Lot 3439* - Z40 PostWar & Contemporary - Samstag, 25. Juni 2016, 14.00 Uhr
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in Japanisch signiert: Shiraga, sowie auf der Rückseite signiert und datiert: Kazuo Shiraga 1961.
24,4 x 34,3 cm.
Provenienz:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
„We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art.“ (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von „spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken“ heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März – 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab – die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
„We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art.“ (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von „spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken“ heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März – 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab – die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
CHF 70 000 / 100 000 | (€ 72 160 / 103 090)
Verkauft für CHF 132 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr