Lot 1206 - A137 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 22. Juni 2006, 10.00 Uhr
LACKANRICHTE,
Louis XVI, Paris, 19. Jh.
Ebenholz kanneliert und mit älteren Coromandellack-Panneaux allseitig eingelegt; auf schwarzem Fond bunte idealisierte Park- und Pagodenlandschaft mit feiner Figurenstaffage. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten vorderen Eckstollen auf gerader Zarge mit Kreiselfüssen. In der Mitte vorstehende Front mit 3 Türen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, grau/rot gesprenkelte Marmorplatte. Etwas zu restaurieren. 175x60x107 cm.
Provenienz: Privatbesitz, Zürich. Als Coromandel-Lack bezeichnet man geschnittene bzw. geschnitzte und auf verschiedenen Ebenen mit Farbe bezogene Lackschichten; sie sind eine späte Sonderform des Schnitzlackes. Sein Ursprung ist vermutlich auf die seit der Shang-Zeit hergestellten hölzernen Gegenstände zurückzuführen, deren flacher Schnitzdekor mit rotem bzw. schwarzem Lack übermalt war. Der wissenschaftliche Begriff des Coromandel-Lackes hat sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgesetzt und hat seinen Ursprung in der 1750 erstmals dokumentierten französischen Bezeichnung "vernis de Coromandel", die auf die südostindische Coromandel-Küste zurückzuführen ist. Dort besassen die Franzosen bis zu ihrer Verdrängung durch die Engländer 1761 Handelsniederlassungen, die als Umschlagplätze für fernöstliche Ware dienten. In der englischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts findet sich der Coromandel-Lack unter dem Namen "Batam work", benannt nach einem Stützpunkt der Niederländisch-Ostindischen Handelsfirma in der Hafenstadt Bantam auf Java. Bantam war eine der Zwischenstationen für die Lackarbeiten auf ihrem Weg nach Europa. Früher wurde bei der Coromandel-Lackierung der meist aus Kiefernholztafeln zusammengefügte Untergrund mehrmals mit einer Grundierung überzogen, die aus Rohlack, Ton oder Kreidestaub und Schweineblut bestand, danach poliert und mit mehreren Schichten braunen oder schwarzen Lacks bemalt. Nach der Aushärtung wurden meist szenische oder florale Darstellungen in vertiefter Relief-Technik hineingeschnitzt und mit Farben oder leimversetztem Goldpulver aufgefüllt.
CHF 6 000 / 10 000 | (€ 6 190 / 10 310)
Verkauft für CHF 36 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr