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Lot 3512* - A191 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2019, 14.00 Uhr

TILL FREIWALD

(Lima 1963–lebt und arbeitet in Samkow)
Ohne Titel (12). 1998.
Aquarell auf Vélin.
Verso signiert und datiert: Freiwald 1998.
237 x 153 cm.

Provenienz:
- Galerie Carzaniga + Uecker, Basel (verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Firmensammlung Schweiz.

Till Freiwald konzentriert sich in seinem künstlerischen Schaffen ausschliesslich auf eine Gattung: das Porträt. Durch die Reduktion auf nur ein Thema versucht er, von der Breite in die Tiefe der Malerei zu gelangen und die Nuancen, Ausprägungen und Möglichkeiten innerhalb dieses Themas zu erforschen. Das Porträt ist die Abbildung eines Menschen, sowohl hinsichtlich einer physischen Ähnlichkeit als auch einer Wiedergabe der Persönlichkeit. In der Tradition des Porträts dominiert zunächst die Stilisierung des Dargestellten und die repräsentative Würdigung. Erst in der Renaissance gewinnt die Individualisierung an Bedeutung, die Psychologisierung findet ihre stärkste Ausprägung in der Moderne. Welche Referenzen erweist Till Freiwald seinen Dargestellten?

Die Porträts von Till Freiwald weisen einige Besonderheiten auf. Er arbeitet zunächst direkt am Model, fertig zahlreiche Studien an, welche das Beziehungsgeflecht zwischen Maler und Modell ebenso in das Werk einfliessen lassen, wie die atmosphärische Diversität verschiedener Sitzungen. Bei jeder Sitzung herrscht eine andere Stimmung, ein anderes Licht, eine Veränderung der Personen. So ist eine umfassende Darstellung des Porträtierten möglich. Anhand dieser Studien und aus seinem Gedächtnis entsteht schliesslich das grossformatige Aquarell. Anhand einer Fotografie bemüht sich Freiwald im weiteren Verlauf seines Schaffensprozesses, subjektiv entwickelte Eindrücke und Wahrnehmungen über das Modell ausdrucksstark erfahrbar gemacht und umgesetzt zu haben.

Aussergewöhnlich ist auch die bildfüllende en face Darstellung. Die Wahl der Frontalansicht des Gesichtes zwingt den Betrachter zu einer schonungslosen Gegenüberstellung. Blinzellos bohrt sich der Blick in den eigenen, jedes Detail, jede Unregelmässigkeit wird offengelegt. Die Bedeutung der namentlichen Identität wird durch die Titelwahl der Bilder negiert. Die rein subjektiv interpretierte Physiognomie wird zum identitätsstiftenden Mittel.

Von der Tradition der Porträtkunst unterscheidet sich Freiwald auch durch die Abkehr von der Ölmalerei, in der noch seine ersten Porträts gehalten waren. Durch die Aquarelltechnik ist eine viel direktere und spontanere Umsetzung möglich. Gleichzeitig betont die Durchlässigkeit der Farbe die Lebendigkeit der Haut, das Pulsieren der Modelle und die Struktur des Papieres, welche wiederum eine Referenz zum handwerklichen Teil bildet.

Der 1963 in Lima/Peru geborene Till Freiwald gilt aktuell als einer der gefragtesten Porträtkünstler. 1985 bis 1991 an der Kunstakademie in Karlsruhe eingeschrieben, schliesst er als Meisterschüler bei Professor Helmut Dorner ab. Im gleichen Jahr erhält er das Stipendium des Landes Baden-Württemberg und 1993 ein Stipendium für ein Jahr in St. Etienne (Frankreich). Zahlreiche nationale und internationale Einzelausstellungen zeugen ebenso davon wie die Beteiligung an der Ausstellung der Smithsonian National Porträt Gallery in Washington D.C. „Portraiture Now: Drawing on the Edge“.

CHF 4 000 / 6 000 | (€ 4 120 / 6 190)


Verkauft für CHF 4 375 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr