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Lot 3609 - Z40 Grafik & Multiples - Samstag, 25. Juni 2016, 16.00 Uhr

ERNST LUDWIG KIRCHNER

(Aschaffenburg 1880–1938 Frauenkirch)
Der Wanderer.
1922.
Kaltnadelradierung, 3. Zustand, einer von bisher 9 bekannten Exemplaren dieses Zustandes. Verso mit dem Nachlassstempel: Nachlass E.L. Kirchner R395 III. Darstellung 18,2 x 30,5 cm auf Vélin 30,4 x 42,6 cm.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Gercken für seine wissenschaftliche Unterstützung. Das Werk wird in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis der Druckgrafik Ernst Ludwig Kirchners unter der Nummer 1309 aufgenommen.

Werkverzeichnis: Dube, Nr. R407 (III von IV).

1917 kommt der schwerkranke und vom Ersten Weltkrieg traumatisierte Ernst Ludwig Kirchner erstmals zu ärztlicher Behandlung nach Davos. Von Lähmungserscheinungen in Beinen und Armen sowie seiner Drogen- und Medikamentensucht gezeichnet, soll die Schweiz ein kurzfristiger Zufluchtsort der Genesung und Erholung sein, wird aber schnell zur neuen Heimat und Motor für eine neue Schaffensphase in seinem Oeuvre. Bereits im darauffolgenden Jahr mietet er das Haus "In den Lärchen", das er als Sommersitz behält. 1921 siedelt seine Lebensgefährtin Erna Schilling endgültig in die Schweiz über, und 1923 ziehen beide in ihr neues Haus auf dem Wildboden bei Frauenkirch.

Für Kirchner bietet die Bergwelt Schutz vor dem Krieg. Er klammert sich an die von ihm so positiv empfundene Landschaft, erkundet die neue Umgebung und sucht aktiv den Kontakt mit den Bauern, was ihm über seine psychischen und physischen Probleme einstweilen hinweg hilft. Reidemeister beschreibt Kirchners Weg nach Davos wie folgt: "... nach mannigfaltigen Stationen einer qualvollen Krankheitsgeschichte [hat er] in der Bergwelt des Davoser Tals wieder Wurzeln geschlagen, um dort zum Interpreten einer grandiosen Natur und eines starken, in ihren Rhythmus eingebundenen Menschengeschlechts zu werden." (Ausst.Kat.: Expressionismus in den Bergen, u.a. Kunstmuseum Berlin, 2007, S. 9).

Seine Bewunderung der naturverbundenen und körperlich hart arbeitenden Bauern drückt Kirchner in dieser Zeit in zahlreichen Druckgrafiken aus. Am bekanntesten sind in diesem Zusammenhang seine Holzschnitte, aber wie wir im vorliegenden Werk "Der Wanderer" sehen, hat er sich auch mit der Radierung intensiv auseinandergesetzt. Die Arbeit besticht durch ihr aussergewöhnliches Querformat, in dessen Mitte auf einem Weg der Wanderer durch die schweizerischen Berge geht. Mit wenigen Strichen erschafft Kirchner eine Bergwelt, in der er den Wanderer durch die kräftigen, engen Kaltnadelstriche prominent in Szene setzt.

Die vorliegende Radierung beweist eindrucksvoll die Qualität von Kirchners druckgrafischem Werk.

CHF 15 000 / 20 000 | (€ 15 460 / 20 620)


Verkauft für CHF 13 700 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr