Lot 102* - A174 Italian Manuscript Illuminations - Friday, 18. September 2015, 01.30 PM
Illuminator close to the Master of Sant'Alessio a Bigiano, ca. 1270-80,
initial M with the Annunciation Vellum 122 x 110 mm. The present fragment with the initial M and a depiction of the Annunciation comes from a now dismantled liturgical book. The present initial together with its sister piece are presumably the remains of a liturgical book made for the diocese of Imola. The somewhat archaic formulas employed by the illuminator point to the refinements of the Master of the Gradual of the Cathedral of Imola, so that we might postulate a date of around 1260-65.
Provenienz: - Paris, Les Enluminures. - Durch den heutigen Besitzer angekauft. Bibliographie: - Les Enluminures, Ces choses: l'objet passé-présent, Katalog 7, Paris 1998, S. 30. - Gaudenz Freuler, Italian Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth Centuries, Mailand 2013, S. 146-153. Vorliegendes Fragment mit der Initiale M und der Darstellung der Verkündigung entstammt einem aufgebrochenen liturgischen Buch und betrifft die Respons der ersten Nokturn des Feiertags der Verkündigung Mariä (25.März) Missus est Gabriel angelus... . Die Initiale M ist auf ein hochrechteckiges blaues, mit weissem Filigran-Schmuck angereichertes Initialfeld gesetzt. Ihr farblicher Dreiklang aus Orangerot, Blau und Ocker überträgt sich auch auf die beiden Figuren, die durch den mittleren Buchstabenstamm in zwei verschiedenen Binnenfeldern erscheinen. Die Rankenausläufer des seitlichen Buchstabenkörpers umschlingen unten zwei tonsurierte runde Köpfe. Wie der Schreibende jüngst nachweisen konnte, haben sich zu dieser Initiale in einer mailändischen Privatsammlung (Abb.1,2) vier weitere stilistisch übereinstimmende Schwesterstücke erhalten, die zweifellos aus demselben liturgischen Buch stammen. Als die in Rede stehende Verkündigung erstmals einer kritischen Analyse unterzogen wurde, glaubte man für ihren unbekannten Buchmaler eine florentinische Autorschaft, jene des sogenannten Maestro di Sant' Alessio in Bigiano, postulieren zu dürfen (Katalog Les Enluminures 1998). Einiges im Stil unseres Illustratoren, beispielsweise die extrem bleichen Inkarnate, verbindet sich mit der Malweise des erwähnten toskanischen Buchmalers, doch diese Analogien sind kaum ortsspezifisch in die Toskana zu verorten, denn zum Zeitpunkt der Entstehung unserer Malereien in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts erlebte die italienische Buchkunst eine Koine mit überregional herrschenden Kunstkonventionen. Die genauere kunsthistorische Einordnung des Fragmentes gelingt über die Kenntnis der Schwesterstücke in Mailand, unter denen eines, die Initiale S mit Christus der mit Petrus spricht (Mailand Privatsammlung Nr.7.2, Abb. 2), offensichtlich von einer anderen, und letztlich weiter entwickelten Hand ausgeführt ist (Freuler 2013). Diese modernere Hand zeigt nun deutliche Stilbezüge und Konventionen, die sich mit dem Milieu der Illustratoren der frühen Chorbücher in Imola verbinden, insbesondere mit dem Meister des Graduale des Doms von Imola (Kat.103). Dies gilt nicht allein für die zurückhaltende Farbpalette aus zündendem Orangerot und Blau als Dominanten und gewisse Gesichtsabstraktionen (die aus einem Schwung in die Wangenrundung auslaufende Rundung des Kinns), sondern auch für die in den Werken der frühen Meister in Imola stets anzutreffende charakteristische gebogene oder mit einem Band von aneinander gereihten sonnenförmigen Ornamentketten versehene Musterung des Buchstabenkörpers, wie sie in unserem Ensemble aus 5 Fragmenten auf der Initiale Nr.7.2 in Mailand (Abb. 2) zu erkennen ist. Die hier angesprochene Initiale gleich wie ihre Schwesterstücke, sind vermutlich Reste eines liturgischen Buchs für die Diözese von Imola. Ihr mit noch etwas archaischen Formeln operierender Buchmaler dürfte künstlerisch zum raffinierten Meister des Graduals des Doms von Imola hinführen, weshalb wir eine Entstehungszeit um 1260-65 postulieren.
CHF 2 500 / 4 000 | (€ 2 580 / 4 120)
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