Lotto 3223* - A160 Dipinti del XIX secolo - venerdì, 30. marzo 2012, 16h30
FERDINAND GEORG WALDMÜLLER
(Vienna 1793–1865 Helmstreitmühle)
The finding of the infant Moses. 1818. After the painting attributed to Annibale Carracci. Oil on canvas. Signed and dated lower left: Waldmüller fec 1818. 42.5 x 56 cm. Provenance:–Wawra auction, 29.1.1919, Lot 168.–Kende auction, 8.12.1952, Lot 118.–collection of Otto Schatzker, Vienna.–Private collection, Austria. Literature:–Grimschitz, Bruno: Ferdinand Georg Waldmüller
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Waldmüller fec 1818.
42,5 x 56 cm.
Provenienz: - Auktion Wawra, 29.1.1919, Los 168. - Auktion Kende, 8.12.1952, Los 118. - Sammlung Otto Schatzker, Wien. - Privatsammlung Österreich. Literatur: - Grimschitz, Bruno: Ferdinand Georg Waldmüller (mit Werkverzeichnis von Bruno Grimschitz und Emil Richter), Salzburg 1957, Nr. 31, dort bezeichnet als "Dem Christkinde wird das Bad bereitet". - Feuchtmüller, Rupert: Ferdinand Georg Waldmüller. 1793-1865. Leben-Schrift-Werke, Wien 1996, Nr. 31, S. 421. "In Wien strebte der Künstler, sich zunächst dadurch zu vervollkommnen, dass er nach alten Meistern copirte. Er copirte gut und fand Beifall und Abnehmer. […] Auch in der Dresdener Galerie war er als Copist thätig." Diese wenigen Sätze Theodor von Frimmels aus der Allgemeinen Deutschen Biographie von 1896 ("Waldmüller, Georg Ferdinand", 40 (1896), S. 716-720, hier S. 717), mit der die Wiederentdeckung Waldmüllers eingeläutet wurde, deuten es an: Mit Hingabe und Fleiss widmete sich der österreichische Künstler ab 1817 in seiner Heimatstadt dem Selbststudium an Altmeistern. In den Jahren zuvor, zwischen 1815 und 1817, hatte Waldmüller in so ungeliebten Stationen wie Brünn und Prag ausharren müssen, wo seine junge Frau Katharina Weidner als Sängerin tätig war. Im September 1817 führte ihr Engagement an der k.u. k. Hofoper in Wien ihn endlich wieder in die ersehnte Kulturmetropole. Wien bot auch damals den Zugang zu erstklassigen Werken berühmter Künstler, die Waldmüller intensiv studierte. Man fand ihn im Belvedere, in den kaiserlichen Sammlungen (heute das Kunsthistorische Museum) und in der Esterhazygalerie. Unter anderem sind von ihm Gemälde nach Guido Reni, Tizian, del Sarto, van Dyck, Ribera und der Raffael-Schule bekannt. Italiener, Niederländer, Spanier empfindet er gleichermassen nach. Besonders angetan haben es dem Österreicher Werke aus dem 17. Jahrhundert. Bis Mitte der 1820er Jahre sollte er sich an berühmten Vorbildern schulen, und bis in die 1850er Jahre hinein - längst war er ein vehementer Verfechter des Malens vor der Natur - übte er sich im klassischen Stil. Einen Gewinn Waldmüllers aus seiner Tätigkeit als Kopist könne man "vor allem in der Leuchtkraft der Farben, aber auch in der Eroberung des Raumes, in der Plastizität durch Licht und Schatten sowie in der Prägnanz des Ausdrucks feststellen" (Feuchtmüller, Rupert: Ferdinand Georg Waldmüller. 1793-1865. Leben-Schrift-Werke, Wien 1996, S. 29). Neben dieser für Waldmüllers späterem Schaffen enorm wichtigen Schulung boten die Kopien auch eine wichtige Einnahmequelle, sind doch viele Arbeiten für Auftraggeber belegt, die ihn zum Teil über Jahre hinweg für sich arbeiten liessen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass damalige Kunstliebhaber ihre bewunderten Altmeister nur in Form von manuellen Reproduktionen ins Heim holen konnten. Im Jahre 1818 - dem Entstehungsjahr auch des hier angebotenen Werks - datiert Waldmüller kurz vor Weihnachten das Gemälde "Christus und die Samariterin am Brunnen" (Feuchtmüller, ebd., Nr. 30, S. 420), das gewisse stilistische Ähnlichkeiten mit unserem Bild aufweist. Die "Samariterin", Teilkopie nach einem Gemälde von Annibale Carracci um 1604 (Original im Kunsthistorischen Museum Wien), geht ebenso in die Sammlung des Wiener Kunsthändlers und Kunstsachverständigen Otto Schatzker ein wie unser Gemälde. Auch dieses soll nach einem Annibale Carracci zugeschriebenen Gemälde gearbeitet worden sein, der Verbleib des Vorbilds ist indes nicht bekannt. Feuchtmüller betitelt in seiner Monographie unser Werk mit "Auffindung Moses". Dieses Bildthema war bei Künstlern aufgrund der Exotik von Kulisse und Gewändern beliebt, immerhin soll nach dem Buch Exodus die Tochter des Pharao in Begleitung ihrer Dienerinnen am Ufer des Nil baden gegangen sein und dabei den dreimonatigen Moses in einem Körbchen aus Schilf gefunden haben. In der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, in der Waldmüller ebenfalls als Kopist tätig war, findet sich beispielsweise eine "Findung Mosis" von Pieter Fransz. de Grebber aus dem Jahr 1634, die einige Parallelen zu unserem Werk zeigt, so insbesondere die Präsentation des nackten Knaben, die im Hintergrund rechts mit einem Tuch aufwartende Frau mit Duttfrisur und die im linken Vordergrund darreichende Frau im bronzefarbenen Gewand. Doch spricht die Platzierung der Szene durch Waldmüller in den Innenraum ebenso wie die auf unserem Bild weniger herausgehobene Stellung der Frau mit dem Knaben eher nicht für das Moses-Thema. Bruno Grimschitz schlug in seinem Werkverzeichnis von 1957 den Titel "Dem Christkinde wird das Bad bereitet" vor, eine ikonographisch durchaus überlegenswerte Variante. Darauf deuten etwa die Körperhaltung des Knaben im Zentrum, die seinen Kopf umgebende Corona und die anbetende Geste der Frau links im Hintergrund hin. Das Baby am rechten Bildrand könnte dann Johannes der Täufer auf den Armen seiner Mutter Elisabeth darstellen. Welches Vorbild er auch immer vor sich hatte, bei unserem Bild dürfte es sich um eine seiner "Nachschöpfungen von durchaus eigenem Charakter" handeln, durch die Waldmüller sich auszeichnet. Sie unterscheiden sich vom Original durch gesteigerte Farbintensität und verstärkten Kontrast und Linienführung (Feuchtmüller, ebd., S. 28). Besonders bemerkenswert ist das von der linken Bildseite einfallende Licht, das die kreisförmige Figurengruppe in einen goldenen Schimmer taucht und die kostbaren Stoffe der Gewänder ebenso wie die metallene Wanne und den Wasserkrug im Vordergrund aufleuchten lässt. Klassisch ist die Positionierung der drei zentralen Frauenfiguren zu einer Dreiecksfigur. Die Vorliebe des damaligen Klassizismus für antike Vorbilder spiegelt sich in den Gewändern ebenso wie in der Strukturierung des Bildhintergrundes mit angedeuteten Pilastervorlagen und der Brüstung mit Landschaftsausblick. Besonders gelungen ist Waldmüller aber die heiter-ruhige Stimmung, mit der sich Frauen und Kinder auf die Erscheinung des alabasterfarbenen Säuglings rechts der Bildmitte konzentrieren.
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