Lot 3414* - A189 PostWar & Contemporary - Samstag, 29. Juni 2019, 14.00 Uhr
VICTOR VASARELY
(Pécs 1906–1997 Paris)
Sans titre. 1955-60.
Öl, Tinte und Bleistift auf Holz.
Unten mittig ins Öl geritzte Signatur: VASARELY, sowie verso signiert, betitelt, datiert und nummeriert: Sans-titre 1955-60 Vasarely 074.
34 x 31 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von Herrn Pierre Vasarely, Fondation Vasarely, Aix-en-Provence, April 2019, bestätigt. Wir danken Pierre Vasarely für die freundliche Unterstützung. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen "Catalogue raisonné de l'oeuvre peint de Victor Vasarely" aufgenommen.
Provenienz:
- Vom ersten Besitzer direkt beim Künstler erworben.
- Auktion Sotheby's, Paris, 5. Dezember 2012, Los 127.
- Bei obiger Auktion vom heutigen Besitzer erworben.
„Le moment crucial de chaque artiste est sa transmutation "d'être récepteur" en "être émetteur": là, il devient créateur, être rarissime découvrant son rôle qui consiste à donner.“ Victor Vasarely
Dieser Satz Vasarelys beschreibt den entscheidenden Moment, in dem der Künstler sich im Übergang des rezeptiven Empfängers zum Schöpfer umwandelt, der wiederum seine Rolle als Spender erreicht, in dem er bei den Betrachtern seiner Kunstwerke eine Empfindung erzeugt. Dieses Zusammenwirken definiert auch recht präzis die Kunstrichtung der Op-Art, zu deren Gründungsvätern Victor Vasarely zählt.
Bevor er die Laufbahn zur Kunst einschlägt, studiert der gebürtige Ungar Medizin in Budapest. 1927 bricht er sein Studium ab und beginnt ein klassisches Malereistudium an der Kunstakademie Podolni-Volkmann, bevor er 1929 an die Mühely Akademie wechselt. Hier, inmitten einer vom Bauhaus orientierten Lehre, kann er seiner Neigung zur Verbindung mathematischer Grundsätze mit künstlerischem Ausdruck nachgehen. Allerdings findet sein grafisch reduzierter Stil zunächst nur Anklang im Werbesegment.
Nach seinem Umzug nach Paris im Jahr 1930, arbeitet er an zahlreichen Auftragsarbeiten als Grafikdesigner und Berater für die Werbeagenturen Havas, Draeger und Devambez. Er entdeckt dabei, dass mit geometrischen Mitteln beim Betrachter Sinnesempfindungen hervorgerufen werden können, die neue Ideen über Raum, Materie und Energie vermitteln.
Vasarely entwickelt eine eigenständige, geometrische Abstraktion, deren Variationen zu optischen Bildmustern mit kinetischen Effekten führen. Das darauffolgende Jahrzehnt bringt ihm die gebührende Anerkennung als Bildender Künstler, nachdem seine Werke im „Salon des Surindependants“ (1945 und 1946), im „Salon de Realités Nouvelles“ (1947) und in der renommierten Galerie Denise René (1944 und 1948) ausgestellt werden. Diese ersten Erfolge geniesst er zunächst mit einem abstrakten Stil, der an Kompositionen eines Le Corbusier oder Piet Mondrian erinnert.
Rückblickend bildet diese Phase der Abstraktion allerdings eine entscheidende Etappe auf dem Weg zur nonfigurativen Form. Sie dokumentiert den Werdegang Vasarelys als eine plausible Entwicklung von der Reduktion bis hin zur kompletten Entsagung figürlicher Vorbilder. Jenes Urvertrauen auf eine rein formale Ausgestaltung der Bildfläche schöpft Victor Vasarely nicht zuletzt aus seinem tiefgreifenden Verständnis geometrischer Strukturen. Auf dieser Basis begründet er auch die heute als „Op Art“ bekannte Stilrichtung optisch-illusionistischer Kompositionen.
Das hier angebotene kleine Kunstwerk aus den Jahren 1955 bis 1960 ist ein Beispiel für seine förmliche und farbliche Reduktion, hin bis zu einem recht simplen und doch wirkungsstarken Zusammenspiel von horizontalen dünnen schwarzen Lienen auf weissem Hintergrund. Die Linien sind aus der Ruhe ihrer systemhaften Parallelität in ein leichtes Tanzgeflecht gerufen. Sie kreuzen sich, und systematisch kommt die Frage auf, welche Linie wohl die andere überlappt, was dem Auge zunächst nicht wirklich ersichtlich ist. Und nähert sich der Betrachter dem Kunstwerk ein wenig mehr, so bekommen die Linien eine Dreidimensionalität, da der Künstler wohl mit einem Kugelschreiber in dem Pasto der Linien einen feinen Faden eingeritzt hat. Es entsteht eine optische aktive Dynamik in der Gesamtkomposition, welche durch einen hellgrauen Rahmen um das Linienmuster hervorgehoben wird.
Während der 1960er und 1970er Jahre werden seine kinetischen Werke Teil der Popkultur, und sie üben grossen Einfluss auf die Kunst, Architektur und Mode dieser Epoche aus.
Im ersten Quartal 2019 finden bereits zwei wichtige Ausstellungen statt, „In the Labyrinth of Modernism“ im Frankfurter Städel Museum, sowie eine beeindruckende Retrospektive „Le partage des formes“ im Centre Pompidou in Paris.
Provenienz:
- Vom ersten Besitzer direkt beim Künstler erworben.
- Auktion Sotheby's, Paris, 5. Dezember 2012, Los 127.
- Bei obiger Auktion vom heutigen Besitzer erworben.
„Le moment crucial de chaque artiste est sa transmutation "d'être récepteur" en "être émetteur": là, il devient créateur, être rarissime découvrant son rôle qui consiste à donner.“ Victor Vasarely
Dieser Satz Vasarelys beschreibt den entscheidenden Moment, in dem der Künstler sich im Übergang des rezeptiven Empfängers zum Schöpfer umwandelt, der wiederum seine Rolle als Spender erreicht, in dem er bei den Betrachtern seiner Kunstwerke eine Empfindung erzeugt. Dieses Zusammenwirken definiert auch recht präzis die Kunstrichtung der Op-Art, zu deren Gründungsvätern Victor Vasarely zählt.
Bevor er die Laufbahn zur Kunst einschlägt, studiert der gebürtige Ungar Medizin in Budapest. 1927 bricht er sein Studium ab und beginnt ein klassisches Malereistudium an der Kunstakademie Podolni-Volkmann, bevor er 1929 an die Mühely Akademie wechselt. Hier, inmitten einer vom Bauhaus orientierten Lehre, kann er seiner Neigung zur Verbindung mathematischer Grundsätze mit künstlerischem Ausdruck nachgehen. Allerdings findet sein grafisch reduzierter Stil zunächst nur Anklang im Werbesegment.
Nach seinem Umzug nach Paris im Jahr 1930, arbeitet er an zahlreichen Auftragsarbeiten als Grafikdesigner und Berater für die Werbeagenturen Havas, Draeger und Devambez. Er entdeckt dabei, dass mit geometrischen Mitteln beim Betrachter Sinnesempfindungen hervorgerufen werden können, die neue Ideen über Raum, Materie und Energie vermitteln.
Vasarely entwickelt eine eigenständige, geometrische Abstraktion, deren Variationen zu optischen Bildmustern mit kinetischen Effekten führen. Das darauffolgende Jahrzehnt bringt ihm die gebührende Anerkennung als Bildender Künstler, nachdem seine Werke im „Salon des Surindependants“ (1945 und 1946), im „Salon de Realités Nouvelles“ (1947) und in der renommierten Galerie Denise René (1944 und 1948) ausgestellt werden. Diese ersten Erfolge geniesst er zunächst mit einem abstrakten Stil, der an Kompositionen eines Le Corbusier oder Piet Mondrian erinnert.
Rückblickend bildet diese Phase der Abstraktion allerdings eine entscheidende Etappe auf dem Weg zur nonfigurativen Form. Sie dokumentiert den Werdegang Vasarelys als eine plausible Entwicklung von der Reduktion bis hin zur kompletten Entsagung figürlicher Vorbilder. Jenes Urvertrauen auf eine rein formale Ausgestaltung der Bildfläche schöpft Victor Vasarely nicht zuletzt aus seinem tiefgreifenden Verständnis geometrischer Strukturen. Auf dieser Basis begründet er auch die heute als „Op Art“ bekannte Stilrichtung optisch-illusionistischer Kompositionen.
Das hier angebotene kleine Kunstwerk aus den Jahren 1955 bis 1960 ist ein Beispiel für seine förmliche und farbliche Reduktion, hin bis zu einem recht simplen und doch wirkungsstarken Zusammenspiel von horizontalen dünnen schwarzen Lienen auf weissem Hintergrund. Die Linien sind aus der Ruhe ihrer systemhaften Parallelität in ein leichtes Tanzgeflecht gerufen. Sie kreuzen sich, und systematisch kommt die Frage auf, welche Linie wohl die andere überlappt, was dem Auge zunächst nicht wirklich ersichtlich ist. Und nähert sich der Betrachter dem Kunstwerk ein wenig mehr, so bekommen die Linien eine Dreidimensionalität, da der Künstler wohl mit einem Kugelschreiber in dem Pasto der Linien einen feinen Faden eingeritzt hat. Es entsteht eine optische aktive Dynamik in der Gesamtkomposition, welche durch einen hellgrauen Rahmen um das Linienmuster hervorgehoben wird.
Während der 1960er und 1970er Jahre werden seine kinetischen Werke Teil der Popkultur, und sie üben grossen Einfluss auf die Kunst, Architektur und Mode dieser Epoche aus.
Im ersten Quartal 2019 finden bereits zwei wichtige Ausstellungen statt, „In the Labyrinth of Modernism“ im Frankfurter Städel Museum, sowie eine beeindruckende Retrospektive „Le partage des formes“ im Centre Pompidou in Paris.
CHF 16 000 / 26 000 | (€ 16 490 / 26 800)
Verkauft für CHF 22 260 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr