BURI, SAMUEL
* 27.9.1935 TÄUFFELEN
Maler. Wand- und Glasbild.Samuel Buri wächst in Täuffelen am Bielersee auf. 1948 zieht die Familie nach Basel, wo sein Vater, der Theologe Fritz Buri, als Pfarrer der St. Alban-Kirche und später des Münsters amtet. Im Winter 1952–53 beteiligt sich Samuel Buri erstmals an der jährlichen Weihnachtsausstellung in der Basler Kunsthalle. 1953–55 Basler Gewerbeschule, Malklasse von Martin Christ, Kurse bei Walter Bodmer, Theo Eble, Max Sulzbachner, Gustav Stettler und Max Zulauf. Assistiert Hans Stocker 1955 bei der Ausführung von Mosaiken und 1956 von Glasfenstern.
Arnold Rüdlinger, Leiter der Kunsthalle Bern (1946–1955) und der Kunsthalle Basel (1955–1967), trägt mit seiner Begeisterung für den amerikanischen Abstrakten Expressionismus, den europäischen Tachismus und das Informel dazu bei, dass sich Buri von der traditionelleren Malerei seines Lehrers Christ löst. Auch die Begegnung mit Sam Francis Mitte der 1950er-Jahre ist von Bedeutung. 1955 Kiefer-Hablitzel-Stipendium. Anfang Winter 1956 entstehen in Habkern im Berner Oberland erste halbabstrakte Winterbilder, im Sommer 1956 in Griechenland abstrahierende Impressionen vom Meer. Um 1957 werden die leuchtend farbigen Bilder mit fleckigem oder gestischem Farbauftrag und dekorativen Farbverläufen zunehmend abstrakter.
Ab 1957 erhält Buri zahlreiche Aufträge für Kunst am Bau. 1958 Einzelausstellung in der Galerie Riehentor, Basel; Kiefer-Hablitzel-Stipendium; erste GSMBA-Ausstellungsbeteiligung. 1959 Bienal de São Paulo.
Lernt im Sommer 1959 in Griechenland seine erste Frau, die französische Bühnenbildnerin und Kostümausstatterin Christine Herscher, kennen. Zieht Ende Jahr nach Paris. Geburt von Flore 1962, Simon 1963, Julien 1965.
In Paris wird einerseits der Einfluss der französischen Maltradition wichtig, andererseits die Konfrontation mit internationaler Gegenwartskunst. 1959–1961 gewinnen die abstrakten Farbvisionen Buris eine lyrisch-atmosphärische Qualität. 1961 Wende zur geometrischen Abstraktion mit betonten Diagonalen, Horizontalen und Vertikalen. Strengerer, rhythmischerer Bildaufbau mit Motiven aus der Heraldik.
1962 Rückkehr zur Gegenständlichkeit unter dem Einfluss der angelsächsischen Pop Art, die er zu einer eigenen Ausprägung mit floralen Motiven, vom häuslichen Alltag inspirierten Darstellungen und Sujets aus dem Landleben in Acrylfarbe sowie verschiedenen synthetischen Materialien und Schablonentechnik entwickelt. Vorlagen für die Schablonen, mit denen er die Bilder herstellt, sind Druckerzeugnisse wie Warenkataloge, Zeitungen oder Postkarten.
1965 Jubiläumspreis für Malerei der GSMBA und Ausstellung in der Galerie Handschin, Basel. 1967 Prix Arnys und Premio di Lissone. Das Ende der Pop Art-Phase in Buris Werk fällt mit den politischen Unruhen in Frankreich Ende der 1960er-Jahre zusammen. Er beteiligt sich 1968 und in den folgenden Jahren an künstlerischen Aktionen und Installationen, so etwa 1969 in der Ausstellung Für Veränderungen aller Art in der Kunsthalle Basel.
1970 Biennale di Venezia. 1971–1981 Lehraufträge an der Technischen Hochschule ENSET bei Paris. Der Umzug nach Givry im Burgund (Département Yonne) 1971 markiert den Beginn einer neuen Schaffensphase. Noch in Paris hat ihn ein Besuch des Salon de l’agriculture zur Herstellung lebensgrosser Plastiken von Kühen aus Gips oder Polyester angeregt, die er mit farbigen Mustern bemalt. Plastische Arbeiten zu den Themen Malen und Natur folgen.
Anfang der 1970er-Jahre beginnt Buri im Burgund allmählich wieder vermehrt in der Natur und vor dem Motiv zu malen. Es entstehen naturalistischere Werke mit ausgesprochen malerischem Charakter, Naturdarstellungen, in welche die Erfahrungen aus der abstrakten Malerei und der Pop Art einfliessen. 1973 Saharareise. 1974 Ausstellung im Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen. 1976 Ausstellung im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris.
Seit Mitte der 1970er-Jahre weilt Buri wieder öfters in Habkern im Berner Oberland, wo er seit seiner Jugendzeit die Ferien verbringt und 1977–78 ein altes Bauernhaus zum Wohn- und Atelierhaus umgebaut hat. Die Habkern-Landschaften kehren im Werk regelmässig wieder. 1977 Ausstellung in der Kunsthalle Basel. Ende 1979 zieht Buri vom Burgund nach Paris zurück. Es entstehen Bilder mit Motiven aus dem Atelier. Ausstellungen in der Galerie Jean Briance, Paris. 1979–1982 Entwürfe für die Chorfenster des Basler Münsters (unausgeführt).
Zusammen mit seiner zweiten Frau, der Basler Kunsthistorikerin Anna Rapp, lebt er ab Herbst 1981 in Zürich, von 1983 an in Basel. Geburt der Töchter Emilie 1982 und Tabea 1987. 1984 Tunesienreise.
1985 Wandbild im Zunfthaus Zum Schlüssel, Basel (Auszeichnung Basler Heimatschutz 1986). 1985 Retrospektive in der Abbatiale de Bellelay (BE). 1990 Kunstpreis der Basler Zeitung. Preis der Stiftung für die Graphische Kunst in der Schweiz. 1991 sechsmonatiger Aufenthalt in New Mexico, Arizona und Kalifornien; Ausstellung im Swiss Institute, New York. 1993 zwei Monate in Milwaukee, Wisconsin und Chicago. 1994 retrospektive Ausstellungen rive droite in Basel. Im Herbst Aufenthalt in Pacific Grove, Kalifornien.
2003 weilt Samuel Buri als Artist-in-Residence im Kloster Disentis und zeigt eine Auswahl seiner religiösen Werke seit 1950. In einer Ausstellung 2004 im Haus der Kunst St. Josef in Solothurn widmet sich der Künstler in grossformatigen Gemälden (Apotheose des Aeneas, nach Jacob Jordaens, 1999; Kreuzigung nach Ugolino da Neri, 2001/2003) und der Installation Das Farbmahl Motiven aus Mythologie und Religion. 2007 Illumination der neuen Zürcher Bibel.
Ausgangspunkt für das Schaffen von Samuel Buri ist einerseits die französische Malerei der Impressionisten, besonders Claude Monets atmosphärische Bilder, die flächig-dekorative Tendenz der Nachimpressionisten, beispielsweise Pierre Bonnards, und das Werk von Henri Matisse. Anderseits wirkt bei ihm der expressive Ausdruck in den Gemälden der Basler Rot-Blau-Künstler ebenso nach wie die Tradition der schweizerischen Landschaftsmalerei von Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler und Giovanni Segantini. Diese Positionen verbindet Buri mit modernen Elementen zu einer neuen Malerei. Seine Eindrücke der Natur zerlegt er analytisch, um sie in abstrakter oder gegenständlicher Weise in Flächen mit gesteigerter Farbigkeit und ornamentaler Rhythmisierung umzusetzen.
Buris Werk, das schwerpunktmässig Leinwandbilder, Wandmalereien, Glasfenster, Mosaike, Aquarelle und Lithografien umfasst, hat kein erzählerisches Programm. Es will durch das Zusammenspiel von Farbe und Form das Auge herausfordern und im Sinne von Matisse’ «Joie de vivre» erfreuen. Landschaften, Bäume, das Atelier, Kirchen und Kreuzgänge, Blumen- und Früchtestilleben sowie Porträts sind die wichtigsten Sujets. Zentrale Themen sind Natur und Bildillusion, der Malakt, der Maler. Spektrale Farbigkeit, Kombinationen von komplementären Farbpaaren, serielle Variation der Farbe, Gegenüberstellung von geometrischen und organischen Formen und der Hang zum Ornament sind charakteristisch.
Die Arbeit in Serien, die Kombination von verschiedenen Stilelementen und zu verschiedenen Zeiten, Bereichen und Ebenen gehörende Motive sind typische Merkmale in Buris Werk.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Katharina Katz, 1998, aktualisiert durch die Redaktion 2011 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000136
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