Lot 3501 - A193 Impressionismus & Moderne - Freitag, 03. Juli 2020, 16.00 Uhr
MELCHIOR LECHTER
(Münster 1865–1937 Raron)
Blaue Blume Einsamkeit. 1892–93.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert und datiert: MELCHIOR LECHTER / 1892–93.
106 × 74 cm (ohne Rahmen 70 × 38 cm).
Rahmen von Melchior Lechter entworfen.
Provenienz:
Julius Landmann (1877–1931), direkt vom Künstler erhalten und durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.
Literatur:
- Maximilian Rapsilber: Melchior Lechter, in: Berliner Kunst, 3. Sonderausgabe der Berliner Architekturwelt, Berlin 1904, S. 35 (mit Abb.).
- Pauline Lange: Melchior Lechter, in: Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, Jg. 49, Bd. 97, Braunschweig 1905, S. 28 (mit Abb.).
- Annegret Müller: Melchior Lechter - Leben und Malerisches Werk, Dissertation, Bochum 1981, S. 100–102 (mit Abb. S. 374).
Melchior Lechter ist zunächst als Buchkünstler für Stefan George bekannt. Im Zuge des ab Mitte des 20. Jh. zurückkehrenden Interesses für die Kunst der Jahrhundertwende, den Symbolismus, den Jugendstil und weitere verwandte Richtungen, wird auch dem malerischen Schaffen Melchior Lechters erneut Beachtung geschenkt.
Das vorliegende Werk ist ein besonders schönes Beispiel von Lechters Symbolismus. In sogenannten Stimmungsbildern behandelt er menschliche Regungen, wobei sie oft geheimnisvoll und nicht leicht zu deuten sind. Lechter verleiht dem Werk durch verschiedene Attribute und Gestaltungselemente einen sakralen Charakter: Der symmetrische Aufbau und die statische Regungslosigkeit der Frau erinnern an antike Heiligendarstellungen. Der Lorbeerkranz im Haar gilt traditionell als Sinnbild des künstlerischen Ruhmes, oder der ruhmvollen Kunst an sich. Die Nacktheit der Frau symbolisiert ihre Reinheit. Ihre grossen Augen blicken wie Lechter selbst es poetisch formuliert nach "Ehemals und Einstmals". Sie verdeutlichen wahrscheinlich das Entrücken, die Kontemplation der Kunst, was aber auch mit Einsamkeit einhergeht. Der Titel des Gemäldes verweist ausserdem auf ein wichtiges Symbol der Romantik: Die "Blaue Blume" ist ein Motiv eines Romans von Novalis.
Passend durch die gesamtheitliche Auffassung der Kunst ist auch der Rahmen von Lechter selbst geschaffen und unterstreicht die Symbolik zusätzlich.
Es ist äusserst selten, dass solche Werke aus der symbolistischen Phase Lechters angeboten werden. Die "Blaue Blume Einsamkeit" stand noch nie zum Verkauf, und ist seit ihrer Entstehung in derselben Familie geblieben: Das Gemälde gehörte einst Julius Landmann (1877–1931), ein bedeutender Nationalökonom. Er war bei der Gründung der Schweizerischen Nationalbank wesentlich beteiligt und war von 1906 bis 1910 deren Sekretär. Er war mit Melchior Lechter und Stefan George befreundet.
Provenienz:
Julius Landmann (1877–1931), direkt vom Künstler erhalten und durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.
Literatur:
- Maximilian Rapsilber: Melchior Lechter, in: Berliner Kunst, 3. Sonderausgabe der Berliner Architekturwelt, Berlin 1904, S. 35 (mit Abb.).
- Pauline Lange: Melchior Lechter, in: Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte, Jg. 49, Bd. 97, Braunschweig 1905, S. 28 (mit Abb.).
- Annegret Müller: Melchior Lechter - Leben und Malerisches Werk, Dissertation, Bochum 1981, S. 100–102 (mit Abb. S. 374).
Melchior Lechter ist zunächst als Buchkünstler für Stefan George bekannt. Im Zuge des ab Mitte des 20. Jh. zurückkehrenden Interesses für die Kunst der Jahrhundertwende, den Symbolismus, den Jugendstil und weitere verwandte Richtungen, wird auch dem malerischen Schaffen Melchior Lechters erneut Beachtung geschenkt.
Das vorliegende Werk ist ein besonders schönes Beispiel von Lechters Symbolismus. In sogenannten Stimmungsbildern behandelt er menschliche Regungen, wobei sie oft geheimnisvoll und nicht leicht zu deuten sind. Lechter verleiht dem Werk durch verschiedene Attribute und Gestaltungselemente einen sakralen Charakter: Der symmetrische Aufbau und die statische Regungslosigkeit der Frau erinnern an antike Heiligendarstellungen. Der Lorbeerkranz im Haar gilt traditionell als Sinnbild des künstlerischen Ruhmes, oder der ruhmvollen Kunst an sich. Die Nacktheit der Frau symbolisiert ihre Reinheit. Ihre grossen Augen blicken wie Lechter selbst es poetisch formuliert nach "Ehemals und Einstmals". Sie verdeutlichen wahrscheinlich das Entrücken, die Kontemplation der Kunst, was aber auch mit Einsamkeit einhergeht. Der Titel des Gemäldes verweist ausserdem auf ein wichtiges Symbol der Romantik: Die "Blaue Blume" ist ein Motiv eines Romans von Novalis.
Passend durch die gesamtheitliche Auffassung der Kunst ist auch der Rahmen von Lechter selbst geschaffen und unterstreicht die Symbolik zusätzlich.
Es ist äusserst selten, dass solche Werke aus der symbolistischen Phase Lechters angeboten werden. Die "Blaue Blume Einsamkeit" stand noch nie zum Verkauf, und ist seit ihrer Entstehung in derselben Familie geblieben: Das Gemälde gehörte einst Julius Landmann (1877–1931), ein bedeutender Nationalökonom. Er war bei der Gründung der Schweizerischen Nationalbank wesentlich beteiligt und war von 1906 bis 1910 deren Sekretär. Er war mit Melchior Lechter und Stefan George befreundet.
CHF 6 000 / 8 000 | (€ 6 190 / 8 250)
Verkauft für CHF 128 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr