Lot 1038* - A159 Estates & Collections - Thursday, 08. December 2011, 10.00 AM
PAIR OF IMPORTANT CANDELABRA "CUPIDON ET INNONCENCE",Louis XVI, attributed to F. REMOND (François Rémond, circa 1745-1812), most likely in collaboration with D. DAGUERRE (Dominique Daguerre, died 1796), the figures after designs by E.M. FALCONET (Etienne-Maurice Falconet, 1716-1791), Paris circa 1790/95. Matte and polished gilt bronze, burnished bronze, and "Griotte Rouge" marble. H 100 cm. Provenance: - Private collection, USA. - Christie's New York auction, 24.11.2009 (Lot No. 189).
Louis XVI, F. REMOND (François Rémond, ca. 1745-1812) zuzuschreiben, aller Wahrscheinlichkeit nach in Zusammenarbeit mit D. DAGUERRE (Dominique Daguerre, gest. 1796), die Figuren nach Vorlagen von E.M. FALCONET (Etienne-Maurice Falconet, 1716-1791), Paris um 1790/95.
Matt- und glanzvergoldete bzw. brünierte Bronze und "Griotte Rouge"-Marmor. Auf Fels sitzender, grübelnder Cupido mit Köcher bzw. junges Mädchen mit Pfeilbogen vor schmalem, kanneliertem Schaft mit Flammen-Aufsatz und 3 eingedrehten und aufgerollten Lichtarmen mit vasenförmigen Tüllen und runden Tropftellern, auf gestuftem Bastionssockel mit reliefierter Putti-Plakette, Lanzettfries und Perlstab. H 100 cm.
Provenienz: - Privatsammlung, USA. - Auktion Christie's New York, 24.11.2009 (Katalognr. 189). Hochbedeutendes und seltenes Paar von bestechender Qualität. Das Modell der Cupido-Figur wurde von E.M. Falconet 1755 im Pariser "Salon" präsentiert und zwei Jahre später in Marmor gefertigt, die in Besitz von Madame de Pompadour gelangte und wie folgt beschrieben wurde: "une figure de marbre qui représent un amour. Elle appartient à Madame la marquise de Pompadour". Das Gipsmodell für die Figur der "Innocence" wurde 1761 erstmals ausgestellt; das Motiv wurde später auch von der Manufacture de Sèvres verwendet und war, wie auch der Cupido, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts äusserst beliebt. Die Zuschreibung an F. Rémond ist von P. Baulez und P. Hughes überzeugend dargelegt worden und basiert unter anderem auf dem oft wiederkehrenden Motiv der eingerollten Lichtarme und der Zentralfackel, die im Werk von Rémond immer wieder anzutreffen sind. Interessanterweise wurde von D. Daguerre 1791 ein identisches Modell bei Christie's London verkauft (Katalognr. 53). Dominique Daguerre war ein Pariser "marchand-mercier" und arbeitete ab 1772 in Partnerschaft mit Simon Philippe Poirier, dem Erschaffer der mit Sèvres-Porzellanplaketten verzierten Möbeln und bedeutenden "arbitre de goût". Daguerre übernahm das Unternehmen "La Couronne d'Or" im Faubourg Saint-Honoré 1777/78 und bestellte Möbel von Adam Weisweiler, Martin Carlin, Claude-Charles Saunier und George Jacob, dem er einige Entwurfszeichnungen lieferte. Die Möbel verkaufte Daguerre seinen Kunden, quasi in Funktion eines Innendekorateurs. 1778 zog er nach London um und gründete eine Filiale in Chelsea. Von hier aus lieferte er äusserst kostspielige Inneneinrichtungen ins Carlton House und in den Brighton Pavillon von Charles, Prince of Wales. Für Carlton House, Woburn Abbey und den Earl Spencer in Althorp war Daguerre in lockerer Zusammenarbeit mit dem Architekten Henry Holland tätig, worüber er schrieb: "son Altesse Royale Seul m'a donné des orders". E.M. Falconet war von sehr bescheidener Herkunft - sein Vater arbeitete als Tischlergeselle - und trat im Alter von 18 Jahren in das Atelier von Jean-Baptiste Lemoyne ein, der als "plus doux des Maîtres" bezeichnet wurde. Er war noch ein Schüler, als er im "Salon" 1745 das Gipsmodell (heute Besitz der Akademie in St. Petersburg) seines "Milon von Croton" ausstellte, das die Aufnahmearbeit für die Akademie war, die Falconet 1744 zum "Agrée" ernannt hatte. Im selben Jahr schuf er ein Terrakotta-Modell, "Genius der Bildhauerei", 1747 "Erigone" und eine Allegorie von Frankreich, das die Büste des Königs umarmt (heute Bestand des Museums in Libourne, vollendet von Pajou). Vier Jahre danach fertigte er für das Schloss Bellevue die Marmorstatue "Musik" und vier Basreliefs mit Kinderdarstellungen, 1753 eine Mädchen-Skulptur für den Palais in Crécy. Die Marmorausführung seines "Milon von Croton" erschien 1755 im "Salon" und ist heute im Besitz des Musée du Louvre in Paris. Zwei Jahre später erzielte Falconet mit den Statuen "Drohender Amor" (später im Besitz der Madame Pompadour) und "La Baigneuse" in Marmor seinen bisher grössten Erfolg. Die Figuren besassen jene gesuchte Anmut, die Falconet zahlreiche Aufträge der 1756 in Sèvres eingerichtete Manufacture Nationale einbrachte, zu deren künstlerischer Leiter er 1757 ernannt wurde - wohl mit Hilfe der Gönnerschaft von Madame Pompadour. Er führte die Skulpturenabteilung, während Jean-Jacques Bachelier (Pariser Maler und Ornamentzeichner) den Malateliers vorstand. Sämtliche zwischen 1757 und 1766 ausgeführten Modelle stammten von E.M. Falconet selbst. In der Tat begnügte er sich nicht, der Manufaktur Reduktionen seiner Werke zu liefern, sondern schuf eine Anzahl kleiner allegorischer Gruppen, die häufig als Schmuck für die königliche Tafel bestimmt waren und die stets in einer Stellung angeordnet wurden, die von allen Seiten eine reizvolle Ansicht bot. Skulpturen wie "Der Fischzug", "Die Jagd", "Hebe", "Apollo und Daphne" und Reduktionen der Pygmalion-Gruppe (1763 im "Salon" ausgestellt, heute Besitz der Eremitage in St. Petersburg) besitzen eine ganz eigene Grazie und beweisen das ausserordentliche Talent Falconets. Die Pygmalion-Gruppe rief Denis Diderots (Schriftsteller, Philosoph und Kritiker) höchste Bewunderung hervor, er bezeichnete sie als "Clou du Salon" und schrieb über sie: "Si ce groupe enfoui sous la terre pendant quelque millions d'années venait d'en être tiré avec le nom de Phidias en grec, je le regarderais en admiration et en silence." Eine enge Freundschaft verband den Künstler mit dem Kritiker, der von Falconet sagte, er sei ein Mann, "der nach 15 oder 20 Jahrhunderten mit ein paar Köpfen und Füssen seiner Statuen beweisen könnte, wessen wir fähig waren". Den Übergang vom grandiosen Schaffer der "Baigneuse" und des Amor zum Schöpfer des Kolossalmonumentes von Peter dem Grossen bildet eine Serie von 8 Statuen, die Falconet für die Kirche Saint-Roch in Auftrag bekommen hatte. Leider ist von dieser Folge, die ausserordentlich wertvoll für das Studium seiner künstlerischen Entwicklung gewesen wäre nur der "Christus am Ölberg" erhalten geblieben, alles andere ist während der Revolution zerstört worden. Die Berühmtheit, die er mit dieser Folge erlangte, brachte Falconet 1766 einen Auftrag der Zarin Katharina II ein, die Peter dem Grossen und "Schöpfer des modernen Russland" ein würdiges Denkmal setzen wollte. Es war Diderot, Freund der Zarin und des Bildhauers, der ihm diesen Auftrag verschafft hatte und den Vertrag abschloss, der am 27.8.1766 zwischen Falconet und dem Fürsten A.D. Galitzyn zustande kam. Wenig später brach der Bildhauer mit seiner Schülerin und späteren Schwiegertochter Marie Anne Colot von Paris nach St. Petersburg auf, wo er Mitte Oktober ankam. Er machte sich sogleich ans Werk und vollendete im Verlauf von 18 Monaten ein Gipsmodell. Er wollte, dass das Denkmal für Peter den Grossen den "Stempel des Genies" trage und konzipierte es als eine von mächtigem Pathos erfüllte Kolossal-Reiterstatue auf einem Granitsockel; die rechte Hand des Zaren wies mit deklamatorischer Geste vorwärts, die linke zügelt das sich aufbäumende Pferd. Peters Kopf, dessen Entwurf werden Katharina II noch Falconet selbst zufrieden stellte, wurde nach einem Entwurf von Marie Anne Colot gefertigt. Die kühne Idee des nur von Hinterbeinen und Schwanz gestützten Pferdes geht auf Pierre Pugets (bedeutender Bildhauer aus Marseille) Entwurf für das nicht ausgeführte Reiterdenkmal Ludwigs XIV zurück. Da sich der Guss der Peter-Statue ständig verzögerte, war Falconet zu unfreiwilliger Musse gezwungen, die er dazu benutzte, einige Teile aus einem altrömischen Werk zu übersetzen, in dem der Historiker Plinius die Malerei und Bildhauerei der Antike beschrieb. Als er seine Übersetzung an Voltaire schickte, beglückwünschte ihn dieser und schrieb: "Je vois du génie dans ce que vous écrivez, et je juge que ce génie respirera dans la statue de Pierre le Grand." Schliesslich sah sich Falconet gezwungen, den Guss seiner Statue selbst vorzunehmen. Während sein Entwurf in Frankreich grosse Bewunderung hervorrief, sah er sich in Russland der Feindschaft des General Betzky ausgesetzt, "Directeur des bâtiments de Cathérine". Durch diesen Umstand entmutigt, verliess Falconet Russland im September 1778, vier Jahre vor der Enthüllung des Denkmals. "Je partis", schrieb er, "et quand j'eus passé Riga, je sentis ma poitrine s'élargir, et mon sang plus fluide circuler avec une aisance, que j'avais presque cessé de connaître." Nach längeren Aufenthalten in Holland und Friesland kehrte Falconet Ende 1780 wieder nach Paris zurück. Während des letzten Jahrzehntes seines Lebens berührte E.M. Falconet keinen Meissel mehr, den Gedanken an eine Reise nach Italien musste er wieder aufgeben, da er 1783 während der Reisevorbereitungen einen Schlaganfall erlitt. In demselben Jahr erhielt er von Katharina II eine Medaille, deren Vorderseite das Bild der Zarin und Rückseite Falconets Denkmal zeigte, das ihn in ganz Europa berühmt gemacht hatte. Im Alter von 29 Jahren erhielt F. Rémond die Würde des "maître doreur". Leider geriet sein Name am Ende des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit; viele seiner Werke wurden aufgrund ihrer Eleganz und Schönheit fälschlicherweise P. Gouthière oder P.P. Thomire zugeschrieben. Erst die Entdeckung seines Archivs liessen ihm die Anerkennung zukommen, die er verdiente: F. Rémond war während der Regierungszeit von Louis XVI einer der bedeutendsten "bronziers" von Paris. Als P. Gouthière in den 1780er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten geriet, Bankrott und "ruine totale" erlitt, nahm F. Rémond dessen Platz ein und schuf einige der hervorragendsten Stücke seiner Zeit - man denke an die "pendule aux Sultanes", die er für den Comte d'Artois fertigte, und an die phantasievollen und sehr innovativen Girandolen "aux
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