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Lot 3027* - A210 Gemälde Alter Meister - Freitag, 20. September 2024, 14.00 Uhr

CLARA PEETERS

(tätig 1607 Antwerpen bis/nach 1621)
Stillleben mit Wanderfalke und Vögeln.
Öl auf Holz.
Unten links signiert: CLARA. P.
33,8 × 55 cm.


Gutachten:
Prof. Pamela Hibbs-Decoteau, 2009 und 2017 (in Kopie vorhanden).

Provenienz:
- Exzellenz Johan Willem Baron Huyssen van Kattendijke (1782-1854), damaliger Aussenminister der Niederlande und persönlicher Vertrauter von König Willem II.
- Durch Eheschliessung mit Baron Huyssens van Kattendijkes Tochter Ida Jacqueline Juliette (1832–1897) mit Jean Dollfus, Sammlung Jean Dollfus (1823–1911).
- Sammlung Adrien Dollfus (1858–1921).
- Durch Erbschaft, Sammlung Jean Dollfus (1891–1983).
- Durch Schenkung, deutscher Privatbesitz.

Dieses wunderbare Gemälde von Clara Peeters zeigt einen majestätischen jungen Wanderfalken mit seinen Beutetieren auf einer Tischplatte. Der dunkle Hintergrund hebt das helle Gefieder des Falken und die glänzende Reflexion in seinen Augen hervor, die den Betrachter fixieren. Der Greifvogel ruht stolz auf der Brust eines Rebhuhns, das offensichtlich von den starken Krallen des Raubtiers besiegt wurde. Unter den dargestellten Vögeln finden sich unter anderem ein Eisvogel, eine Bekassine, zwei Gimpel, vier Buchfinken und drei Feldlerchen, die ihr weiches Gefieder in einer für Peeters typischen Farbpalette zur Schau stellen. Alle Vögel unterstreichen die Dominanz und Kraft des Raubvogels. Die korrekte Anatomie und die Proportionen der Vögel ermöglichen ihre Identifizierung (siehe ornithologische Analyse von Prof. Dr. Martin Kraft, 2016, in Kopie vorhanden), was darauf schliessen lässt, dass Peeters die Tiere aus erster Hand beobachten konnte.

Clara Peeters war eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Antwerpener Kunstszene im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Es ist heute bekannt, dass sie das traditionelle flämische Stillleben in vielerlei Hinsicht erneuert hat. Hier scheint sie eine Pionierin im Bereich des Jagdstilllebens gewesen zu sein, in dem sie sich auf die Falknerei spezialisierte. Während diese Jagdform in Europa seit dem Mittelalter in königlichen und aristokratischen Kreisen bekannt war, ist das Gemälde von Peeters ein frühes Beispiel für die Darstellung dieses Themas in der Ölmalerei.

Dendrochronologische Analysen von Prof. Dr. Peter Klein (2014, in Kopie vorhanden) haben ergeben, dass dieses Ölgemälde auf einer Tafel um 1615 datiert werden kann, was seine Entstehung in die Mitte der Karriere von Clara Peeters stellt. Die datierten Werke aus ihrem Corpus beginnen in den Jahren 1607–09 und das letzte bekannte datierte Gemälde trägt das Datum 1621 neben ihrer Signatur. Das Erscheinen unseres Werkes auf dem Antwerpener Markt fällt also zeitlich fast genau mit einem interessanten Ereignis zusammen: 1613 erliessen die Erzherzöge Isabel Clara Eugenia (1566–1633) und Albert von Österreich (1559–1621), die zu dieser Zeit in Flandern regierten, ein Gesetz, das adligen Männern und Frauen das Recht einräumte, ausschliesslich "Fell mit Fell und Feder mit Feder" zu jagen (siehe Ausst.-Kat. The Art of Clara Peeters, hrsg. von Alejandro Vergara, Madrid/Antwerpen 2016, S. 38). Dies bedeutete, dass Hunde für die Jagd auf Säugetiere ausgebildet wurden, während Vögel, insbesondere Greifvögel, für den Fang anderer Vögel domestiziert wurden. Da Clara Peeters wusste, dass Isabel Clara Eugenia eine leidenschaftliche Anhängerin der Falknerei war, könnte sie dieses Thema bewusst gewählt haben, um ihre künstlerische Autorität in der Handelshauptstadt Flanderns zu manifestieren.

Prof. Hibbs-Decoteau, die sich intensiv mit diesem Gemälde in ihrem Gutachten von 2009 und erneut 2017 befasst hat, ist von der Autorschaft eindeutig überzeugt. Die meisterliche Detailvielfalt und Virtuosität der Malerei sprechen dafür. Sie erwähnt ferner in ihrem Gutachten, dass es sich bei diesem Gemälde sehr wahrscheinlich um den Prototypen von Clara Peeters handelt (siehe Hibbs-Decoteau 2009, S. 3–4), der massgebend für die folgenden Versionen als Vorlage diente. Das "Stillleben mit einem Wanderfalken und seiner Beute", heute in einer Privatsammlung (siehe Abb. 1, entnommen aus Ausst.-Kat. The Art of Clara Peeters, hrsg. von Alejandro Vergara, Madrid/Antwerpen 2016, S. 91), des Antwerpener Nicolaes Cave (tätig 1619–1651) basiert eindeutig auf unserer Komposition von Clara Peeters. Cave war 1619 als Meister in der Antwerpener Malergilde tätig. Hiervon geht auch Dr. Fred G. Meijer aus, der ebenfalls die Eigenhändigkeit unserer Arbeit bestätigt und wofür wir ihm danken (schriftliche Mitteilung, Juli 2024).

Cave war nicht der einzige Künstler, der von dem kommerziellen Erfolg dieser Ikonographie auf dem Antwerpener Markt profitierte. Heute sind mindestens zwölf weitere Versionen von diesem Kompositionstypus bekannt (schriftliche Mitteilung von Prof. Hibbs-Decoteau, 2018). Viele davon sind von Peeters signiert, wie das "Stillleben mit Wanderfalken und Beute" (Salomon Lilian: Alte Meister, Genf/Amsterdam 2015, S. 44–45, Kat.-Nr. 9), das "Stillleben mit Wild" (Kunstmuseum Tallin, Inv.-Nr. VM878) und das "Stillleben mit Sperber, Geflügel, Porzellan und Muscheln" (Prado Museum, Inv.-Nr. P1619).

Zusätzlich zur Exklusivität dieser schönen Vogelpracht, die seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr auf dem Auktionsmarkt angeboten wurde, ist die Herkunft dieses Gemäldes besonders bemerkenswert. Das Stillleben befand sich in der Sammlung seiner Exzellenz Johann Willem Baron Huyssen van Kattendijke (1782–1854), der als Aussenminister der Niederlande und persönlicher Vertrauter von König Wilhelm II, tätig war. Durch die Eheschliessung seiner Tochter Ida Jacqueline Juliette (1832–1897) mit dem Grossindustriellen Jean Dollfus (1823–1911) gelangte das Gemälde in die Sammlung Dollfus. Ihre gemeinsame Leidenschaft für die Kunst führte zu einer grossen Gemäldesammlung, die sie im Laufe ihres Lebens vergrösserten. Das Gemälde verblieb über Generationen in der Familie bis es nun wieder auf dem Markt angeboten werden kann.

"Das Stillleben mit Wanderfalke und Vögeln" ist ein weiteres Beispiel für die Malerei der klugen und talentierten Clara Peeters. Sie beherrschte nicht nur Maltechniken, die auf ihren eigenen empirischen Naturbeobachtungen beruhten, sondern entwickelte auch einen strategischen Verstand, um ihre Kunst zu vermarkten. Dieses Gemälde unterstreicht, dass sie eine der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit war.

Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als eigenhändiges Werk von Clara Peeters unter der Nummer 313805 archiviert.

CHF 300 000 / 500 000 | (€ 309 280 / 515 460)

Verkauft für CHF 622 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr