Ab 1912 setzte er anstelle beschreibender meist poetisch-literarische Bildtitel. Die Studienreise in Tunesien vermittelte dem bis 1912 hauptsächlich als Zeichner tätigen Klee den entscheidenden koloristischen Impuls und den Durchbruch zur Abstraktion: 1914–18 dominieren erstmals Aquarelle (mit abstrakten Zeichen wie Buchstaben, Zahlen, Pfeile und bildhaften Symbolen wie Gestirne, Augen in mystischen Landschafts- und Tierdarstellungen) über Zeichnungen; da die meisten farbigen Kompositionen eine zeichnerische Komponente aufweisen, bildet das Lineare weiterhin den Schwerpunkt in Klees Œuvre.
Ab 1919 beschäftigte sich Klee intensiv mit der Ölmalerei und entwickelte die aquarellierte Ölfarbezeichnung (eine mittels ölfarbebestrichenem Pauspapier hergestellte Kopie einer Zeichnung). Das nachhaltige Interesse am experimentellen Umgang mit Bildträgern, Mal- und Zeichenmitteln spricht auch aus den wenigen plastischen Arbeiten: den Handpuppen, Gips- und Steinfiguren (1915–1925) sowie den Flachreliefs (1929–1932). Parallel zu der am Bauhaus einsetzenden Erfindung eines grossen skurrilen Welttheaters (Apparaturen, mechanische Wesen, Puppen vor erfundener Architektur- oder Landschaftskulisse) suchte Klee für die bildnerische Synthese von «Kunst Natur Ich» gezielt nach Anregungen, die er bis 1915 in Bern und Umgebung, von 1914 bis 1933 auf Reisen in Ländern des Mittelmeerraumes fand. Der Lehrauftrag am Bauhaus forderte von ihm die Ausarbeitung einer kunstpädagogischen Lehre, wozu er auf die Erfahrungen seiner künstlerischen Arbeit und die theoretischen Reflexionen im Tagebuch zurückgreifen konnte. In Reaktion auf die offizielle Bauhausdevise («Kunst und Handwerk» beziehungsweise «Kunst und Technik eine Einheit») machte er sich die aus der Lehrtätigkeit gewonnenen Erkenntnisse über gestalterische Vorgänge auch für sein freies Schaffen zunutze, wie die Perspektiv-, Progressions- und Quadratbilder (Bilder mit Farbstufungen), die geometrischen Konstruktionen (1931) und die divisionistischen Bilder mit pointillistischem Farbauftrag (1930–32) belegen.
Emigration und Krankheit stürzten Klee 1933–36 in eine künstlerische Krise, aus der heraus er bereits den radikalen Stilwandel vorbereitete, den er nach einem Zustand völliger Erschöpfung (1936: 25 Werke) dann im Spätwerk mit unablässig gesteigerter Produktion (1939: 1253 Werke) vollzog. Er entwarf mit reduzierten bildnerischen Mitteln – kräftige Balkenstriche auf leuchtenden, wenige Töne umfassenden Farbflächen – eine hieroglyphenartige Zeichen- und Symbolsprache, die er in neuen Techniken (etwa Kleisterfarben auf Zeitungspapier und Jute) und auf grösseren Formaten vortrug. Neben zentralen Themen seines gesamten Œuvres behandelte er in den letzten Lebensjahren angesichts der tragischen persönlichen und politischen Entwicklung besonders eindringlich weltanschauliche Fragen und mythologische Stoffe, etwa in den Engel-Darstellungen oder der Eidola-Zeichnungsfolge. Das ausdrucksstarke, aber enigmatische Spätwerk entfaltete nach Klees Tod eine nachhaltige Wirkungsgeschichte (vom Abstrakten Expressionismus bis zur aktuellen, figurativen Malerei), die ihm einen hohen Rang unter den Alterswerken der Klassischen Moderne sichert.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Stefan Frey, 1998, aktualisiert 2015 ;https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000058
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