BLEULER, JOHANN LUDWIG
* 31.12.1758 ZOLLIKON, † 25.1.1823 FEUERTHALEN
Zeichner, Maler, Kupferstecher und Verleger von Schweizer Landschaftsansichten.
Johann Heinrich Bleuler, Sohn eines Gesellenwirtes, wurde in der Manufaktur im Schooren bei Kilchberg zum Porzellanmaler ausgebildet. In diesem Betrieb, dessen Produktion stark unter dem künstlerischen Einfluss Salomon Gessners stand, war er bis mindestens 1779 tätig. Danach soll er im Verlag von Matthias Pfenninger in Zürich als Kolorist gearbeitet und dabei auch Einblick in den Beruf des Kupferstechers gewonnen haben. Spätestens 1783 gründete Bleuler, der sich fortan als Maler bezeichnete, in Zürich einen eigenen Kunstverlag.
1786 Heirat mit Anna Toggenburger von Marthalen. 1787 Geburt des ersten Sohnes; bis 1802 folgten fünf weitere Kinder. 1788 Übersiedlung nach Feuerthalen. Hier florierte der Verlag und beschäftigte eine stetig wachsende Zahl von Mitarbeitern, die Bleuler selbst ausbildete. Sein Angebot, 1795 rund 120 Motive zählend, bestand hauptsächlich aus gestochenen und kolorierten Landschaftsansichten. 1798 zog Bleuler als Pächter in das Schloss Laufen am Rheinfall ein. An diesem Ort machte er gute Geschäfte, verlor aber 1799 den Grossteil seines Vermögens, als sein Haus in Feuerthalen niederbrannte.
1804 Rückkehr ins alte, wiederaufgebaute Domizil. Teilnahme an den Ausstellungen der Künstlergesellschaft in Zürich 1807 und 1813. Dazwischen vermutlich Aufenthalt mit Anstellung an der königlichen Gemäldegalerie in Stuttgart. Ab der zweiten Hälfte der 1810er-Jahre Ausbaupläne für die Werkstatt in Feuerthalen und verstärktes Miteinbeziehen der zwei ältesten Söhne, Heinrich und Ludwig, in den Betrieb. 1821 Übertragung des Verlags an dieselben. Festhaltend an der väterlichen Intention, mit qualitativ hochstehenden Werken bevorzugt die Adelskreise zu beliefern, führten die beiden Söhne das Geschäft bis 1824 gemeinsam weiter.
Nur wenige Originale von Bleulers Hand sind bekannt. Die Verlagsprodukte hingegen sind wohl zahlreich erhalten, mangels präzisen Vermerken bleibt jedoch die konkrete künstlerische Autorschaft Bleulers bei vielen Blättern ungewiss. So ist er als Stecher kaum fassbar und als Zeichner bisher nur in wenigen Fällen nachgewiesen. Die Mehrheit seiner Motive scheint auf Fremdvorlagen zu basieren, die zu Beginn von Heinrich Thomann, später insbesondere von Caspar Wolf und Ludwig Hess stammten. Ausgehend von einer idyllischen, wohl von Salomon Gessner angeregten Landschaftsauffassung, bevorzugte Bleuler anfänglich schlichte Bildgegenstände und die von Johann Ludwig Aberli entwickelte Technik der aquarellierten Umrissradierung.
Gegen Ende der 1780er-Jahre Hinwendung zu einer sachlich-realen Betrachtungsweise, verstärkte Auseinandersetzung mit prominenten Motiven, erste Versuche im Aquatintaverfahren sowie Übergang zur Kolorierung mit Deckfarben. Die neue Methode setzte sich im Verlag schnell durch, nicht zuletzt wegen des mit Originalgouachen konkurrierenden Erscheinungsbildes der Blätter. Nachteilig erweist sich indes der oft stumpfe und schwerfällige Eindruck dieser Werke. Thematisch überwiegen touristisch bedeutsame Örtlichkeiten der Schweiz, wobei der Rheinfall bei Laufen eine zentrale Stellung einnimmt; ausserdem wenige Einzelblätter mit Szenen aus den Napoleonischen Kriegen. Bleuler bemühte sich zeitlebens um die Publikumsgunst. Dennoch betrieb er nie Effekthascherei, sondern strebte immer die topografisch korrekte Landschaftsdarstellung an. Seine Bedeutung liegt aber weniger im Künstlerischen als vielmehr in der Führung seines grossen Verlages, der eine wichtige Ausbildungsstätte war. Sein Stil machte bei den Mitarbeitern Schule und wurde besonders erfolgreich von seinem Sohn Ludwig fortgeführt.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
Werner Rutishauser, 1998, aktualisiert 2015 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022866
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