Lot 3021* - A188 Gemälde Alter Meister - Freitag, 29. März 2019, 14.00 Uhr
JAN WELLENS DE COCK
(Leiden um 1470–1521 Antwerpen)
Die Versuchung des Heiligen Antonius.
Öl auf Holz.
27,7 x 37,2 cm.
Gutachten: Dr. Luuk Pijl, 19.7.2005 (in Kopie vorhanden).
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Diese in einer Privatsammlung entdeckte „Versuchung des Heiligen Antonius“ lässt sich als eine eigenhändige Arbeit des Jan Wellens de Cock identifizieren, wie Dr. Luuk Pijl in seinem Gutachten bestätigt.
Bislang ist nur wenig über das Leben des Jan Wellens de Cock bekannt. Einträge der Antwerpener Malergilde aus den Jahren 1506 und 1516 belegen seine Tätigkeit als Lehrmeister sowie seine Funktion als Dekan der Gilde, die er sich mit seinem Malerkollegen Joos van Cleve (1485 – 1540) teilte.
Unter anderem lernten auch de Cocks Söhne, Hieronymus (1518 – 1570) und Matthys (1505 – 1548), in seiner Werkstatt, wobei vor allem ersterer nicht nur als Maler und Kupferstecher bekannt wurde, sondern zum wichtigsten Verleger des 16. Jahrhunderts avancierte, und massgeblich zur Verbreitung von Zeichnungen und Stichen, wie beispielsweise jene seines einstigen Lehrlings Pieter Brueghel d. Ä. (1525/30 – 1569), beitrug.
Da bislang keine signierten Werke des Künstlers bekannt sind, rekonstruierte Max J. Friedländer das Oeuvre des Jan Wellens de Cock basierend auf dem Gemälde „Landschaft mit Heiligem Christopherus“, das in einem Stich reproduziert wurde, welcher mit Pictum J. Kock bezeichnet war.
Dr. Luuk Pijl weist auf die starken Parallelen des Werks von de Cocks zu jenem von Cornelis Engelbrechtsz (1468 – 1533) aus Leiden hin, was ihm zufolge vermuten lässt, dass de Cock ursprünglich aus eben dieser Stadt stammt und eventuell identisch mit Jan van Leyen ist, der sich 1503 in Antwerpen niederliess.
Jan Wellens de Cock zählt, so Dr. Luuk Pijl, zu jener Gruppe von Malern, die als Antwerpener Manieristen bezeichnet werden. Ihre Arbeiten florierten in einem kulturellen Klima, das von der Wirtschafts- und Handelskraft des unangefochtenen kommerziellen Zentrums des damaligen Europas geprägt war. Meister wie etwa Goossen van der Weyden (um 1465 – 1538), der frühe Jan Gossaert (1478 – 1532), Jan de Beer (um 1475 – vor 1528), Herri met de Bles (1510 – 1555/1560) oder Jan Meyden (1500/02 – 1559/60) zählen zu den Protagonisten der Antwerpener Manieristen. Mit ihnen teilt de Cock seine Vorliebe für überspitzte figurale Formen, ausladende Posen, reiche Kostüme und kräftige Farben, die auch in dem hier offerierten Werk deutlich wird:
Die Darstellung zeigt den Heiligen Antonius in Meditation, der Versuchung des Weins widerstehend, der ihm von einer prachtvoll gekleideten Dame und ihrem Begleiter in einem edlen Kelch angeboten wird. Mehrere vom Teufel gesandte, fantastische Kreaturen beobachten den Abt. Eingebettet ist diese Szene in eine Ruinenlandschaft, in der sich weitere fantastische Kreaturen finden, die ebenso detailreich wie beeindruckend fein ausgeführt sind.
Bei diesem Gemälde handelt es sich, wie Dr. Luuk Pijl bestätigt, um eine neue Entdeckung und bedeutsame Erweiterung des Oeuvres von Jan Wellens de Cock. Die Komposition des Werks ähnelt einem bekannten Stich von de Cock, der auf das Jahr 1522 datiert und sich heute in der National Gallery of Arts in Washington befindet (Abb. 1, Inv. Nr. 1954.12.225; Hollstein´s Dutch and Flemish etchings, engravings and woodcuts 1450–1700, Amsterdam 1954, IV, Nr. 1, Abb. 11).
Das Motiv des Stichs ist nicht seitenverkehrt zu jenem des Gemäldes, sodass der Stich dem Gemälde vorausgegangen sein und das Gemälde folglich zwischen 1522 und 1527, dem Todesjahr de Cocks, entstanden sein muss.
Das Thema der „Versuchung des Heiligen Antonius“ hat in der westlichen Kunst lange Tradition und war vor allem um 1500 ein beliebtes Thema. Künstler wie Hieronymus Bosch (um 1450 – 1516), Joachim Patinir (um 1475/1480 – 1524), Quentin Massys (um 1466 – 1530) und Mathias Grünewald (um 1475/80 – ca. 1530) zeigten den Einsiedler häufig in einer infernalen Landschaft. Im Gegensatz zu ihnen, zeigt de Cock den Heiligen in einer friedlichen Umgebung und in Meditation. Er führt ein standhaftes Leben und lässt sich nicht von den weltlichen Freuden, die ihm von der reizenden Dame dargeboten werden, ablenken.
Dr. Luuk Pijl macht darauf aufmerksam, dass sich eine weitere Darstellung desselben Motivs in der Sammlung Thyssen in Madrid befindet, die ebenfalls von der Hand Jan Wellens de Cock stammt (Inv. Nr. 93(1928.5)), Die Versuchung des heiligen Anthonius, Öl auf Holz, 60 x 45,5 cm).
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Diese in einer Privatsammlung entdeckte „Versuchung des Heiligen Antonius“ lässt sich als eine eigenhändige Arbeit des Jan Wellens de Cock identifizieren, wie Dr. Luuk Pijl in seinem Gutachten bestätigt.
Bislang ist nur wenig über das Leben des Jan Wellens de Cock bekannt. Einträge der Antwerpener Malergilde aus den Jahren 1506 und 1516 belegen seine Tätigkeit als Lehrmeister sowie seine Funktion als Dekan der Gilde, die er sich mit seinem Malerkollegen Joos van Cleve (1485 – 1540) teilte.
Unter anderem lernten auch de Cocks Söhne, Hieronymus (1518 – 1570) und Matthys (1505 – 1548), in seiner Werkstatt, wobei vor allem ersterer nicht nur als Maler und Kupferstecher bekannt wurde, sondern zum wichtigsten Verleger des 16. Jahrhunderts avancierte, und massgeblich zur Verbreitung von Zeichnungen und Stichen, wie beispielsweise jene seines einstigen Lehrlings Pieter Brueghel d. Ä. (1525/30 – 1569), beitrug.
Da bislang keine signierten Werke des Künstlers bekannt sind, rekonstruierte Max J. Friedländer das Oeuvre des Jan Wellens de Cock basierend auf dem Gemälde „Landschaft mit Heiligem Christopherus“, das in einem Stich reproduziert wurde, welcher mit Pictum J. Kock bezeichnet war.
Dr. Luuk Pijl weist auf die starken Parallelen des Werks von de Cocks zu jenem von Cornelis Engelbrechtsz (1468 – 1533) aus Leiden hin, was ihm zufolge vermuten lässt, dass de Cock ursprünglich aus eben dieser Stadt stammt und eventuell identisch mit Jan van Leyen ist, der sich 1503 in Antwerpen niederliess.
Jan Wellens de Cock zählt, so Dr. Luuk Pijl, zu jener Gruppe von Malern, die als Antwerpener Manieristen bezeichnet werden. Ihre Arbeiten florierten in einem kulturellen Klima, das von der Wirtschafts- und Handelskraft des unangefochtenen kommerziellen Zentrums des damaligen Europas geprägt war. Meister wie etwa Goossen van der Weyden (um 1465 – 1538), der frühe Jan Gossaert (1478 – 1532), Jan de Beer (um 1475 – vor 1528), Herri met de Bles (1510 – 1555/1560) oder Jan Meyden (1500/02 – 1559/60) zählen zu den Protagonisten der Antwerpener Manieristen. Mit ihnen teilt de Cock seine Vorliebe für überspitzte figurale Formen, ausladende Posen, reiche Kostüme und kräftige Farben, die auch in dem hier offerierten Werk deutlich wird:
Die Darstellung zeigt den Heiligen Antonius in Meditation, der Versuchung des Weins widerstehend, der ihm von einer prachtvoll gekleideten Dame und ihrem Begleiter in einem edlen Kelch angeboten wird. Mehrere vom Teufel gesandte, fantastische Kreaturen beobachten den Abt. Eingebettet ist diese Szene in eine Ruinenlandschaft, in der sich weitere fantastische Kreaturen finden, die ebenso detailreich wie beeindruckend fein ausgeführt sind.
Bei diesem Gemälde handelt es sich, wie Dr. Luuk Pijl bestätigt, um eine neue Entdeckung und bedeutsame Erweiterung des Oeuvres von Jan Wellens de Cock. Die Komposition des Werks ähnelt einem bekannten Stich von de Cock, der auf das Jahr 1522 datiert und sich heute in der National Gallery of Arts in Washington befindet (Abb. 1, Inv. Nr. 1954.12.225; Hollstein´s Dutch and Flemish etchings, engravings and woodcuts 1450–1700, Amsterdam 1954, IV, Nr. 1, Abb. 11).
Das Motiv des Stichs ist nicht seitenverkehrt zu jenem des Gemäldes, sodass der Stich dem Gemälde vorausgegangen sein und das Gemälde folglich zwischen 1522 und 1527, dem Todesjahr de Cocks, entstanden sein muss.
Das Thema der „Versuchung des Heiligen Antonius“ hat in der westlichen Kunst lange Tradition und war vor allem um 1500 ein beliebtes Thema. Künstler wie Hieronymus Bosch (um 1450 – 1516), Joachim Patinir (um 1475/1480 – 1524), Quentin Massys (um 1466 – 1530) und Mathias Grünewald (um 1475/80 – ca. 1530) zeigten den Einsiedler häufig in einer infernalen Landschaft. Im Gegensatz zu ihnen, zeigt de Cock den Heiligen in einer friedlichen Umgebung und in Meditation. Er führt ein standhaftes Leben und lässt sich nicht von den weltlichen Freuden, die ihm von der reizenden Dame dargeboten werden, ablenken.
Dr. Luuk Pijl macht darauf aufmerksam, dass sich eine weitere Darstellung desselben Motivs in der Sammlung Thyssen in Madrid befindet, die ebenfalls von der Hand Jan Wellens de Cock stammt (Inv. Nr. 93(1928.5)), Die Versuchung des heiligen Anthonius, Öl auf Holz, 60 x 45,5 cm).
CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)
Verkauft für CHF 168 500 (inkl. Aufgeld)
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