Lotto 3274 - Z26 Postwar e contemporary art - venerdì, 19. giugno 2009, 16h30
MAN RAY
(Philadelphia 1890–1976 Paris)
La Montagne de Cristal. 1950.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Man Ray 1950.
80 x 60 cm.
Die Authentizität des Werkes wurde von Timothy Baum und André Strauss schriftlich bestätigt, New York, 6. März 2007. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue raisonné der Gemälde aufgenommen. Provenienz: - Galleria Iolas, Mailand. - Sammlung Roberto Scalabrini, 1989. - Privatsammlung, Schweiz. Literatur: - Janus. Man Ray, Edition Prager GmbH, München 1973, Vgl. Studienskizze von 1940/41 (mit Abb. S. 186). "Ich male, was nicht zu fotografieren ist, und fotografiere, was ich nicht malen möchte. Wenn mich ein Portrait interessiert, ein Gesicht oder ein Akt, werde ich den Fotoapparat verwenden. Das geht schneller als eine Zeichnung oder ein Gemälde. Aber wenn es etwas ist, was ich nicht fotografieren kann, wie ein Traum oder eine unbewusste Regung, muss ich von der Zeichnung oder der Malerei Gebrauch machen. […]" (Man Ray, zitiert nach: Arturo Schwarz, Man Ray, München: Rogner & Bernhard GmbH, 1980, S. 12). Auch mit "La Montagne de Cristal" gewährt uns der unter dem Pseudonym Man Ray bekannt gewordene amerikanische Maler, Fotograf und Objektkünstler Einblicke in seine geheimnisvolle Traumwelt. Vier rätselhafte Gestalten ersteigen einen in fahlen, kühlen Gelb- und Blautönen schimmernden Berg. Seine vieleckigen, an Basaltsäulen erinnernde Flächen sind seltsam zur Bildfläche hin gekippt, als würden die Figuren jeden Moment von ihrer glatten Oberfläche rutschen. Die sich in die Unbestimmtheit verlierenden Ränder und der völlig leere Himmel erlauben den Betrachtern keine Orientierung. Bereits rund vier Jahrzehnte früher hatte Man Ray mit "Dream" und "Promenade" (beide aus dem Jahr 1912) erstmals Traumerfahrungen bildhaft verarbeitet. 1937 erschien in Zusammenarbeit mit dem französischen Dichter Paul Éluard das Buch "Les mains libres", in dem er seine zum Teil unheimlichen Visionen in meisterhafte surrealistische Zeichnungen umsetzte. "La Montagne de Cristal" von 1950 greift ebenfalls in allen Details das Motiv einer von ihm 1940/41 datierten Zeichnung auf ("Kristallberg", Tusche auf Papier, 45 x 30 cm, abgebildet in: Janus, Man Ray, München: Edition Praeger GmbH, München 1973, S. 186). Die Entstehungsjahre des Ölgemäldes und der Zeichnung bilden gleichsam die Eckpunkte bedeutender biografischer Ereignisse im Leben des Künstlers. 1940 konnte Man Ray kurz vor der Besetzung durch deutsche Truppen aus Paris fliehen, wo er seit 1921 im Umfeld der Surrealisten künstlerisch überaus fruchtbare Jahre verlebt hatte; er liess sich in Hollywood nieder, fühlte sich dort aber niemals richtig heimisch und beschloss daher 1950 die Rückkehr nach Paris, wo er im Frühjahr 1951 wieder eintraf. Ob die Ersteigung des mysteriösen Kristallbergs mit seinen glatten, gefährlichen Flächen für den Künstler das Betreten einer unbekannten Welt und eines rutschigen künstlerischen wie gesellschaftlichen Parketts symbolisierte, bleibt Spekulation. Auffällig ist allerdings, dass Man Ray das Motiv zweimal zu einem Zeitpunkt wählte, als er alles hinter sich liess und einen Neuanfang auf einem anderen Kontinent wagte - den er vielleicht ebenso für sich bezwingen wollte wie die oberste Figur die Spitze des Kristallbergs. Mit den konkaven Körperlinien griff er eine Form auf, die uns in mehreren seiner Werke Ende der 1930er Jahre begegnet, so u.a. in "The Wall" (1938, Öl auf Leinwand, Privatsammlung) mit den Schatten eines fliehenden Paares, "Swiftly Walk over the Western Wave" (1940, Öl auf Leinwand, Sammlung Suzanne Vanderwoude, New York), das als allegorisches Sinnbild der abenteuerlichen Flucht Man Rays aus Europa gedeutet wird, und in "Le Rebus" (1938, Öl auf Leinwand, Musée National d' Art Moderne, Centre National d' Art et de Culture Georges Pompidou, Paris). Neben den konkaven Figuren sind diesen Werken leere, zergliederte Landschaften gemeinsam. "Dieses Bildthema und diese Bildelemente wurden fast zu einer Art Man-Ray-Charakteristikum" schreibt Merry Foresta über diese Werkgruppe (in: Man Ray, 1890-1976, Sein Gesamtwerk, Katalog der Ausstellung u.a. im National Museum of American Art, Smithsonian Institution, Washington D.C., Schaffhausen: Edition Stemmle, 1989, S. 281.). Das hier angebotene Gemälde "La Montagne de Cristal" ist eine bisher unbekannte und wertvolle Ergänzung dieser wichtigen Werkgruppe.
CHF 250 000 / 300 000 | (€ 257 730 / 309 280)
Venduto per CHF 306 000 (incl. premio dell'acquirente)
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