Lot 3212* - A206 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 22. September 2023, 16.00 Uhr
JEAN-BAPTISTE CAMILLE COROT
(1796 Paris 1875)
Souvenir d'Italie. Plaines vallonnées avec un village lointain. 1840.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: COROT 1840.
24,5 × 32,5 cm.
Provenienz:
- Vom Künstler verkauft am 5.2.1873.
- Sammlung Fremyn, verkauft am 10.5.1876.
- Sammlung M. Lolley, ab 10.5.1876.
- Sammlung M. Le Roy, ab 1880.
- Auktion Le Roy, 13.5.1882, Los 4.
- Sammlung Jean Dollfus (1823–1911) (verso mit Etikett), an obiger Auktion erworben.
- Auktion George Petit, Paris, 2.3.1912, Los 20.
- Sammlung Adrien Dollfus (1858–1921), an obiger Auktion erworben.
- Durch Erbschaft, Sammlung Jean Dollfus (1891–1983).
- Durch Erbschaft, deutscher Privatbesitz.
Ausstellungen:
- Paris 1953, Exposition Nature et Peinture. Galerie Daber, 4.11.–28.11.1953, Nr. 3. (verso mit Etikett).
- Paris 1971, Galerie Schmit, 21.5.–12.6.1971, Nr. 25. (verso mit Etikett).
Literatur:
Alfred Robaut: L’oeuvre de Corot, Paris 1965, Bd. II, S. 224, Nr. 638 (mit Abbildung auf S. 225).
Dieses atmosphärische Landschaftsgemälde, ausgeführt mit spielerischer Lockerheit, besticht durch die harmonischen Erdtöne und den schnellen Pinselduktus, mit denen Corot uns eine lichtdurchflutete Campagna zeigt. Das Gemälde entstand 1840 und verarbeitet jene Eindrücke der italienischen Landschaft, die Corot während seiner zahlreichen, ab 1825 unternommenen Italienreisen sammeln konnte. Der Bildtitel „Souvenir d’Italie“ („Erinnerung an Italien“) weist uns auf die aussergewöhnliche Werkgruppe im Œuvre des Künstlers hin, in der Corot seine ausgedehnten Italienreisen auf Basis zahlreicher vor Ort en plein air entstandenen Zeichnungen und Ölskizzen später im Atelier malerisch Revue passieren liess. Das hier vorliegende Gemälde, welches unten rechts im Bild von Corot auf das Jahr 1840 datiert ist, dürfte nach eben solchen Landschaftsstudien entstanden sein, die der Künstler auf seiner etwa sechsmonatigen zweiten Italienreise 1834 anfertigte. Diese Reise führte ihn durch Norditalien und die Toskana über Rom und weiter in den Süden des Landes.
Dieses Gemälde zeigt den richtungsweisenden Charakter von Corots Landschaftsmalerei, an der sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts viele Künstlerkollegen orientierten. Auf virtuose Weise komponiert Corot das Gemälde. Felsformationen und einzelne Bäume rahmen den Blick in die weite Landschaft ein. Durchbrochen wird der Ausblick nur durch einen einzelnen Baum im Vordergrund des Bildes. Dieser verleiht dem Gemälde Tiefe und gliedert das Bild im Goldenen Schnitt: Rechts des Baumes schlängelt sich ein Weg in Richtung der Stadt, links eröffnet sich die Landschaft mit Stadt und See im Hintergrund. Diese durchdachte Kompositionsweise, besonders aber der Tiefe erzeugende Baum im Vordergrund, erweist sich als Maltechnik, die gegen Ende des Jahrhunderts von Impressionisten gerne aufgegriffen wurde. Auch das ausgeklügelte Spiel von Licht und Schatten, welches vor allem den Vorder- und Mittelgrund des Bildes bestimmt, deutet auf die radikalen Veränderungen in der Landschaftsmalerei hin, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts folgen sollten.
Ein altes Etikett auf der Rückseite des Gemäldes lokalisiert die Darstellung in die Umgebung der Päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo, wenige Dutzend Kilometer südöstlich von Rom am Albaner See. Und in der Tat könnte es sich beim vorliegenden Gemälde um eine Ansicht des malerischen Castel Gandolfo handeln, das schon seit dem 18. Jahrhundert als beliebtes Ausflugsziel der römischen Stadtbevölkerung galt und auch andere Künstler und Literaten anzog, so beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe der im Oktober 1787 in Castel Gandolfo weilte. Das hier angebotene Souvenir d’Italie von Corot, entstanden in einer Phase seiner künstlerischen Rückbesinnung auf seine Italienreisen, stellt sich somit als äusserst interessanter malerischer wie stilistischer Mischtyp dar: Während die dynamische, leichtfüssige Malweise auf ein in Italien en plein air gemaltes Bild schliessen lässt, verraten die Datierung und die komplexe Komposition des Gemäldes das Atelier Corots als dessen Entstehungsort.
Auch die Provenienz des uns vorliegenden Landschaftsgemäldes von Corot ist äusserst spannend. Seit den 1880er Jahren war dieses Gemälde im Besitz der Nachfahren des einflussreichen elsässischen Fabrikanten Jean Dollfus (1800–1887), der von 1863 bis 1869 Bürgermeister von Mülhausen, sowie 1881 bis 1884 Alterspräsident des Deutschen Reichtags war. Zudem war das Gemälde in gleich zwei bedeutenden Ausstellungen zu vorimpressionistischer Landschaftsmalerei zu sehen. 1953 war das Werk in der Ausstellung Nature et Peinture in der Galerie Alfred Daber in Paris vertreten, wovon ein Etikett auf der Rückseite des Gemäldes zeugt. 1971 wurde das Werk in der Corot Retrospektive in einer der wichtigsten und bekanntesten Galerien in Paris, den Räumlichkeiten des hochgeschätzten Kunstexperten und Sammlers Robert Schmit, gezeigt, worauf ebenfalls ein Etikett auf der Rückseite des Gemäldes hinweist. Diese ausserordentliche Provenienz unterstreicht die herausragende Qualität des hier angebotenen Kunstwerks.
- Vom Künstler verkauft am 5.2.1873.
- Sammlung Fremyn, verkauft am 10.5.1876.
- Sammlung M. Lolley, ab 10.5.1876.
- Sammlung M. Le Roy, ab 1880.
- Auktion Le Roy, 13.5.1882, Los 4.
- Sammlung Jean Dollfus (1823–1911) (verso mit Etikett), an obiger Auktion erworben.
- Auktion George Petit, Paris, 2.3.1912, Los 20.
- Sammlung Adrien Dollfus (1858–1921), an obiger Auktion erworben.
- Durch Erbschaft, Sammlung Jean Dollfus (1891–1983).
- Durch Erbschaft, deutscher Privatbesitz.
Ausstellungen:
- Paris 1953, Exposition Nature et Peinture. Galerie Daber, 4.11.–28.11.1953, Nr. 3. (verso mit Etikett).
- Paris 1971, Galerie Schmit, 21.5.–12.6.1971, Nr. 25. (verso mit Etikett).
Literatur:
Alfred Robaut: L’oeuvre de Corot, Paris 1965, Bd. II, S. 224, Nr. 638 (mit Abbildung auf S. 225).
Dieses atmosphärische Landschaftsgemälde, ausgeführt mit spielerischer Lockerheit, besticht durch die harmonischen Erdtöne und den schnellen Pinselduktus, mit denen Corot uns eine lichtdurchflutete Campagna zeigt. Das Gemälde entstand 1840 und verarbeitet jene Eindrücke der italienischen Landschaft, die Corot während seiner zahlreichen, ab 1825 unternommenen Italienreisen sammeln konnte. Der Bildtitel „Souvenir d’Italie“ („Erinnerung an Italien“) weist uns auf die aussergewöhnliche Werkgruppe im Œuvre des Künstlers hin, in der Corot seine ausgedehnten Italienreisen auf Basis zahlreicher vor Ort en plein air entstandenen Zeichnungen und Ölskizzen später im Atelier malerisch Revue passieren liess. Das hier vorliegende Gemälde, welches unten rechts im Bild von Corot auf das Jahr 1840 datiert ist, dürfte nach eben solchen Landschaftsstudien entstanden sein, die der Künstler auf seiner etwa sechsmonatigen zweiten Italienreise 1834 anfertigte. Diese Reise führte ihn durch Norditalien und die Toskana über Rom und weiter in den Süden des Landes.
Dieses Gemälde zeigt den richtungsweisenden Charakter von Corots Landschaftsmalerei, an der sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts viele Künstlerkollegen orientierten. Auf virtuose Weise komponiert Corot das Gemälde. Felsformationen und einzelne Bäume rahmen den Blick in die weite Landschaft ein. Durchbrochen wird der Ausblick nur durch einen einzelnen Baum im Vordergrund des Bildes. Dieser verleiht dem Gemälde Tiefe und gliedert das Bild im Goldenen Schnitt: Rechts des Baumes schlängelt sich ein Weg in Richtung der Stadt, links eröffnet sich die Landschaft mit Stadt und See im Hintergrund. Diese durchdachte Kompositionsweise, besonders aber der Tiefe erzeugende Baum im Vordergrund, erweist sich als Maltechnik, die gegen Ende des Jahrhunderts von Impressionisten gerne aufgegriffen wurde. Auch das ausgeklügelte Spiel von Licht und Schatten, welches vor allem den Vorder- und Mittelgrund des Bildes bestimmt, deutet auf die radikalen Veränderungen in der Landschaftsmalerei hin, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts folgen sollten.
Ein altes Etikett auf der Rückseite des Gemäldes lokalisiert die Darstellung in die Umgebung der Päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo, wenige Dutzend Kilometer südöstlich von Rom am Albaner See. Und in der Tat könnte es sich beim vorliegenden Gemälde um eine Ansicht des malerischen Castel Gandolfo handeln, das schon seit dem 18. Jahrhundert als beliebtes Ausflugsziel der römischen Stadtbevölkerung galt und auch andere Künstler und Literaten anzog, so beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe der im Oktober 1787 in Castel Gandolfo weilte. Das hier angebotene Souvenir d’Italie von Corot, entstanden in einer Phase seiner künstlerischen Rückbesinnung auf seine Italienreisen, stellt sich somit als äusserst interessanter malerischer wie stilistischer Mischtyp dar: Während die dynamische, leichtfüssige Malweise auf ein in Italien en plein air gemaltes Bild schliessen lässt, verraten die Datierung und die komplexe Komposition des Gemäldes das Atelier Corots als dessen Entstehungsort.
Auch die Provenienz des uns vorliegenden Landschaftsgemäldes von Corot ist äusserst spannend. Seit den 1880er Jahren war dieses Gemälde im Besitz der Nachfahren des einflussreichen elsässischen Fabrikanten Jean Dollfus (1800–1887), der von 1863 bis 1869 Bürgermeister von Mülhausen, sowie 1881 bis 1884 Alterspräsident des Deutschen Reichtags war. Zudem war das Gemälde in gleich zwei bedeutenden Ausstellungen zu vorimpressionistischer Landschaftsmalerei zu sehen. 1953 war das Werk in der Ausstellung Nature et Peinture in der Galerie Alfred Daber in Paris vertreten, wovon ein Etikett auf der Rückseite des Gemäldes zeugt. 1971 wurde das Werk in der Corot Retrospektive in einer der wichtigsten und bekanntesten Galerien in Paris, den Räumlichkeiten des hochgeschätzten Kunstexperten und Sammlers Robert Schmit, gezeigt, worauf ebenfalls ein Etikett auf der Rückseite des Gemäldes hinweist. Diese ausserordentliche Provenienz unterstreicht die herausragende Qualität des hier angebotenen Kunstwerks.
CHF 80 000 / 100 000 | (€ 82 470 / 103 090)
Verkauft für CHF 75 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr