MOSER, WILFRID
* 10.6.1914 ZÜRICH, † 19.12.1997 ZÜRICH
Maler und Bildhauer. Geboren in Zürich-Enge als einziges Kind eines Sinologen und späteren Französisch- und Deutschlehrers sowie Kunstsammlers. 1920–25 Besuch der Schulen und Violinstudium am Konservatorium in Zürich. Während Lehraufträgen des Vaters häufige Auslandaufenthalte, so in Venedig, Siena, Wien, Dresden, Marburg. Bei Ferienaufenthalten im Tessin Anregung zum Malen im Atelier von Marianne Werefkin. Einen prägenden Kindheitseindruck erhält Moser durch die Van-Gogh-Retrospektive 1924 im Kunsthaus Zürich. Einige seiner Kinderzeichnungen werden im September 1930 im Schweizer Spiegel publiziert. Vorbilder sind auch die in der Sammlung seines Vaters vertretenen Maurice Utrillo und Georges Rouault.
Lernt im Elternhaus Schweizer Künstler wie Otto Baumberger, Albert Pfister und Otto Meyer-Amden persönlich kennen. Nach dem Besuch des Gymnasiums 1931 Maturität in Lausanne; Beginn eines Mathematik-Studiums. Mit der russischen Tänzerin Sonja Preopraschenkaja († 1935) Reisen nach Paris, 1932 nach Russland und 1933 nach Berlin. Fortsetzung der Violin-Ausbildung, Meisterschüler bei Willem de Boer, Konzertmeister der Zürcher Tonhalle. Lernt den deutschen Maler Richard Oelze kennen und in Davos Ernst Ludwig Kirchner.
In diese Zeit fallen die ersten ernsthaften Versuche mit Malerei; die Themen sind Siena und der Pariser Jardin des Plantes. Besuch bei James Ensor in Ostende 1934. Lose Freundschaft mit Varlin, der ihn 1935 zu einer gemeinsamen Ausstellung von Porträts in der Zürcher Galerie Forter ermuntert. Ende 1935 Reise nach Marokko, ab Marseille zusammen mit Nicolas de Staël. In Marrakesch Arbeit in einem Schweizer Baugeschäft. Aufenthalte in Zentralafrika und Málaga. Zeichnet und malt in der Freizeit. Kämpft 1937 gegen den spanischen Faschismus an der Front von Málaga und wird schwer verwundet nach Oran evakuiert. In Marokko entstehen 1938 Städte- und Figurenbilder. Bewohnt 1939 in Paris für kurze Zeit an der Rue Vaugirard ein Atelier.
1940 Rückkehr aus Marokko nach Ronco im Tessin, Bau eines Atelierhauses. 1941 Heirat mit Johanna Gysi aus Bern. 1942 Geburt des Sohnes Manuel, der nach der Entbindung stirbt. Während der rund 1000 Tage Aktivdienst malt er kaum. 1942 Holzschnitt-Serie Totentanz Stalingrad und Ausstellung in der Zürcher Buchhandlung Oprecht. 1944 Geburt des Sohnes Gabriel. Lässt sich unmittelbar nach Kriegsende in Paris nieder. Kontakte zu Serge Poliakoff, Louis Nallard und Wols. In dieser Zeit entsteht das figurative Frühwerk in Pastell sowie in Öl auf kleinformatigen Kartons: Strassen, Hotels, Häuser, Kirchen, die Metzgerei, der Zoo, der Jardin des Plantes, Metro, Erinnerungen an Siena. 1946–47 kurzes Studium in den Ateliers von André Lhote und Fernand Léger, 1947 erneuter Besuch bei James Ensor und Bekanntschaft mit dem Werk von Wols in der Galerie Drouin. Reise nach Siena und Rom. Die Ausstellung Junge Zürcher Künstler im Kunsthaus Zürich 1949 zeigt fünf Werke von Moser.
1952 nimmt er in Paris am Premier Salon d’Octobre und im Kunsthaus Zürich an der Ausstellung Malerei in Paris – heute teil. In dieser Zeit löst er sich von den Eindrücken der Zürcher Klee-Ausstellung 1940 und des Kubismus und arbeitet an Compositions mit gitterartigen Strukturen und pastos gespachteltem Farbauftrag. Die Moser vertretende Galerie Jeanne Bucher zeigt ihn 1952 erstmals als Vertreter der Deuxième Ecole de Paris und ermöglicht ihm den Kauf eines Ateliers. Der Kunstkritiker-Freund Charles Estienne publiziert 1954 im Combat ein Manifest des Tachismus, zu dem Moser mit seiner Reihe der Golgotha-, Banlieue- und Cathédrale-de-Rouen-Bilder beiträgt. Die Beschäftigung mit Carrara und der Giudecca führt 1957–1960 zu grösseren Bildformaten. Lernt seine zukünftige Frau Eva Rosa Puig kennen. 1958 Repräsentant der Schweiz an der 29. Biennale di Venezia und erste Einzelausstellung in der Galerie Jeanne Bucher. 1959 Bienal de São Paulo; mit Pierre Alechinsky, Jean Messagier und Antoni Tàpies in der Kunsthalle Bern. 1964 Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern. Um 1960 erste Assemblagen mit bemaltem Holz. Aus ihnen entwickeln sich collagierte Reliefbilder.
Als erste Plastik entsteht 1961 die Sculpture grise. Werkzyklus zum Thema Métro bis 1965; grossformatige Farbholzschnitte 1963–67, darunter L’heure du goémon (1967, mit Charles Estienne). 1968–1975 entfällt die Malerei zugunsten von bemalten Skulpturen und begehbaren Gross-Plastiken. Auftragswerke in Frankreich und der Schweiz (Zürich-Oerlikon, Olten). Lernt 1971 die Kunsthistorikerin Tina Grütter kennen. Ausstellungen im Kunsthaus Zürich (1970); im Bündner Kunstmuseum Chur (1971); im Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen (1979).
1971–78 Zentralpräsident der GSMBA Schweiz. 1979 Monografie von Felix Baumann. Um 1974–75 Rückkehr zur figurativen Malerei mit den Themen Carrara, Berge, Unterholz, Bäume. 1980 wiederum Teilnahme an der 39. Biennale di Venezia. 1984 setzt über die Auseinandersetzung mit Delacroix, Van Gogh und Tiepolo wieder eine gestische Malerei ein. Radierungen und Ölbilder kreisen seit 1994 unter anderem um den Pariser Pont Alexandre. Daran schliesst sich eine Reihe von Pastellen an. Die grosse Retrospektive im Kunsthaus Zürich 1993 bildet die Krönung des Lebenswerks. 1997–98 zeigt das Kunsthaus Zürich die zwischen 1993 und 1997 entstandenen Pastelle unter dem Titel Die Altersheiterkeit des Wilfrid Moser. 2005 Gründung der Stiftung Wilfrid Moser in Zürich. 2009 Retrospektive im Kunstmuseum Bern und in der Casa Rusca in Locarno.
Übersichtsausstellungen wie die von Tina Grütter für das Kunsthaus Zürich konzipierte Schau Beginn des Tachismus in der Schweiz (1978) oder Konstruktion und Geste – Schweizer Kunst der 50er Jahre von Willy Rotzler (1986) zeigen deutlich, dass Wilfrid Moser zu den führenden Vertretern des abstrakt-figurativen Expressionismus der Schweizer Nachkriegskunst gehört. Anders als Hugo Weber, der sich früh von Paris nach den USA absetzte und sich dem Action Painting zuwandte, bleibt Moser in der europäischen Tradition und Malkultur, etwa dem Kolorismus von Ensor und dem Gestus von Wols, verwurzelt. Mit sicherem Gespür verlässt er die Schweiz, um seinen Weg, der ihn 1935 vorerst nach Marokko führt, im Nachkriegs-Paris des Existenzialismus wiederaufzunehmen. Hier wird er zum Maler eines urbanen Lebensgefühls, in dessen Zentrum die individuelle Existenz steht.
Die Maisons ouvertes öffnen den Blick auf die ungesicherten Verhältnisse jenes «unbehausten Menschen», der auch die zeitgenössische Literatur beschäftigt. Das grosse Thema der Metro verschlägt ihn in die Unterwelt, wo sich der hektische Alltag der Massen mit der Mythologie des Hades verbindet. Das Grundgefühl des Unsteten, Brüchigen, des Getriebenseins prägt zeitlebens Mosers Welt. Halt findet er in den Erinnerungsbildern von Siena, Venedig oder Carrara. In seiner malerischen Bildstruktur gelingt es ihm, dieser gleichzeitigen Undurchdringlichkeit der Realität und Präsenz der Mythologie eine adäquate Gestalt zu geben. Raum oder Stadt stehen nicht als blosse Erfahrung des Dreidimensionalen, sondern als inhaltliche Chiffre für das Auf- und In-der-Welt-stehen, für die Flüchtigkeiten des Augenblicks und der Empfindungen, für Chaos und Aufruhr, für den ständigen Wechsel.
Auch als Moser seine Bilderfahrungen nach 1960 tatsächlich ins Relief und in die Freiplastik umzusetzen beginnt, gewinnt er nie sicheren Boden. Sein plastisches Hauptwerk A Midsummer Night’s Dream in Soho (1969–1970, Kunsthaus Zürich) ist so wenig wie die als Ersatz für den 1979 verbrannten Caliban geschaffene Leporello-Skulptur im Zürcher Kunsthaus-Garten (1987) ein Monument, vielmehr ein Resonanzkörper des Fragilen und Ungewissen. In diesem Sinn bedeutet auch seine vielumstrittene Rückkehr zur Figuration nicht eine Hinwendung zu einem Naturalismus des Materiellen, obwohl die Natur als Motivwelt eine immer grössere Rolle einnimmt. Vielmehr erlaubt sie ihm nach Jahren der Abstinenz, die Malerei – wie in seinen Anfängen – noch einmal als Mittel zur Bewältigung seiner Existenz zu prüfen. Diese zweite Aneignung mündet in ein serenes Spätwerk, in dem alle Themen seines Lebens nochmals auftreten.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Guido Magnaguagno, 1998, aktualisiert 2013 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4002295
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