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Lot 3016* - A194 Gemälde Alter Meister & des 19. Jhs. - Freitag, 25. September 2020, 14.00 Uhr

MEYNNART WEWYCK, Umkreis / ANGLO-FLÄMISCHE SCHULE, UM 1520

(tätig um 1502 England 1525)
Bildnis eines jungen Edelmannes. Um 1520.
Öl auf Holz.
30,6 × 20,6 cm.

Provenienz:
- Deutscher Adelsbesitz, seit dem 19. Jahrhundert.
- Europäischer Privatbesitz.

Das Dreiviertelporträt zeigt vor blauem Hintergrund leicht nach rechts gewandt einen jungen Mann in höfischer Tracht bestehend aus schwarzem Barett mit Brosche, grün-grauem Schulterumhang, schwarzem Gewand und weissem Hemd. Das Haar trägt der Dargestellte kinnlang, seinen Hals ziert ein schmales Band, an dem sich wahrscheinlich ein Anhänger befindet, der unter dem Gewand verschwindet (siehe hierzu Vergleiche in: Eleri Lynn: Tudor Fashion, Yale 2017). In seiner rechten Hand findet sich ein Handschuh. Dieses Motiv ist besonders bemerkenswert, da es sich wohl um eines der frühesten Beispiele in der nordeuropäischen Porträtmalerei handelt, das einen Handschuhträger zeigt.

Bei der um 1520 entstandenen Tafel werden sowohl Einflüsse der flämischen als auch englischen Malerei zu Beginn des 16. Jahrhunderts greifbar. Sie dürfte demnach von einem in den Niederlanden gebürtigen sowie ausgebildeten und in England tätigen Künstler gemalt worden sein. Das Porträt zeigt Anklänge an die Porträtmalerei von Quentin Massys (um 1466–1530), so z. B. das Porträt in der Kunsthalle Karlsruhe von 1517 (Inv.-Nr. 2458).

Mit Hilfe von Infrarotreflektographie werden feine Unterzeichnungen mit Silberstift um die Augen, die Nase und den Mund sowie entlang der Gesichtskonturen und dem Hals sichtbar (siehe Abb. 1). Hierbei handelt es sich um eine charakteristische Vorgehensweise im Arbeitsprozess der altniederländischen Malerei (siehe auch Andreas Siejek und Kathrin Kirsch: Die Unterzeichnung auf dem Malgrund, Graphische Mittel und Übertragungsverfahren im 15.–17. Jahrhundert, München 2004).

Die Kleidung des jungen Mannes sowie das Barett mit Brosche verweisen auf einen in England im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zur Zeit der Tudor unter Heinrich VII. und Heinrich VIII. tätigen Künstler hin, der mit den Werken der Hofmaler Meynnart Wewyck und Lucas Horenbout (1490–1544) vertraut gewesen sein muss (vgl. Ausst.-Kat. Artists of the Tudor Court – The Portrait Miniature rediscovered 1520–1620, hrsg. von Roy Strong und V. J. Murrell, V&A Museum, London 1983). So findet sich ein nahezu identisches Barett auf einem in den 1990er-Jahren wiederentdeckten, wahrscheinlich um 1500 entstandenen Porträt von Arthur Tudor, Prinz von Wales (vgl. Ausst.-Kat. Dynasties. Painting in Tudor and Jacobean England 1530–1630, hrsg. von Karen Hearn, Tate Gallery, London 1995, Kat.-Nr. 1, S. 36).

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)


Verkauft für CHF 79 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr