HAIM, FRANZ-ANTON
* 15.10.1830 HASLEN, † 13.8.1890 HASLEN
Appenzeller Senntummaler. Bauer.
Franz-Anton Haim verbrachte sein ganzes Leben auf seinem Hof Fendrig auf Leimensteig. In der Bewirtschaftung half ihm sein Bruder, der mit seiner siebenköpfigen Familie bei ihm wohnte. Die Malerei hat der Junggeselle nur nebenbei betrieben. Wegen der hohen künstlerischen Aussage- und Erfindungskraft seiner Darstellungen gilt Haim neben Bartholomäus Lämmler als der bedeutendste Ostschweizer Senntummaler. Haim hat kaum Vorbilder gehabt, wenn er auch Johannes Müller sicher gekannt hat. Das früheste Bild stammt aus dem Jahre 1862, drei Jahre vor Lämmlers Tod. Die umfangreichere Produktion von Gemälden und Fahreimerbödeli beginnt erst 1870. Die Darstellungen aus den 1970er und frühen 1980er Jahren weisen noch einen durchwegs dunklen Bildgrund auf.
Franz-Anton Haim starb auf seinem Hof an Wassersucht. Sein Totenbett ist im Historischen Museum in St. Gallen aufbewahrt. Darauf ist folgende Inschrift – mit fehlerhafter Altersangabe – angebracht: «Zum Andenken an den ehrsamen Jüngling Franz Anton Heim, gestorben den 13. August 1890 Sein Alter 59 Jahr 8 Monat, 2 Tag.» Die durch klare, einfache Zeichnung gekennzeichneten, puppenhaft aussehenden, meist – im Gegensatz zu jenen von Lämmler – kleinformatigen Figuren, die Spontaneität und der Einfallsreichtum der zahlreichen, unbekümmert eingestreuten Anekdoten zeugen von der hohen Originalität Haims und bewirken, dass seine Tafeln an ornamentale Teppiche erinnern.
Die goldene Sonne mit menschlichem Gesicht am Horizont, welche oft als Signatur von Haim angesehen wird, aber nicht auf allen Bildern vorkommt, wurde in der Senntummalerei erstmals von Lämmler auf eine Kastenfüllung von 1838 gemalt. Auf den Arbeiten der späteren Senntummaler, vor allem von Johann-Baptist Zeller, ist sie oft anzutreffen. Einige von Haims Werken, die den Rahmen der klassischen Senntummalerei sprengen, gehören zum Besten, was man mit dem Begriff Naive Malerei umschreibt: Es sind dies eine Darstellung der Holzfäller an der Arbeit (um 1875), ferner Drei Bauern beim Jassen (um 1880, Gottfried Keller-Stiftung) und die berühmte Jagd (um 1880).
Im Unterschied zu anderen Senntummalern, die eine der Ölmalerei verwandte Technik einsetzten, malte Haim mit einer Art Tempera und firnisste seine Tafeln, die leider dadurch oft infolge Oxidation eine gelb-rötliche Tönung aufweisen. In den Bildern Haims spürt man eine ungebändigte Vitalität, die, im Gegensatz zu den Arbeiten von Johannes Müller, auch sein Spätwerk prägt.Werke: Heimatmuseum Appenzell; Basel, Schweizerisches Museum für Volkskunde; Historisches Museum St. Gallen; Stein (AR), Museum für Appenzellische Volkskunde; Urnäsch, Museum für Appenzeller Brauchtum.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Guy Filippa, 1998, aktualisiert 2019 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4031049
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