Lot 3415 - A191 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2019, 14.00 Uhr
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1971.
Tempera auf Pergament.
Unten links signiert und datiert: Tobey 71.
102,5 x 53,5 cm.
Provenienz:
- Galerie Alice Pauli, Lausanne (verso mit dem Etikett)
- Bei obiger Galerie im Jahr 2006 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.
Mark Tobeys bildkünstlerische Welt ist komplex und kennzeichnet sich durch ein fast unerschöpfliches Potential an Kreativität, Experimentierfreude und die Kraft zur Innovation aus. Die beeindruckende Materialität und stilistische Diversität offenbaren und ermöglichen ein breites Spektrum an Themen, etwa der Natur, der Zivilisation, der Städte, der Bewegungen, des Himmels und des Kosmos, des Rhythmus und der Musik, der Leere und der Kontemplation. Er lässt sich von seiner Umgebung inspirieren, in der er versucht eine Abstraktion zu sehen, in der sich eine tiefsinnige, rhythmische Plastizität verbirgt.
“I like best to see in nature what I want in my painting. When we can find the abstract in nature we find the deepest art.” (Mark Tobey). Sein bildhafter Korpus generiert Strukturen und Konstellationen im Unterbewusstsein des Betrachters und schafft es, jenseits der Grenze zwischen dem Abstrakten und Figurativen, eine Vorstellung der Darstellung hervorzurufen, was in den hier angebotenen Werken veranschaulicht wird. Ob durch den Wind tanzende Federn oder schwebende Samen, dank dem sehr fein erarbeitetem Stil schafft es der Künstler, das Organische der Natur in Ideenassoziationen aufzurufen.
Die frühen Arbeiten von 1958 (Lot 3409) und 1965 (Lot 3410) unterscheiden sich von den beiden späteren vorliegenden Werken durch ihren feinen faserartigen, sehr dichten und genauen Duktus. Die Arbeit von 1958 gehört zu seiner Serie „Meditation Writing“ und die Arbeit von 1965 gehört zu seiner Serie der "White Writings". Die späteren zwei Arbeiten aus den 70er Jahren lockern sich auf, der Strich ist stürmischer, wilder und freier (siehe beispielsweise Lot 3408). Die Farbwahl ist extravagante und dennoch strahlen sie eine unerschütterliche Harmonie aus. Das hier gegenüber abgebildete, wunderbare Werk von 1971 (Lot 3415) ist durch die Grösse ein recht seltenes Werk, und es veranschaulicht Tobeys abstrakt expressionistischen Stil, stetig auf der Suche nach dem Gleichgewicht, welches er in seinem obenstehenden Zitat erwähnt.
Hinter diesen Werken steht ein aussergewöhnlicher Werdegang – zu Beginn seiner Laufbahn zieht Mark Tobey mit sechzehn Jahren nach Chicago, wo er am Art Institute Kurse für Öl- und Aquarellmalerei besucht und sein Geld als Industriedesigner in einem Stahlwerk verdient. 1911 geht er nach New York, wo er als Porträtmaler und Modezeichner für die Zeitschrift Vogue arbeitet. Während seiner Zeit in New York entdeckt und bekennt sich Mark Tobey zur spirituellen Lehre Bahā'ullāhs, welche eine Verbindung der grossen Weltreligionen in ihrer Vielfältigkeit zu einer gemeinsamen Weisheit erstrebt. Er zieht anschliessend nach Seattle, wo er am Cornish College of the Arts unterrichtet und sich ausführlich mit der chinesischen Malerei befasst. Ab 1925 beginnen seine Reisen mit Aufenthalten in Paris, dem Nahen Osten und eine längere Reise nach China und Japan, wo er sich in einem Zen-Kloster mit der Lehre und der Malerei des Zens sowie mit der Kalligrafie beschäftigt.
Er hat zugleich immer einen Fuss in England, wo er zwischen 1930 bis 1938 an der Dartington Hall School in Devonshire unterrichtet. Im Jahr 1960 lässt sich Tobey in Basel nieder. Im selben Jahr erwirbt das Sammlerehepaar Ernst und Hildy Beyeler 40 Werke vom Künstler. Bis dahin hat er bereits ein internationales Renommée, wurde mit einigen Preisen gekrönt, hat erfolgreiche Teilnahmen an der Biennale sowie an der documenta II und III absolviert.
Mark Tobey macht jedes der Länder indem er zeitweise verweilt zu seinem Heimatland und gilt als einer der wenigen Kosmopoliten unter den Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er lebt zwischen den Kulturen und Welten, wonach auch zwei Ausstellungen 1989 im Folkwang Museum in Essen und im Cantonal Museum in Mendrisio betitelt worden sind, „Between Worlds“. In seinen eigenen Worten: „The art of the future cannot germinate in antagonism and nationalistic rivality, but will spring forth with a renewed growth if man in general will grow to the stature of universal citizenship.“ (zit. Mark Tobey in: Ausst.Kat. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Madrid, 1997, S. 17).
Im Zuge seiner langjährigen Beschäftigung mit der Kalligrafie entwickelt er eine eigene bildnerische Schrift; er hat dabei nie die Absicht gehabt eine ostasiatische Bildsprache zu imitieren, vielmehr seine eigene mit seinem westlichen Einfluss geschaffene Charakterisierung zu finden. Darüber hinaus ist er auch nie einer Künstlergruppe beigetreten. „I have never tried to pursue a particular style in my work. From, the road has been a zig-zag into and out of old civilisations, seeking for new horizons through meditation and contemplation.“ (ebenda S. 68). Mark Tobey lebt seinen Universalismus als Einzelgänger aus und hinterlässt Lebensmuster und Lebensspuren in seinen Werken.
- Galerie Alice Pauli, Lausanne (verso mit dem Etikett)
- Bei obiger Galerie im Jahr 2006 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.
Mark Tobeys bildkünstlerische Welt ist komplex und kennzeichnet sich durch ein fast unerschöpfliches Potential an Kreativität, Experimentierfreude und die Kraft zur Innovation aus. Die beeindruckende Materialität und stilistische Diversität offenbaren und ermöglichen ein breites Spektrum an Themen, etwa der Natur, der Zivilisation, der Städte, der Bewegungen, des Himmels und des Kosmos, des Rhythmus und der Musik, der Leere und der Kontemplation. Er lässt sich von seiner Umgebung inspirieren, in der er versucht eine Abstraktion zu sehen, in der sich eine tiefsinnige, rhythmische Plastizität verbirgt.
“I like best to see in nature what I want in my painting. When we can find the abstract in nature we find the deepest art.” (Mark Tobey). Sein bildhafter Korpus generiert Strukturen und Konstellationen im Unterbewusstsein des Betrachters und schafft es, jenseits der Grenze zwischen dem Abstrakten und Figurativen, eine Vorstellung der Darstellung hervorzurufen, was in den hier angebotenen Werken veranschaulicht wird. Ob durch den Wind tanzende Federn oder schwebende Samen, dank dem sehr fein erarbeitetem Stil schafft es der Künstler, das Organische der Natur in Ideenassoziationen aufzurufen.
Die frühen Arbeiten von 1958 (Lot 3409) und 1965 (Lot 3410) unterscheiden sich von den beiden späteren vorliegenden Werken durch ihren feinen faserartigen, sehr dichten und genauen Duktus. Die Arbeit von 1958 gehört zu seiner Serie „Meditation Writing“ und die Arbeit von 1965 gehört zu seiner Serie der "White Writings". Die späteren zwei Arbeiten aus den 70er Jahren lockern sich auf, der Strich ist stürmischer, wilder und freier (siehe beispielsweise Lot 3408). Die Farbwahl ist extravagante und dennoch strahlen sie eine unerschütterliche Harmonie aus. Das hier gegenüber abgebildete, wunderbare Werk von 1971 (Lot 3415) ist durch die Grösse ein recht seltenes Werk, und es veranschaulicht Tobeys abstrakt expressionistischen Stil, stetig auf der Suche nach dem Gleichgewicht, welches er in seinem obenstehenden Zitat erwähnt.
Hinter diesen Werken steht ein aussergewöhnlicher Werdegang – zu Beginn seiner Laufbahn zieht Mark Tobey mit sechzehn Jahren nach Chicago, wo er am Art Institute Kurse für Öl- und Aquarellmalerei besucht und sein Geld als Industriedesigner in einem Stahlwerk verdient. 1911 geht er nach New York, wo er als Porträtmaler und Modezeichner für die Zeitschrift Vogue arbeitet. Während seiner Zeit in New York entdeckt und bekennt sich Mark Tobey zur spirituellen Lehre Bahā'ullāhs, welche eine Verbindung der grossen Weltreligionen in ihrer Vielfältigkeit zu einer gemeinsamen Weisheit erstrebt. Er zieht anschliessend nach Seattle, wo er am Cornish College of the Arts unterrichtet und sich ausführlich mit der chinesischen Malerei befasst. Ab 1925 beginnen seine Reisen mit Aufenthalten in Paris, dem Nahen Osten und eine längere Reise nach China und Japan, wo er sich in einem Zen-Kloster mit der Lehre und der Malerei des Zens sowie mit der Kalligrafie beschäftigt.
Er hat zugleich immer einen Fuss in England, wo er zwischen 1930 bis 1938 an der Dartington Hall School in Devonshire unterrichtet. Im Jahr 1960 lässt sich Tobey in Basel nieder. Im selben Jahr erwirbt das Sammlerehepaar Ernst und Hildy Beyeler 40 Werke vom Künstler. Bis dahin hat er bereits ein internationales Renommée, wurde mit einigen Preisen gekrönt, hat erfolgreiche Teilnahmen an der Biennale sowie an der documenta II und III absolviert.
Mark Tobey macht jedes der Länder indem er zeitweise verweilt zu seinem Heimatland und gilt als einer der wenigen Kosmopoliten unter den Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er lebt zwischen den Kulturen und Welten, wonach auch zwei Ausstellungen 1989 im Folkwang Museum in Essen und im Cantonal Museum in Mendrisio betitelt worden sind, „Between Worlds“. In seinen eigenen Worten: „The art of the future cannot germinate in antagonism and nationalistic rivality, but will spring forth with a renewed growth if man in general will grow to the stature of universal citizenship.“ (zit. Mark Tobey in: Ausst.Kat. Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Madrid, 1997, S. 17).
Im Zuge seiner langjährigen Beschäftigung mit der Kalligrafie entwickelt er eine eigene bildnerische Schrift; er hat dabei nie die Absicht gehabt eine ostasiatische Bildsprache zu imitieren, vielmehr seine eigene mit seinem westlichen Einfluss geschaffene Charakterisierung zu finden. Darüber hinaus ist er auch nie einer Künstlergruppe beigetreten. „I have never tried to pursue a particular style in my work. From, the road has been a zig-zag into and out of old civilisations, seeking for new horizons through meditation and contemplation.“ (ebenda S. 68). Mark Tobey lebt seinen Universalismus als Einzelgänger aus und hinterlässt Lebensmuster und Lebensspuren in seinen Werken.
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