Lotto 3021 - A162 Dipinti antichi - venerdì, 21. settembre 2012, 15h00
Circle of JACOB DE BACKER
(circa 1540 Antwerp before 1600) Allegory of love. Oil on canvas. 146.6 x 189.8 cm.
Allegorie der Liebe.
Öl auf Leinwand.
146,6 x 189,8 cm.
Dieses Gemälde kann der von Prof. Eckhard Leuschner definierten "De Backer Group" zugeordnet werden, worunter ein gewisser Typus von manieristischen Gemälden im italienischen Stil verstanden wird, welche von Jacob de Backer und dessen Umkreis im Antwerpen des auslaufenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts gemalt wurden (siehe Leuschner, Eckhard: Defining de Backer. New Evidence on the Last Phase of Antwerp Mannerism Before Rubens, in: Gazette des Beaux-Arts, 143. Jahr, April 2001, S. 167 -192). Tatsächlich legte De Backer die lokale Antwerpener Maltradition zugunsten eines neuen Stils ab, der vom florentinisch-römischen Spätmanierismus geprägt war, welcher in der Nachfolge Vasaris und Bronzinos ab 1570 insbesondere durch zahlreiche Stiche in Europa Verbreitung fand. So griff der Antwerpener Graphiker Johannes Meyssens im 17. Jahrhundert eine Reihe von allegorischen Zeichnungen De Backers mit der Thematik der Fünf Sinne auf und nutze sie als Vorlage für Stiche, die er mit "De Backer invenit" bezeichnete. Ein Kupferstich aus dieser Serie mit der Darstellung des "Sehsinns" und mit "Iacob de Backer invenit" bezeichnet, heute in der Albertina Wien, mag unserer Komposition zu Grunde liegen. Formal sind die Gemälde der Backer Gruppe von einer erstaunlichen Verknüpfung von nordischen und italienischen Elementen geprägt, so beispielsweise von der für die Florentinische Schule typischen marmorähnlichen Wiedergabe des Inkarnats, die den Figuren einen monumentalen Charakter verleihen. Sie waren für das Antwerpener Publikum aus Sammlern und Händlern gedacht, erfreuten sich aber dank eines immer internationaler werdenden Marktes grosser Beliebtheit in ganz Europa. Von der De Backer Gruppe sind zwei weitere Versionen unseres Gemäldes bekannt: eine wohl etwas frühere, die sich in den Staatlichen Museen, Schloss Elisabethenburg in Meiningen befindet und eine weitere, die wurde bei Tajan in Paris versteigert (14.12.2004, Los 10) wurde. Diese Versionen unterscheiden sich in einigen Details, so beispielsweise im Motiv des Bettsaums unten rechts. Thematisiert wird eine Allegorie der fleischlichen Liebe, die in Form der mythologischen Erzählung von Venus und Paris dargestellt ist. Venus hält in ihrer rechten Hand einen Apfel und reicht Paris eine Schale mit einem hinter einer Maske versteckten Totenkopf. Amor, zur Linken, schiesst mit seinem Bogen einen Liebespfeil auf Paris ab. Diese Symbole deuten auf die mythologische Erzählung vom Urteil des Paris hin, der zwischen Venus, Juno und Minerva die schönste Frau wählen muss. Er entschied sich für Venus und überreichte ihr als Zeichen dafür einen Apfel. Im Gegenzug versprach Venus ihm die Liebe der Helena, Frau des Menelas, König von Sparta. Hier zeigt sich die Interpretationsfreiheit der De Backer Gruppe und ihre Umwandlung einer Erzählung in eine allegorische Darstellung. Denn tatsächlich teilte Paris das Bett nicht mit Venus, sondern mit Helena, obwohl sie mit einem anderen verheiratet war. So wird dem Betrachter nahe gelegt, beide Frauen in der Figur der Venus zu erkennen und diese Darstellung als moralische Warnung zu verstehen, sich nicht der Versuchung hinzugeben, insbesondere dem Ehebruch. Dies wird mit der Maske verdeutlicht, die als Symbol der Falschheit der Liebe gedeutet werden kann. Der Totenkopf weist auf das düstere Ende des Paris hin, der im Zweikampf von Menelas getötet wurde, nachdem er erfahren hatte, dass ihm seine Frau geraubt wurde. Im Hintergrund sieht man die brennende Stadt Trojas, die von der Armee des Menelas verwüstet wurde.
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