Lotto 108* - A174 Illuminazioni di manoscritti italiani - venerdì, 18. settembre 2015, 13h30
SECOND MASTER OF THE GUBBIO CHOIR BOOKS Leaf from an antiphonary with historiated initial S with the lamentation over the destruction of Jerusalem. Tempera on vellum. Gubbio, ca. 1290. 480 x 335 mm (Initial 220 x 140mm). Provenance: -1996, London, BEL. - in the current collection since 1996 Bibliography: - Sandra Hindman, Milvia Bollati, Medieval Miniatures, Catalogue BEL, 1, London 1996, p. 12. - Gaudenz Freuler, Italian Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth Centuries, Milan 2013, pp. 604-615, illustrated on p. 610. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014 pp. 54-55. This historiated initial S opens the text Si oblitus fuero tui, alleluia, obliviscatur... the response to the first nocturn for the 4th Sunday after Easter. As writers elsewhere have already noted, the present leaf can be identified as an element of an important antiphonary which was dismantled during the Napoleonic period, of which eleven further leaves have been conserved in the collection of the Fondazione Giorgio Cini, and various European private collections.
Provenienz: - 1996, London, BEL. - Danach 1996 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Sandra Hindman, Milvia Bollati, Medieval Miniatures, Catalogue BEL, 1, London 1996, S. 12. - Gaudenz Freuler, Italian Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth Centuries, Mailand 2013, S. 604-615, abgebildet auf S. 610. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014 S. 54-55. Die historisierte Initiale S leitet den Text Si oblitus fuero tui, alleluia, obliviscatur ... der Respons der ersten Nokturn für den 4. Sonntag nach Ostern ein. Dieser Klagesang des Volkes Israel über die Zerstörung Israels und die babylonische Gefangenschaft wird im liturgischen Text weiter unten durch den 137. Psalm weitergeführt: Super flumina babillonis... (An den Strömen von Babel, da saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten. Wir hängten unsere Harfen an die Weiden in jenem Land. Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, unsere Peiniger forderten Jubel: "Singt uns Lieder vom Zion! Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, auf fremder Erde?" Es ist der letztere Part des 137. Psalm, auf den das Initialbild Bezug nimmt, wo dem Betrachter mit einfacher Erzählung über einige klare Gesten vor Augen geführt wird, wie zwei Israeliten - darunter Jeremia - von Geißel schwingenden Babyloniern bedroht und aufgefordert sind, ihrem Gott zu huldigen. Dies war dem exilierten Volk verwehrt, weshalb man im oberen Initialbereich auch die im Psalmtext erwähnten, an den Baum (- oder Mundart - an den Nagel) gehängten Instrumente erkennt, die der in einer blauen Wolke erscheinende Ewige eine bessere Zukunft verheißend segnet. Wie Schreibender anderenorts bereits ausgeführt hat, kann vorliegendes Prachtblatt als Element eines bedeutenden, zur napoleonischen Zeit aufgebrochenen Antiphonars identifiziert werden, von dem sich in der Sammlung der Fondazione Giorgio Cini, und verschiedenen europäischen Privatsammlungen elf weitere Blätter erhalten haben (Freuler 2013, S. 604-615). Die Hand des vorliegenden anonymen Buchmalers ist zweifelsfrei auch in verschiedenen Sektionen der Chorbuchserie für S. Pietro in Gubbio (Gubbio, Archivio di Stato) zu erkennen, wo er zusammen mit einem raffinierten umbrischen Illustrator (1. Meister der Gubbio Chorbücher) zusammenwirkte. Kaum überraschend, dass vorliegender Miniatur der Bildvorwurf einer von eben diesem umbrischen Buchmaler erfundenen Miniatur zugrunde liegt (Freuler 2013, S. 610 Abb.a). Im Unterschied zum umbrischen Weggefährten an der Illustrierung der Chorbücher von S. Pietro in Gubbio, dessen künstlerische Deszendenz von umbrischen Buchmalern wie dem Meister der Assisi Chorbücher und dem Meister des Deruta Missale unverkennbar sind, sind im Werk unseres Buchmalers künstlerische Anleihen an die emilianische Buchmalerei unverkennbar. Dies könnte darauf hindeuten, dass unser Buchmaler emilianischer Herkunft sein könnte und sich die Kunst von Buchmalern wie dem aus Bologna stammenden Meister von Sant Agnese di Val di Pietra (Kat. 132,133) den anonymen Buchmalern der Chorbücher des Doms von Gemona und des frühen Neri da Rimini verinnerlicht hat.Es ist besonders letzterer, mit dem sich unser Künstler durch vergleichbare künstlerische Ziele verbindet (vgl. Canova, 1978, Neri Lusanna, 1996). Allerdings wäre zu fragen, ob unser Buchmaler aufgrund seiner Archaik anders als von der bisherigen Kritik postuliert, nicht eher als Vorläufer des grossen Riminesen, denn als dessen Nachfolger zu gelten hat, zumal Neri nach 1300 unverkennbar unter dem Eindruck Giottos und dessen riminesischen Exegeten mit feinerer Klinge und klarer zukunftsgerichtet gestaltet. Weitere Werke unseres Buchmalers befinden sich im Museo Civico Amadeo Lia in la Spezia (Neri Lusanna, 1996, S. 273-277).
CHF 5 000 / 8 000 | (€ 5 150 / 8 250)
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