GESSNER, KONRAD
* 2.10.1764 ZÜRICH, † 8.5.1826 ZÜRICH
Maler, Radierer und Lithograf.
Erster Unterricht bei seinem Vater und bei Heinrich Wüest. Bei Salomon Landolt, dem Landvogt am Greifensee, entdeckt er seine Begabung zum Pferde- und Schlachtenmaler. 1784–86 in Dresden, wohnt bei Anton Graff. Unterricht an der Akademie bei Adrian Zingg und Johann Christian Klengel. Kopien nach Gemälden von Philips Wouwerman, Abraham Bloemaert, Georg Philipp Rugendas und Jakob Ruysdael. Doch vorrangig mit Naturstudien auf Kunstreisen mit Johann Christian Reinhart und Adrian Zingg beschäftigt, die ihn bis nach Böhmen führen. Berichtet seinem Vater, dass er «den Malerspiegel täglich besser gebrauchen» lernt (Briefwechsel, 1801) und auch nach der Natur malt.
Beteiligt sich 1785 und 1786 erfolgreich an der Ausstellung der Dresdener Akademie, was ihm Anerkennung als Schlachtenmaler einträgt. Von 1788 bis 1789 in Rom und Neapel. Verkehrt mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Johann Heinrich Lips, Alexander Trippel und Jakob Philipp Hackert. Freundschaft mit Jacques Sablet, mit dem er die Wohnung in Rom teilt. Auf Wanderungen ins Volskergebirge (Monti Lepini) und in die Abruzzen entstehen zahlreiche Naturstudien. Zurück in Zürich, tritt Gessner der 1787 gegründeten Künstlergesellschaft bei. Seine Beiträge für die Malerbücher zeigen ihn als originellen Aquarellisten. 1796–1804 Aufenthalt in England und Schottland. 1799–1803 erscheint bei Rudolf Ackermann in London die Folge von 30 Aquatinta-Radierungen Malerische Darstellung der vorzüglichsten Truppen Europas nach Vorlagen von Gessner, radiert von den Schweizern Conrad Ziegler, H. Merke und dem Engländer John Bluck. In London interessiert sich Gessner für die Radierung und versucht sich in der Crayon-Manier.
Er wird durch Philipp André in die Lithografie eingeführt. Die Kontakte zu englischen Künstlern sind noch wenig erforscht. Bevorzugte Motive seit dem Englandaufenthalt werden Parforce-Jagden, Pferdeweiden, Postwagen, Stallinterieurs, Schmieden und Dorfschenken. Gessner beschickt die Ausstellungen der Royal Academy in den Jahren 1799–1803 und der Zürcherischen Künstlergesellschaft 1799–1826 mit Gemälden. 1804 lässt er sich endgültig in Zürich nieder.
Seine Vorliebe für bewegte Reiterstücke äussert sich am überzeugendsten in lavierten Zeichnungen und Aquarellen, wo sich Gessners rascher und zugreifender Pinselstrich frei entfalten kann. Die Wechselbeziehung von Landschaft und Figuren, Farbflecken und Gegenstandsformen wird stets zugunsten der Bewegung und Veränderbarkeit der Formen durch die Farbe entschieden. Trotz seiner bescheidenen Rolle als Maler, der manche Schwäche in der technischen Beherrschung der Mittel mit übertriebenen Helldunkel-Effekten (die Ölgemälde sind durch den Teergehalt der Farben nachgedunkelt) und einer trockenen Gouache-Manier überspielt, gehört Konrad Gessner als Zeichner, aber vor allem als Aquarellist in seinen besten Stücken zu den Vorboten der Romantik (Dragonertrupp, um 1785, Kunsthaus Zürich). Auf wenige Striche und Flecken reduziert sind die mit dem Tuschepinsel rasch gezeichneten Kampfszenen mit scheuenden oder sich bäumenden Pferden (Reiterangriff, Berlin, Kupferstichkabinett). Die Gemälde seines Spätstils sind dem Biedermeier verpflichtet.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Bernhard von Waldkirch, 1998, aktualisiert 2017 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022903
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