Lotto 109* - A174 Illuminazioni di manoscritti italiani - venerdì, 18. settembre 2015, 13h30
ROMAN BOOK ILLUMINATOR FROM THE LATE 13TH CENTURY. Leaf from a missal with a large historiated initial I with Mary Magdalene anointing the feet of Christ. Vellum. Rome, ca. 1290-1295. 310 x 220 mm. With a further small illuminated initial I with the Prophet Jesaias, verso with an initial I with a tonsured monk Provenance: - Rom, Basilica di Santa Prassede (?). - 2004, Hamburg, Jörn Günther. - 2004, Swiss private collection. - Since 2008 in the current collection. Bibliography: Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, pp. 266-268. Further cited literature: - François Avril, Marie-Therèse Gousset, Bibliothèque Nationale Paris, Manuscrits Enluminés d' origine Italienne, 2, XIII siècle, Paris 1984, p. 135. - William M.Voelkle, Roger S. Wieck, The Bernard Breslauer Collection of Art. Manuscript Illuminations, New York 1992, pp.161-163. The present leaf is part of a dismantled missal, of which three further sister leavess are known to exist. For certain stylistic reasons it is difficult to classify these leaves in art historical terms. There are good reasons to suppose that these missal leaves were executed in Rome around 1290-95, by a workshop of illuminators in the city, perhaps at the beginning of the papacy of Bonifatius VIII (1294).
Eine weitere kleine bewohnte Initiale I mit dem Propheten Jesaias, auf der Rückseite eine bewohnte Initiale I mit einem tonsurierten Mönch. Provenienz: - Rom, Basilica di Santa Prassede (?). - 2004, Hamburg, Jörn Günther. - 2004, Schweizer Privatbesitz. - Seit 2008 im heutigen Besitz. Bibliographie: Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 266-268. Weitere zitierte Literatur: - François Avril, Marie-Therèse Gousset, Bibliothèque Nationale Paris, Manuscrits Enluminés d' origine Italienne, 2, XIII siècle, Paris 1984, S. 135. - William M.Voelkle, Roger S. Wieck, The Bernard Breslauer Collection of Art. Manuscript Illuminations, New York 1992, S.161-163. Das elegante, filigran wirkende Blatt stammt aus einem aufgebrochenen Missale. Der Textspiegel verteilt sich auf zwei Spalten, die immer wieder durch kleine, aber glanzvolle ornamentale und figurale Initialen mit Palmettenausläufern aufgelockert werden. Die Hauptinitiale I mit der Verbildlichung der Szene von Maria Magdalena, die dem mit zwei Aposteln am Tisch sitzenden Christus die Füsse salbt, leitet den Introitustext zur Montagsmesse der Karwoche ein: Judica Domine nocentes me, expugna impugnantes... Wie der roten Rubrik zu entnehmen ist, wurde dieser Text liturgisch auch als Introitus zur Messe der in erster Linie in Rom verehrten Sancta Parxedis (21. Juli) gewählt. Auf der Rückseite eröffnet die von einem tonsurierten Mönch bewohnte Initiale I die Lesung des Palmsonntags aus dem Johannesevangelium (12, 1ff.), welche die auf der Vorderseite dargestellte Salbung in Bethanien zum Thema hat: In illo tempore ante sex dies pasce venit iesus bethaniam... Das vorliegende Blatt ist Teil eines aufgebrochenen Missale, von dem uns drei weitere Schwesterblätter bekannt sind. Zwei davon gehörten ehemals der Sammlung des berühmten Antiquars Bernard H. Breslauer in New York und stellen in den historisierten Initialen Christus und die Samariterin am Brunnen und die Grablegung Christi durch Joseph von Arimathea dar (Voelke, Wieck 1992, Nr. 58,59). Eine dritte Seite mit Christus vor Kaiphas in einer Initiale I (Abb.1) war bis vor vier Jahren im gleichen Besitz wie das hier angebotene Blatt. Alle bisher bekannten Seiten betreffen die Messen der Fastenzeit und zeigen einen Christuszyklus. Die kunsthistorische Einordnung der Blätter fällt aufgrund stilkritischer Überlegung nicht leicht. Bisher wurde bezüglich der ehemals in der Sammlung Breslauer befindlichen Blätter von William Voelkle und Roger S. Wieck (1992) eine Buchmalerwerkstatt aus Perugia geltend gemacht, obwohl keine stringenten Bezüge zu einer der bekannten peruginischen Werkstätten aufgezeigt werden konnten. Dieser Empasse in der kunsthistorischen Bestimmung der Blätter kann meines Erachtens durch eine liturgische Eigenheit unseres Seite durchbrochen werden. In der Tat ist dort der Heiligen Märtyrer Jungfrau aus frühchristlicher Zeit, Praxides, offensichtlich eine besondere Verehrung zugedacht, wenn ihr eben dort ausdrücklich und überraschend eine Messe gewidmet ist. Da der Kult dieser Heiligen in erster Linie auf Rom beschränkt war, wo ihr eigens eine frühchristliche Basilika gebaut wurde, die nicht allein ihre Reliquien birgt, sondern auch die angebliche Martersäule Christi, ist eine Provenienz dieses aufgebrochenen Missale aus Rom, womöglich gar aus eben dieser Basilika di Santa Prassede denkbar. Die Konstellation, dass in der Basilika Santa Prassede eine Reliquie der Martersäule Christi aufbewahrt wird und die Genealogie der Heiligen offenbar bis zu Joseph von Arimathea zurückreichen soll, macht nun für das aufgebrochene Missale gar eine Provenienz aus eben dieser von einem Kardinalspriester geführten Kirche wahrscheinlich. Dies könnte erklären, weshalb für die Grablegung Christi des einen Breslauer Blattes entgegen der gängigen Bildtradition bloss Joseph von Arimathea den Körper Christi zu Grabe legt, zudem würde angesichts der Reliquie des Marterwerkzeugs in dieser Kirche verständlich, weshalb man die Illustration des Messbuchs auf die Passion Christi ausgericht hätte. Trifft unsere Hypothese zu, dann hat eine römische Buchmalerwerkstatt für diese vermutlich für Santa Prassede in Rom geschaffenen Blätter verantwortlich gezeichnet. Eine Provenienz aus einer Kirche, die, wie die in Rede stehende Basilika, unter dem Schutz eines dort offizierenden hohen Klerikers der päpstlichen Kurie stand, erklärte auch das durch und durch metropolitane, gehobene künstlerische Niveau der Miniaturen. Die Kunst des unbekannten römischen Buchmalers birgt künstlerische Elemente, die sich mit der Buchkunst der umbrischen Buchmalerei, insbesondere um den Maler der Assisi Chorbücher verbinden. Dies gilt nicht allein für den Figurenstil, sondern auch für die ornamentalen Konzepte der Initialen und ihrer Palmettenausläufer, die in der frühen Buchmalerei in Perugia ihre Parallelen finden und so auch die historisch enge Verbindung zwischen Rom und Umbrien dokumentieren, von der gerade der frühe Zyklus der päpstlichen Oberkirche von San Francesco in Assisi berührt ist. Die Buchkunst unseres Malers zeigt ähnliche Tendenzen wie der exzellente Illustrator des vermutlich für San Giovanni in Laterano illuminierten Pontifikale (Ms lat. 960) in der Bibliothèque Nationale in Paris (Avril Gousset, 1984 S. 135 Nr. 163). Damit bestehen gute Gründe, dass die Missaleblätter um 1290-95 in Rom, vielleicht zu Beginn der Amtszeit von Bonifatius VIII (1294), von einer dort ansässigen Buchmalerwerkstatt ausgeführt wurden.
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