Lot 3208 - A209 Impressionismus & Moderne - Freitag, 21. Juni 2024, 17.00 Uhr
MAX LIEBERMANN
(1847 Berlin 1935)
Selbstbildnis, in ganzer Figur nach links vor der Staffelei sitzend. Um 1931.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: M. Liebermann.
39 × 46 cm.
Provenienz:
Wir danken Magreet Nouwen für die Bestätigung der Authentizität des Werks, März 2024.
Max Liebermann ist bereits 55 Jahre alt, als er sein erstes Selbstporträt malt. Nicht aus der Notwendigkeit heraus, sein eigenes Ich zu erkunden, schafft er 1902/03 als bereits angesehener Künstler und erfolgreicher Porträtist sein erstes Selbstbildnis, sondern weil die Uffizien in Florenz um ein solches für ihre Sammlung anfragten. Welche Bedeutung das Selbstporträt in den folgenden Jahren in seinem Œuvre einnimmt, zeigt die hohe Anzahl von etwa 70 Werken, die er bis zu seinem Lebensende schafft. Die Bilder zeugen von einer künstlerisch eindrucksvoll bewältigten Befragung der eigenen Person.
Das Besondere an diesem Selbstbildnis ist die Art der gewählten Darstellung. Im Gegensatz zu den überwiegend repräsentativen Selbstporträts mit und ohne Malutensilien, zeigt sich Liebermann hier eingebettet in sein Studio bei der Arbeit. In einer genrehaften, fast intim wirkenden Szene sitzt der Künstler ganz versunken in sein Schaffen an der Staffelei in seinem Atelier am Pariser Platz in Berlin. Das Zentrum der Komposition ist nicht er selber in Halb- oder Dreiviertelfigur oder die Virtuosität und Meisterhaftigkeit seiner gerade im Entstehen begriffenen Werke, sondern der Augenblick der Farbauswahl, bevor er seinen Pinsel auf die Leinwand setzt. Dargestellt ist sozusagen der geistige Moment, bevor die Idee auf der Leinwand Gestalt annimmt. Nichts lenkt von diesem Augenblick ab. Die Körperhaltung mit überschlagenen Beinen und auf die Palette gesenktem Blick zeigt den Künstler gesammelt, die anderen Bilder zur Wand gedreht, die Staffelei mit der neuen Leinwand vertikal dominant, aber vom Betrachtenden abgewandt, im Zentrum. Auch die farbliche Komposition scheint diesen konzentrierten Akt des Schaffens zu betonen. Das Kolorit tritt zurück, wie so oft in seinen späteren Werken, zugunsten einer Einheitlichkeit der Gesamtwirkung. Nicht nur die gedeckten Farben mit dominantem Hell-Dunkel-Kontrast evozieren eine innere Sammlung, sondern insbesondere der helle Kopf Liebermanns vor dunklem Hintergrund. Der sonst so luftig-leichte, impressionistische Duktus klingt nur im hellroten Teppich an, die übrige Darstellung wird von einem sehr konzentriert gesetzten Pinselstrich dominiert.
Wie bedeutend der hier festgehaltene Moment für Max Liebermann ist, zeigt auch die zweite Variante, die er von diesem Motiv anfertigte. Die unpathetische Schlichtheit, mit der Max Liebermann in unserem Bild den geistigen Akt der künstlerischen Schöpfung hervorhebt, ist jedoch exemplarisch.
Max Liebermann ist bereits 55 Jahre alt, als er sein erstes Selbstporträt malt. Nicht aus der Notwendigkeit heraus, sein eigenes Ich zu erkunden, schafft er 1902/03 als bereits angesehener Künstler und erfolgreicher Porträtist sein erstes Selbstbildnis, sondern weil die Uffizien in Florenz um ein solches für ihre Sammlung anfragten. Welche Bedeutung das Selbstporträt in den folgenden Jahren in seinem Œuvre einnimmt, zeigt die hohe Anzahl von etwa 70 Werken, die er bis zu seinem Lebensende schafft. Die Bilder zeugen von einer künstlerisch eindrucksvoll bewältigten Befragung der eigenen Person.
Das Besondere an diesem Selbstbildnis ist die Art der gewählten Darstellung. Im Gegensatz zu den überwiegend repräsentativen Selbstporträts mit und ohne Malutensilien, zeigt sich Liebermann hier eingebettet in sein Studio bei der Arbeit. In einer genrehaften, fast intim wirkenden Szene sitzt der Künstler ganz versunken in sein Schaffen an der Staffelei in seinem Atelier am Pariser Platz in Berlin. Das Zentrum der Komposition ist nicht er selber in Halb- oder Dreiviertelfigur oder die Virtuosität und Meisterhaftigkeit seiner gerade im Entstehen begriffenen Werke, sondern der Augenblick der Farbauswahl, bevor er seinen Pinsel auf die Leinwand setzt. Dargestellt ist sozusagen der geistige Moment, bevor die Idee auf der Leinwand Gestalt annimmt. Nichts lenkt von diesem Augenblick ab. Die Körperhaltung mit überschlagenen Beinen und auf die Palette gesenktem Blick zeigt den Künstler gesammelt, die anderen Bilder zur Wand gedreht, die Staffelei mit der neuen Leinwand vertikal dominant, aber vom Betrachtenden abgewandt, im Zentrum. Auch die farbliche Komposition scheint diesen konzentrierten Akt des Schaffens zu betonen. Das Kolorit tritt zurück, wie so oft in seinen späteren Werken, zugunsten einer Einheitlichkeit der Gesamtwirkung. Nicht nur die gedeckten Farben mit dominantem Hell-Dunkel-Kontrast evozieren eine innere Sammlung, sondern insbesondere der helle Kopf Liebermanns vor dunklem Hintergrund. Der sonst so luftig-leichte, impressionistische Duktus klingt nur im hellroten Teppich an, die übrige Darstellung wird von einem sehr konzentriert gesetzten Pinselstrich dominiert.
Wie bedeutend der hier festgehaltene Moment für Max Liebermann ist, zeigt auch die zweite Variante, die er von diesem Motiv anfertigte. Die unpathetische Schlichtheit, mit der Max Liebermann in unserem Bild den geistigen Akt der künstlerischen Schöpfung hervorhebt, ist jedoch exemplarisch.
CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)
Verkauft für CHF 43 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr