Lotto 1027* - A172 Mobili, porcellane e decorazioni - giovedì, 26. marzo 2015, 13h30
VITRINE CABINET "AUX FEMMES PORTEUSES", Baroque, probably Main-Franconia um 1720. Walnut, burlwood and local fruit woods, exquisitely inlaid with coat-of-arms cartouche, probably of the family VALLENTINI in Dalmatia - fillets and decorative frieze. Curved, trapezoid body with stepped top with cartouche. Some losses. 3 glass doors flanked by gilt caryatids. Top cover of lower part missing. 177x62x293 cm. Provenance: - from a private collection in Southern Germany. - Semenzato Auction, Venice, 4 March 1990 (Lot No. 104). - from a European collection.
Barock, wohl Mainfranken um 1720.
Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Fruchthölzer ausserordentlich fein eingelegt mit Wappenkartusche - wohl der Familie VALLENTINI in Dalmatien - Filets und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit mehrfach gestuftem und gekehltem Kranz mit Kartuschenabschluss auf mehrfach profiliertem und gekehltem Sockel. In der Mitte leicht eingezogenes Unterteil mit Zentraltür unter Auszugstablar und Schublade, flankiert von je 4 Schubladen und geschweifter Abschlusstür unter Auszügen. Je 1 seitliches Auszugstablar. Zurückgesetzter Aufsatz mit Volutenstützen über Nische, mit architektonisch gegliederter Front und 3 verglasten Türen, flankiert von vergoldeten Karyatiden. Fehlstellen. Deckblatt des Unterteils fehlt. 177x62x293 cm.
Provenienz: - Privatsammlung, Süddeutschland. - Auktion Semenzato Venedig, 4.3.1990 (Katalognr. 104). - Aus einer europäischen Sammlung. Hochbedeutendes, als "Rarissima" zu bezeichnendes Prunkmöbel von perfekter Ausführung und Qualität, das aufgrund des Familienwappens als bedeutende Auftragsarbeit für den lokalen Adel bezeichnet werden kann. Aufgrund stilistischer Merkmale vermuten wir, dass das hier angebotene Möbel aus dem mainfränkischen Raum stammt; diese Vermutung wird durch die Perfektion der Ausarbeitung noch verstärkt. Das Unterteil des Dressoir ist in seiner markanten Schweifung und den ausserordentlich fein gestalteten Seiten nahezu identisch mit dem von C.M. Mattern gefertigten, heute verlorenen Schreibschrank aus den Jahren 1742/43. Zudem übernimmt unser Möbel die gleiche Grundstruktur des Aufbaus mit den architektonisch gegliederten Pilastern, wobei sie bei unserem Möbel aufgrund der weiblichen Figurenstützen in weitaus prunkvollerer Weise ausgearbeitet wurden. Eine sichere Zuschreibung an einen lokalen Meister scheint wegen der Quellenlage nicht möglich, wobei Elemente aus dem Werk von C.M. Mattern offensichtlich sind. C.M. Mattern war Sohn des Kunstschreiners und Bildhauers Carl Mattern, der sich um 1710 in Wilhermsdorf niedergelassen hatte, wo er als Bildhauer und Meisterebenist für den lokalen Adel tätig war. C.M. Mattern lernte in der väterlichen Werkstatt und eignete sich dort, so zeitgenössische Quellen, "die handwerckliche Perfektion" an. Aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen in der Region beschloss der junge Carl Maximilian, neue Aufträge in Pommersfelden am Hofe des Bamberger Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn auszuführen. Dieser bemühte sich in der Darstellung des absolutistischen Landesfürsten um eine "glanzvolle" Legitimierung seiner Position, indem er vor allem prunkvolle Bauten und Einrichtungsgegenstände für Pommersfelden in Auftrag gab. C.M. Mattern war vor Ort an der Seite seines Vaters tätig und konnte sich ein Bild der "selbstinszenierenden" Vorstellungen des Auftraggebers machen. Die beeindruckende Vielfalt des präsentierten Reichtums beeinflussten sein späteres Schaffen nachhaltig. Nach weiteren Lehrjahren in Frankfurt und Mainz, wo er sich von anderen lokalen Meistern weiterbilden liess, fand er schliesslich zu seiner eigenen Formensprache, die, vom lokalen Kolorit beeinflusst, sein bemerkenswertes Talent hervorbrachte. Es waren vor allem auch technische und konstruktive Elemente, die Carl Maximilian Mattern faszinierten: die Perfektion der Ausführung nicht sichtbarer Elemente, räumliche Wirkung, raffinierte Formgebung und innovative skulpturale Elemente. In den Jahren um 1740/50 erlangte C.M. Mattern den kreativen Höhepunkt, als er als anerkannter Hofschreiner mehrere Gesellen beschäftigte. Die Jahre danach waren allerdings geprägt von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und massiven Auseinandersetzungen mit anderen, am Hof tätigen Ebenisten. Seine Werke behielten aber die stupende Handwerkskunst und die innovative Formensprache bei. 1774 starb C.M. Mattern in Würzburg, der letzten Station seines grossen Schaffens. Lit.: H.P. Trenschel / W.C. von der Mülbe, Meisterwerke fränkischer Möbelkunst - Carl Maximilian Mattern, Würzburg 1982; S. 58 (mit Abb. des oben erwähnten Schreibschrankes) und S. 113 (mit Abb. eines analogen Schreibschrankes). Für biogr. Angaben siehe das oben zitierte Standardwerk.
CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)
Venduto per CHF 33 600 (incl. premio dell'acquirente)
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