SOLDENHOFF, ALEXANDER VON
* 13.9.1882 GENF, † 9.11.1951 ZÜRICH
Maler, Zeichner, Radierer und Flugzeugkonstrukteur.
1886 zog die aus polnischem Adel stammende Familie Soldenhoff von Genf nach Zürich. Alexander verbrachte ab 1898 den Sommer regelmässig in Linthal. Ersten Zeichenunterricht erhielt er an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Hermann Gattiker, 1902–1905 war er Schüler von Rudolf Koller. Den wichtigsten Anstoss für Soldenhoffs künstlerische Entwicklung gab ein Aufenthalt in Paris 1904. Anschliessend trat er eine Stelle als Zeichenlehrer an der Höheren Stadtschule in Glarus an, wo er nebenbei malte und Privatschüler ausbildete. Nach der Heirat mit Anna Zweifel 1906 erwarb er bei Linthal ein kleines Anwesen, in dem er 1917 ein Atelier einrichtete.
Nach ersten Ausstellungserfolgen in Deutschland übersiedelte Soldenhoff nach Frankfurt am Main. Hier wirkte er zwischen 1908 und 1912 als Bühnenbildner und künstlerischer Beirat am Schauspielhaus und an der Oper. 1914 kehrte er nach Linthal und Zürich zurück, behielt aber bis 1922 sein Atelier in Frankfurt. In den 1920er-Jahren beschäftigte sich Soldenhoff zunehmend mit dem Flugzeugbau. Erst nach dem Scheitern seiner Bemühungen, ein taugliches «eigenstabiles schwanzloses Pfeilflugzeug» herzustellen, widmete sich Soldenhoff wieder ganz der Kunst. Die letzten Jahre verbrachte er in Ascona. Seine Werke wurden an vielen Ausstellungen gezeigt; 1934 und 1935 fanden in den Kunstmuseen von Winterthur und St. Gallen Einzelausstellungen statt; 1952 und 1982 veranstaltete das Kunsthaus Glarus Gedächtnisausstellungen.
Soldenhoffs Lehrjahre sind vom Realismus Rudolf Kollers und von der veristischen Malweise Giovanni Segantinis geprägt. In Paris nimmt er Einflüsse des Impressionismus auf und nähert sich mehr und mehr der dramatischen Linie Eugène Delacroix’ und Peter Paul Rubens’. Anregungen erhält er auch von den deutschen Expressionisten. Später wird Rembrandts Lichtführung entscheidend. Trotz dieser vielfältigen Anregungen entwickelt Soldenhoff eine eigenwillige künstlerische Sprache, bei der vor allem die leuchtende Farbe eine starke symbolische Aussagekraft besitzt. In den 1920er-Jahren dynamisieren sich seine Gemälde dank einer spannungsgeladenen Linienführung und kontrastreicher, heller Farbgebung.
Die weiblichen Akte, die Stillleben und Landschaften vermitteln ein Gefühl lebhafter Sinnenfreude. Auch Themen und Gestalten aus der Literatur, der klassischen Mythologie und der Bibel erfahren durch das persönliche Empfinden des Künstlers eine vitale Vergegenwärtigung. Eine Sonderstellung innerhalb seines Werks nehmen die 1917 gemalten monumentalen Wandbilder zu den Themen Prometheus und Orpheus im Glarner Stadtschulhaus ein, in denen Figuren und Landschaft ekstatisch verschmelzen. Soldenhoffs grafische Werke (Lithografien, Radierungen, Holzschnitte), seine Zeichnungen und Buchillustrationen zeichnen sich durch expressive Linien und malerische Schwarzweiss-Abstufungen aus. Als junger Künstler fand Soldenhoff mit seinen dramatischen, starkfarbigen Bildern viel Beachtung und Anerkennung. Nach der Frankfurter Zeit vollzog sich seine Entwicklung mehr im schweizerischen Bezugsrahmen. Seither stand er ausserhalb der bestimmenden Kräfte der Epoche, und sein Werk geriet allmählich in Vergessenheit.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Zita Caviezel-Rüegg, 1998, aktualisiert 2018 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000090
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