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Lot 3444 - A201 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 30. Juni 2022, 17.00 Uhr

JOANNIS AVRAMIDIS

(Batumi 1922–2016 Wien)
Kopf I. 1966.
Bronze, braun patiniert.
Rechts unten mit der eingeritzten Signatur und Nummer: AVRAMIDIS 5/6.
Höhe 36 cm (inkl. Plinthe).

Provenienz:
- Raimund Thomas München.
- Bei obiger Galerie 2000 erworben, Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen Besitzer, ebenfalls Privatsammlung Schweiz.

"Es genügt nicht, dass man etwas Besonderes macht. Es muss auch einer sehen. Gerade das Besondere sehen aber viele nicht." Joannis Avramidis


Der griechisch-österreichische Bildhauer Joannis Avramidis gehört zu den bedeutenden Protagonisten der modernen Plastik. Dem Künstler gelingt es auf beeindruckende Weise, mit handwerklichem Geschick und Genauigkeit den menschlichen Körper und Teile davon in Skulpturen abstrakt, auf das Wesentliche reduziert und in einer vollkommenen Form darzustellen. Seine Skulpturen, bei denen nichts mehr weggenommen oder hinzugefügt werden kann, strahlen beeindruckende Strenge, Kraft und Rhythmus aus.

Für Avramidis ist Zeichnen der eigentliche schöpferische Akt; die Sichtbarkeit des Gestaltungsprozesses und die Struktur seiner Figuren sind oberstes Anliegen. Seinen Plastiken liegen stets Konstruktionszeichnungen mit Koordinaten von Körper, Mass und Proportionen zugrunde. Charakteristisch für sein Œuvre sind aufrechte, säulenartigen Standfiguren, blockartige Figurengruppen und Kopfskulpturen, die sich dem Betrachter als geschlossene Körper ohne jegliche Geste und Bewegung präsentieren. Bei all seinen Werken geht der Künstler stets von der Natur des menschlichen Körpers aus und ist ständig auf der Suche nach der absoluten Form.

Inspiriert durch die Theorien der Antike und der Renaissance und unter stetiger Auseinandersetzung mit der griechischen Proportionslehre erlangt Avramidis mit seinen Skulpturen in kürzester Zeit Bekanntheit. Wie bei all seinen Skulpturen lässt er auch bei der vorliegenden Bronzeplastik aus dem Jahr 1966 die Grenze zwischen Abstraktion und figurativer Darstellung verschmelzen. Er bricht den Kopf immer weiter auf dessen Grundform herunter und führt ihn bis zur letztmöglichen Aussage auf die Geometrie eines Rundkörpers zurück.

Im Jahr 1922 wird Joannis Avramidis als Sohn griechischer Eltern im georgischen Batumi am Schwarzen Meer geboren. Mit 17 Jahren und mitten in der Ausbildung an der Kunstschule seiner Geburtsstadt wird sein Vater vom stalinistischen Regime in Haft genommen und kommt um. Seine Mutter flieht mit den Kindern zurück nach Griechenland. Im Zweiten Weltkrieg wird Avramidis durch die Nationalsozialisten als Zwangsarbeiter in die österreichische Metropole verschleppt. 1945 kann er das in Georgien begonnene Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien fortsetzten. Zuerst studiert Avramidis Malerei bei Robin Christian Andersen. Von 1953 bis 1956 wird er vom berühmten Bildhauer Fritz Wotruba gefördert. Als Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig erreicht Avramidis 1962 den internationalen Durchbruch und zählt fortan zu den herausragenden Bildhauern des 20. Jahrhunderts. 1964 nimmt er an der documenta II, 1977 an der documenta 6 teil. 1973 erhält er den Grossen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst. Von 1968 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1992 führt Avramidis als Professor eine Meisterklasse für Bildhauerei an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Im Jahr 2016 stirbt Joannis Avramidis im Alter von 93 Jahren. Er hinterlässt ein umfassendes Lebenswerk, das vollkommen in sich ruht.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)


Verkauft für CHF 43 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr