HOFKUNST, ALFRED

*30.12.1942 WIEN, † 17.7.2004 CUDREFIN

Maler und Zeichner.

1942 in Wien geboren, 1948 Übersiedlung nach Zürich. 1958–1963 Lehre als Schriftsetzer und Theatermaler. 1962 Praktikum als Zeichner am Stadttheater in Bern, wo er 1963–1964 als Bühnenbildner arbeitet. Seit 1965 freischaffender Künstler. Widmet sich ab 1966 ausschliesslich der Zeichnung. 1963, 1968 und 1969 Eidgenössisches Kunststipendium. 1970 Übersiedlung nach Montet-sur-Cudrefin (VD), 1978 nach Missy (VD). 1971 Auszeichnung an der Bienal de São Paulo. 1972 Grosser Preis an der Grafikausstellung Bianco e Nero in Lugano. Freundschaften mit Daniel Spoerri, Bernhard Luginbühl und Jean Tinguely. 1971 Teilnahme an der Bienal de São Paulo, 1977 an der documenta 6 in Kassel. Einzelausstellungen (Auswahl): 1972 Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven; 1973 Kunstmuseum Winterthur und Kunsthalle Hamburg; 1975 Kestner-Gesellschaft, Hannover; 1982 Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne. 2007 posthume Ausstellung Das Atelier Alfred Hofkunst im Museum Tinguely in Basel.

Mit realistischen Zeichnungen ist Alfred Hofkunst international bekannt geworden. Von Anfang an fühlt er sich der dinglichen Welt verpflichtet, die sich auf seinen Zeichnungen auf geradezu hyperrealistische Weise entfaltet. Mit der perfekten Anwendung des Trompe-l’œil gelingt es ihm, des Bildgegenstandes als eines unpersönlichen Dinges habhaft zu werden, ohne sich mit ihm emotional auseinanderzusetzen. Indem er ihm keine innere Bedeutung zuteilt, entfremdet er ihn. Hofkunst entnimmt seine Sujets der Welt, die ihn umgibt, und visualisiert das Wahrgenommene nach der Devise: «Das Ding als Bild und das Bild als Ding». Seine Zeichnungen bewirken in ihrer harten Präzision eine beklemmende Vergegenwärtigung des Unscheinbaren (Rolladen, 1970, Kunstmuseum Winterthur; Kleiderbügel, 1972). Er geht bei der Erfassung der Motive eigene Wege: Im Gegensatz zum Fotografen, der bei seiner Bildwiedergabe an einen Standpunkt gebunden ist, kann der Künstler den Standort beim Zeichnen dauernd verändern. Die Dinge werden bei Hofkunst so gezeigt, wie sie mit unseren Augen gar nie gesehen werden können. Folglich sind sie nicht naturalistisch.

Er arbeitet mit der Bleistift- oder Farbstiftspitze, die er schraffierend über das Papier gleiten lässt. Den Bildgegenstand zerlegt er in ein dichtes Gewebe von hauchdünnen Strichen und taucht gleichzeitig seine Bildwelt in ein magisches Licht. Besonders eindrucksvoll entfaltet sich das Lichtspiel in seiner 1979 geschaffenen Studie über den Neuenburgersee. Während den verschiedenen Jahreszeiten und zu allen Tageszeiten erforschte Hofkunst minutiös die Reflexionen auf dem See. Seine Beobachtungen hält er in einer Serie von 30 grossformatigen Farbzeichnungen fest und zeigt sie 1980 im Aargauer Kunsthaus in Aarau. 1982–1987 beschäftigt er sich mit der menschlichen Figur, wobei er nur einzelne Teile des weiblichen Körpers festhält. Diese Werke sind bewusst fragmentarisch gehalten und torsohaft inszeniert. Einige der Motive werden auf Steinplatten gearbeitet und mit den Zeichnungen 1987–1988 in einer Wanderausstellung in Nürnberg, Ljubljana und Freiburg i. Ue. gezeigt. Ende der 1980er Jahre widmet sich Hofkunst der Produktegestaltung: 1987–1991 schafft er Gemüse-Uhren für den Schweizer Uhrenhersteller Swatch. 1993 gestaltet er einen Weihnachtskalender, der einen Querschnitt durch sein Œuvre zeigt. Mittels Laser-Kopien macht er seine Zeichnungen zu Massenprodukten.

SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Susanne Schrödter, 1998, aktualisiert 2016 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000306

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