Lot 3008 - A154 Old Master Paintings - Friday, 17. September 2010, 02.30 PM
ANDREA DI BARTOLO
(active 1389 Siena 1429) The Christ and the Twelve Apostles (panels from a five-part predella). Tempera and gilt background on panel. a) Matthew and Thomas b) James the Greater, Bartholomew, Andrew c) John, Christ, Peter d) Matthew, Philip, James the Lesser e) Thaddeus and Simon 15.7 x 31.7 cm (a); 15.9 x 47.2 cm (b); 15.9 x 48.1 cm (c); 15.9 x 48.2 cm (d); 16 x 31.7 cm (e). With two documents (copies available) by an assistant of Bernard Berenson dated 2 September 1952 and by Robert Longhi dated 31 August 1952, both certifying the work as an original by Andrea di Bartolo, on the basis of a photograph. Provenance:–English Private collection, until 1952.–Swiss Private collection. A complete study by Prof. Dr. Gaudenz Freuler available in German.
Christus und die 12 Apostel (Elemente einer fünfteiligen Predella).
Tempera und Goldgrund auf Holz.
a) Matthias und Thomas b) Jacobus Maior, Bartholomäus, Andreas c) Johannes, Christus, Petrus d) Matthäus, Philippus, Jacobus Minor e) Thaddäus und Simon
15,7 x 31,7 cm (a); 15,9 x 47,2 cm (b); 15,9 x 48,1 cm (c); 15,9 x 48,2 cm (d); 16 x 31,7 cm (e).
Mit zwei Schreiben (Kopien vorhanden) vom Assistenten Bernard Berensons vom 2.9.1952 und von Robert Longhi vom 31.8.1952, die beide die Eigenhändigkeit Andrea di Bartolos anhand einer Fotografie bestätigen. Provenienz: - Englischer Privatbesitz, bis 1952. - Schweizer Privatbesitz. Die fünf Goldgrundtafeln mit der Serie der zwölf um den segnenden Christus gescharten Apostel sind zweifellos Elemente einer kompletten Predella (Sockel) eines stattlichen und damit bedeutenden Altarwerks. Obwohl die fünf Predellentafeln von der Kunstgeschichte unerschlossen, und somit noch unveröffentlicht blieben, waren sie der Forschung nicht ganz unbekannt, zumal sie bei ihrem Auftauchen im britischen Kunsthandel um 1952 von den damals führenden Kennern der frühen italienischen Kunst, Roberto Longhi und Bernard Berenson, in zwei Gutachten zur Kenntnis genommen und zutreffend dem sienesischen Maler Andrea di Bartolo zugewiesen wurden. Diesem Urteil schloss sich auch Federico Zeri an, der die Tafeln über Photographien kannte und sie in seiner Photosammlung als Werke Andrea di Bartolos archivierte. Ihre Zuschreibung an Andrea di Bartolo ist nicht in Frage zu stellen, denn die Physiognomien und Typen der hier figurierenden Apostel finden sich in Andrea di Bartolos Oeuvre immer wieder variiert. Rekonstruktion: Etwas komplexer gestaltet sich die Frage der Anordnung und Abfolge der einzelnen Elemente. Die hier vorgeschlagene Anordnung basiert auf Überlegungen, welche die Beschaffenheit des Holzes (Maserung des Holzes) und ikonographische sowie ästhetische Aspekte einschliessen, die hier kurz angesprochen werden sollen. Auch die Identifikation der einzelnen Apostel gestaltet sich etwas komplex, zumal sie sich bloss vereinzelt durch die hinlänglich bekannten Attribute erschliessen lässt. In anderen Fällen ergibt sich ihre Identität aus ihrer Typik, wie sie sich im Verlaufe des 14. Jahrhunderts in der sienesischen Kunst, gerade im Milieu des Simone Martini und dessen Nachfolger, ausgebildet hatte. Im Zentrum der Predella stand zweifellos die Tafel mit dem auf der Mittelachse in Erscheinung tretenden segnenden Christus, der links vom Lieblingsapostel und Evangelisten Johannes und rechts vom Apostelfürsten Petrus flankiert wird (c). An diese zentrale Predellentafel schloss sich links eine weitere dreifigurige Tafel (b) an, nämlich jene mit den Aposteln Andreas, Bartolomäus und Jacobus Maior, deren Identität durch ihre Attribute (Kreuz, Messer und Pilgerstab) zu erschliessen ist, während rechts die ebenfalls dreifigurige Tafel (d) platziert war. Der auf dieser Tafel links erscheinende Heilige im roten Gewand lässt sich aufgrund seiner Typologie als Apostel und Evangelist Matthäus identifizieren, während jener rechts aussen aufgrund seiner Christus ähnlichen Physiognomie als Jacobus Minor zu gelten hat. Da Jacobus Minor im liturgischen Kalender zusammen mit Philippus (1. Mai) gefeiert wird und sie deshalb meist zusammen dargestellt werden, darf die mittlere Figur mit eben diesem Apostel identifiziert werden. Folglich bildeten die beiden schmaleren Predellentafeln mit nur zwei Aposteln (a,e) die seitlichen Abschlüsse der Predellenfolge. Da auf beiden Tafeln je ein junger Apostel und ein solcher mittleren Alters figurieren und ihnen kein hinlängliches Attribut beigegeben ist, müsste sich ihre Identifikation als aussichtslos gestalten, wenn uns hier nicht die sienesische Bildtradition und der liturgische Kalender entgegenkäme. In Frage kommen die noch nicht identifizierten Apostel Thomas, der an die Stelle des Verräters Judas Ischariot getretene Apostel Matthias, und die zusammen jeweils am 28. Oktober gefeierten und deshalb zusammen dargestellten Apostel Simon und Thaddäus. Damit haben sich für die beiden schmalen Predellen zwei Apostelpaare, Thomas und Matthias, sowie Simon und Thaddäus ergeben. Die definitive Lösung ergibt sich über den jungen blonden Apostel im roten Mantel der Tafel (a), insbesondere über dessen Zeigegestus. Diese Darstellungsform fusst auf jenem Modell, das Simone Martini 1319 auf seinem Altarwerk für Santa Caterina in Pisa für den Apostel Thomas entwickelt hatte. Damit ist klar, dass es sich hier um Thomas und bei seinem Gegenüber folglich um den Apostel Matthias handelt. Dies bedeutet, dass der blonde junge Apostel der anderen Tafel (e) als Thaddäus identifiziert werden kann, der in der sienesischen Bildtradition ebenfalls als jugendlicher blonder Apostel dargestellt wird. Bekräftigt wird unsere These insofern als dieser gleich wie sein älteres Gegenüber sich direkt auf Simone Martinis Apostelserie (ex-Ramboux Köln, heute Washington, National Gallery, New York, Metropolitan Museum, Asciano, collezione Salini) bezieht und beide das von Simone Martini vorgegebene Modell, die beiden namentlich bezeichneten Thaddäus und Simon (Washington, National Gallery, Kress 1350, 1351) eins zu eins aufgreifen. Somit ist ihre Identität als Apostel Thaddäus und Simon gesichert. Die Platzierung der beiden zweifigurigen Predellenelemente innerhalb der gesamten Sequenz ergibt sich durch die Körperhaltung der dargestellten Apostel. Somit bildete die Tafel mit dem nach rechts gerichteten Apostel Matthias auf der Aussenseite das äusserste linke Element der Predella (a). Auf dieses folgte die breitere Tafel mit den Aposteln Jacobus Maior, Bartholomäus, Andreas (b), die zur zentralen Tafel mit Christus Johannes und Petrus (c) hinführte. An sie schloss sich rechts die Tafel mit Matthäus, Philippus, Jacobus Minor (d) an, während die Predella rechts aussen durch die Tafel mit den beiden Aposteln Thaddäus und Simon (e) abgeschlossen wurde. In ihrer Gesamtstruktur präsentiert sich die Predella, der Tradition entsprechend, als gross angelegte Allusion auf die Eucharistie, die stets auf der zentralen Predellentafel in Erscheinung tritt. Seitlich von Christus figurieren ähnlich wie beim Abendmahl die beiden Protagonisten unter den Aposteln, der Lieblingsjünger Johannes - hier freilich nicht mehr als der jugendliche Jünger, sondern als der Verfasser des Evangeliums - und Petrus der Apostelfürst und Kirchengründer. Dass der an Stelle des Verräters Judas getretene Matthias bloss ganz links aussen Erscheinung tritt, erklärt sich daraus, dass er erst nach Judas Verrat zur Jüngerschar gestossen ist. Bezeichnend innerhalb der Apostelhierachie, dass die prominentesten Apostel, eben Johannes, Petrus, aber auch Matthäus und Andreas in unmittelbare Nähe des Christus platziert sind. Die hier wieder zusammengefügte Predella von ca. 210 cm Breite (ohne Rahmen) muss zu einem stattlichen Altarwerk gehört haben, das insgesamt wohl ca. 230 cm breit war. Da hier alle Apostelheilige bereits in der Predella figurieren, scheint es kaum wahrscheinlich, dass einige von ihnen auch im oberen Altarbereich auf den Seitentafeln erneut in Erscheinung getreten wären, obwohl das nicht ganz auszuschliessen wäre, denn ein solches Konzept ist tatsächlich rund hundert Jahre früher auf einem Altarwerk des nach Perugia ausgewanderten Duccio-Nachfolgers Meo da Siena (Pinacoteca Nazionale in Perugia) realisiert worden. Dennoch vermuten wir, dass im oberen Hauptbereich des Altarwerks seitlich des noch zu identifizierenden Hauptblattes wohl keine Heilige dargestellt waren, sondern narrative Szenen, die womöglich ähnlich angeordnet waren, wie jene in Bartolo di Fredis Altarwerk von 1388 für die Annunziatakapelle in San Francesco in Montalcino (siehe Freuler G.: Bartolo di Fredi Cini, Disentis 1994, S. 198 ff, fig. 187), an dem Andrea di Bartolo selbst in der väterlichen Werkstatt mitgewirkt hatte. Jenes Altarwerk beinhaltete einen gross angelegten Zyklus des Marienlebens, das auf der zentralen Tafel in Marias himmlischem Triumph gipfelte. Ähnliches wäre auch für das hier in Frage stehende Altarwerk denkbar, wobei aber aufgrund der Grössenverhältnisse von vier seitlichen Tafeln, wie dies für Taddeo di Bartolos Altarwerk zu Ehren des Heiligen Gimignanus (1401) zutrifft, auszugehen wäre. Als Elemente der fraglichen Seitentafeln kämen die vier Fragmente eines vermutlich äusserst detailreichen Marienzyklus in Frage, die sich in der National Gallery in Washington (Kress, 84, 85, 86) und im Christlichen Museum in Esztergom befinden, zumal sie auch stilistisch mit unserer Predella in Einklang stehen. Sie stellen die Geschichte von Marias Eltern Joachim und Anna dar und führen über die Geburt Mariae zu Marias Tempelgang. Da die Thematik der vier existierenden Fragmente auf einen sehr detaillierten Marienzyklus hindeuten kann davon ausgegangen werden, dass sich seitlich an das Hauptblatt je zwei Seitentafeln mit je zwei Szenen angeschlossen hatten. Damit hätte der Zyklus acht Episoden des Marienlebens beinhaltet. Aufgrund der Dimensionen der Bilder in Washington und Esztergom (44 x 32 cm) müsste die Höhe der bloss 33 c
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