PELLEGRINI, ALFRED HEINRICH
* 10.1.1881 BASEL, † 5.8.1958 BASEL
Maler.
Alfred Heinrich Pellegrini, dessen Vater in Basel ein Bildhauergeschäft betrieb, entstammt einem Tessiner Künstlergeschlecht. Pellegrinis Kindheit ist geprägt vom Verlust des Vaters im Alter von sechs Jahren und der zunächst schwierigen Weiterführung des Geschäftes durch den älteren Bruder, den Bildhauer Isidor Rafael Pellegrini. 1896 tritt Alfred Heinrich in die kunstgewerbliche Abteilung der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel ein. Hier ist es vor allem der Österreicher Fritz Schider, der ihm zum künstlerischen Vorbild wird. 1899–1901 Studium an der Kunstakademie in München mit dem Schwerpunkt Porträtzeichnung bei Gabriel von Hackl.
Im Anschluss an München einige Monate in der Innerschweizer Bergwelt, die ihm fortan immer wieder Ausgangspunkt und Inspiration ist. 1902–1906 Anstellung bei der grafischen Anstalt Atar in Genf. Dort entstehen Werbeplakate – besonders erwähnenswert sind diejenigen mit Sportmotiven –, aber auch Plakate und Drucke sozialkritischen Inhalts, die stilistisch den Druckgrafiken Félix Vallottons nahestehen. Daneben erste Erfolge in freier künstlerischer Tätigkeit als Maler (erster Preis des Concours Calame, 1905). In dieser Zeit wichtige Begegnung mit Ferdinand Hodler, der ihn in seinem Wunsch bestärkt, seine Studien an der Kunstakademie in Stuttgart bei Adolf Hölzel fortzusetzen. 1904 Heirat mit der Baslerin Maria Kneubühler; aus der Ehe geht 1914 die Tochter Anna hervor.
1906 Übersiedlung nach Stuttgart, wo er zunächst als Verlagsillustrator (Exlibris, Vignetten und Werbeplakate) arbeitet. 1908–1914 Studien bei Adolf Hölzel, der ihn entscheidend beeinflusst, seine Begabung für die Monumentalmalerei erkennt und ihn mit insgesamt zwölf öffentlichen Aufträgen in Stuttgart und Umgebung fördert (alle Wandmalereien heute nicht mehr erhalten). Freundschaft und intensive künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schweizer Maler Hans Brühlmann, der für Pellegrini Vorbildfunktion in den vielschichtigen Figurenkompositionen allegorischer und religiöser Sinnbilder hat. Im Motiv der «schwebenden Figur», die aus dem dualistischen Spannungsfeld des «Apollinischen» und «Dionysischen» heraus entstand, ist die geistige Verbindung zu Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Otto Meyer-Amden nachvollziehbar.
1914 grosse Kreuzigung für die Schweizerische Landesausstellung in Bern (Basel, Friedhof Hörnli). 1914–1917 Aufenthalte in München und Berlin. In München als Lehrer an der Kunstgewerbeschule tätig und Mitglied der Neuen Secession. Bekanntschaft mit dem Schweizer Dichter Albert Steffen, der Pellegrini in die Gedankenwelt der Anthroposophen einführt. In allegorischen Kompositionen verleiht Pellegrini den Männerfiguren bisweilen die Gesichtszüge Steffens (Tröster, 1926, Strafgericht Basel). Ab 1917 endgültig wieder in Basel ansässig. Hier erlangt er mit den Wandmalereien an der St. Jakobs-Kirche 1917 sofort Beachtung. Zweimal erreicht ihn der Ruf als Professor für das Fach monumentale Wandmalerei (1913 aus Essen, 1926 aus Köln), beide Male jedoch lehnt Pellegrini ab. In Basel setzt er sich vehement für die Moderne ein. Mitanreger des 1919 gegründeten Staatlichen Kunstkredits Basel.
1923 vermittelt und organisiert er für die Kunsthalle Basel die erste Ausstellung von Werken Ernst Ludwig Kirchners in der Schweiz. 1925–1953 Mitglied der Kunstkommission der Öffentlichen Kunstsammlung Basel. Kunst- und sportjournalistische Tätigkeit für die Basler Tageszeitungen. Im Laufe der Jahre erhält er allein in Basel 15 öffentliche Aufträge für Wandgemälde und mehrere private Porträtaufträge von grossen Persönlichkeiten seiner Zeit, so etwa 1931 vom Pianisten Rudolf Serkin. 1949 Verleihung des Kunstpreises der Stadt Basel. 1950 vertritt er die Schweiz an der Biennale di Venezia. 1952 Goldmedaille vom Verband der Schweizer Sportjournalisten für sein Werk als Sportzeichner. Nach seinem Tode 1958 Gedächtnisausstellung in der Kunsthalle Basel, 1981–1982 Ausstellung zum 100. Geburtstag in der Daniel Blaise Thorens Fine Art Gallery, Basel.
1996 Ausstellung von Pellegrinis Sportbildern im Georgia Museum of Art in Athens, Georgia, anlässlich der Olympischen Spiele in Atlanta. 1997 Ausstellung von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen Pellegrinis in der Galerie Arte Giani, Frankfurt am Main. 2003 Einzelausstellung im Museum Goch. Alfred Heinrich Pellegrini nimmt in der Schweizer Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Stellung ein, sowohl was die souveräne Variationsbreite ihm zur Verfügung stehender stilistischer Möglichkeiten als auch was die inhaltliche Komplexität seines Œuvres anbelangt. Beginnend als Illustrator – zunächst eingebunden in Werbeaufgaben – gelingt es ihm ab 1905, sich als freier Künstler zu behaupten.
Bereits als Schüler an der Stuttgarter Akademie löst er frühzeitig monumentale Aufgaben an der Wand, indem er sich Hölzels Kompositions- und Proportionslehre zu eigen macht und die Darstellung in die Fläche einzubinden versteht. In der Auseinandersetzung mit Hans Brühlmann durchläuft Pellegrini 1908–1912 eine impressionistische Phase. In den Stillleben und Landschaften behält er das Malerische in der Folge bei, löst die Einzelmotive auf und überführt sie in ein atmosphärisches Ganzes. Diese Werke bilden fortan mit den einfühlsamen Porträts und den lebhaft erfassten Sportszenen einen erstaunlichen Kontrast zu den streng linear durchkomponierten monumentalen Wandbildern. Die gleiche gattungsspezifische Trennung ist im Kolorit auszumachen: leuchtende Farben in Stillleben und Landschaften, dagegen eine zurückhaltende, kalkige Palette in den monumentalen Kompositionen. Pellegrini gab der schweizerischen Wandmalerei des 20. Jahrhunderts bedeutende Impulse. Das Rüstzeug dazu eignete er sich bei Hölzel in Stuttgart an. Abweichend von seinem Lehrer neigte er jedoch zu einem kühleren, der geweisselten Mauer näherstehenden Kolorit, das sich für Aufgaben an der Wand besonders eignete.
Sein Talent zur Bewältigung grosser Formate liess ihn vor allen anderen Künstlerkollegen in Stuttgart und Umgebung zum meistbeschäftigten Wandmaler der 1910er Jahre werden. Die Übertünchung von vier liegenden weiblichen Akten, dem Deckengemälde im Künstlerbundlokal des Stuttgarter Kunstgebäudes, sowie die zweifache mutwillige Zerstörung seines Wandbildes Narziss (beide 1913) verdeutlichen seine exponierte Stellung innerhalb der Malerei der Moderne, die zu jener Zeit in Stuttgart in Opposition zur traditionell orientierten Kunst geriet. Unverständnis seinem Schaffen gegenüber stellte sich noch Jahrzehnte später ein, selbst in seiner Heimatstadt Basel: Das Wandbild Apoll und die Musen am Stadtcasino wurde unmittelbar nach der Vollendung 1941 mit Farbbeuteln beworfen; den Täter vermutete man im Umkreis der katholischen Kirche, die das Werk als Ausdruck einer neuheidnischen Haltung missverstand.
Nach einer kurzen Hinwendung zur kubistisch zertrümmerten Form, die ihren Höhepunkt und Abschluss 1917 in den Wandbildern von St. Jakob an der Birs fand, wandte sich Pellegrini ab den 1920er Jahren dem klassisch-figürlichen Formenschatz zu. In den Mitteln der realistischen Darstellung sah er die grosse Möglichkeit, die ihm wichtige bedingungslose Verknüpfung von Mensch und Natur aufzuzeigen. Viele dieser Bilder versah er mit einer religiösen Stimmung oder siedelte sie in der antiken Mythologie an. Die Wandmalerei betrachtete Pellegrini als eigentliche Erfüllung seines Schaffens.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Claudia Giani Leber, 1998, aktualisiert 2015 ;https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000006
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