Lot 3631* - A186 Alte Grafik - Freitag, 28. September 2018, 10.30 Uhr
SCHONGAUER, MARTIN
(Colmar um 1430 - 1491 Breisach)
Der heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt. Um 1469-73.
Kupferstich auf Bütten mit Wz. Buchstabe 'P' oder 'D' mit Stange und einem Blatt.
Am unteren Rand mittig monogrammiert: MS.
31,4 x 23,8 cm (Blattgrösse, leicht unregelmässig).
Provenienz:
- Privatbesitz Italien.
Bartsch 47; Lehrs 54 II. – Das äusserst seltene und berühmte Werk Schongauers in einem schönen, klaren und gleichmässigen Druck. Mit grösseren, fachmännisch ausgeführten Ergänzungen des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts hauptsächlich in den Randbereichen. Die Ränder umlaufend angerändert und von der Rückseite in ein Passepartout eingespannt. Mit der Feder teils ergänzt, so u.a. auch das Monogramm des Künstlers. Mit geglätteter alter Mittelfalte. Oberhalb dieser mit durch Lagerung bedingter horizontal verlaufender Quetschfalte, die im Bart des Heiligen leicht sichtbar ist. Stellenweise mit unregelmässigen Verdünnungen des ehemals aufgezogenen und später abgelösten Blattes. Gleichmässig leicht gebräunt, stellenweise leichte Bereibungen und Gebrauchsspuren. Trotz der genannten Mängel guter Gesamteindruck.
Zwischen Himmel und Erde schwebend, erleidet der Eremit Antonius Qualen, die ihm neun dämonische Mischwesen zufügen. Sie schlagen mit Knüppeln auf ihn ein, zerren an seinen Haaren und Händen, an Mantel, Skapulier und Pilgerstab und verkrallen sich in sein Büßergewand. In scheinbarer Teilnahmslosigkeit lässt der Heilige diese brutalen Angriffe geduldig über sich ergehen; sein Gesichtsausdruck wirkt ergeben, sein Blick ist nach rechts in die Ferne gerichtet, ohne seinen Peinigern auch nur irgendeine Aufmerksamkeit zukommen zulassen. Die Überlieferungen vom Leben des hl. Antonius berichten häufig von Ekstasen und Visionen, bei denen der Eremit Versuchungen und Peinigungen durch Teufel und Dämonen ausgesetzt war. Eine solch drastische Szene, wie Martin Schongauer sie in seinem Kupferstich zur Darstellung brachte, war in der Kunst seiner Zeit eine Neuheit, die sofort Aufsehen erregte und weite Verbreitung fand.
Schongauer gilt als einer der bedeutendsten Graphiker vor Albrecht Dürer. Parallel zu seiner Malerei entwickelte der Künstler die noch junge Kunst des Kupferstichs zur Perfektion. Wohl als erster stellte er Druckgraphik in größerer Zahl her und betrieb ihre kommerzielle Verbreitung. Und als erster Stecher hat er alle seine Werke mit seinen Initialen zu Seiten eines Kreuzes mit einem halbmondförmigen Häkchen signiert. Der hl. Antonius, von Dämonen geplagt gehört zu den frühen, d. h. kurz nach 1470 entstandenen Kupferstichen. Schongauers Kupferstich machte auf seine Zeitgenossen und auch auf spätere Künstlergenerationen großen Eindruck und war schon bald eine seiner berühmtesten und am häufigsten kopierten Grafiken.
So ließ sich etwa Albrecht Dürer (1471–1528) in seinen 1498 veröffentlichten Holzschnitten zur Apokalypse und 1513 in seinem berühmten Kupferstich ‚Ritter, Tod und Teufel‘ von Schongauers Einfällen inspirieren. Auch Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) griff 1506 in seinem Antonius-Holzschnitt auf Schongauers Vorlage zurück. Weniger bekannt ist, dass der Kupferstich auch den jungen Michelangelo sehr beeindruckt haben muss. Um 1487/1488 im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren malte er sein gleichnamiges Gemälde, wobei ihm Schongauers Kupferstich als direkte Vorlage diente und den er um eine Hintergrundlandschaft erweiterte. Das Gemälde befindet sich heute im Kimbell Art Museum in Fort Work, Texas.
- Privatbesitz Italien.
Bartsch 47; Lehrs 54 II. – Das äusserst seltene und berühmte Werk Schongauers in einem schönen, klaren und gleichmässigen Druck. Mit grösseren, fachmännisch ausgeführten Ergänzungen des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts hauptsächlich in den Randbereichen. Die Ränder umlaufend angerändert und von der Rückseite in ein Passepartout eingespannt. Mit der Feder teils ergänzt, so u.a. auch das Monogramm des Künstlers. Mit geglätteter alter Mittelfalte. Oberhalb dieser mit durch Lagerung bedingter horizontal verlaufender Quetschfalte, die im Bart des Heiligen leicht sichtbar ist. Stellenweise mit unregelmässigen Verdünnungen des ehemals aufgezogenen und später abgelösten Blattes. Gleichmässig leicht gebräunt, stellenweise leichte Bereibungen und Gebrauchsspuren. Trotz der genannten Mängel guter Gesamteindruck.
Zwischen Himmel und Erde schwebend, erleidet der Eremit Antonius Qualen, die ihm neun dämonische Mischwesen zufügen. Sie schlagen mit Knüppeln auf ihn ein, zerren an seinen Haaren und Händen, an Mantel, Skapulier und Pilgerstab und verkrallen sich in sein Büßergewand. In scheinbarer Teilnahmslosigkeit lässt der Heilige diese brutalen Angriffe geduldig über sich ergehen; sein Gesichtsausdruck wirkt ergeben, sein Blick ist nach rechts in die Ferne gerichtet, ohne seinen Peinigern auch nur irgendeine Aufmerksamkeit zukommen zulassen. Die Überlieferungen vom Leben des hl. Antonius berichten häufig von Ekstasen und Visionen, bei denen der Eremit Versuchungen und Peinigungen durch Teufel und Dämonen ausgesetzt war. Eine solch drastische Szene, wie Martin Schongauer sie in seinem Kupferstich zur Darstellung brachte, war in der Kunst seiner Zeit eine Neuheit, die sofort Aufsehen erregte und weite Verbreitung fand.
Schongauer gilt als einer der bedeutendsten Graphiker vor Albrecht Dürer. Parallel zu seiner Malerei entwickelte der Künstler die noch junge Kunst des Kupferstichs zur Perfektion. Wohl als erster stellte er Druckgraphik in größerer Zahl her und betrieb ihre kommerzielle Verbreitung. Und als erster Stecher hat er alle seine Werke mit seinen Initialen zu Seiten eines Kreuzes mit einem halbmondförmigen Häkchen signiert. Der hl. Antonius, von Dämonen geplagt gehört zu den frühen, d. h. kurz nach 1470 entstandenen Kupferstichen. Schongauers Kupferstich machte auf seine Zeitgenossen und auch auf spätere Künstlergenerationen großen Eindruck und war schon bald eine seiner berühmtesten und am häufigsten kopierten Grafiken.
So ließ sich etwa Albrecht Dürer (1471–1528) in seinen 1498 veröffentlichten Holzschnitten zur Apokalypse und 1513 in seinem berühmten Kupferstich ‚Ritter, Tod und Teufel‘ von Schongauers Einfällen inspirieren. Auch Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) griff 1506 in seinem Antonius-Holzschnitt auf Schongauers Vorlage zurück. Weniger bekannt ist, dass der Kupferstich auch den jungen Michelangelo sehr beeindruckt haben muss. Um 1487/1488 im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren malte er sein gleichnamiges Gemälde, wobei ihm Schongauers Kupferstich als direkte Vorlage diente und den er um eine Hintergrundlandschaft erweiterte. Das Gemälde befindet sich heute im Kimbell Art Museum in Fort Work, Texas.
CHF 25 000 / 35 000 | (€ 25 770 / 36 080)
Verkauft für CHF 58 100 (inkl. Aufgeld)
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