RIGHINI, SIGISMUND
* 4.1.1870 STUTTGART, † 24.10.1937 ZÜRICH
Maler, Zeichner und Kunstpolitiker
Sohn des Tessiner Dekorationsmalers Francesco Righini, der sich 1877 in Zürich niederlässt. Kaum hat der ungestüme junge Sigismund Righini die Maturität bestanden, fährt er nach Paris, um sich an der Académie Colarossi zum Künstler ausbilden zu lassen. 1890–91 Studienaufenthalte in Oberitalien. 1893 Heirat in London mit der schottischen Malerin Constanze Macpherson, die 1894 ihr einziges Kind, Katharina, zur Welt bringt. Nachdem das junge Paar zwei Jahre lang im Tessin gelebt hat, zieht es 1895 nach Zürich. Dort beginnt sich Righini nicht nur an Kollektivausstellungen im Künstlerhaus zu beteiligen, er versucht auch sogleich, sich kunstpolitisch zu engagieren. 1897–1902 ist er Präsident der neugegründeten Künstlervereinigung Zürich, die sich als eine Art Sezession versteht, und 1899 wird er in die Ausstellungskommission der Zürcher Kunstgesellschaft gewählt. 1898 zieht er in das von seinem Vater erbaute herrschaftliche Haus an der oberen Klosbachstrasse im Quartier Hottingen, wo ihm ausser einer Wohnung auch ein grosses Atelier zur Verfügung steht. 1899 Reisen nach Belgien und Holland sowie 1900 nach Paris zur Weltausstellung.
1907 kann Righini mit Cuno Amiet, Hans Emmenegger und Giovanni Giacometti im Kunstmuseum St. Gallen ausstellen, 1908 mit Amiet, Max Buri, Emmenegger, Giacometti und Ferdinand Hodler in Aarau. Seine kunstpolitische Tätigkeit bricht Righini deshalb nicht ab, ganz im Gegenteil. 1904 übernimmt er das Präsidium der Sektion Zürich der GSMBA, der Gesellschaft der Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten, was ihm viel Arbeit als Juror und Ausstellungsorganisator bringt. 1909 beruft ihn die Vereinigung für Heimatschutz in ihren Vorstand, und 1910 wird er, zusätzlich zu seiner Funktion als Sektionspräsident, zum Zentralquästor der GSMBA gewählt.
Die Zürcher Kunstgesellschaft nimmt ihn 1912 nicht nur in den Vorstand auf, sie ernennt ihn auch gleich für zwei Jahre zum Präsidenten der Sammlungskommission. 1914 gehört Righini zu den Mitbegründern der Unterstützungskasse für schweizerische bildende Künstler, für die er bis zu seinem Tod als Vizepräsident arbeitet, und 1916 wird er auch in die Eidgenössische Kunstkommission berufen, wo er 1923 ebenfalls Vizepräsident wird. All diese vielfältigen Funktionen nutzt Righini, um trotz den ausserordentlich schwierigen Zeitumständen eine soziale Besserstellung der Künstler zu erreichen. Er fordert bei den Behörden höhere Kredite für den Ankauf von Kunstwerken, und er sorgt dafür, dass für die Ausstattung öffentlicher Gebäude und für die Aufstellung von Denkmälern und Freiplastiken vermehrt einheimische Künstler beigezogen werden. Er sucht nach neuen Ausstellungsmöglichkeiten und verbessert die bestehenden, indem er empfiehlt, die Zahl der Fachrichter, also der Künstler, zu Lasten der Laienrichter zu erhöhen.
Vor allem aber kümmert er sich um eine vorteilhaftere Präsentation der Kunstwerke, indem er Ausstellungen selber einrichtet. Mitte der 1910er-Jahre erreicht Righinis künstlerische Karriere ihren Höhepunkt. 1912 und 1916 widmet ihm das Kunsthaus Zürich grosse Ausstellungen, aus denen die Zürcher Kunstgesellschaft für ihre Sammlung vier Werke erwirbt. Doch dann werden die Ausstellungsmöglichkeiten seltener. Umso stärker wird Righini jetzt durch seine kunstpolitische Tätigkeit beansprucht, die immer wichtigere Aufgaben umfasst. Weil er ab 1918 im Kunsthaus Zürich die Ausstellungskommission präsidiert, untersteht ihm dort nicht nur die Programmierung der Wechselausstellungen, er kann diese auch selbst hängen. Noch wichtiger ist das Amt, das ihm 1921 übertragen wird: Righini wird Zentralpräsident der GSMBA, des damals einzigen nationalen Künstlerverbandes der Schweiz.
Da er auf seine übrigen Funktionen nicht zu verzichten gedenkt, ist er jetzt der weitaus mächtigste Kunstpolitiker in der Schweiz. «Sein Auge wachte überall», meint Willy Fries in der ersten Monografie über den Künstler. «Immer war er bereit, mit Rat und Tat mitzuhelfen, wo man ihn auch rief.» Dies hatte gelegentlich auch seine problematischen Seiten, etwa wenn er als Sektionspräsident der GSMBA die Zürcher Fremdenpolizei zu einer strengeren Behandlung der Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Künstler anhält und vorschlägt, die städtischen Atelierwohnungen nur noch Schweizer Künstlern zur Verfügung zu stellen. Auf einen Vorstoss Righinis, diesmal als Zentralpräsident der GSMBA, geht auch der Bundesratsbeschluss vom 15. Juli 1921 zurück, den Handel mit ausländischen Kunsterzeugnissen drastisch einzuschränken, indem diese einer strengen Qualitätskontrolle unterworfen und zudem kräftig besteuert werden. Als Bundesexperte wirkt Righini lange Zeit selbst, was ihm, wie er 1924 klagt, ein Riesenmass an Arbeit bringe.
1928 gibt Righini das Zentralpräsidium der GSMBA ab, aber nur, um gleich zwei neue Funktionen zu übernehmen. Im gleichen Jahr wird er in die Eidgenössische Gleyre-Stiftung gewählt, die Weiterbildungsstipendien an bildende Künstler erteilt, und 1932 übernimmt er den Vorsitz der Aktion zur Förderung der Kunst in der Schweiz. Trotzdem bleibt er bis zu seinem Tod künstlerisch aktiv. Steht Righinis Frühwerk noch ganz in der Tradition der akademischen Malerei des 19. Jahrhunderts, so beginnt er kurz nach der Jahrhundertwende unter dem Einfluss Ferdinand Hodlers einen Malstil zu entwickeln, der den Flächencharakter des Bildes bewusst betont und die Leuchtkraft der Farbe bis ins Grelle steigert. Ausdruck verschafft sich dieser neue Stil zuerst in kleinen, auf Karton gemalten Landschaftsskizzen, dann auch in grossen, streng komponierten Einzel- und Mehrfigurenbildern, für die meist Familienangehörige Modell stehen (Die Familie I, 1904; Die Familie II, 1911; beide Küsnacht, Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte).
1906 wird als drittes Bildthema das Stilleben wichtig, wo dem Künstler einige besonders kühne Leistungen gelingen (Rote Kirschen auf rotem Grund, 1909). Righinis moderner Malstil ist zu diesem Zeitpunkt bereits so weit ausgebildet, dass ihn der Kritiker Hans Trog zu den «besten schweizerischen Meistern der Farbe» zählt. Bilder entstehen nach 1920 zwar nur noch wenige, dafür entwickelt sich Righini zu einem rastlosen Zeichner. Wo immer er sich aufhält, skizziert er in kaum handgrosse Notizbüchlein, was er erblickt und was ihm durch den Kopf geht, am liebsten mit Buntstift, zu dessen grossen Meistern er gehört. Als 1938 im Rahmen der Zürcher Gedenkausstellung eine Auswahl dieser Zeichnungen zum ersten Mal gezeigt wird, meint ein Kritiker, sie allein genügten, «dem Maler Righini einen ehrenvollen Platz im schweizerischen Kunstschaffen zu sichern».
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Rudolf Koella, 1998, aktualisiert 2011 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022943
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