Lot 3063* - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr
JEAN-BAPTISTE GREUZE
(Tournus 1725–1805 Paris)
Bildnis eines Kindes, wohl Prinz Octavius von Grossbritannien.
Öl auf Holz.
Unten links monogrammiert: JBG.
17,5 × 14,5 cm.
Gutachten:
Edgar Munhall, 12.11.2014.
Provenienz:
- Sammlung Königin Charlotte Mathilde von Württemberg (1766–1828) (verso mit Etikett).
- Sammlung Henry M. Shepherd, um 1859.
- Durch Erbschaft, Sammlung Perry M. und Eleanor Shepherd, Geneva NY, 1940er-Jahre (verso mit Etikett).
- Durch Erbschaft, Sammlung Deborah Shepherd Petri, Framingham MA.
- Auktion Skinner, Boston MA, 23.1.2015, Los 311.
- Kunsthandel Maier und Co., Stuttgart.
- Europäischer Besitz.
Das hier angebotene Kinderbildnis von Jean-Baptiste Greuze besticht sowohl durch intime Aura als auch durch königliche Provenienz. Tatsächlich weist ein altes Sammlungsetikett auf der Rückseite der Holztafel, welches aus konservatorischen Gründen separat aufgehoben wird, auf den ehemaligen "Eigenthum Ihrer Majestät der Königin Mathilde von Württemberg" hin. Dabei handelt es sich um Charlotte Mathilde (1766–1828), der ältesten Tochter des britischen Königs Georg III. (1738–1820) und der zweiten Ehefrau des Königs Friedrich von Württemberg (Abb.1). Mathilde heiratete mit 33 Jahren den König von Württemberg, um sich "vor der Bedrohung einer lebenslangen Jungfernschaft zu befreien", wie sie selbst schrieb. Für den König kam mit der Heirat eine politische Stärkung des kleinen Württemberg gegen Frankreich und eine bedeutende finanzielle Mitgift einher. Das Paar sorgte in England für zahlreiche Karikaturen, insbesondere da sowohl Charlotte Mathilde als auch Friedrich körperlich sehr kräftig waren und somit eine intime Annäherung schwierig gewesen sein dürfte (Abb. 2). Tatsächlich blieb die Ehe kinderlos, eine Tochter wurde 1798 tot geboren. Die kunstsinnige Mathilde, die auch selbst malte, kümmerte sich liebevoll um die drei Kinder aus Friedrichs erster Ehe: Wilhelm (1781–1864), der spätere König Wilhelm I. von Württemberg, Katharina (1783–1835), die den Bruder Napoleons, Jérôme Bonaparte (König von Westphalen) heiratete, und Paul (1785–1852).
Wie auch der Archivar des Hauses Württemberg, Dr. Eberhard Fritz, vermutet, ist wahrscheinlich ein Kind aus der nahen englischen Verwandtschaft der Geschwister der Königin dargestellt. Insbesondere die Augenpartie ist jenen der Kinderbilder aus der englischen Königsfamilie sehr ähnlich, so beispielsweise bei den Kinderbildern ihres Bruders, dem Prinzen Octavius von Grossbritannien (1779–1783), oder anderer Geschwister der Königin. Prinz Octavius, der mit vier Jahren an Pocken verstarb, wurde unter anderem 1782 von Thomas Gainsborough porträtiert (Royal Collection, Inv.-Nr. RCIN 401018, Öl auf Leinwand, 56,4 x 42 cm).
Das Gemälde dürfte viele Jahre im Stuttgarter Schloss gehangen haben, bevor es Königin Charlotte Mathilde nach Friedrichs Tod 1816 in ihrem Witwensitz nach Schloss Ludwigsburg übernahm. Der üppige, vergoldete Barockrahmen entspricht ganz dem Stil dieses Palastes aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Edgar Munhall betont in seinem Gutachten die qualitätsvolle Malweise des intimen Bildnisses, welches alle bekannten malerischen Eigenschaften von Greuzes Porträts zeigt, vor allem denen, die er von Kindern gemalt hat. Dabei besitzt diese miniaturcharakterliche Darstellung all die Kraft eines grossformatigen Porträts.
Edgar Munhall, 12.11.2014.
Provenienz:
- Sammlung Königin Charlotte Mathilde von Württemberg (1766–1828) (verso mit Etikett).
- Sammlung Henry M. Shepherd, um 1859.
- Durch Erbschaft, Sammlung Perry M. und Eleanor Shepherd, Geneva NY, 1940er-Jahre (verso mit Etikett).
- Durch Erbschaft, Sammlung Deborah Shepherd Petri, Framingham MA.
- Auktion Skinner, Boston MA, 23.1.2015, Los 311.
- Kunsthandel Maier und Co., Stuttgart.
- Europäischer Besitz.
Das hier angebotene Kinderbildnis von Jean-Baptiste Greuze besticht sowohl durch intime Aura als auch durch königliche Provenienz. Tatsächlich weist ein altes Sammlungsetikett auf der Rückseite der Holztafel, welches aus konservatorischen Gründen separat aufgehoben wird, auf den ehemaligen "Eigenthum Ihrer Majestät der Königin Mathilde von Württemberg" hin. Dabei handelt es sich um Charlotte Mathilde (1766–1828), der ältesten Tochter des britischen Königs Georg III. (1738–1820) und der zweiten Ehefrau des Königs Friedrich von Württemberg (Abb.1). Mathilde heiratete mit 33 Jahren den König von Württemberg, um sich "vor der Bedrohung einer lebenslangen Jungfernschaft zu befreien", wie sie selbst schrieb. Für den König kam mit der Heirat eine politische Stärkung des kleinen Württemberg gegen Frankreich und eine bedeutende finanzielle Mitgift einher. Das Paar sorgte in England für zahlreiche Karikaturen, insbesondere da sowohl Charlotte Mathilde als auch Friedrich körperlich sehr kräftig waren und somit eine intime Annäherung schwierig gewesen sein dürfte (Abb. 2). Tatsächlich blieb die Ehe kinderlos, eine Tochter wurde 1798 tot geboren. Die kunstsinnige Mathilde, die auch selbst malte, kümmerte sich liebevoll um die drei Kinder aus Friedrichs erster Ehe: Wilhelm (1781–1864), der spätere König Wilhelm I. von Württemberg, Katharina (1783–1835), die den Bruder Napoleons, Jérôme Bonaparte (König von Westphalen) heiratete, und Paul (1785–1852).
Wie auch der Archivar des Hauses Württemberg, Dr. Eberhard Fritz, vermutet, ist wahrscheinlich ein Kind aus der nahen englischen Verwandtschaft der Geschwister der Königin dargestellt. Insbesondere die Augenpartie ist jenen der Kinderbilder aus der englischen Königsfamilie sehr ähnlich, so beispielsweise bei den Kinderbildern ihres Bruders, dem Prinzen Octavius von Grossbritannien (1779–1783), oder anderer Geschwister der Königin. Prinz Octavius, der mit vier Jahren an Pocken verstarb, wurde unter anderem 1782 von Thomas Gainsborough porträtiert (Royal Collection, Inv.-Nr. RCIN 401018, Öl auf Leinwand, 56,4 x 42 cm).
Das Gemälde dürfte viele Jahre im Stuttgarter Schloss gehangen haben, bevor es Königin Charlotte Mathilde nach Friedrichs Tod 1816 in ihrem Witwensitz nach Schloss Ludwigsburg übernahm. Der üppige, vergoldete Barockrahmen entspricht ganz dem Stil dieses Palastes aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Edgar Munhall betont in seinem Gutachten die qualitätsvolle Malweise des intimen Bildnisses, welches alle bekannten malerischen Eigenschaften von Greuzes Porträts zeigt, vor allem denen, die er von Kindern gemalt hat. Dabei besitzt diese miniaturcharakterliche Darstellung all die Kraft eines grossformatigen Porträts.
CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)
Verkauft für CHF 49 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr