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BRÜHLMANN, HANS

* 25.2.1878 AMRISWIL, † 29.9.1911 STUTTGART

Maler, Zeichner und Schmuckgestalter.

Die Jugendjahre verbringt Hans Brühlmann, Sohn eines Pfarrers, in Egelshofen bei Kreuzlingen (1878–1885), Rheineck (1885–1890) und in Ebnat im Toggenburg (1890–1893). 1893–98 Besuch der Kantonsschule St. Gallen mit Maturitätsabschluss; Zeichenunterricht bei Johannes Stauffacher am Gewerbemuseum. 1898 Eintritt in den Kurs für Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich. 1899 als Privatschüler bei Hermann Gattiker in dessen Malerkolonie in Rüschlikon. Auf Gattikers Rat besucht er im Winter 1899–1900 die Zeichenklasse von Robert Poetzelberger an der Königlichen Kunstschule (die spätere Akademie) Stuttgart. 1900–1901 erneut bei Hermann Gattiker, von dessen Lehrgerüst er sich zunehmend eingeengt fühlt und deshalb löst. 1901–1902 in der Glasmalereifirma Karl Engelbrecht in Hamburg tätig. Ende 1901 Bekanntschaft mit Alfred Lichtwark, dem Leiter der Kunsthalle Hamburg, der sich bei Brühlmanns Vater für die Fortsetzung der Künstlerlaufbahn einsetzt. 1902–1906 bei Carlos Grethe und Leopold von Kalckreuth an der Akademie Stuttgart. Studienkollegen sind Hermann Haller, Karl Hofer und Louis Moilliet. 1903 erste Anzeichen syphilitischer Erkrankung.

Im Sommer 1903 Aufenthalt in Davos und im Sertigtal. 1904–1909 erhält Brühlmann von Antoinette Schwarzenbach-Oetiker finanzielle Unterstützung im Austausch gegen Werke. In den Wintermonaten 1904–1905 und 1905–1906 Herstellung von Schmuck in den Königlichen Versuchswerkstätten in Stuttgart. Mit einem Hauptwerk dieser Zeit, dem Gemälde Trübe Stimmung (1905), erregt Brühlmann an der Internationalen Kunstausstellung in München die Aufmerksamkeit Adolf Hölzels und wird darauf dessen Meisterschüler (1906). Hölzel fördert Brühlmanns Begabung für die monumentale Beherrschung der Bildfläche und vermittelt ihm die Grundlagen von Bildaufbau und Farbkomposition. Im Sommer 1906 in Florenz, Rom und Assisi; Studium der Freskenmalerei Giottos.

Durch die Vermittlung Hölzels erhält Brühlmann im Juni 1906 den Auftrag für zwei Wandbilder für die Pfullinger Hallen (bei Stuttgart); Vollendung der Gemälde im Juni 1907. Im Sommer 1907 im Alpsteingebiet, in Engelberg und in Ebnat. Von Januar bis April 1908 dank finanzieller Unterstützung des Winterthurer Mäzens Theodor Reinhart in Paris, wo er neben Pierre Puvis de Chavannes und Gustave Courbet die Kunst Paul Cézannes entdeckt. Im Juli 1908 Heirat mit Nina Bindschedler. Wohnsitz bleibt Stuttgart. Die Sommermonate 1908 und 1909 verbringt das Ehepaar in Gottlieben und Ebnat.

Im Frühling 1909 Aufenthalt in Kandern (Schwarzwald). Im Juni 1909 erneut in Paris. 1908 Wandbild für die Erlöserkirche in Stuttgart (heute zerstört). Ende 1909 Wandbildauftrag für das Zürcher Kunsthaus, den er wegen Lähmung der rechten Hand nicht mehr ausführen kann. Der gesundheitliche Zusammenbruch im Januar 1910 bedingt Klinikaufenthalte in Walenstadtberg, Tübingen, Wil, Ebnat, Pfäfers und Vättis. Im September Rückkehr nach Stuttgart. 1911 wieder in Vättis, wo letzte Zeichnungen und Gouachen entstehen. Ein erneuter schwerer Anfall zwingt Brühlmann zur Rückkehr nach Stuttgart, wo er sich am 29. September den Tod gibt. 1912 Retrospektiven in Köln, München und Zürich (Nachlass); 1954 in St. Gallen und Schaffhausen; 1936 und 1964 in Stuttgart; 1961 und 1978 in Frauenfeld; 1987 in Warth. Trotz seines kurzen, durch die Krankheit stark beeinträchtigten Lebens hat Hans Brühlmann ein umfangreiches Werk von Gemälden, Zeichnungen und Wandbildern geschaffen, das Landschaften, Figürliches, Porträts und Stilleben umfasst.

Von Anfang an beschäftigt er sich mit der Landschaft seiner nahen Umgebung, die er zunächst als intime Veduten und impressionistisch-empfundene Natur wiedergibt, ab 1901 in breitangelegten Toggenburger Ansichten zunehmend straffer komponiert. Daneben steht die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur und dem Bildnis. In der ersten Stuttgarter Zeit (1902–1906) überwiegt das Figürliche, wobei Selbstbildnisse, Porträts der Verlobten Nina Bindschedler und eine Anzahl von idealisierten Köpfen einen grossen Raum einnehmen.

Die ab 1901 entstandenen sinnbildlichen Darstellungen und «Erzählbilder» entwickeln sich zu melancholisch gestimmten, monumental aufgefassten Kompositionen, in denen weibliche Figuren und Landschaften verschmelzen. In den 1906–1907 geschaffenen Wandbildern für die Pfullinger Hallen, seinem repräsentativsten Beitrag zur symbolistischen Malerei, kommt Brühlmanns Talent für raumgreifende Gestaltung zum Ausdruck. Er thematisiert darin menschliche Grundstimmungen. Die Darstellung der Resignation – eine rhythmische Gruppierung von sinnierenden Frauengestalten in weiter Berglandschaft – verbildlicht dabei die Melancholie. Die Herabkunft der Freude – das motivische Gegenbild – steht für hoffnungserfüllte Gestimmtheit und die Gewissheit, in einem grösseren Ganzen aufgehoben zu sein. In diesen Gemälden formuliert Brühlmann die Grundhaltungen, die seine Wesen von der melancholisch gestimmten Frauengestalt in der Trüben Stimmung (1905) bis hin zu den existenziellen Figuren der letzten Schaffensperiode einnehmen.

1908 und 1909 erweitert das Studium von Pierre Puvis de Chavannes, Gustave Courbet und Paul Cézanne den Horizont in formaler wie thematischer Hinsicht. Unter dem Einfluss Cézannes entwickelt Brühlmann an Stilleben und Aktgruppen in der Landschaft (analog zu Cézannes Badenden) einen flächigen, kraftvollen Kolorismus in organisierten Farbflecken und -flächen. Vorrangig wird das Formale. Bei den Aktgruppen wird das Thema zum freien Spiel der Komposition. Auch die 1909 mit breitem Pinsel flächig gemalten Landschaften aus dem Schwarzwald und dem Toggenburg mit ihren reichen Farbmodulationen sind Resultat dieser Auseinandersetzung.

Das nach dem Krankheitsausbruch 1910 entstandene Spätwerk enthält neben ausdrucksstarken erotischen Bildern, ergreifenden Selbstporträts und dichten Stilleben auch eine geschlossene Folge von bildmässig aufgefassten Figuren- und Landschaftsdarstellungen, ausgeführt in kräftigem Bleistift und in Tuschfeder. Der Leidensdruck drängte den Künstler einerseits zur Gestaltung expressiver, teils an der Grenze zur Abstraktion stehender Vättner Landschaften. Andererseits zur weiblichen Existenzfigur, die als Liegende, Stehende und Kniende in der Haltung zeitloser Versunkenheit verharrt – oder als Schwebende ihrer Erlösung entgegenstrebt.

Die durch die schwindenden Kräfte aufgezwungene Formenvereinfachung verleiht diesen kleinformatigen und doch monumental wirkenden Blättern eine ausserordentliche Intensität. Das Schaffen Hans Brühlmanns war zu seinen Lebzeiten nur wenigen bekannt. Erst durch die Herausgabe der Werkkataloge und die damit verbundenen Retrospektiven kam dieser eigenständige Beitrag zur Schweizer Kunst zu gebührender Würdigung. 


SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Silvia Volkart, 1998, aktualisiert 2014 ;https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000035



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Lot 3036 - Z28 Schweizer Kunst - Donnerstag 24 Juni 2010, 14.00 Uhr

HANS BRÜHLMANN

(Amriswil 1878–1911 Stuttgart)
Tulpenstrauss. 1908.
Öl auf Karton.
Unten rechts monogrammiert: H. B.
54 x 39 cm.

CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)

Verkauft für CHF 22 800 (inkl. Aufgeld)
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Lot 3087 - Z27 Schweizer Kunst - Freitag 04 Dezember 2009, 14.00 Uhr

HANS BRÜHLMANN

(Amriswil 1878–1911 Stuttgart)
Frühlingslandschaft mit einer Gebirgskette im Hintergrund.
Öl auf Karton.
Unten rechts monogrammiert: HB.
36 x 41 cm.

CHF 6 000 / 8 000 | (€ 6 190 / 8 250)

Verkauft für CHF 14 400 (inkl. Aufgeld)
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Lot 6443 - ibid118 Schweizer Kunst - online only - Mittwoch 31 März 2021, 15.00 Uhr

HANS BRÜHLMANN

(Amriswil 1878–1911 Stuttgart)
Tulpen. 1911.
Öl auf Karton.
Unten rechts monogrammiert und datiert: HB 11.
48 × 57,5 cm (Lichtmass).

CHF 4 000 / 6 000 | (€ 4 120 / 6 190)

Verkauft für CHF 13 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr

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Lot 3059 - Z28 Schweizer Kunst - Donnerstag 24 Juni 2010, 14.00 Uhr

HANS BRÜHLMANN

(Amriswil 1878–1911 Stuttgart)
Sommerlandschaft bei Madiswil mit Wolke. 1905.
Öl auf Leinwand.
Unten links monogrammiert und datiert: H. B. 05.
88 x 110 cm.

CHF 8 000 / 12 000 | (€ 8 250 / 12 370)

Verkauft für CHF 13 200 (inkl. Aufgeld)
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Lot 3057 - A209 Schweizer Kunst - Freitag 21 Juni 2024, 14.00 Uhr

HANS BRÜHLMANN

(Amriswil 1878–1911 Stuttgart)
Dunkelrote Pfingstrosen vor blauem Grund. 1903.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: H. Brühlmann.
60,5 × 47 cm.

CHF 8 000 / 12 000 | (€ 8 250 / 12 370)

Verkauft für CHF 7 500 (inkl. Aufgeld)
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