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Lot 3222* - Z26 Impressionist & Modern Art - Friday, 19. June 2009, 04.00 PM

GEORG KOLBE

(Waldheim 1877–1947 Berlin)
Sitzende. 1926.
Bronze, braungrüne Patina.
Mit dem eingeritzten Monogramm: GK. Mit dem Giesserstempel: H.Noack Berlin Friedenau.
Höhe 28 cm.

Einer der ca. 80 Güsse, die zwischen 1926 - 40, also zu Lebzeiten des Künstlers, entstanden sind. Wir danken Frau Dr. Ursel Berger, Kolbe Museum Berlin, für die wissenschaftliche Beratung. Sie hat die Authentiztät des Werkes bestätigt, Berlin, Dezember 2008. Provenienz: - Privatsammlung Deutschland. Literatur: - Ursel Berger, Georg Kolbe 1877 - 1947, München 1997, vgl. Kat. Nr. 56, S. 113, mit Abb. S. 57. Sie hat ihre angewinkelten Beine schräg übereinander geschlagen, ihre Hände umfassen das linke Schienbein, und die Füsse sind schräg abgeknickt. So ganz und gar ungewöhnlich ist die Haltung der "Sitzenden", dass in ihr die Quintessenz des künstlerischen Strebens von Georg Kolbe erblickt werden könnte: nur keine der üblichen tradierten Posen mit allegorischem Gehalt, die die Berufsmodelle in den wilhelminischen Kunstakademien einnehmen! Um die Erfassung des reinen, schönen, beseelten Menschen sollte es gehen, des Menschen, der ganz sich selbst und bei sich selbst ist; dessen Körper vor Energie vibriert und dessen Introvertiertheit dennoch vom Betrachter Einfühlungsvermögen erfordert. Und obwohl die "Sitzende" per se eine ruhende Position einnimmt und, vom Betrachter abgewandt, in sich hineinzuhorchen scheint, manifestiert sich in ihr ein weiteres Hauptthema dieses erfolgreichsten deutschen Bildhauers seiner Zeit: die Darstellung der Bewegung. Ihre Arme bilden zwar mit der Schulterpartie eins Sechseck, das den äusseren Rahmen der Skulptur bildet, doch brechen die unregelmässig angeordneten Beine diese Geschlossenheit optisch auf. Weitere Bewegungsmomente sind in der Drehung und Neigung des Kopfes, der unterschiedlichen Höhe des Schultern, vor allem aber im linken, stark angewinkelten Bein angelegt, das die Figur ins Kippen brächte, hätte Kolbe das rechte nicht wie einen Riegel dagegengestellt. Bei allem Anti-Traditionalismus lässt Kolbe aber klassische Gestaltungsmerkmale der Kunst nicht ganz ausser Acht: der Körper bildet mit Kopf, Zehenspitzen und Oberarmen ein ebenmässiges Dreieck. Die "Sitzende" von 1926 entstand in Georg Kolbes am weitesten rezipierten Werkphase der 1920er Jahre und gehört - wie z.B. auch die Kleinplastiken "Meerweibchen" (1921) "Klagende" oder "Knieende" (beide 1926) - zu jenen grazilen Frauenakten, denen Georg Kolbe seine Beliebtheit verdankt. Sie folgten auf seine berühmtesten Skulptur, der "Tänzerin", mit der dieser wichtige Erneuerer der deutschen Bildhauerei 1912 auf der Ausstellung der Berliner Secession seinen Ruhm begründete (heute Nationalgalerie Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz).

CHF 45 000 / 55 000 | (€ 46 390 / 56 700)


Sold for CHF 90 000 (including buyer’s premium)
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