Lot 3462* - A198 Zeichnungen Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 11.00 Uhr
GUSTAVE COURBET
(Ornans 1819 - 1877 La Tour-de-Peilz)
Selbstporträt in einer Hängematte, umgeben von einer Frauengruppe. Um 1843-1855.
Schwarze, rote und weisse Kreide.
Mit dem Trockenstempel "Latelier de Gustave Courbet" unten links und rechts.
43,5 x 42 cm (unregelmässig beschnittenes Fragment).
Provenienz:
- Atelier Gustave Courbet, Lugt 463a.
- Privatbesitz Frankreich.
Literatur:
- Gustave Courbet. Les Dessins suos la direction de Niklaus Manuel Güdel. Katalog zur Ausstellung im Musée Gustave Courbet, Ornans und Musée Jenisch Vevey, 2019/2020, S.102/103, Nr.14 (mit ganzseitiger Abbildung).
Ausstellungen:
- Musée Gustave Courbet, Ornans, 2019.
- Musée Jenisch, Vevey, 2020.
Die aus einer französischen Privatsammlung stammende Zeichnung wurde zum ersten Mal durch die beiden Ausstellungen im Musée Courbet in Ornans (2019) und im Musée in Vevey (2020) einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Vermutlich stammte sie aus dem Verkauf von Werken aus dem vom französischen Staat beschlagnahmten Pariser Atelier des Künstlers in der Rue Notre-Dame de Champs. Darauf deuten die beiden Trockenstempel ‘ L’atelier de Gustave Courbet’ (Lugt 463a) auf der Studie hin, mit denen damals verschiedene Zeichnungen und Dokumente des Malers gekennzeichnet wurden. Sie dokumentieren damit die Anwesenheit der Zeichnung im Atelier des Künstlers. Neben der Provenienz sprechen vor allem aber die künstlerische Qualität des Blattes für die Zuschreibung an Gustave Courbet, der als Hauptvertreter der realistischen Malerei in Frankreich gilt.
Wegen seiner Beteiligung am Aufstand der Pariser Commune und am Sturz der Vendôme-Säule im Jahr 1871 verbüsste Courbet eine mehrmonatige Gefängnisstrafe. Seine gesundheitlichen Probleme bewirkten aber, dass er bald in eine Klinik in Neuilly verlegt wurde. Nach weiteren Prozessen und der Verurteilung zu hohen Restitutionszahlungen verliess der Künstler 1873 Frankreich und ging ins Schweizer Exil. In La Tour-de-Peilz verlebte er, von Geldsorgen geplagt und gerichtlichen Verfahren verfolgt, seine letzten Jahre und starb hier 1877.
Von glücklicheren und sorgloseren Tagen scheint dagegen die Darstellung der vorliegenden Zeichnung zu erzählen, "bewahrt sie doch noch Spuren des romantischen Erbes und verkörpert eine idealisierte Vision der Pariser Bohème-Szene". Sie zeigt den jungen und noch bartlosen Maler entspannt in einer Hängematte liegend, während der angedeutete rechte Arm wie ein Heiligenschein um sein Haupt umschliesst. Umringt ist er von einer Gruppe junger, schöner und mehr oder weniger bekleideter Frauen, die in einer an einen Harem erinnernden Inszenierung den träumenden Künstler rahmen und damit den "orientalischen Geschmack der Zeit heraufbeschwören". Jedenfalls wirkt die ganze Szene wie eine träumerische Vision und als wäre sie dem irdischen Dasein entrückt. Ob es sich hier um die Vorstudie zu einem Gemälde oder künstlerischen Projekt gehandelt hat, ist heute nicht mehr belegbar. Es lassen sich weder Werke auffinden, auf die sich die fragmentierte Studie beziehen könnte, noch andere geplante Projekte rekonstruieren.
Der Besitz einer Hängematte und ihre Aufhängung im Künstleratelier bezeugt nicht nur der Maler selbst in Briefen und Bildern, sondern ist auch durch Künstlerfreunde verbürgt. So taucht sie z.B. als Motiv in Courbets berühmten allegorischen Gemälde "Das Atelier des Künstlers" aus dem Jahr 1855 auf, das sich im Musée d’Orsay in Paris befindet. Als Entstehungszeitraum der Zeichnung hat Niklaus Manuel Güdel die Jahre zwischen 1843-1855 vorgeschlagen, als Courbet auch "andere Kompositionen mit romantischem Verve" konzipierte. (Alle Zitate sind dem Text zur Zeichnung von Niklaus Manuel Güdel im Ausstellungskatalog von 2019 entnommen).
- Atelier Gustave Courbet, Lugt 463a.
- Privatbesitz Frankreich.
Literatur:
- Gustave Courbet. Les Dessins suos la direction de Niklaus Manuel Güdel. Katalog zur Ausstellung im Musée Gustave Courbet, Ornans und Musée Jenisch Vevey, 2019/2020, S.102/103, Nr.14 (mit ganzseitiger Abbildung).
Ausstellungen:
- Musée Gustave Courbet, Ornans, 2019.
- Musée Jenisch, Vevey, 2020.
Die aus einer französischen Privatsammlung stammende Zeichnung wurde zum ersten Mal durch die beiden Ausstellungen im Musée Courbet in Ornans (2019) und im Musée in Vevey (2020) einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Vermutlich stammte sie aus dem Verkauf von Werken aus dem vom französischen Staat beschlagnahmten Pariser Atelier des Künstlers in der Rue Notre-Dame de Champs. Darauf deuten die beiden Trockenstempel ‘ L’atelier de Gustave Courbet’ (Lugt 463a) auf der Studie hin, mit denen damals verschiedene Zeichnungen und Dokumente des Malers gekennzeichnet wurden. Sie dokumentieren damit die Anwesenheit der Zeichnung im Atelier des Künstlers. Neben der Provenienz sprechen vor allem aber die künstlerische Qualität des Blattes für die Zuschreibung an Gustave Courbet, der als Hauptvertreter der realistischen Malerei in Frankreich gilt.
Wegen seiner Beteiligung am Aufstand der Pariser Commune und am Sturz der Vendôme-Säule im Jahr 1871 verbüsste Courbet eine mehrmonatige Gefängnisstrafe. Seine gesundheitlichen Probleme bewirkten aber, dass er bald in eine Klinik in Neuilly verlegt wurde. Nach weiteren Prozessen und der Verurteilung zu hohen Restitutionszahlungen verliess der Künstler 1873 Frankreich und ging ins Schweizer Exil. In La Tour-de-Peilz verlebte er, von Geldsorgen geplagt und gerichtlichen Verfahren verfolgt, seine letzten Jahre und starb hier 1877.
Von glücklicheren und sorgloseren Tagen scheint dagegen die Darstellung der vorliegenden Zeichnung zu erzählen, "bewahrt sie doch noch Spuren des romantischen Erbes und verkörpert eine idealisierte Vision der Pariser Bohème-Szene". Sie zeigt den jungen und noch bartlosen Maler entspannt in einer Hängematte liegend, während der angedeutete rechte Arm wie ein Heiligenschein um sein Haupt umschliesst. Umringt ist er von einer Gruppe junger, schöner und mehr oder weniger bekleideter Frauen, die in einer an einen Harem erinnernden Inszenierung den träumenden Künstler rahmen und damit den "orientalischen Geschmack der Zeit heraufbeschwören". Jedenfalls wirkt die ganze Szene wie eine träumerische Vision und als wäre sie dem irdischen Dasein entrückt. Ob es sich hier um die Vorstudie zu einem Gemälde oder künstlerischen Projekt gehandelt hat, ist heute nicht mehr belegbar. Es lassen sich weder Werke auffinden, auf die sich die fragmentierte Studie beziehen könnte, noch andere geplante Projekte rekonstruieren.
Der Besitz einer Hängematte und ihre Aufhängung im Künstleratelier bezeugt nicht nur der Maler selbst in Briefen und Bildern, sondern ist auch durch Künstlerfreunde verbürgt. So taucht sie z.B. als Motiv in Courbets berühmten allegorischen Gemälde "Das Atelier des Künstlers" aus dem Jahr 1855 auf, das sich im Musée d’Orsay in Paris befindet. Als Entstehungszeitraum der Zeichnung hat Niklaus Manuel Güdel die Jahre zwischen 1843-1855 vorgeschlagen, als Courbet auch "andere Kompositionen mit romantischem Verve" konzipierte. (Alle Zitate sind dem Text zur Zeichnung von Niklaus Manuel Güdel im Ausstellungskatalog von 2019 entnommen).
CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)
Verkauft für CHF 30 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr