Lot 3025* - A196 Gemälde Alter Meister - Freitag, 26. März 2021, 14.00 Uhr
JOOS DE MOMPER d. J.
(1564 Antwerpen 1635)
Gebirgslandschaft mit dem Schuss von Wilhelm Tell.
Öl auf Holz.
Verso mit der Marke der Stadt Antwerpen sowie mit dem Kleeblatt des Panelherstellers Michiel Claessens (um 1590–1637).
73,2 × 100,5 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 18.12.2020.
Provenienz:
- Auktion De Vuyst, Lokeren, 16.5.1998, Los 440 (als zugeschrieben Joos de Momper d. J. und Figuren wohl von Sebastiaan Vrancx).
- Europäischer Privatbesitz.
In einer weiten Alpenlandschaft ist die berühmte Episode aus dem Leben von Wilhelm Tell dargestellt. Wir sehen Tell, der von Gessler dazu verurteilt wird, einen Armbrustbolzen in einen Apfel auf dem Kopf seines unschuldigen Sohnes zu schiessen. Soldaten des kaiserlichen Landvogtes halten die Fahne der habsburgischen Besatzer und überwachen das Geschehen.
Die Erzählung von Wilhelm Tell, welche durch erste Quellen ab dem 15. Jahrhundert belegt ist, wurde ab dem 16. Jahrhundert breit rezipiert. Insbesondere war die Apfelschuss-Szene sehr beliebt und wurde beispielsweise in volkstümlichen "Tellenspielen" nachgestellt. So ist auch die älteste bekannte Darstellung der Tell-Sage ein Holzschnitt von Daniel Schwegler (um 1480 –1546) mit der Apfelschuss-Szene. Bezeichnenderweise wurde Tell vor 1804 meist als bewaffneter Landsknecht dargestellt, so auch in dem hier angebotenen Gemälde. Erst nach 1804, beeinflusst von Friedrich Schillers Version, erscheint Tell in Gemälden im bäuerlichen Gewand.
Dr. Klaus Ertz datiert das hier vorliegende Gemälde ins erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts und vermutet, dass die Figuren von Adam van Noort (1577–1641) gemalt wurden. Sowohl die Detailgenauigkeit der Berglandschaft mit den Weisshöhungen im rechten Mittelgrund als auch das sparsam eingesetzte Ochsenblutrot im rechten Vordergrundfels und die Seelandschaft, die subtil zum bergigen Hintergrund führt, sind charakteristische Merkmale der Werke Mompers zwischen 1600 und 1610. Die Landschaft in unserem Gemälde ist sehr nahe an die "Berglandschaft mit Reitern" im Landesmuseum in Darmstadt (siehe Klaus Ertz: Josse de Momper d. J., Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1986, Kat.-Nr. 183, Ft. 7, S. 25).
Eine vergleichbare Komposition von Joos de Momper mit Wilhelm Tell ist in den 1620er Jahren entstanden (Privatbesitz Frankreich; siehe Ertz 1986, Kat.-Nr. 80, S.484) und eine weitere, schwächere Variante ist um 1630 zu datieren (Sammlung Lichtenhain, Basel; siehe Ertz 1986, Kat.-Nr. 108, S. 493).
Dr. Klaus Ertz, 18.12.2020.
Provenienz:
- Auktion De Vuyst, Lokeren, 16.5.1998, Los 440 (als zugeschrieben Joos de Momper d. J. und Figuren wohl von Sebastiaan Vrancx).
- Europäischer Privatbesitz.
In einer weiten Alpenlandschaft ist die berühmte Episode aus dem Leben von Wilhelm Tell dargestellt. Wir sehen Tell, der von Gessler dazu verurteilt wird, einen Armbrustbolzen in einen Apfel auf dem Kopf seines unschuldigen Sohnes zu schiessen. Soldaten des kaiserlichen Landvogtes halten die Fahne der habsburgischen Besatzer und überwachen das Geschehen.
Die Erzählung von Wilhelm Tell, welche durch erste Quellen ab dem 15. Jahrhundert belegt ist, wurde ab dem 16. Jahrhundert breit rezipiert. Insbesondere war die Apfelschuss-Szene sehr beliebt und wurde beispielsweise in volkstümlichen "Tellenspielen" nachgestellt. So ist auch die älteste bekannte Darstellung der Tell-Sage ein Holzschnitt von Daniel Schwegler (um 1480 –1546) mit der Apfelschuss-Szene. Bezeichnenderweise wurde Tell vor 1804 meist als bewaffneter Landsknecht dargestellt, so auch in dem hier angebotenen Gemälde. Erst nach 1804, beeinflusst von Friedrich Schillers Version, erscheint Tell in Gemälden im bäuerlichen Gewand.
Dr. Klaus Ertz datiert das hier vorliegende Gemälde ins erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts und vermutet, dass die Figuren von Adam van Noort (1577–1641) gemalt wurden. Sowohl die Detailgenauigkeit der Berglandschaft mit den Weisshöhungen im rechten Mittelgrund als auch das sparsam eingesetzte Ochsenblutrot im rechten Vordergrundfels und die Seelandschaft, die subtil zum bergigen Hintergrund führt, sind charakteristische Merkmale der Werke Mompers zwischen 1600 und 1610. Die Landschaft in unserem Gemälde ist sehr nahe an die "Berglandschaft mit Reitern" im Landesmuseum in Darmstadt (siehe Klaus Ertz: Josse de Momper d. J., Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1986, Kat.-Nr. 183, Ft. 7, S. 25).
Eine vergleichbare Komposition von Joos de Momper mit Wilhelm Tell ist in den 1620er Jahren entstanden (Privatbesitz Frankreich; siehe Ertz 1986, Kat.-Nr. 80, S.484) und eine weitere, schwächere Variante ist um 1630 zu datieren (Sammlung Lichtenhain, Basel; siehe Ertz 1986, Kat.-Nr. 108, S. 493).
CHF 16 000 / 20 000 | (€ 16 490 / 20 620)
Verkauft für CHF 30 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr