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Lot 3022* - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr

JAN BRUEGHEL d. J.

(1601 Antwerpen 1678)
Allegorie des Gehörs.
Öl auf Kupfer.
59,3 × 91 cm.

Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 12.6.2021.

Provenienz:
- Sammlung Don Mariano Ordonez, Madrid, in dessen Familienbesitz seit dem 19. Jahrhundert.
- Europäische Privatsammlung.
- Auktion Sotheby's, London, 9.7.2009, Los 110.
- Kunsthandel David Koetser, Zürich.
- Europäische Privatsammlung.

In einem offenen Raum, der von einem Wassergraben flankiert ist, sind zahlreiche Attribute des Gehörsinns zu sehen: eine musizierende Venus und Amor mit einem Rehbock – ein Tier, das im 17. Jahrhundert symbolisch für den Gehörsinn stand –, eine Ansammlung von Musikinstrumenten auf dem Fussboden, Notenständer mit Notenblättern sowie Musikanten im Hintergrund, diverse singende Vögel und Pendulen, welche die vergehende Zeit hörbar machen. Im Wassergraben zur Linken ist der Berg Helikon dargestellt, der in der Antike als der Sitz der Musen galt. Dort sind auch musizierende Musen und der geflügelte Pegasus zu sehen, welcher der Legende nach die Quelle Hippokrene dem Berg Helikon entspringen liess.

Jan Brueghel d. J. beschäftigte sich im Laufe seines Schaffens immer wieder mit dem Thema der Allegorie, wofür es eine grosse Nachfrage gab. Zwei weitere Versionen dieser Allegorie des Gehörs sind bekannt, eine signierte auf Kupfer (Auktion Christie’s, London, 13.12.2000, Zuschlag 420‘000 £) und eine Version auf Eichenholz (Auktion Sotheby’s, London, 10.7.2002, Los 48).

Eine Allegorie des Gehörs, welche Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625) mit Peter Paul Rubens (1577–1640) als Teil einer Serie der Darstellung der fünf Sinne malte und sich heute im Prado in Madrid befindet (Inv.-Nr. P01395; siehe Klaus Ertz: Jan Brueghel der Ältere (1568–1625), Köln 1979, S. 350–352, Kat.-Nr. 329, Abb. 420), diente wohl als Inspirationsquelle, insbesondere für die zentrale Figurengruppe mit dem Reh, den Musikinstrumenten und den Vögeln. Dr. Ertz, der unser Gemälde in die 1640er-Jahre datiert, hebt jedoch hervor, dass Brueghel d. J., der nach dem Tod seines Vaters dessen Werkstatt übernahm und seine gefragten Kompositionen mehrfach wiederholte, in dieser Komposition völlig eigenständig agiert und sich hier deutlich von der ursprünglichen Komposition seines Vaters abhebt.

Die beiden Figuren von Venus und Amor in der Mitte des Vordergrundes identifiziert Dr. Klaus Ertz als von Frans Wouters (1612–1659), der nebst Peter Paul Rubens, Hendrick van Balen (1575–1632), Frans Francken d. J. (1581–1642) und Pieter van Avont (1600–1652) häufig Figuren in Gemälden von Jan Brueghel d. J. malte – ein für die flämische Malerei zu Beginn des 17. Jahrhunderts typisches Künstler-Phänomen. Die Vorbilder für die Figuren Frans Wouters‘ im Vordergrund sind bei Peter Paul Rubens und Pieter van Avont (1600–1652) zu finden, bei denen er in die Lehre ging.

CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)


Verkauft für CHF 244 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr