SAINT PHALLE, NIKI DE

* 29.10.1930 NEUILLY-SUR-SEINE, † 21.5.2002 SAN DIEGO

Skulpteurin.

Am 29. Oktober 1930 wird Niki de Saint Phalle (eigentlich Cathérine Marie-Agnès Fal de Saint-Phalle) in Neuilly-sur-Seine geboren. Drei Jahre später zieht sie mit ihrer Familie nach New York, wo sie von 1936 bis 1945 die Klosterschule Sacré-Coeur besucht. In ihrer Kindheit wird sie immer wieder in ihrer Weiblichkeit aufs Schwerste verletzt. Mit achtzehn Jahren heiratet sie den amerikanischen Schriftsteller Harry Mathews mit dem sie zwei Kinder hat. Bevor sich Niki de Saint Phalle der bildenden Kunst zuwendet, arbeitet sie erfolgreich als Model und ist in den frühen 1950er Jahren auf den Titelseiten der wichtigsten Modezeitschriften wie "Vogue" und "Life" zu sehen.

Nach einem psychischen Zusammenbruch im Jahr 1953 entdeckt Niki de Saint Phalle die Malerei als Therapie. Sie kehrt der Modewelt den Rücken, verlässt ihren Mann und ihre beiden Kinder, siedelt nach Paris um und widmet sich als Autodidaktin ausschliesslich der Kunst. Durch den Schweizer Maler und Bildhauer Jean Tinguely, den sie 1955 in der französischen Metropole kennenlernt und 1971 heiratet, wird sie inspiriert und in die Kniffe und Tücken der Bildhauerarbeit eingeführt. Dank Tinguely kommt Niki de Saint Phalle in Kontakt mit der Künstlergruppe "Nouveau Réalisme", der sie sich 1961 anschliesst.

Bekannt wird sie zunächst durch die "Schiessbilder" mit denen sie ihre Wut auf ihren Vater, die Männer im Allgemeinen und die ganze Welt verarbeitet. Mit weltberühmten "Nana-Figuren", die beinahe kindlich erscheinen und anfänglich von Künstlerkollegen belächelt werden, schafft sie Mitte der 1960er Jahren ihren künstlerischen Durchbruch. Mit ihrer Parole "alle Macht den Nanas", die sie als Vorboten eines beginnenden Matriarchats versteht, greift Niki de Saint Phalle die in der Luft liegenden Ideen der Frauenbewegung auf. Die sinnlichen Frauenfiguren mit voluminösen weiblichen Körperformen, die sie zuerst aus Draht und Stoff, danach aus Polyester formt, sorgen anfangs für enorme Skandale. Später werden die farbenfrohen Skulpturen, welche die Künstlerin als Schmuckstücke, Schlangenstühle, Vasen, Lampen und Parfümflakons gestaltet, zum Symbol für weibliches Selbstbewusstsein und Stärke.

Viel Energie und Geld investiert Niki de Saint Phalle in den "Tarot Garten", den sie ab 1979 in 15jähriger Arbeit unweit von Rom erschafft. Die Künstlerin realisiert mit diesem Kunstpark ihr grösstes und bedeutendstes Kunstwerk. Der Park besticht mit 22 riesigen Skulpturen mit Mosaiken, Spiegeln, buntem Glas und Keramikstücken, die in eine herrlich grüne Landschaft einbettet sind. Zusammen mit Jean Tinguely erstellt sie 1983 den "Igor Strawinski-Brunnen" vor dem Centre Pompidou in Paris.Durch die jahrelange Arbeit mit Polyester, Kunstharz, Staub und giftigen Dämpfen erkrankt die Künstlerin schwer an den Atemwegen. Ihr Arzt zwingt die Asthmageplagte 1993 in das milde pazifische Klima Kaliforniens zu ziehen. In San Diego beginnt die Künstlerin mit der Konstruktion kinetischer Skulpturen, den "Meta-Tinguelys". Diese letzte grosse Werkserie widmet sie dem im Jahr 1991 verstorbenen Jean Tinguely. Am 21.5.2002 stirbt Niki de Saint Phalle in San Diego.

SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Colette Guisolan-Dreyer, 2016 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4021948

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