CARDINAUX, EMILE
* 11.11.1877 BERN, † 2.10.1936 BERN
Plakatgestalter, Maler und Grafiker.
Emil Cardinaux, Sohn eines Kaufmannes, begann nach dem Gymnasium auf Wunsch seines Vaters das Rechtsstudium an der Universität in Bern und belegte gleichzeitig an der Berner Kunstschule Zeichenstunden bei Paul Volmar. 1898 reiste er zur Fortsetzung seines Studiums nach München, wo er sich für den Künstlerberuf entschied. Nach seiner erfolglosen Bewerbung um Aufnahme an die Kunstakademie nahm Cardinaux Unterricht im Atelier von Ludwig Schmid-Reutte, danach war er zweieinhalb Jahre Schüler von Franz von Stuck an der Kunstakademie. Studienreisen führten ihn nach Holland, Paris und Italien.
Ab 1903 lebte er vorwiegend in Bern und malte in den heimatlichen Bergen. 1911 zog er in sein vom Architekten Otto Ingold erbautes Wohn- und Atelierhaus in Muri bei Bern. Ausser für kurze Reisen oder gelegentliche längere Aufenthalte in den Bergen verliess Emil Cardinaux Muri nach 1914 nicht mehr.
Der Sesshaftigkeit Cardinaux’ entspricht die Konstanz seines künstlerischen Schaffens. Das gilt für die Gemälde, seine grossen dekorativen Glasmalereien und Wandbilder in öffentlichem und privatem Auftrag ebenso wie für seine gebrauchsgrafischen Arbeiten. Cardinaux’ vielseitiges Werk umfasst beinahe alle Aufgaben der freien und angewandten Kunst. Er illustrierte Bücher, entwarf Mono-Karten, Drucksachen, Festkarten und Diplome und zeichnete Karikaturen für die satirische Zeitschrift Der grüne Heinrich. Es sind jedoch die über 130 Plakate, welche die künstlerische Bedeutung des Berners ausmachen.
Emil Cardinaux gehört zu den engagierten Vertretern der fortschrittlichen Schweizer Malerei um Ferdinand Hodler, zu denen unter anderen auch Giovanni Giacometti, Max Buri und Cuno Amiet zählen. Cardinaux erreichte mit seiner Malerei jedoch nicht jene künstlerische Selbständigkeit und Souveränität, mit welcher er in seinen Plakaten über die Landesgrenzen hinaus auf grosse Aufmerksamkeit und Anerkennung stiess. Überwältigende Schweizer Landschaften, bodenständige Mütter, urchige Bergsteiger und biedere Stumpenraucher charakterisieren Cardinaux’ Plakate gleichermassen wie seine Bilder. Diese enge motivische Verbindung seiner Malerei mit seinem grafischen Werk, insbesondere mit seinem Plakatwerk, ist für Emil Cardinaux typisch. Letzteres ist wesentlich mehr als die Bilder seiner Zeitgenossen thematisch und stilistisch auf die Schweiz konzentriert und wurde deshalb früh schon als «Heimatkunst» bezeichnet.
Die künstlerische Konsequenz und Beharrlichkeit allerdings, mit der Cardinaux Eigenart und Eigenkraft der Schweizer Malerei in sein Plakatschaffen übertrug, sind aussergewöhnlich. Überzeugte Heimatverbundenheit und ein kritischer Humor bilden die wesentlichen Klammern in seinem Werk. Die künstlerische Qualität und die Innovation seines Plakatstils stellten Cardinaux in die erste Reihe europäischer Plakatkünstler.
Von 1905 bis etwa 1920, als er sich seinen internationalen Ruf als Pionier schweizerischer Plakatkunst schuf, entstanden mehrheitlich Landschaften, welche wesentlichen Anteil an der Ausprägung des Landschaftsbildes der Schweiz in der Werbung hatten und bis heute nachwirken. Vor allem in den Aufträgen für die Tourismuswerbung gelang es dem Künstler, traditionelle Landschaftsmotive durch einfache, klare Formen und durch die von leuchtenden Farben geprägte, kontrastreiche Gliederung der Plakatfläche zu einer dekorativ überzeugenden und werbewirksamen Bildform weiterzuentwickeln.
1908 erschien das Plakat des Matterhorns, das den modernen Gebrauch der Lithografie mit der romantischen Auffassung des Berges als einer erhabenen, feierlichen Erscheinung verband. Während dieses moderne Sehnsuchtsplakat überall verstanden wurde, stiess das legendäre Grüne Ross, das Plakat mit dem selbstbewussten Bauern zu Pferd für die Schweizerische Landesausstellung 1914 in Bern, auf fast einmütige, heftige Ablehnung. Kein anderes Plakat hat in der Schweiz derartige Reaktionen von Zorn, Empörung und Spott hervorgerufen. Nur zwischen 1908 und 1920 haben in einer kleinen, in sich geschlossenen Werkgruppe internationale Stiltendenzen und -entwicklungen ihren Niederschlag gefunden.
Im Plakat für das Palace Hotel in St. Moritz beispielsweise hat Cardinaux mondäne Eleganz meisterhaft in werbewirksame Bildkraft mit reduzierter Form und effektvoller Buntheit der Farbgebung umgesetzt. Auf dem Hintergrund einheimischer Bildtradition vor dem Ersten Weltkrieg – als Vorbilder lassen sich etwa Albert Anker oder in besonderem Mass Max Buri nennen – entstanden, ausgehend von den ersten Wahl- und Abstimmungsplakaten um 1920, zahlreiche Plakate, welche bis 1936 zunehmend stereotype Leitfiguren schweizerischer Bodenständigkeit darstellten.
Ähnlich wie in den Landschaftsplakaten entwarf Emil Cardinaux auch in dieser Zeit seines Schaffens in seinen Figurenaffichen ein Idealbild der Schweiz. Gleichzeitig begann der Berner jedoch seine führende Stellung im schweizerischen Plakatschaffen an die nachfolgende Generation abzutreten. Emil Cardinaux’ Figurenplakate der 1920er- und früher 1930er-Jahre lieferten aber dennoch die Vorbilder für das Bild des Schweizers an der Landesausstellung 1939. Sein Plakatstil wurde zum Prototyp für die Behauptung schweizerischer Eigenart und Eigenständigkeit schlechthin.
SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
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