Lot 3213 - A198 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 01. Oktober 2021, 16.00 Uhr
CARL SPITZWEG
(1808 München 1885)
Memorierender Landpfarrer. Um 1840.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: S im Rhombus.
31,7 × 27,2 cm.
Provenienz:
- Sammlung Emil Locher (1873–1940).
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.
Wenn dir's vergönnt je, dann richt es so ein,
Dass dir ein Spaziergang das Leben soll sein!
Stets schaue und sammle, knapp nippe vom Wein,
Mach unterwegs auch Bekanntschaften fein,
Des Abends kehr selig bei dir wieder ein
Und schlaf in den Himmel, den offnen, hinein!
(Carl Spitzweg)
Mit erhobenem Spazierstock in der Rechten, Brevier und Regenschirm nachlässig nach unten abgekippt in der linken Hand wandert der wohlbeleibte Landpfarrer gemächlich den von Weizenfeldern und Buschwerk gesäumten Weg entlang. Fast scheint er leicht verdrießlich in Gedanken an den zu rezitierenden Text in der Bewegung zu verharren. Carl Spitzweg beschwört hier in der ruhigen Atmosphäre eines Sommertages ein Idyll herauf, aus der der komplett in Schwarz gekleidete Spaziergänger als zentrales Element heraussticht. Typisch für die Zeit um 1840 ist die groß in den Bildraum gesetzte Figur, die sich deutlich in ihrem Umriss vom Himmel und der ihn umgebenden Natur absetzt. Sehr gelungen spiegelt sich in der Komposition - mit dem für Spitzweg so typischen, leicht satirischem Unterton - das im Biedermeier verbreitete proklamierte Vertrauen in die Institutionen und ihre Vertreter wieder ebenso wie der Rückzug ins Private in einem kontemplativen Spaziergang oder die Sehnsucht nach Sicherheit, Ruhe und Harmonie in einer Krisen geschüttelten Zeit. Dabei ist der Blick auf die vermeintlichen Autoritäten der damaligen Gesellschaft bei Spitzweg nie frei von einem wohlwollenden Spot und Augenzwinkern, eingebettet in eine tiefe Naturverbundenheit in meisterlich präziser Darstellung.
In Siegfried Wichmanns Werkverzeichnis findet sich eine vergleichbare Darstellung ohne Künstlersignum, die mit "Memorierender Landpfarrer" betitelt und um 1840 datiert ist (Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, Nr. 182, S. 159). Diese wird mit einem zeitgleichen Werkkomplex von sieben Gemälden mit der Darstellung einer "Gefährlichen Passage" (ebd., Nr. 206–212) in Beziehung gesetzt. Möglicherweise handelt es sich bei der in der Literatur aufgeführten Version um die Vorstudie zu unserer Darstellung. Unsere erscheint in der Ausführung ausgeglichener und führt Spitzwegs eigenhändiges Monogramm S im Rhombus der Frühzeit.
- Sammlung Emil Locher (1873–1940).
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.
Wenn dir's vergönnt je, dann richt es so ein,
Dass dir ein Spaziergang das Leben soll sein!
Stets schaue und sammle, knapp nippe vom Wein,
Mach unterwegs auch Bekanntschaften fein,
Des Abends kehr selig bei dir wieder ein
Und schlaf in den Himmel, den offnen, hinein!
(Carl Spitzweg)
Mit erhobenem Spazierstock in der Rechten, Brevier und Regenschirm nachlässig nach unten abgekippt in der linken Hand wandert der wohlbeleibte Landpfarrer gemächlich den von Weizenfeldern und Buschwerk gesäumten Weg entlang. Fast scheint er leicht verdrießlich in Gedanken an den zu rezitierenden Text in der Bewegung zu verharren. Carl Spitzweg beschwört hier in der ruhigen Atmosphäre eines Sommertages ein Idyll herauf, aus der der komplett in Schwarz gekleidete Spaziergänger als zentrales Element heraussticht. Typisch für die Zeit um 1840 ist die groß in den Bildraum gesetzte Figur, die sich deutlich in ihrem Umriss vom Himmel und der ihn umgebenden Natur absetzt. Sehr gelungen spiegelt sich in der Komposition - mit dem für Spitzweg so typischen, leicht satirischem Unterton - das im Biedermeier verbreitete proklamierte Vertrauen in die Institutionen und ihre Vertreter wieder ebenso wie der Rückzug ins Private in einem kontemplativen Spaziergang oder die Sehnsucht nach Sicherheit, Ruhe und Harmonie in einer Krisen geschüttelten Zeit. Dabei ist der Blick auf die vermeintlichen Autoritäten der damaligen Gesellschaft bei Spitzweg nie frei von einem wohlwollenden Spot und Augenzwinkern, eingebettet in eine tiefe Naturverbundenheit in meisterlich präziser Darstellung.
In Siegfried Wichmanns Werkverzeichnis findet sich eine vergleichbare Darstellung ohne Künstlersignum, die mit "Memorierender Landpfarrer" betitelt und um 1840 datiert ist (Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, Nr. 182, S. 159). Diese wird mit einem zeitgleichen Werkkomplex von sieben Gemälden mit der Darstellung einer "Gefährlichen Passage" (ebd., Nr. 206–212) in Beziehung gesetzt. Möglicherweise handelt es sich bei der in der Literatur aufgeführten Version um die Vorstudie zu unserer Darstellung. Unsere erscheint in der Ausführung ausgeglichener und führt Spitzwegs eigenhändiges Monogramm S im Rhombus der Frühzeit.
CHF 25 000 / 35 000 | (€ 25 770 / 36 080)
Verkauft für CHF 122 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr